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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gravenh. - Gravenreuth
villc - Mars-la-Tour das Hauptquartier dcr franz.
Rheinarmce nebst der Kaisergarde. Am 16. morgens
begab sich Napoleon über Doncourt nach Chalons,
abends erlieh Marschall Bazainc von G. aus den
Befehl an die Rheinarmee, in die Stellung vor Metz
zurückzugehen. Diese Bewegung machte einen Ab-
Befehl veranlaßt. Tattisch war die nunmehrige
Stellung der franz. Armee äußerst günstig.
Am 17. Aug. früh traf König Wilhelm mit dem
D^'Mucntier auf dem Schlachtfeld von Vionville-
Mars-la-Tour ein. Nach den widersprechenden
Meldungen schien es, als sei ein Teil der franz.
Armee über Briey abgezogen oder im Abzng be-
griffen und ein anderer Teil näher nach Metz heran-
gegangen. Dasi Bazaine mit seiner ganzen Armee
bei Metz geblieben sei, nahm man nicht an. Am
Morgen des 18. Aug. wurde es klar, daß die Ge-
samtstärke der franz. Rheinarmee bei Metz verblie-
ben sei, doch blieb die Ausdehnung der Stellung
der Franzosen den Deutschen verborgen. Im Ver-
laufe der Schlacht wurde daher eine Linksschiebung
der Truppen notwendig und das Eingreifen auf
dem wichtigen deutschen linken Flügel verzögert.
Das 7. und 8. Korps (Erste Armee Steinmetz) erhiel-
len den Befehl, in der Front mit dem rechten Flügel
an die Mofel gelehnt, die Höhen bei St. Hubert an-
zugreifen. Als westl. Staffel folgte das 9., hierauf
das Garde- nud endlich das 12. Korps, das 3. und
10. sowie die Kavallericoivisionen wurden vorläufig
als Reserve westlich und nordwestlich von Verne-
ville zurückgehalten. Das 9. Korps glaubte das
Ende des franz. rechten Flügels schon bei Aman-
weiler zu erkennen, schwenkte nach rechts ein und
griff an, bevor die weiter westlich marschierenden
Staffeln zur Unterstützung bereit sein konnten. Die
Korpsartillerie wurde zunächst plötzlich in hart-
näckigen Kampf gegen die feindliche Infanterie ver-
wickelt. Die Infanterie des 9. Korps geriet gleich-
falls in verheerendes Feuer. Man mußte sich be-
gnügen, die Anfangsstellung zu behaupten. Die
3. Infanteriebrigade des Gardekorps, das sich links
nach Habonville gezogen hatte, brachte vereint mit
der aus der Reserve vorgezogenen Korpsartillerie
des 3. Korps die Schlacht ins Gleichgewicht. Gleich-
zeitig mit dem 9. Korps war rechts desselben die
Erste Armee in den Kampf getreten. St. Hubert
wurde deutscherseits genommen, in unmittelbarer
Nähe des Feindes selbst mit Artillerie behauptet -
ein Angriff der 1. Kavalleriedivision auf die feind-
liche Infanterie, die die Steinbrüche westlich Roze-
rieulles besetzt hielt, zerschellte ohne Erfolg; nn
Moselthal führten Teile des 7. Armeekorps ein
hinhaltendes Gefecht.
Nach dem Plan der deutfchen Heeresleitung lag
die Entscheidung dcr Schlacht auf dem linken Flügel.
Um ^/-2 Uhr war dort das Dorf Stc. Marie-aur-
Chcncs von Teileil des Garde- und 12. Korps ge-
nommen worden. Das 12. Korps holte, von nun an
wieder sich links ziehend, aus, um den rechten franz.
Flügel bei Roncourt zu umfassen. Ehe diese Be-
wegung aber vollendet sein konnte, griff das Gardc-
torps in dcr Front die überaus starke franz. Stel-
lung von St. Privat an. Der mit großer Tapfer-
keit ausgeführte Angriff stockte nach schweren Ver-
lusten westlich des Dorfes. Dort hielten die Reste
dcr angreifenden Bataillone laum 800 Schritt vom
Feinde; das Gefeckt nahm auch hier einen hinhal-
tenden Charakter an, um den Erfolg der Umfassung
durch das sächs. 12. Korps abzuwarten. Dieser war
ein unerwartet rascher. Das bei Roncourt und mit
seinem rechten Flügel bei Malancourt stehende Korps
Canrobert räumte diese Orte nach leichtem Gefecht,
sodaß das 12. Korps einen Teil seiner Kräfte nacb
rechts abschwenken lassen und den letzten Anlauf des
Gardekorps auf St. Privat unterstützen konnte.
