Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

333
Friedrich IV. (Kurfürst von der Pfalz) - Friedrich I. (König von Preußen)
die niederländ. Protestanten fanden in Deutschland
keinen eifrigern Freund als den Pfälzer Kurfürsten.
In den Grenzen feines Bekenntnisses begünstigte
F. ein reiches wiffenfchaftliches Leben, dem er in
der Heidelberger Universität eine Pflanzstätte von
europ. Nnf bereitete. Sein Alter ward durch Krank-
heit und den Widerstand seines streng luth. Sohnes
und Nachfolgers Ludwig (VI.) gegen das Bekennt-
nis des Vaters wie durch das Schicksal seiner an den
unglücklichen Herzog Johann Friedrich den Mittlern
von Sachsen verheirateten Tochter Elisabeth sehr ge-
trübt. Er starb 26. Okt. 1570. - Vgl. Kluckhohn,
Briefe F.s des Frommen (2 Vde^ Braunfchw. 1868
-72); ders., F. der Fromme, der Schützer der reform.
Kirche (Nördl. 1877-79).
Friedrich IV., Kurfürst von der Pfalz (1583-
1610), Enkel des vorigen, geb. 5. März 1574 zu
Amberg, wurde anfangs durch seinen Vater Lud-
wig VI. (gest. 1583) in streng luth. Formen, dann
durch seinen Oheim und Vormund Iobann Kasimir
im Sinne des Calvinismus erzogen. Er setzte uach
dessen Tode (16. Jan. 1592) die reform. Politik
eifrig fort, überließ sich jedoch persönlich dem Hange
zu Vergnügungen und die Regierung den eifrig
reform. Räten, unter denen feine Erzieher Georg
Ludw. von Hütten, Michael Lingelsheim und Ludw.
Camcrarius die vornehmsten waren. Diefe hielten
die pfälz. Politik in den von Friedrich III. und Jo-
hann Kasimir beschrittencnBahnen eines energischen
Eintretens für den Protestantismus sowohl im Reich
wie nach außen durch ein Bündnis mit Heinrich IV.
von Frankreich. Nach langen vergeblichen Bemühun-
gen gelang es ihnen endlich, einen Teil der deutschen
Protestanten 1608 zu einer Union unter psälz. Füh-
rung zusammenzuschließen. F. starb 19. Sept. 1610.
Friedrich V., Kurfürst von der Pfalz (1610
-23), geb. 26. Aug. 1596 als dritter Sohn Fried-
richslV., wurde streng calvinistisch erzogen und folgte,
zunächst unter Vormundschaft, 1610 seinem Vater in
der Kurwürde; 1613 vermählte er sich mit Elisabeth
(s. d.), der Tochter Jakobs I. von England. Damit
war er mit der größten prot. Macht in Verbindung
getreten, ohne aber von dieser für feine angriffs-
lustige prot. Politik, die er nach der eigenen Rcgic-
rungsübernahme 1614 betrieb, nennenswerte Hilfe
zu erlangen. Er war das Haupt der prot. Union
und wurde von den gegen Kaiser Ferdinand II. em-
pörten böhm. Ständen 1619 zum König von Böh-
men erwählt. Nach einigem Schwanken nahm er
auf Zureden feiner Gemahlin und in der Hoffnung
auf Unterstützung feitcns der Protestanten die böhm.
Krone an, fand sich aber bald allein einer mächti-
gen tath. Verbindung gegenüber und wurde in der
Schlacht am Weißen Berge (s. d.) bei Prag 8. Nov.
1620 vollständig geschlagen und vertrieben. Seine
kurze Herrschaft brachte ihm den Spottnamen der
"Winterkönig" ein. Er floh geächtet durchs Reich,
schließlich nach Holland, während auch sein Erbland
erobert und verwüstet, die Oberpfalz und die Kur
dem Vayernherzog Maximilian übertragen wurde.
Als Gustav Adolfs Siege die kaiferl. Heere aus der
Rheinpfalz vertrieben, kehrte F. mit neuen Hoff-
nungen zurück, starb aber bereits 29. Nov. 1632
an einer Seuche in Mainz. Erst sein Sohn Karl
Ludwig erlnelt die Kur und einen Teil seines Besitzes
zurück. - Vgl. Lipowsky, F. V. (Münch. 1824).
