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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gartengeräte

Zum Beschneiden der Pflanzen sind verschiedene Schneidewerkzeuge, Messer, Scheren und Sägen erforderlich. Das Gartenmesser oder die Hippe (Fig. 6) dient zum Abschneiden der Zweige, deren geringe Dimensionen die Anwendung der Säge ausschließen. Sein Stiel, aus Hirschhorn, Hartgummi oder hartem Holz gefertigt, ist meistens unten mit einer Hammerplatte aus Eisen versehen und der Form der innern Handfläche entsprechend geschweift, auch die Klinge im entgegengesetzten Sinne. Zur Veredelung benutzt man das Okulier-, Kopulier- und Pfropfmesser; die Klinge des Okuliermessers (Fig. 7) hat wegen des in die Rinde des Wildlings zu legenden senkrechten Einschnitts eine oben abgerundete Schneide und am untern Ende des Hefts oft einen stumpf-messerförmigen «Spalter» aus Knochen oder Elfenbein zum Aufheben der Rinde. Das Kundesche Okuliermesser hat für diesen Zweck auf seiner Rückseite am obern Teile eine besondere Vorrichtung aus Stahl. Als Kopuliermesser benutzt man Messer mit gerader Schneide (Fig. 8). Das Pfropfmesser hat einen starken Rücken, auf den man mit einem Hammer schlägt, um den zu pfropfenden Stamm zu spalten. Der Geißfuß ist ein in den Baumschulen bei derjenigen Veredelungsweise, welche als Pfropfen in den Kerb oder Triangulieren bezeichnet wird, gebräuchliches Schneidewerkzeug, dessen krummhalsige Klinge aus zwei einen spitzen Winkel bildenden, an der Spitze und an den Stielen scharf geschliffenen Flügeln besteht. Durch eine von unten nach oben stoßende Führung dieses Werkzeugs wird aus dem Wildlinge, nachdem er an einer passenden Stelle abgeschnitten worden, unter dem Rande der Schnittfläche ein gegen 3 cm langes dreieckiges Stück Holz, ein Kerb herausgeschnitten, um in diesen ein entsprechend geschnittenes Edelreis einzusetzen. Das Spargelmesser (Fig. 13), ein lang und dünn gestieltes Messer von eigentümlicher meißelartiger Form oder auch in gewöhnlicher Messerform mit seitlicher Schneide, dient zum Stechen der Spargelsprossen.

Die Scheren zum Abschneiden von Zweigen oder andern Pflanzenteilen sind je nach ihrer besondern Bestimmung von verschiedener Konstruktion und ebenso verschiedener Größe. Die größte Form ist die Zaun- oder Heckenschere (Fig. 9), dazu bestimmt, lebende Zäune von allen Seiten gleichmäßig zu beschneiden; die kleinste Schere, die Ciselierschere, zum Ausschneiden zu dicht gedrängter Beeren in der sich entwickelnden Weintraube. Die Pflanzen- oder Rosenscheren (Fig. 10) geben zwar keinen ganz so glatten Schnitt wie ein scharfes Messer, ermöglichen jedoch eine viel schnellere Arbeit als mit diesem. Die Baum-oder Raupenscheren (Fig. 23) werden auf einer Stange befestigt und durch eine Druckvorrichtung oder einen Zug mit einem Bindfaden in Thätigkeit gesetzt und auf diese Weise werden von unten aus aus den Baumkronen einzelne Zweige abgeschnitten.

