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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gönyö - Gonzalez (Carvajal)
hält sich aber G. von philof. Reflexion fern und
stellt Dinge und Personen so dar, wie sie sich that-
sächlich zeigen. 1852-54 begleitete er als Regie-
rungssekretär die Fregatte Pallas auf ihrer Welt-
reise, die er dann in origineller Weise in "^re^at
1'ailNäH" (2 Bde., Petersb. 1858; 2. Aufl. 1862)
beschrieb. 1881 erschienen unter dem Gesamttitel
"Vier Skizzen" die früher veröffentlichten Aufsätze
"Ein litterar. Abend", "Eine Million Qualen"
(Studie über Gribojedows "Verstand schasst Leiden"),
"Bemerkungen über die Person Vjelinskijs", "Besser
spät als gar nicht".
Gönyö, Dorf im ungar. Komitat Naab, rechts
an dem die Große Schüttinfel füdlich begrenzenden
Hauptarm der Donau, zwischen der Mündung des
die Raab aufnehmenden Donauarmes, der sog.
kleinen Donau, und des Flusses Vakony in die große
Donau (den Hauptstrom), ist Donauhafen der
Stadt Raab und Dampfschiffstation der Donau-
dampffchiffahrtsgefellfchaft und hat (1890) 1361
magyar. E., Post und Telegraph.
Gonzaga,Hauptstadt des Distrikts G. (41148 E.)
in der ital. Provinz Mantua, in einer fruchtbaren
Ebene zwischen Po und Secchia, an der Linie
Modena - Mantua des Adriatischen Netzes, seit
l866 italienisch, hat (1881) 2661, als Gemeinde
7492 E. und Ruinen des Schlosses der Familie G.
Gonzaga, ital. Fürstengeschlecht, das sich auf
Kaiser Lothar zurückführt. Lodovico I. G., geb.
1267, gest. 18. Jan. 1360, verschaffte sich 1328 die
Herrschaft in Mantua endgültig durch Ermordung
des Passerino de' Bonacossi und Verjagung feiner
Anhänger. Kaiser Ludwlg der Bayer bestätigte
ihn als Generalkapitän von Mantua und erhob
ihn zum kaiserl. Vikar. Seine Nachkommen, welche
dis 1707 über die ^tadt herrschten, waren: Guy
G. (geb. 1291, gest. 1369), Lodovico II. G. (geb.
1334, gest. 1382), Francesco I. G. (geb. 1363,
gest. 1407), Giovanni Francesco I. G. (geb.
1394, gest. 1444), welcher 1433 von Kaiser Sigis-
mund zum Markgrafen erhoben wurde; Lodo-
vico III. G. (geb. 1414, gest. 1478) mit dem Bei-
namen "der Türke", wegen seiner glücklichen Be-
kämpfung der Osmanen im Dienste von Venedig und
Florenz. Von des letztern Söhnen erhielt Federigo I.
G. (geb. 1440, gest. 15. Juli 1484) Mantua und
den Markgrafentitel. Giovanni Francesco gründete
die 1591 ausgestorbene Linie der Herzöge von
Sabbioneta; von ihm geht auch der 1703 aus-
gestorbene Zweig der Fürsten von Bozzolo aus.
Rodolfo stiftete die Linie der Fürsten von Casti-
glione, welche 1819 erlosch.
Den Enkel von Federigo I. G., Federigo II. G.,
machte Kaiser Karl V. 8. April 1530 zum Herzog von
Mantua und belehnte ihn 1536 mit der Markgraf-
schaft Montferrat, die 1574 zum Herzogtum erhoben
wurde. Von ihm stammten außer den feither erb-
lichen Herzögen von Mantua die Herzöge von Gua-
stalla, die 1746 ausstarben. Mit Vincenzoll.,
dem sechsten Herzog von Mantua, geb. 1594, erlosch
25. Dez. 1627 die Hauptlinie; um sein Erbe erhob
sich der Streit zwischen Karl I., Herzog von Nevers,
welchen Frankreich und Venedig unterstützten, Spa-
nien und Osterreich bekämpften, und Ferdinand II.,
Herzog von Gnastalla. Der hierüber ausgebrochene
Mantuanische Erbfolgekricg endete mit der Aner-
kennung Karls I., Herzogs von Nevers, als Herrn
von Mantna und Montferrat durch die Verträge
von Regensburg (1630) und Chierasco (1631).
