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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gravenstein - Grävius
Kamerun. Zuvor aber versuchte er mit einer klei-
nern Erpedition die Buealeute im Kamerungebirgc
zur Unterwerfung zu bringen. Er stieß bei seinem
Vordringen auf energischen Widerstand und fiel bei
der Erstürmung des befestigten Buea5. Nov. 1891.
Gravenstein, Flecken im Kreis Apenrade des
preuh. Reg.-Bez. Schleswig, ist Dampferstation und
bat (1890) 1137 E., Post zweiter Klasse, Telegraph,
ein Schloß, ein Seebad am nahe gelegenen Nübelcr
Noor, einer Bucht des Flensburger Busens, mit
Kurhaus, und bedeutenden Obstbau (Graven-
steiner Ltpfel, s. Apfel 1 und Tafel: Kernobst,
Fig. 2).
Grades (spr. grahw), s. Bordeauxweine.
Gravesande (spr. chra-), Wilh. Jakob van 's,
Philosoph und Mathematiker, geb. 27. Sept. 1688
zu Derzogenbusch in Holland, studierte in Leiden.
Schon seine erste Schrift, der "Versuch über die
Perspektive", die er in seinem 19. Jahre herausgab,
erregte Aufsehen. Im Verein mit andern gab er
1713-22 das "^ournal 1itt6raii-6" heraus, welches
in Leiden als "^oni-nai d61a i-epudlicine 668 i6tti-^3"
bis 1736 fortgesetzt wurde. Nachdem er 1715 die
Gesandtschaft der Generalstaaten als Sekretär nach
London begleitet, wurde er 1717 Professor der
Mathematik und Astronomie und 1734 auch der
Philosophie in Leiden, wo er 28. Febr. 1742 starb.
Er schrieb: "?iiv8ic68 LlLnienta in^tiiematicÄ ex-
1)0i-imeutÄ contii-maw" (2Bde., Leid. 1720; 2.Aufl.
1743), "I'liilozopQi^ ^6>vwniana6 in8tiUition68 "
(2 Bde., ebd. 1723; 2. Aufl. 1766). Seine "(lluvres
;)Qii030i)1ii(iu68 6t inat1i6mÄtihU68" gab Allamand
(2 Bde., Amsterd. 1774) heraus.
Gravesend (spr. grehwse'nd), Municipalstadt
und Parlamcntsborough in der engl. Grafschaft
Kent, am südl. Ufer der Themse, 32 km unterhalb
London, hat (1891) 24067 E. G., "das Curhaven
der Themse", gilt als Endpunkt des Londoner Ha-
fens und enthält die Zollstation für einfahrende
schiffe und zwei große Hafendämme, große Docks,
besonders auf dem linken Ufer bei Tilbury (East-
andNest-India-Dock-Company). Sie sind 1886
vollendet und mit den besten Einrichtungen versehen;
hier können 42 große Dampfer zugleich löschen. Man
treibt Schiffbau und Schiffahrt sowie Handel mit
Ausrüstungsgegenständen und Proviant. Sehr be-
liebt ist G. als Ausflugsort: es besitzt zahlreiche
öffentliche Gärten und Vergnügungslotale (Rosher-
ville Gardens) sowie Hotels. Tilbury, G. gegenüber,
ist ein von Heinrich VIII. erbautes, jetzt bedeutend
verstärktes Fort zum Schutze der Themseeinfahrt.
Gravessche Krankheit (nach dem engl. Arzt
R. I. Graves M-. grehws^), soviel wie Basedowsche
Krankheit (s. d.).
Graveur (frz., spr. -wöhr), s. Gravieren.
<^?'"T)/i., <^?'"^'. oder <,>",'<5/?/i., hinter den
lat. Namen von Tieren, besonders von Nanbkäfern
und Schlupfwespen, Abkürzung für Joh. Ludw.
Karl Gravenhorst (s. d.).
<5ra.viüita.8 sxtra.-ntsrina. (lat.), s. Vauch-
sch w an gerschaft.
Gravidität (lat.), Schwangerschaft; gravid ie-
ren, schwängern: <^iaviäa, eine Schwangere.
Gravieren (lat.), beschweren, benachteiligen,
belasten, in Verdacht bringen: (^'HVHiiti"., erschwe-
rende Umstände: Gravation, Beschwerung, Be-
lastung.
