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Gefäßlehre – Gefecht
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gefäßkryptogamen'
Eine viel ausgedehntere Verbreitung hatten die G. in den frühern Perioden. Die ersten Anfänge der G. lassen sich im Silur
nachweisen; doch sind hier nur sehr wenige Arten bekannt, und die Zurechnung derselben Zu den G. ist nicht immer als ganz
sicher anzusehen. Im Devon dagegen treten sie schon reichlicher auf, es finden sich bereits alle drei Gruppen derselben vor. Am
großartigsten war die Entwicklung der G. in der Steinkohle, wo sie wohl nahezu drei Viertel der ganzen Vegetation ausgemacht
haben. In der darauf folgenden Dyas tritt schon eine Änderung in dem Verhältnis der G. zu den übrigen Gewächsen ein, die
Gymnospermen nehmen hier an Verbreitung und Artenzahl zu. So geht die allmähliche Abnahme der G. durch die spätern
Formationen fort, bis auf die Jetztzeit, wo sie, wie bereits erwähnt, nur noch einen verhältnismäßig geringen Bruchteil der
gesamten höhern Gewächse ausmachen. (Näheres s. die Einzelartikel.)
Gefäßnerven oder Vasomotorische Nerven, diejenigen Nerven,
welche der Blutverteilung in den einzelnen Gefäßprovinzen des Körpers vorstehen; sie stammen aus dem Sympathischen
Nervensystem, kommen mit Ausnahme der Haargefäße allen Gefäßen, vorzugsweise aber den Arterien, zu und verlaufen im
allgemeinen als weitmaschige, das Gefäßrohr umspannende Geflechte mit den größern Gefäßen, in deren glatten Muskelfasern
sie endigen. Ihre Erregung, die von einem besondern Centrum im verlängerten Mark (s. Gehirn) sowie durch
psychische Affekte reguliert wird, verursacht Verengerung der Arterien, somit örtliche Blutleere, Blässe und Kühle des
betreffenden Körperteils, wogegen die Lähmung der Vasomotorischen Nerven Erschlaffung der Gefäßmuskulatur, Erweiterung
des Gefäßrohrs und damit vermehrte Blutzufuhr mit Rötung, Schwellung und erhöhter Wärmebildung der betreffenden
Gefäßprovinz zur Folge hat. Ausschließlich auf der Thätigkeit der Gefäßnerven beruht der wunderbare und augenblicklich
eintretende Einfluß, den gewisse psychische Affekte auf die Cirkulation der äußern Haut, namentlich des Gesichts, ausüben, wie
die Schamröte, das plötzliche Erblassen bei Angst, Schreck, Furcht u. dgl. (S. Erröten.)
Gefäßpapillen, in der Anatomie solche Haut Wärzchen, welche feinste Blutgefäßchen enthalten.
(S. Haut.)
Gefäßpflanzen nennt man in der Botanik die Gefäßkryptogamen und Phanerogamen im Gegensatz zu
den Moosen und Thallophyten, weil die Gewebedifferenzierung bei ihnen bis zur Bildung von sog. Gefäß- oder Leitbündeln
vorgeschritten ist, was bei den Moosen und Thallophyten noch nicht der Fall ist.
Gefecht, der Zusammenstoß gegnerischer Streitkräfte. Derjenige der Gegner, der diesen
Zusammenstoß durch Herangehen an den Gegner absichtlich herbeiführt, ist der Angreifer, sein Verfahren das
Angriffsverfahren (s. d.) oder die Offensive. Der den Zusammenstoß stehenden Fußes Abwartende ist der
Verteidiger, sein Verfahren das Verteidigungsverfahren (s. d.) oder die Defensive. Der die Offensive
Wählende hält sich zur Zeit für stärker als den ↔ Gegner (diese Überlegenheit beruht nicht immer nur auf der
Zahl, sondern ebenso gut auf einem technischen oder intellektuellen oder moralischen Faktor) und will seine Überlegenheit zur
Überwältigung des Gegners benutzen. Der die Defensive Wählende hält sich zur Zeit für schwächer als den Gegner und sucht
das ungünstige Kraftverhältnis durch die Benutzung des Geländes auszugleichen, indem er dem Angriff des überlegenen
Gegners in einer vorteilhaften Stellung entgegentritt. Halten sich beide Gegner in der Defensive, so kommt es nicht zum G. Bei
gleichzeitiger Offensive stoßen beide Gegner in der Bewegung aufeinander und es entwickelt sich ein sog.