Um 7^/2 Uhr war das Dorf in deutschem Besitz.
Der Rückzug des geschlagenen 6. franz. und einiger
Teile des 4. Korps nahm einen panikartigen Cha-
rakter an, die franz. Gardedivision Picard nahm
die Flüchtlinge auf. Das 3. und 10. preuß. Korps,
bisher in Reserve stehend, gingen jetzt auf den
Kamm der vielumstrittenen Höhen westlich Aman-
weiler vor. Nur ihre Artillerie erhielt noch Ge-
legenheit, das Feuer zu eröffnen. Gleichzeitig mit
diesem Vorgehen trafen die Spitzen des 2. (pom-
merfchen) Armeekorps nach 6 Meilen langem Marsche
hinter der Front der Ersten Armee ein. Bei St. Hubert
und beiPoint-ou-Iour erregte das Eingreifen dieses
Korps, dem die gelichteten Scharen der Ersten Armee
sich anschlo^en, noch einmal das Schnellfeuer auf
der ganzen franz. Front. Erst das vollständige Ein-
brechen der Dunkelheit setzte dem deutschen Angriff
ein Ziel. Die Armeen biwakierten mit Gewehr im
Arm in Gefechtsnähe. In der Nacht zum 19. Aug.
räumten die Franzofen ihre Stellung und gingen
auf Metz zurück.
Das deutsche Heer, 178818 Mann Infanterie,
24584 Reiter und 726 Gcfchütze stark, hatte 899
Offiziere und 19 260 Mann verloren. Die Franzose??,
abgesehen von der in Metz stehenden Besatzung
130000 Mann stark, hatten 595 Offiziere und 14200
Mann verloren. Die Nähe der Festung ermöglichte
es ihnen, alle Geschütze und Fahnen zu retten; nur
2600 Gefangene sielen in dcutfche Hand.
<^7'"^'en/i., f. ^i'ttr/i.
'sGravenhage (spr. schravenhahche), s. Haag.
Gravenhorft, Joh. Ludw. Karl, Entomolog,
geb. 14. Nov. 1777 zu Vraunschweig, gest. 14. Jan.
1857 als Professor der Naturgefchichteund Direktor
des Zoologischen Museums in Breslau, schrieb unter
anderm "^oiüoptei'u. microptLra, Li'nii3vic6ii8ia"
(Vraunschw. 1802), "^lono^'ü^im colLopteroruin
inici'optei'M'um" (Gott. 1806), "Iciinouinonolo^iu
6ui-op^" (3 Bde., Brcsl. 1829).
Gravenrcuth, Karl, Freiherr von, Afrika-
forscher, geb. 12. Dez. 1858 in München, trat 1877
in das 3. bayr. Infanterieregiment ein und wurde
1879 Sekondelieutenant. 1885 trat er in die Dienste
der Deutsch - Ostafrikanischen Gesellschaft. Als der
Aufstand in Deutsch-Ostafrika ausbrach, that sich
G. namentlich bei der Verteidigung von Bagamojo
hervor. Nach der Ernennung Wißmanns zum Reichs-
kommissar trat G. in dessen Dienste, indem er zugleich
die Vertretung desselben in Berlin übernalnn. Zmu
Premierlieuteuant befördert, kehrte er nach Ostafrika
zurück, als Wihmann alle Vorbereitungen zum ener-
gischen Vorgehen gegen Vuschiri getroffen hatte. Er
beteiligte sich bei der Erstürmung von Buschiris
Lager 8. Mai 1889 und bei den folgenden kriegeri-
schen Aktionen, die die Niederwerfung des arab.
Aufstandes an der Küste zur Folge hatten. Zur
Wiederherstellung feiner Gesundheit kehrte G. April
1890 nach Europa zurück, wo er zum Hauptmann
befördert wurde. Juli 1891 übernahm er die
Leitung der südl. Erpedition im Hintcrlande von