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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frankreich (Bodengestaltung)

der Südwestabsenkung in der Umgebung von Avesnes und die Ufergegend der Maas zwischen Mézières und Givet zu F. gehören.

Im O. wird das Pariser Becken durch das Tiefland der Champagne von dem oberrhein. Granit- und Sandsteingebirge geschieden. Es gehört aber nur der Teil zu F., dessen Übergang zum nordfranz. Centrum durch die Plateaus von Lothringen vermittelt wird. Wenn man den zerstückelten östl. Steilrand des Pariser Beckens als erste Verteidigungsmauer für Paris betrachtet, so kann man auf dem Wege zum nördl. Elsaß noch fünf solcher strategisch bedeutungsvoller Naturmauern verfolgen. Die tiefen Kreideflächen der Champagne erheben sich in östl. und südöstl. Richtung ganz allmählich und brechen mit Überhöhung von 65 bis 100 m ziemlich scharf ab. Dieser Abbruch bildet die zweite Verteidigungsmauer für Paris, am schwächsten ausgeprägt zwischen Vitry und Troyes, am stärksten zwischen Troyes und Joigny, wo er mit dem Südrande der Forêt d'Othe zusammenfällt. Die schmale Sandsteinzone von Vallage, Perthois und Rethelois, welche die Champagne umschließt, ist nur in dem nördl. Teile zwischen Varennes und Ste. Ménehould unter dem Namen der Argonnen (s. d.) als dritte Mauer scharf ausgeprägt, im südl. Teile dagegen wenig hervorragend. Der äußere östl. und südöstl. Fuß der Sandsteinzone wird durch die Lage von Signy, Varennes, Clermont, St. Dizier, Vassy und Vendeuvre bezeichnet. Weiter ost- und südostwärts kommt die jurassische Unterlage als Bergland von Westlothringen zu größerer Entfaltung. Für die Gliederung des Bodens sind hier die Thalfurchen von Maas und Mosel mit ihren waldgekrönten Bergen maßgebend. Die Maasberge sind am höchsten auf dem rechten Ufer und bezeichnen mit ihrem scharfen Ostrande (von Damvillers über Toul nach Neufchâteau) die vierte Verteidigungsmauer für Paris, während eine fünfte durch die Moselberge gebildet wird, die von Metz bis Nancy am rechten, von Nancy bis gegen Epinal am linken Ufer streichen und im SW. in die Monts-Faucilles und das Plateau von Langres übergehen, so daß entlang der Linie von Epinal bis Dijon die Abbrüche verfolgt werden können, welche das Saônegebiet von dem Maas- und Seinegebiet, das burgund. Tiefland von den äußersten Schwellen des Pariser Beckens trennen. Im O. der Moselberge breitet sich in der Höhe von 200 bis 350 m das Plateau von Ostlothringen aus, angelehnt an die Vogesen, welche von Champagney (Depart. Haute-Saône) bis Cirey (Depart. Meurthe-et-Moselle) als die östlichste und sechste Verteidigungsmauer für Paris angesehen werden kann. Nur ihr südl. und mittlerer Teil, in deren Kern das krystallinische und paläozoische Grundgebirge zu Tage tritt, gehören mit ihrer allmählich abfallenden Westseite zu F. Sie sind stark bewaldet, rauh, wasserreich; auf ihrem Westhange haben sich hinter den Endmoränen einstiger Gletscher in 660-780 m Höhe prächtige Seen gebildet. Im S. sind sie vom Schweizer Jura durch das Senkungsfeld der historisch bedeutsamen Burgundischen Pforte (Trouée de Belfort) geschieden. In 342 m Höhe erreicht dort der Rhein-Rhônekanal die Wasserscheide.