Friedrich I., erster König von Preußen (1701
-13), als Kurfürst von Brandenburg (1688-1701)
Friedrich III., geb. 4?. Juli 165? zu Königsberg,
der Sohn des Großen Kurfürsten (s. Friedrich Wil-
helm, Kurfürst von Brandenburg) und seiner ersten
Gemahlin, Luise Hcnriette von Oranien, erhielt nach
dem Tode des ältern Bruders Karl Emil (gest.
1674) die Aussicht auf die Thronfolge. Der zart
gebaute, doch leidenfchaftliche Prinz empfing durch
Danckelmann eine vortreffliche Erziehung. Miß-
verständnisse, in die er mit seiner Stiefmutter, der
Kurfürstin Dorothea (s. d.) geriet, erkälteten^auch
das Verhältnis zu dem Vater so sehr, daß F. im
Juli 1687 nach Cassel floh, von wo ihn erst Danckel-
manns Einfluß nach Berlin zurückführte. Der Kon-
flikt ward vcrfchärft durch das Testament des Kur-
fürsten, wonach F. zwar in der Kurwürde und den
Kurländcrn folgen, Halberstadt, Minden, Ravens-
bcrg, Laucnburg und Vütow aber seinen Stief-
brüdern zur Nutznießung übergeben werden follten.
Nach seinem Regierungsantritt 1688 erklärte
F. mit Einwilligung des Kaisers das väterliche
Testament für ungültig: er verständigte sich mit der
Kurfürstin-Witwe und ihren Söhnen durch einen
Vergleich vom März 1692, in welchem den Stief-
brüdern statt der Überlassung einzelner Provinzen
feste Einkünfte in Geld ausgefetzt wurden. Die
Rückgabe des Kreises Schwiebus, der dem Großen
Kurfürsten für Schlesien zuteil gewordenen Ent-
schädigung, hat nichts mit dieser Angelegenheit zii
thun, der unerfahrene Kurprinz ist vielmehr unter
falschen Vorspiegelungen von dem österr. Gesandten
Fridag zu dieser Rückgabe gedrängt worden. Nach
längcrn Verhandlungen wurde Schwicbus im Jan.
1695 wieder abgetreten, doch lieft der Kurfürst dabei
ausdrücklich erklären, daß nun die Ansprüche auf
die schles. Herzogtümer wieder auflebten.
Während der ersten Jahre von F.s Regierung
blieb die brandend. Politik unter Danckelmanns Lei-
tung in den Bahnen, in die sie unter dem Großen
Kurfürsten zuletzt eingelenkt war. Die letzten Pläne
Friedrich Wilhelms weiter führend, war Danckel-
mann eifrig bemüht, den Oranier Wilhelm III. gegen
die katb. Reaktion in England zu unterstützen. Unter
dem persönlichen Beseht des Kurfürsten stritten in
dem pfälz. Erbfolgekrieg 20000 Brandenburger
am Nicderrhein und in Flandern gegen Ludwig XIV.
F. leitete felbst die Belagerungen von Kaiserswerth
und von Bonn, der Residenz des mit Frankreich
verbündeten Kurfürsten von Köln. Gleichzeitig
kämpften 6000 Brandenburger in Ungarn an der
Seite der Kaiserlichen gegen die Türken. Für so viele
Opfer zu Gunsten des Kaisers durste F. wohl auf
angemessenen Lohn hoffen. Aber nur mit Mühe
erlangten die brandcnb. Gesandten Zulassung zum
Friedenskongreß von Ryswijk. Auch bei der innern
Verwaltung war in dem ersten Jahrzehnt der Einfluß
Danckelmanns entscheidend. Trotzdem wurde er auf
Betreiben einer ihm feindlich gesinnten Hofpartei
Dez. 1697 entlassen und verhaftet.
Nach Danckclmcmns Sturz nahm F. mit neuem
Eifer seinen alten Lieblingsplan auf, die Königs-
krone für Preußen zu erwerben. Die Vermittelung
der Kurie, die an die Bedingung des Übertritts
zur röm. Kirche oder wenigstens weitgehender Se-
günstigung der kath. Bestrebungen gebunden war,
lehnte er ab und wandte sich an den Wiener Hof,
fand aber auch hier zunächst viel Schwierigkeiten
und wenig guten Willen. Schließlich gab die Nach-
richt von dcm Tcilungsvcrtrag, den im März
1700 die beiden Seemächte mit Ludwig XIV. über
! das fpan. Erbe abgeschlossen hatten, den Aus-