Gravieren sfrz.), eine Zeichnung, Verzierung
oder Schrift in eino Fläche einschneiden, eingraben,
vertiefen oder auf derselben erhaben ausarbeiten.
Das G. bezweckt entweder die Ornamentierung von
Gegenständen oder die Herstellung von Modellen
die zum Abdruck oder Abguß in weichen Massen,
sowie zum Druck mit Farbe bestimmt sind. Zu den
Gravierungen der erstern Art gehört das G. von
Gold-, Silber- und andern Metallarbeiten, von
Waffen, von Eisen- und Stahlwaren, von Elfen-
bein, Schildpatt, Horn, Perlmutter, Muscheln und
Leder, das Schriftenstechen, das G. von Linien-
teilungen auf Meß- und andern Instrumenten, im
weitesten Sinne auch das Ciselieren (s. o.) und
Guillochieren (s. d.), das Glasschneiden und Stein-
schneiden (s. Steinschneidekunst), die Emailgravie-
rung, die Holzschneidekunst (s. d.). Die Gravierun-
gen der zweiten Arten sind das Stempclschneiden
der Medailleure und Münzgraveure (s. Stempel-
schneidekunst), das Wappen- und Siegelstechen, die
Stanzengravieruug zurPrägung vonMetallknöpfen,
Schmuckgegenständen, Metalladressen u. s. w., die
Gravierung von Prägstempeln für Buchbinder- und
Lcdergalanteriearbeiten, das Ausschneiden von
Schablonen, die Anfertigung metallographischer
Arbeiten, der Kupferstich, Stahlstich, Notenstich
u. s. w. Von den zur Ausführung aller dieser Ar-
beiten dienenden Werkzeugen sind die wichtigsten:
die N adie r nadel, der Grabstichel, bei dem man
nach Querschnitt und Form dor Schneide zahlreiche
Arten unterscheidet, M eißel, Punzen, Schabe r
und Po li er stahl. (S. die Einzelartikel.) Der Ar-
beiter, dessen Beschäftigung das G. ist, wird Gra-
veur genannt.
Graviermaschinen finden häufig da Anwen-
dung, wo es sich darum handelt, genau gleichweit
voneinander abstehende Linien zu reißen. Zu den-
selben gehören die Teilmaschinen, die Schraffier-
maschinen, die Guillochiermaschinen, die Kopier-
maschinen znr Herstellung von Petschaften und
Prägestempeln. Auch zum Fertiggravieren von
Siegeln werden öfters Maschinen verwendet.
Vra.viFra.Aa. ("schwerfällig Einherschreitende"),
von Owen gebrauchte Bezeichnung der urweltlichen
Niesenfaultiere.
Gravimeter (lat.-grch., "Schweremesser"), so-
viel wie Aräometer (s. d.).
Gravuta, Stadt im Kreis Altamura der ital.
Provinz Bari, an der G., einem linken Neben-
flusse des Vradano, ist Bischofssitz, hat (1881)
16574, mit Poggio Orsini 16905 E., eine Kollegiat-
kirche, Gymnasium, bedeutende Vieh-, besonders
Pferdezucht, über dem Orte erhebt sich ein von
Kaiser Friedrich II. erbautes Schloß mit weiter
Aussicht. ^(S. Accent.)
<5ra.vi8 (lat., d. i. schwer), vom Ton: tief.
Gravität (lat.), Würde, feierliches, gemessenes
Weien; gravitätisch, würdevoll.
Gravitation (neulat.), s. Schwere.
Gravitieren (neulat.), vermöge der Anziehungs-
kraft (Gravitation) nach einem Punkte hinstreben.
Grävkus, Joh. Georg, eigentlich Gräve oder
Greffe, Philolog und Kritiker, geb. 29. Jan. 1632
zu Naumburg an der Saale, studierte in Leipzig die
Rechte, widmete sich dann in Deventer und Leiden
humanistischen Studien, wurde 1656 Professor in
Duisburg, 1658 am Athenäum zu Devcnter, 1662
Professor der Geschichte in Utrecht. Wilhelm III.
von England ernannte ihn zu seinem Historio-
graphen. Erstarb 11. Jan. 1703 zu Utrecht. Als
gründlicher Sprachforscher dewährte er sich in den