Sein Sohn Karl II. starb noch bei seinen Lebzeiten;
seine Tochter Anna G. (gest. 1684), Gemahlin des
Pfalzgrafen Eduard bei Rhein, spielte lange an Lud-
wigs XIV. Hofe eine Rolle und hinterließ wertvolle
Memoiren (herausgegeben Lond. und Par. 1686).
Auf Karl I. folgte 1637 fein Enkel Karl III. (gest.
1665), mit dessen Sohne Karl IV. 1708 auch diefe
Linie der G. erlofch. Wegen feiner Parteinahme für
Frankreich im Spanifchen Erbfolgekrieg wurde er von
Kaiser Joseph I. in die Acht erklärt; Mantua wurde
von Österreich eingezogen, Montferrat durch Victor
Amadeus II. von Savoyen in Besitz genommen.
Maria Theresia erwarb dann die Erbgüter der Ne-
benlinie, die Herzogtümer Guastalla, Solferino
und Sabbioneta, sowie das Fürstentum Castiglione.
Gonzaga, Aloysius von, s. Aloysius von Gon-
zaga.
Gonzaga, Anselmo Guerrieri, s. Guerrieri.
Gonzaga, Thomas Antonio, brasil. Lyriker,
geb. im Aug. 1744 in Porto, besuchte Portugal,
wo er 1763-68 in Coimbra die Rechte studierte
und eine Zeit lang als Richter thätig war. 1782
wurde er zum Auditor in Villarica, in der brasil.
Provinz Minas Geraes, ernannt. Unter seinem
Namen als Mitglied der portug. "Arkadia" Dirceu
feierte er seine Geliebte Marilia (Maria Ioaquina
de Seiras, gest. 1854) in Versen, die eine große
Popularität erlangt haben. Nachdem er das Amt
eines Tribunalrats in Bahia erlangt hatte, wurde
er wegen angeblicher Beteiligung an der Verschwö-
rung von Minas Geraes 1792 zu zehnjährigem Auf-
enthalt in Mozambique verurteilt. Er starb 1807.
Sein Ruhm gründet sich auf ein kleines Bändchen
lyrischer Gedichte ("I^ra8"). Eine 1. Ausgabe er-
schien vor 1800, die 2.1800, die 15. 1862 (Paris).
Gonzales (spr. gongsaläh), Louis Jean Emma-
nuel, franz. Romanschriftsteller, geb. 25. Okt. 1815
zu Saintes, besuchte das Gymnasium zu Nancy und
widmete sich früh der Schriftstellers. Er war Mit-
arbeiter an verschiedenen Zeitungen und mehrmals
Präsident der 8oci6t6 ä68 86U8 äs i6tti-68. G. starb
17. Okt. 1887 in Paris. Zu seinen bekanntesten Ro-
manen gehören: "1.68 fi'6i-63 ä61a cot6" (1843 u. ö.;
dramatisiert 1856), "1.68 kr3lic3-^11368" (1847),
"^83ü le I6pi'6ux" (1850), "1.68 ck6rck6iii'3 ä'or"
(1857), "1.68 8adoti6i'8 äs 1a I^orstAoir6" (3 Bde.,
1861; in 1 Bd. 1864), "1.3. maitr6886 ä'uu proscrit"
(4 Bde., 1862), "1.'IM6386 cw c0un6wdi6" (1863),
"1.'6P66 ä6 8u23NQ6" (1865), "1.3. d6ii6 Q0vic6"
(1869), "1.63 A3i'äi6nii68 äu tr680r" (1872), "1.68
ll3.I186U868 du 03U0386" (1876), "1.3 V161'ß6 ä6
!'0P6I'3,"^1879) u. s. w.
Gonzalez, Carvajal, Tomas Iost, span.
Staatsmann und Schriftsteller, geb. 21. Dez. 1753
zu Sevilla, studierte Philosophie, Theologie und
Jurisprudenz, wurde 1790 im Finanzfach angestellt
und 1795 zum Intendanten der in der Sierra Mo-
rena und in Andalusien neu angelegten Kolonien er-
nannt, zog sich jedoch 1807 nach Sevilla zurück und
trat 1809 als Intendant in das Patriotenheer, wurde
1812 Präsident der Finanzjunta, 1813 Staatssekre-
tär des Finanzministeriums. Auf seinen Wunsch
ward er jedoch dieser Stellung enthoben und zum
Direktor der Studien von San-Isidoro ernannt.
Allein von der Partei der Restauration verfolgt,
wurde er 1815 nach Sevilla abgeführt und dort kon-
siniert. Hier lebte G. feinen Studien, bis er durch die
Revolution von 1820 auf feinen frühernPosten eines
Studiendirektors nach Madrid zurückberufen, 1821