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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Freiburg (in der Schweiz)
Enghien und Turenne in der Schlacht vom 3. und
5. Aug. 1644 zum Rückzüge nötigten. Letztere
nahmen sie unter Crequi 16. Nov. 1677 ein, und im
Nimweger Frieden 1679 wurde F. an Frankreich
abgetreten. Doch kam es, durch Vauban mit be-
deutenden Werken verstärkt, im Nyswijker Frieden
1697 wieder an Österreich zurück. In den I.1713
und 1741 bemächtigten sich ihrer die Franzosen
abermals, räumten sie aber 1714 im Nastatter und
1748 im Aachener Frieden, nachdem sie die Werke
geschleift hatten. 1806 fiel F., nachdem es seit
1798 dem Herzog Ercole III. von Modena gehört
hatte, dann wieder an Osterreich gekommen war,
an Baden. Am 24. April 1848 wurde F. von den
deutschen Bundestruppen, die tags zuvor hier die
Aufständischen besiegt hatten, eingenommen und
7. Juli 1849 von den Preußen besetzt, nachdem die
Stadt von der bad. Regentschaft und dem Reste
der Insurgenten unter Sigel geräumt war. - Vgl.
Schreiber, Geschichte und Beschreibung des Mün-
sters zu F. (Freib. i. Vr. 1820 u. 1825)- ders., Ge-
schichte der Stadt und Universität F. (2 Bde., ebd.
1357-59); Bader, Geschichte der Stadt F. (2 Bde.,
ebd. 1882 - 83); Neumann, F. i. Vr. und seine
Umgebung (Zür. 1882); Pfister, Die finanziellen
Verhältnisse der Universität F. (Freib. i. Vr. 1889);
Führer durch F. und seine Umgebung (9. Aufl.,
ebd. 1891); Kiepert, F. in Wort und Bild (ebd.
1889); Philander, Kleine Chronik der Stadt F. i.Br.
sebd.1892); Mayer, Geschichte derUniversitätF.i.B.
in der 1. Hälfte des 19. Jahrh. (ebd. 1892-93).
5) F. in Schlesien, Stadt im Kreis Schweid-
nitz des preuß. Neg.-Vez. Vreslau, 13 km im W.
von Schweidnitz, 58 km im SW. von Breslau, an
der Polsnitz am AbHange des Waldenburger Ge-
birges, in 279 ni Höhe, an der Linie Vrcslau-Halb-
stadt der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amts-
gerichts (Landgericht Schwcidnitz), hat (1890) 8991
E., darunter 6291 Evangelische, 2539 Katholiken,
90 andere Christen und 71 Israeliten, Postamt
erster Klasse, Telegraph, Vorschußverein, Nealpro-
gymnasium, höhere Mädchenschule, Krankenhaus,
Altersversorgung^ und Klcinkinderbewahranstalt;
Aktiengesellschaft für schles. Leinenindustrie (früher
Kramst a u. Söhne), fünf Regulatorenfabriken (die
größte Gustav Becker) und vier Uhrgehäusefabri-
ken, Stärkefabrik, Eisengießerei, Ziegelei, Gerbe-
reien. F. ist (^itz der 2. Sektion derBerufsgenoffen-
schaft der Feinmechanik. - Am 22. Juli 1762 fand
hier ein Gefecht statt, in welchem die Preußen sich
tapfer gegen die Übermacht der Österreicher verteidig-
ten. In der Umgebung die 15. Okt. 1840 zur freien
Standesherrschaft Fürstenstein (310 ykm)
erhobenen Majoratsyerrschaften Fürstenstein, Wal-
dendurg und Friedland des Fürsten von Pleß,
nach dem Schlosse Fürstenstein (s. d.) genannt.
6) F. an der Unstrut, s. Freyburg.
7) F. a. d. Elbe, Flecken im Kreis Kchdingen
des preuß. Reg.-Bez. Stade, 33 Km im NW. von
Stade, unweit links der Elbe, zu der ein 2 m tiefer
schiffbarer Kanal führt, Sitz des Landratsamtes des
Kreises Kehdingen, eines Ämtsgerichts (Landgericht
Stade), Strand- und Nebenzollamtcs, hat (1890)
2278 evang. E., Post, Telegraph, Kreisspar- und
Steuerkasse; Ziegelbrcnnerei, Schiffahrt und bedeu^
tcudc Viehzucht, F. ist nach der dort 1154 vom Erz-
bischofHartwig von Bremen erbauten Burg benannt.
