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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gefäßlehre – Gefecht

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gefäßkryptogamen'

Eine viel ausgedehntere Verbreitung hatten die G. in den frühern Perioden. Die ersten Anfänge der G. lassen sich im Silur nachweisen; doch sind hier nur sehr wenige Arten bekannt, und die Zurechnung derselben Zu den G. ist nicht immer als ganz sicher anzusehen. Im Devon dagegen treten sie schon reichlicher auf, es finden sich bereits alle drei Gruppen derselben vor. Am großartigsten war die Entwicklung der G. in der Steinkohle, wo sie wohl nahezu drei Viertel der ganzen Vegetation ausgemacht haben. In der darauf folgenden Dyas tritt schon eine Änderung in dem Verhältnis der G. zu den übrigen Gewächsen ein, die Gymnospermen nehmen hier an Verbreitung und Artenzahl zu. So geht die allmähliche Abnahme der G. durch die spätern Formationen fort, bis auf die Jetztzeit, wo sie, wie bereits erwähnt, nur noch einen verhältnismäßig geringen Bruchteil der gesamten höhern Gewächse ausmachen. (Näheres s. die Einzelartikel.)

Gefäßlehre, s. Gefäße und Gefäßsystem.

Gefäßmal, s. Angiom.

Gefäßnerven oder Vasomotorische Nerven, diejenigen Nerven, welche der Blutverteilung in den einzelnen Gefäßprovinzen des Körpers vorstehen; sie stammen aus dem Sympathischen Nervensystem, kommen mit Ausnahme der Haargefäße allen Gefäßen, vorzugsweise aber den Arterien, zu und verlaufen im allgemeinen als weitmaschige, das Gefäßrohr umspannende Geflechte mit den größern Gefäßen, in deren glatten Muskelfasern sie endigen. Ihre Erregung, die von einem besondern Centrum im verlängerten Mark (s. Gehirn) sowie durch psychische Affekte reguliert wird, verursacht Verengerung der Arterien, somit örtliche Blutleere, Blässe und Kühle des betreffenden Körperteils, wogegen die Lähmung der Vasomotorischen Nerven Erschlaffung der Gefäßmuskulatur, Erweiterung des Gefäßrohrs und damit vermehrte Blutzufuhr mit Rötung, Schwellung und erhöhter Wärmebildung der betreffenden Gefäßprovinz zur Folge hat. Ausschließlich auf der Thätigkeit der Gefäßnerven beruht der wunderbare und augenblicklich eintretende Einfluß, den gewisse psychische Affekte auf die Cirkulation der äußern Haut, namentlich des Gesichts, ausüben, wie die Schamröte, das plötzliche Erblassen bei Angst, Schreck, Furcht u. dgl. (S. Erröten.)

Gefäßnetz, s. Anastomose.

Gefäßöfen, s. Feuerungsanlagen (Bd. 6, S. 744b.)

Gefäßpapillen, in der Anatomie solche Haut Wärzchen, welche feinste Blutgefäßchen enthalten. (S. Haut.)

Gefäßpflanzen nennt man in der Botanik die Gefäßkryptogamen und Phanerogamen im Gegensatz zu den Moosen und Thallophyten, weil die Gewebedifferenzierung bei ihnen bis zur Bildung von sog. Gefäß- oder Leitbündeln vorgeschritten ist, was bei den Moosen und Thallophyten noch nicht der Fall ist.

Gefäßsystem, s. Gefäße und Gefäßsystem.

Gefäßteil, s. Gefäßbündel, S. 651a.