Begegnungsgefecht (s. d.). Verfährt der eine Gegner offensiv, der
andere defensiv, so kommt es zu einem G. um die Stellung der defensiven Partei. Im Begegnungsgefecht zeigt das Verfahren
der beiden Gegner, wenn auch individuell verschieden, doch keine generellen charakteristischen Unterschiede; im zweiten Falle
entwickeln sich die charakteristisch völlig voneinander verschiedenen Formen des
Angriffsgefechtes (s. d.) und des
Verteidigungsgefechtes (s. d.). Je
nach der Bedeutung, die einzelne G. in Bezug auf die endgültige Erreichung des Kriegszweckes haben, unterscheidet man:
Entscheidungsgefechte oder Schlachten, wo die
Hauptkräfte beider Heere unmittelbar um die Entscheidung des ganzen Krieges oder doch eines einzelnen Operationsabschnittes
ringen, und Vorbereitungsgefechte oder G. im engern Sinne, die größere Entscheidungen
vorbereiten und in denen nur größere oder kleinere Bruchteile der beiden Armeen kämpfen. G., die aus irgend einem Grunde,
namentlich auch in Bezug auf die Zahl der beteiligten Truppen oder auf die Größe der erlittenen Verluste von hervorragender
Bedeutung sind, ohne doch den Charakter einer Schlacht zu tragen, nennt man
Treffen (s. d.), unbedeutende Zusammenstöße kleiner Abteilungen
Scharmützel. In Bezug auf charakteristische Besonderheiten, die der Kampf um wichtige
Örtlichkeiten zeigt, spricht man besonders von Waldgefecht, Dorfgefecht, Defilégefecht. Bei jeder größern Gefechtshandlung
kann man ein Vorspiel, drei Akte und ein Nachspiel unterscheiden. Das Vorspiel besteht in der Aufklärung über die Verhältnisse
auf feindlicher Seite und ist meist Sache der Kavallerie, die längs der feindlichen Front entlang zu tasten, so die Ausdehnung
derselben festzustellen und womöglich um die Flügel herum Einblick in die rückwärtigen Verhältnisse zu gewinnen hat. Der erste
Akt des eigentlichen G., die Einleitung, umfaßt die Entwicklung der eigenen Truppen und den Schutz dieser Entwicklung durch
Beschäftigung des Gegners durch Artilleriefeuer oder durch Vorstöße kleiner Abteilungen. Der zweite Akt, die Durchführung,
umfaßt das Niederkämpfen der feindlichen Feuerkraft und das allmähliche Vorschieben der eigenen Truppen möglichst nahe an
den Feind. Der dritte Akt sucht unter Einsetzung möglichst intakt erhaltener Reserven durch einen allgemeinen Ansturm die
Entscheidung herbeizuführen. Je nach dem Ausfall dieser Entscheidung besteht dann das Nachspiel entweder in der
Verfolgung des geschlagenen Gegners oder in der Deckung des eigenen
Rückzuges (s. d.). Die hier angedeuteten
Momente haben zunächst das Angriffsgefecht im Auge, sie gelten aber mit sinngemäßer Änderung auch für das
Verteidigungsgefecht. In kleinern Gefechten fallen häufig verschiedene dieser Momente zusammen. – Litteratur,
s. Taktik.