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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Fische; Fischegel; Fischeln

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Fische (astronomisch) - Fischeln

(Rogen) außerhalb des Mutterkörpers befruchtet; die Hoden der F. bildet die sog. Milch. Nur wenige Arten gebären lebendige Junge (s. Laichen). Die Fruchtbarkeit der F. ist unglaublich groß; Cuvier und Bloch sprechen von Hunderttausenden von Eiern in einem Individuum, Blumenbach und Lacepède von Millionen. Die Lebensdauer der F. scheint groß, viele wachsen noch im geschlechtsreifen Zustande bei günstiger Ernährung unausgesetzt weiter, so daß es schwer fällt, für sie normale Größenmaße anzugeben; auffallend ist bei vielen die Lebenszähigkeit. Bezüglich der Mannigfaltigkeit der Gestaltung übertreffen die F. die andern Wirbeltiere ebenso wie hinsichtlich ihrer freilich sehr vergänglichen Farbenpracht. Bei vielen Arten legen die Männchen während der Laichzeit ein besonders bunt geschmücktes Hochzeitskleid an. Sehr viele sind auch eines Farbenwechsels fähig, der ihnen erlaubt, sich der Umgebung schützend anzupassen. Der bei freischwimmenden F. durch mikroskopische Blättchen guaninsauren Kalkes erzeugte Silberglanz der Bauchseite läßt sie, schräg von unten gesehen, trefflich gegen den Wasserspiegel verschwinden, der infolge der totalen Reflexion des Lichts undurchsichtig wie ein Quecksilberspiegel erscheint.

Man teilt die Klasse der F. jetzt in folgende Ordnungen: Teleostei oder Knochenfische (s. d.) mit freien Kiemen, Kiemendeckel und knöchernem Skelett (s. Tafel: Buntfarbige Fische und Tafel: Fische Ⅰ, Fig. 1‒10; Taf. Ⅱ, Fig. 1‒14; Taf. Ⅲ, Fig. 1‒5; Taf. Ⅳ, Fig. 1‒5; Taf. Ⅴ, Fig. 1‒14; Taf. Ⅵ, Fig. 2); hierher gehören fast alle unsere Süßwasserfische (Taf. Ⅰ, Fig. 1‒3, 7‒10; Taf. Ⅲ, Fig. 2; Taf. Ⅳ, Fig. 4; Taf. Ⅴ, Fig. 1‒4, 10, 13; Taf. Ⅵ, Fig. 2); Schmelzschupper (s. d.) oder Ganoidei, mit oft knorpligem Skelett und vielen Klappen im Aortenstiel (Taf. Ⅵ, Fig. 1, 2 u. 3); dahin gehören die Störe, die Flössel- und Knochenhechte; Dipnoi, Doppelatmer oder Lungenfische (s. d.), den Übergang zu den Amphibien vermittelnd, mit Kiemen und Lungen versehen und nur durch drei Gattungen (Lepidosiren, Protopterus, Ceratodus) vertreten (Taf. Ⅵ, Fig. 4); Selachii oder Knorpelfische (s. d.), mit angewachsenen Kiemen, ohne Kiemendeckel und mit knorpligem Skelett, die Chimären, Haie und Rochen begreifend (Taf. Ⅶ, Fig. 1‒5; Taf. Ⅷ, Fig. 1‒4); Cyclostomata, oder Rundmäuler (s. d.), mit rundem Saugmund und angewachsenen Kiemen, die Lampreten und Inger enthaltend; endlich die niedrigsten, die Röhrenherzen, Leptocardia (s. Lanzettfische), kleine Fischchen ohne Schädel, Hirn und Herz, mit in der Bauchhöhle gelegenen Kiemen und farblosem Blute. Neuerdings hat man die beiden letztern Ordnungen, die keine paarigen Flossen besitzen, von den F. getrennt und als eigene Klassen aufgestellt.

