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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Georgsfehn - Geothermometer
Georgsfehn, s. Tabellezilm Artitel "vehn- und
Moorkolonien.
Georgskanal, Sankt, die Meeresstraße zwi-
schen dem engt. Fürstentum Wales im W. und Ir-
land im T., verbindet die frische See im N. mit
dem Atlantischen Ocean im S.
Georgsorden. 1) T>er bayrische Ritter-
orden vom heiligen Geo r g, gestiftet 28. I^tärz
1729 vom Kurfürsten Karl Albrecht, nachmaligen
Kaiser Karl VI l., reorganisiert vom König Ludwig 11.
4. Juli 1871. Tiefer vornehme Orden, dessen Zweck,
ursprünglich die Verteidigung des christkath. Glau-
bens, seit 1871 Ausübung der Werke der Barm-
herzigkeit ist, steht unter dem Großmeister (dem
Könige) und teilt seine Mitglieder in Großpriore,
Kapitulargroßkomture, Ehrengroßkomturc, Kapi-
tularkomture, Ehrenkomture und Ritter. Aufnahmc-
bedingung ist die katb. Religion und der Nachweis
von 16 Ahnen, sowie in der direkten väterlichen und
mütterlichen Stammreihe von zwei weitern Ahnen.
Das Ordenskreuz, am hellblauen Bande mit weißer
und schmaler dunkelblauer Einfassung getragen, ist
von Gold, achtspitzig, mit bayr. Rauten iu den Win-
keln , auf deren Spitzen sowie auf den Spitzen des
Kreuzes kleine goldene Knöpfe sind. Die Vorderseite
ist blau emailliert und weift eingefaßt. In der Mitte
ist auf goldenem Grunde die Jungfrau Maria auf
einem Halbmonde in Wolken stehend abgebildet, und
auf den vier Rauten stehen die Buchstaben V^r^ini)
1immHcnlntH6) I^lNlU'iH) I(mmHcillaw); auf der
rot emaillierten und weiß eingefaßteil Rückseite ist
St. Georg zu Pferd, den Lindwurm tötend, auf
goldenem Grund, eingefaßt von grünem Lorbeer-
kranz; auf den Rauten die Buchstaben Ifn^tn") V(t)
I^lina) I^1m-^>it). über dem Kreuze erscheint ein
Löwenkopf, an welchem dasselbe bangt. Auch be-
steht eine eigene Ordenskleidung, welche an den Or-
densfesten s^4. April und 8. Dez.) angelegt wird.
(S. Tafel: Die wichtigsten Orden II, Fig. :;.)
2) Der hannoverische Sankt Georgs-
ördcll, als Hausorden 2"". April 18^9 vom König
Ernst August gestiftet, zählte nur eine Klasse, die
an höchstens 1<> adlige Inländer, außer den königl.
dunkelblau emaillierten achtspitzigen Kreuze mit der
Königskrone, das in der Mitte mit den: Bilde des
Ritters St. Georg mit der Umschrift "^umiunm
i'6tr0i'8um" ("Niemals rückwärts") belegt war und
an einemdunkelrot gewässerten Bande von der rechten
Schulter nach der linken Seite nebst einem Vrust-
stern getragen wurde.
3) Der russische Sankt Georgsorden,
von der Kaiserin Katharina II. 7. Dez. l^6. Nov.)
1769 für Land und Seeoffiziere in vier Klassen ge-
stifteter Militärordcn, zu welchen 1307 als fünfte
Klasse das für Unteroffiziere und Gemeine bestimmte
Georgenkreuz kam. Das Ordenszeichen, all einem
schwarz und gelb gestreiften Bande getragen, besteht
in einem weiß emaillierten Kreuz, das in einem
roten Mittelfelde den heil. Georg, den Lindwurm
tötend, zeigt, und wird für Auszeichnung vor dem
Feinde verliehen. (E. Tafel: Die wichtigsten
Orden I, Fig. 7.)
4) Der sieilianiscbe Militärordcn von
Sankt Georg der Wiedervereinigung,
24. Febr. 1808 von Joseph Napoleon für Tapfer-
keit und militär. Verdienst gestiftet, von Murat
beibehalten und 1. Jan. 1819 vom König Ferdi-
nand I. mit veränderten Statuten bestätigt, wurde
gelegentlich der polit. Umwälzung von 1861 auf-
gehoben. Wer ältere Ritterorden des heil. Georg
s. Georg sdcr Heilige); über den engl. St. Georgs-
orden s. Hosenbandorden.
