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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Granier de Cassagnac - Granit
amerik. Union im Frühjahr 1873 entstandenen
polit.-wirtschaftlichen Partei, welche die Interessen
der Landwirtschaft durch das bewegliche Kapital sür
gefährdet hielt und von der Einmischung der gesetz-
gebenden Gewalt Abhilfe für ihre Beschwerden ver-
langte. Namentlich richteten sich ihre Angriffe gegen
die Eisenbahnen, deren Frachtsätze sie herabgesetzt
wissen und deren Monopol sie brechen wollten. Die
Bewegung dehnte sich von Illinois ausgehend bald
auf alle ackerbauenden Staaten, Indiana, Wiscon-
sin, Iowa, Minnesota und Kansas aus, hatte je-
doch wenig Erfolg. Eckon bei der Präsidentenwahl
von 1876 kamen die G. kaum mehr in Betracht.
Ihre Ziele hat seit 1888 in grösierm Maßstab die
National I^i-m6!'3 ^Ilillncs aufgenommen.
Adolphe, eigentlich nur Granier, da der Beiname
de Cassagnac auf einer frühern, irrtümlichen An-
gabe, er sei in einem Orte Cassagnac geboren, be-
ruht, franz. Publizist, geb. 12. Aug. 1808 zu Bergelle
(jetzt Averon-Vergelle) im Depart. Gers, ging 1832
nach Paris, ergriff feurig die Sache der Romantiker
und wurde unter Victor Hugos Auspizien Mit-
arbeiter des ""loni-nai äo3 DodatL". Die rauhe und
bissige Art seiner Kritik mißfiel dem ältern Bertin,
war aber eine Empfehlung bei E. de Girardin, der
ihn für die "?i'6386" anwarb. Für diefe schrieb er
litterar. Artikel und erregte viel Lärm durch feine
Ausfälle gegen Racine, den er einen "Zotenreißer"
spo1i38on) fchalt. G.s polit. Laufbahn begann 1840.
Er beteiligte sich zuerst an dem ministeriellen Journal
"1.6 61ol)6" und begründete 1845, als dieses Blatt
einging, eine neue, ebenso ultrakonservative Zeitung:
"I^poHiie". Nach der Februarrevolution begab er
sich in seine Heimat und blieb daselbst bis 1850, wo
er die Redaktion des "^ouvoir" übernahm und zu-
gleich Mitarbeiter am "(^0N3titutionn6lu wurde. In
beiden Journalen befehdete er auf das erbittertste
die Legislative und forderte die Rettung Frankreichs
durch einen Staatsstreich. G. wurde 1852 im Depart.
Gers als offizieller Kandidat für den Gesetzgebenden
Körper gewählt; 1857 wiedergewählt, verteidigte er
fortwährend mit größter Leidenschaftlichkeit, auf der
Rednerbühne wie in der Journalistik, die konfcr-
vativen Interessen und stiftete mit Varbey d'Aurc-
villy ein neues Wochenblatt: "I^Nüveil", das abcr
leinen langen Bestand hatte. G. übernahm nun
die Leitung des "?a)'3", sodann 1. Jan. 1863 die
der "Xktion". Bei den Wahlen von 1863 wurde er
wiederum gewählt. 1866 als Chcfredacteur zum
"?K73" zurückgekehrt, berief er seinen Sohn Paul
als Mitrcdacteur, und die Polemik dieses Blattes
erreichte nun einen immer höhern Grad der Heftig-
keit; 1868 wurde G. mit Iöröme David eins der
Häupter des Vonapartistenvercins der Nue de
l'Arcade, der sich zum Zweck eines entschiedenen
Widerstandes gegen liberale Konzessionen gebildet
batte. Nach den: Sturze des zweiten Kaiserreichs
(4. Sept. 1870) ging er nach Brüssel und gründete
hier das Journal "1.6 Di-apoini", das die Appel-
lation ans Volk als einziges und untrügliches
Rettungsmittcl für Frankreich forderte. Bei den
Deputiertcnwahlen im Febr. 1876 wurde G. für das
Arrondissement Mirandc (im Depart. Gers) ge-
wählt. Er starb 31. Jan. 1880 auf feinem Landsitz
Couloume' bei Plaisance im Depart. Gers. G. ver-
faßte zahlreiche histor. Werke, unter denen zu nennen
sind: "lli8wil'6 663 c1k8863 0UVI-j6t'68 6t ä63 ci23363
d()ni'Z60i303" (Par. 1837), "Hi3toii'e Ü03 clk3365
nolii63 6t ä63 ciÄ3365 anod1i63" (ebd. 1840), "I1i3toir6
668 cau363 (16 la Involution t'ranoai36" s4 Bde.,
ebd. 1850), "Hi3toii'6 du Oii'6ctoii'6" (3 Bde., edd.