Einige F., besonders der Zitterrochen, Zitterwels und Zitteraal, haben das eigentümliche Vermögen, elektrische Schläge zu erteilen. (S. Zitterfische.) Die geogr. Verbreitung der F. geht durch alle Zonen, so weit das Wasser reicht. Man kann die F. in Seefische, Brakwasser-und Süßwasserfische einteilen, ohne indes damit einen Ausdruck für ihre natürliche Verwandtschaft zu gewinnen, da sehr viele Familien Vertreter im Meere und in den Flüssen zugleich haben und viele Wanderfische zeitweise, zum Zwecke des Laichens, aus dem salzigen ins süße Wasser ziehen oder umgekehrt. Im Meere unterscheidet man Küstenfische, pelagische und Tiefseefische, die wieder durch viele Übergänge verbunden sind. Die meisten Arten Küstenfische beherbergt die heiße Zone, in der auch die pelagischen ihren Höhepunkt erreichen; die kältern Breiten zeichnen sich durch Herdenfische aus, bei denen eine oft ungeheure Individuenzahl zusammenhält. Von Tiefseefischen haben wir früher meist nur durch Zufall Kunde erhalten (s. Heringskönige und Haifische), erst die neuern Forschungen haben zu interessanten Entdeckungen geführt. Die meist dunkel gefärbten Tiere von weicher Körperbeschaffenheit orientieren sich entweder in ihrer finstern Umgebung durch lange Fühlfäden, wie der Bathypterois longipes Günther, oder sie erleuchten die Nacht durch die Phosphorescenz sehr verschiedenartig gestalteter Leuchtorgane, um mit sehr großen Augen die von ihnen selbst erzeugte Dämmerung zu durchdringen (s. Tiefseeforschung). – Über die Fliegenden Fische s. d.

Die F. sind die ältesten Wirbeltiere. Man hat Reste derselben schon in den silurischen Schichten gefunden. Bis zum Jura gab es nur Selachier und Ganoiden; die Knochenfische treten erst in den obersten Juraschichten auf. Hauptwerk über die fossilen F. ist dasjenige von Agassiz («Recherches sur les poissons fossiles», 5 Bde. und Atlas, Neuenburg 1833‒43), während die Werke von Cuvier und Valenciennes («Histoire naturelle des poissons», 22 Bde., Par. 1828‒49), Joh. Müller und Günther für die Fischkunde oder Ichthyologie maßgebend sind. Vgl. auch noch: Siebold, Die Süßwasserfische von Mitteleuropa (Lpz. 1863); Mulder Bosgoed, Bibliotheca ichthyologica et piscatoria (Haarl. 1874); Möbius und Heincke, Die F. der Ostsee (Berl. 1883).

In Bezug auf Nützlichkeit für den Menschen folgen die F. unmittelbar auf die Säugetiere. Denn nicht allein erhalten sich rohere Völker, zumal wenn sie sehr arme und unfruchtbare Länder bewohnen, oft nur durch F., sondern es ist der Fischfang auch für große und gebildete Nationen eine Quelle des Reichtums und der Macht. In dem alten Rom waren die F. selbst Gegenstände eines höchst verfeinerten Luxus geworden. (S. Fischerei, Fischhandel und Fischzucht.)

Fische (Pisces), das 12. der Zeichen des Tierkreises, von 330° bis 360° Länge reichend und mit ♓ bezeichnet; außerdem auch ein Sternbild des südl. Himmels.

Fischegel (Piscicola), Gattung der Rüsselegel (s. Blutegel) mit sechs äußerlich auf Fischen und besonders auf deren Kiemen schmarotzenden, im Süßwasser vorkommenden meist lebhaft gefärbten Arten. Der Körper ist schmal, nicht einrollbar; die F. kriechen auf ihren Wirten mit Bewegungen nach Art der Spannerraupen herum und sind ziemlich lebhafte Tiere. Wo sie in großen Mengen auftreten, was bisweilen geschieht, können sie die Zucht der Fische, besonders der Karpfen, benachteiligen, zeitweilig sogar unmöglich machen.

Fischeln, Landgemeinde im Landkreis Krefeld des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, 2½ km südlich von Krefeld, mit dem es seit 1883 durch eine Dampfstraßenbahn verbunden ist, hat (1890) 6659 meist kath. E., Post, Telegraph, großes Krankenhaus der Augustinerinnen; Eisengießerei, Kesselschmiede, Seidenweberei (1000 Handstühle), mechan. Sammetweberei, chem. Fabrik, Metall- und Galanteriewaren-, Wachspapier-, Wachsleinen- und zwei Liqueurfabriken, Brauerei und Gemüsebau.