Freiburg. 1) Der 9. Kanton der schwciz. Eid-
genossenschaft, grenzt im O. und N. an den Kanton
Bern, im W. und S. an Waadt, von dessen Gebiet
drei kleine Bezirke ganz umschlossen sind, und an
den Neuenburgersee und hat mit den Seen (72,3 hkm)
einen Flächeninhalt von 1669 hkm. Der HauMuh
ist die Saane (s. d.), die den Kanton ganz durchzieht;
im W. die Broye, die am Iorat entspringt, den
Murtensee durchstießt und in den Neuenburgersee
mündet. Der größte Teil des Gebietes gehört zur
schweiz. Hochebene (Mont-Gibloux 1203 in, Vully
oder Wistenlach 659 m); der Südosten, das Grey-
erzerland (Gruyöre), wird von den Kalk- undFlysch-
ketten der Saane- oder Freiburgeralpen durchzogen
(Vanil Noir 2386 m, Molton 2005 in, Verra oder
Virrenberg 1724ra).
männl., 59926 weibl.) E., 71 auf 1 hkm, darunter
100524 Katholiken, 18869 Evangelische, hauptsäch-
lich im Seebezirk (Murten), 127 Israeliten und 42
andere. Von der Bevölkerung sind im Kanton ge-
boren 107107, in der übrigen Eidgenossenschaft
10638, im Auslande 1817; Bürger ihrer Zählungs-
gemeinde sind 63269, einer andern Zählungs-
gemeinde des Kantons 37482, eines andern Kan-
tons 16390, Ausländer 2421. 37315 sprechen
deutsch, 81808 französisch, 382 italienisch und 13
romanisch. Der Kanton hat 282 polit. Gemeinden
und zerfällt in 7 Bezirke:
Bezirke

Einwohner
Evangelische
Katho- ^Israe-liken ! liten
Vroye...... Glane (Gläne) . . Greyerz (Gruyere) See (du Lac) . . . Saane (Sarme) . . Zeuse (Singine) . Vivisbach (Beveyse)
165,1 169,1 496,6 138,9 222,0 269,9 135,1
14 852 13930 21427 15215 28 099 18258 7781
1068 393 495 10911 2 370 3 527 105
13 782 - 13 520, 13 2089? ! 24 4272! 16 25 651 74 14 729, - 7 673^ -
Kanton
1596,7 ! 119 562
18 869
100 524! 12?
Landwirtschaft, Bergbau. Der fruchtbare
Molasseboden der Hochebene erzeugt hinlänglich
Getreide für den eigenen Bedarf, Obst und Kar-
toffeln, an den beiden Seen auch Wein und Tabak.
Die Viehzucht liefert vorzüglich Rinder des berühm-
ten schweren, schwarzen oder schwarzflcckigen Frei-
burger Schlags, auch kräftige Arbeitspferde. In
dem wald- und weidereichen Voralpenland des Süd-
ostens ist Alpwirtschaft die Hauptbeschäftigung und
liefert für die Ausfuhr die trefflichen Greycrzcrkäse.
1887 wurden im Kanton F. aus 37103 136 1<^
Milch 2341839 ^ Käse erzeugt mit einem Durch-
schnittswerte von 3,5 Mill. Frs. Auch Holz wird
aus den Verggegenden hauptsächlich nach Genf und
Frankreich ausgeführt. Der Kanton ist reich an
Torf; der Bergbau ergiebt treffliche Sand- und
Kalksteine, Gips und (bei Semsales) Pechkohlen.
Von der Gesamtfläche sind 1469,n <ikm (88,5 Proz.)
produktives Land, 276,9 <ikin Waldungen, 2,8 <ikin
Rebland, 1189,3 ykm Acker-, Garten-, Wiesen- und
Weideland. Von dem unproduktiven Lande (199,4
(4W11, d. i. 11,95 Proz.) kamen 116,8 hkm auf Seen,
8,3 HkM auf Städte und Dörfer, 74,3 qkm auf schie-
nen- und Straßenwege, Flüsse und Bäche, Felsen,
Schutthalden u. s. w. Der Vichstand betrug (1886)
bei 13 756 Viehbesitzern 8320 Pferde, 66 Maultiere,
58 Esel, 77604 Stück Rindvieh, 29454 Schweine,
19635 Schafe, 17848 Ziegen; außerdem 10509
Bienenstöcke.
Die Industrie beschäftigte (Ende 1888) 1282
Arbeiter in 30 Fabriken mit 697 Pferdestärken und
erstreckt sich vornehmlich auf Fabrikation von Uhren