Zu den Schneidewerkzeugen zählen auch die Ringelzange (Fig. 12), mittels welcher zum Zwecke vollkommenerer Ausbildung und früherer Reife unterhalb der Traube ein schmaler Streifen aus der Rinde der Rebe gehoben wird, und die Baumscharre oder der Baumkratzer, dazu bestimmt, die Baumstämme von Moos, Flechten und abgestorbener Rinde zu befreien. Sie besteht in einem mit Handgriff versehenen flach-sichelförmigen, an der Schneide kurz gezähnten Eisen oder in aus elastischen Stahlstreifen zusammengesetzten Bürsten. In Fig. 3‒5, eine Gruppe von Baumsägen darstellend, sieht man links (Fig. 3) die Bügelsäge, bei der der Bügel zugleich den Handgriff abgiebt; das Sägeblatt läßt sich durch eine am obern Ende angebrachte Schraube in Spannung erhalten, während sein unteres Ende festgenietet ist. Eine andere Form dieser Säge hat auch eine Schraube am untern Ende des Blattes, wodurch dasselbe nach seitwärts gerichtet werden kann. Zur Arbeit zwischen dicht stehenden Zweigen, wo man mit einer Bügelsäge nicht gut ankommen kann, benutzt man Sägen mit bloßem Handgriffe (Fig. 4 u. 5), deren Sägeblätter entweder in gerader Linie mit dem Griffe feststehen oder zum Zuklappen wie ein Messer eingerichtet sind. Eine Baumsäge, auch Flügelsäge, deren Griff aus einer Tülle besteht, wird auf eine Stange gesteckt und so benutzt, um mit der Hand nicht erreichbare Äste oder Zweige abzusägen. Ein in der Baumschulgärtnerei sehr nützliches, leider selten gebrauchtes, oft nicht einmal gekanntes Gerät ist der Bast- oder Weidenhalter (Fig. 28), welcher, bei der Arbeit im Knopfloche getragen, dazu dient, das nötige Bindematerial zur Hand zu haben.

Mit Hilfe des Obstbrechers, bei dem der eine längere Arm einer Schere mittels einer Tülle auf einer Stange befestigt, der andere mittels einer über eine Rolle laufenden Schnur in schneidende Bewegung gesetzt wird, wird die Frucht abgeschnitten, die nun in den unten ausgespannten Beutel fällt. Praktischer jedoch ist diejenige Form des Obstbrechers, welche aus einer auf einer Stange befestigten, im Umkreise mit langen Zähnen besetzten hölzernen Scheibe besteht. Ein dritter Obstbrecher hat einen mit senkrechten Zähnen besetzten Blechreifen, an dessen unterm Rande ein Beutel aufgespannt ist (Fig. 27). Die Raupenfackel dient zum Verbrennen der an Bäumen sitzenden Raupennester; sie besteht aus einem kleinen Blechcylinder, der oben mit einem Rohr zur Aufnahme eines Dochtes und unten mit einer Tülle versehen ist. Die Kanne wird mit Petroleum gefüllt, mittels der Tülle auf eine Stange gesteckt und der Docht angebrannt. Bei der geringsten Berührung mit der Flamme lodert das Raupennest auf und die Raupen fallen zur Erde.

Von den zur Bewässerung der Pflanzen dienenden Geräten ist die Gießkanne das wichtigste. Man hat Gießkannen verschiedener Form, Konstruktion und Größe. Hinsichtlich der Form unterscheidet man Gießkannen mit rundem und ovalem Cylinder. Letztere sind besonders in Frankreich im Gebrauch und werden deshalb auch franz. Gießkannen (Fig. 22) genannt. Bei denselben reicht der Bügel von dem vordern Teile des Deckels bis zum Ende des Cylinders, während die Bügel der gewöhnlichen Gießkannen nur am Deckel befestigt sind. Zur Zerteilung des Wasserstrahls aus dem Rohr der Gießkanne dienen Brausen, entweder mit geraden oder mit schräg angesetzten Brauseköpfen (Kniebrausen) oder lange Röhren mit feinen Seitenlöchern, die das Wasser gleichmäßig verteilen.

Die Garten-Hand- oder Pflanzenspritze zeigt Fig. 19. Sie ist aus Messing angefertigt und hat zwei leicht auf- und abzuschraubende Stirnplatten, von denen die eine fein durchlöchert, die andere mit einem kurzen Strahlrohr versehen ist, dessen Wasserstrahl durch Vorhalten des Zeigefingers verbreitert und zerteilt werden kann. Die eine nicht gebrauchte Stirnplatte wird auf ein besonderes Ge- ^[folgende Seite]