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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frauenarbeit

Von der Gesamtzahl der durchschnittlich in Gewerben thätigen weiblichen Personen (1509167 = 20,6 Proz. der überhaupt in Gewerben beschäftigten Personen) entfielen:

auf Motorenbetriebe 321462 = 16,70 Proz.

auf Betriebe ohne Motoren 1187705 = 21,93 "

Am stärksten erscheinen sie in folgenden Gruppen:

Gruppen Personen Proz. der Gewerbthätigen

Bekleidung und Reinigung 551301 43,8

Textilindustrie 362138 39,8

Handelsgewerbe 184537 22,0

Beherbergung u. Erquickung 141407 45,0

Nahrungs- und Genußmittel 96724 13,0

Papierindustrie 31256 31,2

Industrie der Steine u. Erden 27660 7,9

Holz- und Schnitzstoffe 27372 5,8

In den verschiedenen Zweigen der Spinnerei, ferner in der Häkelei, Strickerei und Spitzenfabrikation, auch in den Konfektionszweigen überwiegt das weibliche Geschlecht das männliche, in der Wäscherei und Plätterei betragen die Frauen 93,8 Proz. der Gewerbthätigen.

Die Zunahme der weiblichen gegenüber den männlichen Arbeitern von 1875 und 1882 ist bedeutend. Es waren in den Gewerben thätig 1875: 5463856 Männer und 1116095 Frauen, 1882: 5815139 Männer und 1506743 Frauen. Erstere nahmen also um 6,4, letztere um 35 Proz. zu.

Noch erheblicher erwies sich der Unterschied in den Kleinbetrieben. Es waren beschäftigt in:

Jahr Kleinbetrieben Männer Frauen Großbetrieben Männer Frauen

1875 3453000 706000 2010000 410000

1882 3487000 989000 2328000 517000

Es wuchs danach die Zahl der beschäftigten

Männer Frauen

in Großbetrieben um 15,8 Proz. 26,1 Proz.

in Kleinbetrieben um 1,0 " 40,2 "

Groß ist der Anteil des weiblichen Geschlechts an der hausindustriellen Thätigkeit. Die Hausindustrie beschäftigte 1882 nach Angabe der Arbeitnehmer 476080, nach der der Arbeitgeber 544980 Personen, darunter 208794 und 247654 weibliche Personen. Während unter Gewerbthätigen überhaupt etwa 20, in den 15 Großstädten des Reichs 25 weiblichen Geschlechts sind, befinden sich unter 100 Hausindustriellen 44 Frauen, in den Großstädten sogar 66.

Nach dem Familienstande waren von den weiblichen Erwerbsthätigen im Alter von 15 und mehr Jahren (4116463 Personen) 63,1 Proz. ledig oder geschieden, 16,95 Proz. verheiratet, 19,95 Proz. verwitwet. Von weiblichen Dienstboten sind 95,71 Proz. ledig. In Fabriken, einschließlich Spinnereien und Ziegeleien, waren (Mitte Aug. 1890) nicht weniger als 130079 verheiratete Frauen beschäftigt. In den Spinnereien allein waren von 100006 Arbeiterinnen 18211 verheiratet. Unter den 9866 über 16 Jahre alten Arbeiterinnen der bad. Cigarrenfabrikation sind sogar 3683 (= 37,4 Proz.) verheiratet.1892 wurden in Deutschland in Fabriken ermittelt: 72632 jugendliche Arbeiterinnen, darunter 3897 unter 14 Jahren, und 567234 erwachsene Arbeiterinnen, darunter 225255 zwischen 16 und 21 Jahren. Von den insgesamt 639866 weiblichen Fabrikarbeiterinnen waren allein in der Textilindustrie 316704 beschäftigt, darunter 33687 unter 16 Jahren.

Im Königreich Sachsen gab es 1. Mai 1893, 134219 Fabrikarbeiterinnen neben 260207 Fabrikarbeitern. Von jenen waren 120212 über 16 J. alt. Unter dem Einfluß der Gewerbeordnungsnovelle von 1891 hat hier die Zahl der Kinder gegen 1892 um zwei Drittel abgenommen, während die jugendlichen Arbeiterinnen um 16,25 Proz. zunahmen gegen 8,17 Proz. Zunahme der gesamten Arbeiterschaft.

In vieler Beziehung ähnlich wie in Deutschland gestalten sich die Verhältnisse in andern europ. Staaten. In der Land- und Forstwirtschaft gab es:

Land Jahr Weibliche Erwerbsthätige überhaupt Proz.

Österreich 1890 4304581 50,8

Frankreich 1891 1840885 28,2

Italien 1891 3101537 36,1

Schweiz 1888 92582 19,0

England 1891 52000 3,9

Vereinigte Staaten 1880 594510 7,8

In Industrie, Gewerbe und Bergbau waren beschäftigt in Österreich (1890) 725037 Frauen (25,6 Proz.), in Frankreich (1891) 1427322 (31,4 Proz.), in Italien, einschließlich der in Beherbergung und Erquickung Erwerbsthätigen, 1993567 Frauen (46,2 Proz.). In Italien entfallen 1196743 weibliche Arbeitskräfte allein auf die Textilindustrie, in welcher die Zahl der beschäftigten Frauen acht- bis neunmal so groß ist als die der Männer. In der Schweiz gab es (1888) 73011 Fabrikarbeiterinnen neben 86532 Fabrikarbeitern; von jenen waren 59788 über 18 J. alt. In Frankreich giebt der Handel 571067 Frauen Beschäftigung = 31,4 Proz. der im Handel Erwerbsthätigen überhaupt. England zählte in der Industrie (1891) 1840898 beschäftigte weibliche Personen (25,1 Proz.), wovon 1319442 auf die Textil- und die Bekleidungsindustrie entfielen; im Handel nur 20830 (5 Proz.). In den dem Fabrik- und Werkstättengesetz unterstellten Textilfabriken des ganzen Königreichs arbeiteten (1870) 548697 Frauen und 358533 Männer, (1885) 628248 Frauen und 405013 Männer, (1890) 656549 Frauen und 428082 Männer. Eine weitere Verschiebung des relativen Verhältnisses der Geschlechter ist also nicht eingetreten. In der Baumwollindustrie von England und Wales nahm die Zahl der beschäftigten Männer von 1861 bis 1881 um 12889 ab, die der Frauen um 46208 zu. 1891 wurden 332784 Frauen und 213231 Männer gezählt. Das Verhältnis, das 1861‒81 sich von 131:100 auf 163:100 gehoben hatte, ist 1891 also wieder auf 156:100 gesunken. In 49 Erwerbsarten überwog (1891) die Zahl der Frauen die der Männer. Ein Zehntel der gesamten weiblichen Bevölkerung gehörte der Dienstbotenklasse an.

In den Vereinigten Staaten von Amerika waren (1880) in Industrie und Bergbau 631988 (16 Proz.), in Handel und Transport 59364 (4,5 Proz.), in Amtsstellungen, persönlichen Dienstleistungen und freien Berufen 1361295 (34,4 Proz.) weibliche