1851-63), "Hi5toii'6 ä6 111. cliut6 äu roi I^0ui3-
?Iii1ipp6, 66 1a. i'6Md1i<iu6 ä6 1848 et du röta-
d1i336lli6iit ä6 1'6mpii'6" (2 Bde., ebd. 1857),
"Hi3t0ii'6 ä<33 (^il'0näin3 6t ä63 UiH88Ncr63 ä6 861)'
t6uidl-6" (2 Bde., ebd. 1860) u. s. w. Trotz fließen-
der und kraftvoller Darstellung treten in diesen Ar-
beiten Mangelhaftigkeit der Forschung und Partei-
lichkeit des Urteils hervor. Außerdem hat man von
ibm Romane: "Danaö", "I^k i'6in6 (168 prairi^",
eine Reisebeschreibung: "VovHZ6 aux ^nti1i63 lran-
^Hi868",und Memoiren: "30uv6nir8 äu 86c0iiä6iii'
1)ir6') (3 Bde., 1879-83).
Granier de Cassagnac(spr.-nlel) de kassannjact),
Paul Adolphe Marie Prosper de, sranz. Publizist
und Politiker, Sohn des vorigen, geb. 2. Dez. 1843
zu Paris, trat 1866 in die polit. Redaktion des
"?HX3" ein. Hier entwickelte er einen fanatischen
Parteieifer für die Sache der kaiferl. Familie. Im
I. 1870, nach den ersten Niederlagen der franz.
Armee, trat er als Freiwilliger unter die Zuaven,
wurde bei Sedan gefangen genommen und nach
Deutschland abgeführt. Nach seiner Rückkehr nach
Frankreich trat er an die Spitze des "1^3", um so-
fort mit allen Kräften auf die Rückkehr des Kaiser-
tums hinzuarbeiten. Im Febr. 1876 wurde er für
das Arrondissement Condom (Depart. Gers) in die
Deputiertenkammer gewählt und griff nun seine
polit. Gegner mit maßloser Heftigkeit an. Im Okt.
1877 wiedergewählt, riet er dem Marschall Mac-
Madon zu einem Staatsstreich und warf sich zum
Verteidiger der offiziellen Kandidaturen auf. Bei
den Mandatsprüfungen wurde feine Wahl Okt. 1878
für ungültig erklärt; doch wurde er 2. Febr. 1879
vom Arrondissement Condom wiedergewählt. Einen
großen Skandal erregte er 16. Juni desselben Jah-
res, indem er Ferry der Fälschung von Aktenstücken
beschuldigte und die Regierung für eine infame er-
klärte. Er wurde dafür auf drei Tage aus der Kam-
mer ausgeschlossen. Nach dem Tode des Prinzen
Louis Napoleon (1879) forderte er die Anerkennung
des Prinzen Victor Napoleon, des ältern Sohnes
Ie^röme Napoleons, als Chef der bonapartistischen
Partei gegen dessen Vater. Bei den Wahlen vom
21. Aug. 1881 ward er im Wahlkreis Mirande als
"Kandidat des Hasses gegen die Republik" von
neuem in die Kammer gewählt, und auch 1885 und
1889 erhielt er wieder ein Mandat. Er hat seit 1884
die Redaktion des "la)^" aufgegeben und eine neue
donapartistische Zeitung "I^utoritü" begründet.
Außerdem schrieb er verschiedene Broschüren und
eine "I1i3t0ii'6 ä6 1a. troi3i0M6 i'6^)ul)1ihu6" (1875).
Granrkos, lleincr Fluß im nordwestl. Klein-
asien, der von der Nordseite des Gebirges Ida vom
Berge Kotylos her zu der Propontis fließt. Jetzt
führt er den Namen Tschan-tschai. Berühmt ist der
G. dadurch, daß Alexander d. Gr., nachdem er über
den Hellespont gesetzt, an ihm seinen ersten Sieg
über die Perser im Mai 334 v. Chr. erfocht. (S.
die Nebenkarte zu der Karte: Alexander des
Großen Reich, Bd. 1, S. 360.) Am G. wurde
ferner 74 v. Chr. der Pontische König Mithridates
! durch den röm. Feldherrn Lucullus besiegt.
! Granit (vom lat. Fi-^nnm, Korn), ein grobkörnig-
bis feinkörnig'krystallinisches Gestein, an dem sich
überall Kalifeldspat (meist Orthoklas), Quarz und
ein Plagioklas beteiligen; zu dem wesentlichen