Gefecht, der Zusammenstoß gegnerischer Streitkräfte. Derjenige der Gegner, der diesen Zusammenstoß durch Herangehen an den Gegner absichtlich herbeiführt, ist der Angreifer, sein Verfahren das Angriffsverfahren (s. d.) oder die Offensive. Der den Zusammenstoß stehenden Fußes Abwartende ist der Verteidiger, sein Verfahren das Verteidigungsverfahren (s. d.) oder die Defensive. Der die Offensive Wählende hält sich zur Zeit für stärker als den ↔ Gegner (diese Überlegenheit beruht nicht immer nur auf der Zahl, sondern ebenso gut auf einem technischen oder intellektuellen oder moralischen Faktor) und will seine Überlegenheit zur Überwältigung des Gegners benutzen. Der die Defensive Wählende hält sich zur Zeit für schwächer als den Gegner und sucht das ungünstige Kraftverhältnis durch die Benutzung des Geländes auszugleichen, indem er dem Angriff des überlegenen Gegners in einer vorteilhaften Stellung entgegentritt. Halten sich beide Gegner in der Defensive, so kommt es nicht zum G. Bei gleichzeitiger Offensive stoßen beide Gegner in der Bewegung aufeinander und es entwickelt sich ein sog. Begegnungsgefecht (s. d.). Verfährt der eine Gegner offensiv, der andere defensiv, so kommt es zu einem G. um die Stellung der defensiven Partei. Im Begegnungsgefecht zeigt das Verfahren der beiden Gegner, wenn auch individuell verschieden, doch keine generellen charakteristischen Unterschiede; im zweiten Falle entwickeln sich die charakteristisch völlig voneinander verschiedenen Formen des Angriffsgefechtes (s. d.) und des Verteidigungsgefechtes (s. d.). Je nach der Bedeutung, die einzelne G. in Bezug auf die endgültige Erreichung des Kriegszweckes haben, unterscheidet man: Entscheidungsgefechte oder Schlachten, wo die Hauptkräfte beider Heere unmittelbar um die Entscheidung des ganzen Krieges oder doch eines einzelnen Operationsabschnittes ringen, und Vorbereitungsgefechte oder G. im engern Sinne, die größere Entscheidungen vorbereiten und in denen nur größere oder kleinere Bruchteile der beiden Armeen kämpfen. G., die aus irgend einem Grunde, namentlich auch in Bezug auf die Zahl der beteiligten Truppen oder auf die Größe der erlittenen Verluste von hervorragender Bedeutung sind, ohne doch den Charakter einer Schlacht zu tragen, nennt man Treffen (s. d.), unbedeutende Zusammenstöße kleiner Abteilungen Scharmützel. In Bezug auf charakteristische Besonderheiten, die der Kampf um wichtige Örtlichkeiten zeigt, spricht man besonders von Waldgefecht, Dorfgefecht, Defilégefecht. Bei jeder größern Gefechtshandlung kann man ein Vorspiel, drei Akte und ein Nachspiel unterscheiden. Das Vorspiel besteht in der Aufklärung über die Verhältnisse auf feindlicher Seite und ist meist Sache der Kavallerie, die längs der feindlichen Front entlang zu tasten, so die Ausdehnung derselben festzustellen und womöglich um die Flügel herum Einblick in die rückwärtigen Verhältnisse zu gewinnen hat. Der erste Akt des eigentlichen G., die Einleitung, umfaßt die Entwicklung der eigenen Truppen und den Schutz dieser Entwicklung durch Beschäftigung des Gegners durch Artilleriefeuer oder durch Vorstöße kleiner Abteilungen. Der zweite Akt, die Durchführung, umfaßt das Niederkämpfen der feindlichen Feuerkraft und das allmähliche Vorschieben der eigenen Truppen möglichst nahe an den Feind. Der dritte Akt sucht unter Einsetzung möglichst intakt erhaltener Reserven durch einen allgemeinen Ansturm die Entscheidung herbeizuführen. Je nach dem Ausfall dieser Entscheidung besteht dann das Nachspiel entweder in der Verfolgung des geschlagenen Gegners oder in der Deckung des eigenen Rückzuges (s. d.). Die hier angedeuteten Momente haben zunächst das Angriffsgefecht im Auge, sie gelten aber mit sinngemäßer Änderung auch für das Verteidigungsgefecht. In kleinern Gefechten fallen häufig verschiedene dieser Momente zusammen. – Litteratur, s. Taktik.