Das Saônethal, das Rhônethal und provençal. Tiefland reihen sich als Glieder des östl. Tieflandes aneinander, und an den Küsten des Mittelmeers führt das Tiefland von Languedoc hinüber zu den Flachlandschaften und Tiefebenen der Gascogne, welche das südfranz. Tiefland ergänzen und die Pyrenäen von dem franz. Mittelgebirgslande trennen dieses große südwestfranz. Tiefland, welches das Centralplateau in weitem Bogen umgiebt, ist vorwiegend aus Schichten der Tertiärzeit, in welcher das Garonnebecken und die Ebene von Languedoc zwei durch die heutige Senke von Castelnaudary verbundene Meerbusen waren, in nahezu ungestörter Lagerung gebildet. Weiter nördlich, an der Dordogne, finden sich etwas ältere Ablagerungen, die schließlich in die Kreidefelder an der Charente übergehen, welche zum Juragebiet von Poitou hinüberführen. Wo am Nordfuße der Pyrenäen eine große Anzahl Flüsse strahlenförmig von einem gemeinsamen Quellgebiet aus abfließen (Gave de Pau, Adour, Baïse, Gers, Save, Garonne und ihre zahlreichen Nebenflüsse), da breitet sich ein gewaltiger Schuttkegel eiszeitlicher Gletscher aus. Das Gebiet aber, das zwischen diesem Flußfächer und der Küste liegt, ist von den Landes (s. d.), sumpfreichen Heide- und Waldeinöden, die an der Küste Dünen und Strandseen Platz machen, erfüllt.

Von den Pyrenäen (s. d.) gehören zwar die Kulminationspunkte Maladetta, Mont-Perdu u. s. w. zu Spanien, aber die an großartigen Naturschönheiten reichsten Teile liegen auf franz. Seite. Hierher sind zu rechnen im W. der Garonnequelle die Umgebung des Pic du Midi de Bigorre und die Thäler der Gave de Pau, d'Oloron und d'Aspe, welche in Béarn dem Mont-Perdu, dem Vignemale und dem Pic du Midi d'Ossau vorlagern. Die Gebirgslandschaft von Foix zwischen Garonne und Aude ist besonders wild in der Umgebung des Pic de Montcalm. Im O. (zwischen Aude und der Küste) gelangen der 2785 m hohe Mont-Canigou und die Corbières zu selbständiger Entfaltung, welche mit ihren Südterrassen die Küstenebenen von Perpignan und Narbonne beschränken.

Der Jura (s. d.) gehört seit der Einverleibung Savoyens auch mit dem Südende zu F.

Auch von den Westalpen sind seit 1860 zwei Drittel französisch. Dieses Grenzgebirge (die franz.-ital. Grenze läuft fast immer auf dem wasserscheidenden Hauptkamm hin) besteht zu einem guten Teile aus altkrystallinischen Gesteinen, die wohl noch zur mittlern Kohlenzeit mit denen des Centralplateaus zusammenhingen, bis beide durch Verwerfungen getrennt wurden. Kein zweites Gebirge F.s hat so gewaltige Störungen erfahren wie die Westalpen. (S. Alpen, Bd. 1, S. 439 a und Westalpen.) Man unterscheidet auf franz. Gebiet Cottische und Grajische Alpen des innern, See-, Dauphiné- und Savoyer Alpen des äußern Gneiszuges und die Französischen Kalkalpen (Provence-, Drôme-, Jura- und Chablaisalpen). Monte-Viso, Mont-Pelvoux, Mont-Iséran und der höchste Alpengipfel überhaupt, der Montblanc (4810 m), liegen in F.

Jenseit der Südgrenze der Westalpen, die in den Thälern des Verdon und Estéron gegeben ist, werden über 11000 qkm der Provence von einem nichtalpinen Berglande erfüllt, dessen Gipfel selten 1000 m übersteigen und dessen langgestreckte Ketten (l'Esterel, Chaîne les Maures, Chaîne de la Ste. Beaume), teils aus Kalk, teils aus Sandstein, teils aus Porphyr bestehend, oft unwirtlichen Charakter zeigen, während einzelne der Küste zugewandte Abhänge südl. Vegetation und Terrassenkultur aufweisen. - Vgl. Meunier, Géologie régionale de la France Par. 1889).

Corsica (s. d.) gehört geographisch zu Italien.