Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Forum'
streckt; die Breiteausdehnung ist bedeutend geringer als die Länge. Nachdem die sumpfige Gegend des ältesten römischen F. allmählich zugeschüttet worden,
legte der fünfte König Roms, Tarquinius Priscus, zur völligen Entwässerung des Platzes die Cloaca maxima an, welche auf
dem F. noch jetzt an der südöstl. Seite der Basilica Julia, sichtbar ist. Der innere Teil des F., der eigentliche Platz, wurde
von allen Seiten durch Straßen begrenzt (die Sacra Via, welche, von der Höhe der
Velia kommend, durch den Fabierbogen in das eigentliche F. einmündete, den
Vicus lugarius, auch Sub veteribus genannt, und den auf die Höhe des Kapitols
hinaufführenden Clivus Capitolinus). Der Länge nach zerfiel das F. in zwei Hälften: das für Gerichtsverhandlungen
bestimmte, von Tempeln und öffentlichen Gebäuden umgebene Komitium (der nordöstl. Teil) und das F. im engern Sinne für den Handelsverkehr und die
Volksversammlungen. Dasselbe war von steinernen Hallen umgeben; hinter denselben lagen Buden oder Verkaufsläden
(Tabernae), aus denen schon frühzeitig die gemeinern Gewerbe, wie die Fleischer, vertrieben wurden, um den
vornehmern, besonders den Geldwechslern (Argentarii) Platz zu machen. Im Anfang des 2. Jahrh. v.Chr. wurden
allmählich jene Hallen und Läden durch prächtige, für den Verkehr wie für Gerichtsverhandlungen bestimmte Gebäude, die sog. Basiliken, ersetzt, welche
zunächst die Längenseiten des F. einnahmen; die älteste war die 184 v.Chr. erbaute Basilica Porcia, später entstanden
die Basilica Opimia, Fulvia, zuletzt die Aemilia
und Julia, welche an die Stelle älterer Basiliken traten. Die Fora, auf denen dann der Verkauf von Lebensmitteln
stattfand, tragen bezeichnende Zunamen, so das Forum boarium am Tiber, das
Forum suarium, piscatorium, olitorium u.s.w.
An das Komitium, auf welchem sich das Tribunal des Prätor Urbanus befand, stieß die Hostilische Kurie, der regelmäßige Versammlungsort des Senats; an der
nordwestl. Seite des F. lag bei dem Clivus Capitolinus der Tempel der Concordia, dann weiterhin der des Saturn mit der
Schatzkammer (aerarium) und dem Archiv (tabularium) des Staates; auf der nördl.
Seite standen vor der Basilica argentaria drei Durchgangsgebäude, Jani, deren
mittleres (Janus medius) der Ort war, wo vorzugsweise Geldgeschäfte gemacht wurden. Die Grenze zwischen F. und
Komitium wurde in älterer Zeit ungefähr durch die Rostra, die Rednerbühne, gebildet, die später nach dem obern Ende
des F. verlegt wurde. Seit Julius Cäsar und Augustus verlor ↔ das Forum Romanum die Bedeutung, die es in der republikanischen Zeit als
Mittelpunkt des röm. Staatslebens gehabt hatte; aber auf seine Verschönerung durch angrenzende Gebäude, wie die
Basilica Julia, und durch Denkmäler, deren letztes die vom Exarchen Smaragdus dem Kaiser Phokas 608 n.Chr. errichtete,
noch erhaltene Säule ist, war man fortwährend bedacht.
Mit weit größerer Pracht waren aber diejenigen Fora ausgestattet, welche seit Julius Cäsar von mehrern Kaisern aufgeführt und namentlich zu Gerichtsstätten
bestimmt wurden. Bei diesen kam es nicht auf den freien Platz an, der wohl auch ganz fehlen konnte, sondern auf die Gebäude (Tempel, welche den
Mittelpunkt der ganzen, rings von Mauern umschlossenen Anlage bildeten, Basiliken, Hallen). Durch das F. des Julius Cäsar, des Augustus, des Nerva und das
mit der berühmten Säule (s. Trajanssäule) geschmückte F. des Trajan entstand allmählich nördlich vom alten F. eine Reihe der
prachtvollsten Bauwerke.
Auch mehrere Ortschaften führen den Namen F., durch den die Gerichtsbarkeit und Marktgerechtigkeit angedeutet
wird, und dem gewöhnlich der Name eines Römers oder ein anderer, näher bezeichnender Zusatz hinzugefügt ist, so z.B.
Forum Appii in den Pontinischen Sümpfen an der Via Appia (jetzt Treponti);
Forum Flaminii in Umbrien an der Via Flaminia;
Forum Hadriani bei den Batavern (jetzt Voorburg); Forum Julii, das heutige Fréjus
bei Marseille und ebenso das heutige Friaul; Forum Livii, das heutige Forli;
Forum Sempronii in Umbrien (jetzt Fossombrone); Forum Cornelii (jetzt Imola).
Mehrere Orte führen den Namen Forum novum, andere den Zunamen der Völkerschaft, in deren Gebiete sie liegen, wie
Forum Bibalorum in Spanien, Forum Gallorum zwischen Mutina und Bononia
(jetzt Castelfranco dell'Emilia), Forum Segusiavorum (jetzt Feurs) in Gallien.
Vgl. Nibby, Del Foro romano (Rom 1819); Canina,
Esposizione storica e topografica del Foro romano (2. Aufl. mit Atlas, ebd. 1845): ders.,
Roma nell'anno1838, Bd. 2 (ebd. 1839); Tocco, Ripristinazione del Foro romano
(ebd. 1858); Reber, Die Ruinen Roms (Lpz. 1863); Parker, The Forum Romanum
(«Archaeology of Rome», Bd. 2, Lond. 1876); Jordan, Kapitol, F. und Sacra via in
Rom (Berl. 1881); Hülsen, Rekonstruktion des Forum Romanum (Rom 1892).
In der jetzigen Rechtssprache bezeichnet F. die Amtsstelle, die für die Erledigung eines Prozesses zuständig ist. (S.
Gerichtsstand.)