Georgsritterschaft in H olland, ein Geheim-
bund, um 1500 gestiftet, wahrscheinlich zum Zweck .
der Befreiung der Niederlande. Seine Statuten
und Abzeichen sind nie bekannt geworden; der Bund
bestand nock 175)6.
Georgsthaler, thalersörmige Silbermünzen
mit dem Bilde des Kampfes des Rittern St. Georg
mit dem Lindwurm. Am bekanntesten find die
Thaler des Grafen David von Mansfcld aus den
I. 1609, 1611 und 1M:i mit dem Wahlspruch
"Bei Gott ist Raht und Thadt" und die etwas spä-
ter auf der Münzstätte Kremnitz in Ungarn gepräg-
ten. Die G. wurden früher als Amulette gegen
Verwundung von Kriegslcuten viel getragen und
sind noch jetzt als Schaumünzen sehr beliebt. Die
Memnitzer Stücke wurden schon in älterer Zeit viel-
fach nachgeahmt und werden neuerdings fabrikmäßig
hergestellt, seitdem die Damenmode sich der G. be-
mächtigt hat. Mit den Typen der Krcmnitzer Thaler
wurden auch Dllkaten, Georgsdukatcn, geprägt.
Georgswalde lAlt-Georgswalde), Stadt
ill der österr. Vezirkshauptmannschaft lind dem Ge-
richtsbezirk Schluckenau in Böhmen, an der sächs.
Grenze, in hoher, rauher Gegend, die zum Fluß-
gebiete der in der Nähe entspringenden Spree ge-
hört, an der Linie G.-Ebersbach-Prag der Böhm.
Nlordbahn (198Ivm), hat l1890) 5808, als Ge-
meinde mit Neugeorgswalde, dem vielbesuchten
Wallfahrtsorte Philipsdorf und Wiefentbal zusam-
men 8754 deutsche (5.; Eisengießerei, mechan. Web-
stuhlsabrik, Holz- und Baumwollwarenfabriken,
Ziegeleien und ist einer der ältesten Industrieorte
Böhmens sowie noch jetzt mit dem nahen Rumburg
Hauptsitz der böhm. Leinenindustrie.
Geofköpie (grch.), Beobacbtung von Vorgängen
unter der Erdoberfläche, besonders in Bezug auf
Temperaturverbältnisse ss. Geothermometer).
Geostätik (grch.), Lehre von dem Gleichgewicht
der festen Körper (s. Gleichgewicht).
Geostereoplastik igrch.), Reliefdarstellung von
Teilen der Erdoberfläche.
Geotektönit lgrch.), der Aufbau, die Lagerungs-
verbältnisse der Erdkruste oder eines Teils derselben.
Neuerdings ist der Ausdruck "architektonische Geo-
logie" gebräuchlich geworden is. Geologie).
Geothermische Tiefenstufe, s Erdwärme.
Geothermometer lgrch., soviel wie Erd- oder
Bodenwärmegradmesser), die Thermometer zur Be-
stimmung der Temperatur des Erdbodens in ver-
schiedenen Tiefen, in den Bohrlöchern bei Artesischen
Brunnen u. dgl. m. Für die obern Schichten des
Erdbodens verwendet man G., die in Verschiedellen
Tiefen des Bodens bleibend fo versenkt sind, daß
die Enden ihrer Röhren und zugehörigen Skalen
daraus hervorragen, um in regelmäßigen Perioden
abgelesen zu werden. Die Kugeln solcher G. sind im
Verhältnis zum Kaliber der Röhren sehr groß, da-
mit der Einfluß der Temperatur jener Bodenfchicb-
ten, durch welche die Röhren gehen, möglichst klein
werde. Überdies läßt sich noch das Resultat durch
Rechnung korrigieren, da man in verschiedenen Tie-
fen beobachtet. Um jedoch den Einfluß der Zwischen-
schichten nahezu gänzlich fortzuschaffen, schieben
manche Beobachter die an einer Latte befestigten G.
in hierzu gehörige Bohrlöcher, lassen sie hier in ver-