Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Griechenland (Oberflächengestaltung)'
verknüpfen sich zwei östlich streichende Gebirgsketten mit dem Pindossystem, die nördlichere, welche Thessalien im S.
abschließt, Othrys, die südlichere Öta und weiterhin Knemis genannt; zwischen beiden Ketten liegt die Thalebene des Flusses
Spercheios. Von der Giona aus zweigt sich eine dritte Bergreihe nach O. ab, die Nordküste des Golfes von Korinth begleitend:
Parnaß, Helikon, Kithäron, Parnes, und Pentelikon. Zwischen dieser und dem Ötagebirge liegt die Tiefebene von Böotien mit
dem Fluß Kephissos und dem Kopaïssee eingeschlossen; während sich südlich von Parnes und Pentelikon die gebirgige Halbinsel
Attika nach Südosten vorstreckt. Der Peloponnes (s. d.) ist eine fast
völlig gesonderte Halbinsel. Ihren Kern bildet ein großes Hochland (Arkadien), dessen Gebirge im N. und W., in den
Landschaften Achaia und Elis in terrassenförmigen Stufen zu den ebenen Küstensäumen herabsteigen, im O. und S. dagegen sich
in selbständigen Bergketten fortsetzen und dadurch vier besondere Halbinseln (die argolische, die östlichere und westlichere
lakonische und die messenische) bilden, welche dem Peloponnes seine eigentümlich ausgezackte Gestalt geben, die schon alte
Geographen mit der des Blattes einer Platane verglichen haben.
Von den Flüssen ist keiner eigentlich schiffbar, und die meisten sind in der Regenzeit anschwellende, im Sommer gänzlich
austrocknende Gießbäche. Außer dem thessalischen Peneios, dem Spercheios, Acheloos und Kephissos sind nur noch der Eurotas,
Pamisos, Alpheios und der elische Peneios im Peloponnes zu erwähnen. Die Inselgruppen, die G. umgeben, sind erst in jüngster
geolog. Vergangenheit losgelöste Stücke des Festlandes, zu dem sie in ihrem Bau in innigster Beziehung stehen. Das
Gesamtareal G.s in der oben angenommenen Ausdehnung beträgt ungefähr 88000 qkm, wovon 53500 auf das Festland, ziemlich
22000 auf den Peloponnes, der Rest auf die Inseln kommen.
Einteilung des alten Griechenlands. In
der Zeit selbständigen griech. Staatenlebens hat G. niemals weder politisch noch geographisch eine Einheit gebildet wie
heute. Der früh entwickelte griech. Nationalsinn führte bald zu dem gemeinsamen Namen
«Hellenes» für die in der ganzen Mittelmeerwelt angesiedelten Griechen verschiedenen
Stammes und verschiedener Staaten. Danach entstand wohl erst der Landesname «Hellas»,
der ebenfalls lange eine mehr ethno- als geographische Bedeutung behielt: örtlich ist er in griech. Zeit auf die
Landschaften Mittelgriechenlands und des Peloponnes, seit dem Beginn unserer Zeitrechnung etwa gelegentlich auch auf
Mittelgriechenland allein angewendet worden. Andere umfassendere Namen für die Griechen des Festlandes: Danaer, Achäer
(bei Homer), Gräci (bei den Römern), sind ihrer Entstehung und ursprünglichen Ausdehnung nach nicht sicher. Am nächsten
kommt unserm Begriff von G. erst die röm. Provinz Achaia, die für kurze Zeit außer Mittelgriechenland und dem Peloponnes
auch Nordgriechenland umfaßte; schon durch Vespasian (69–79 n. Chr.) ist aber anscheinend Nordgriechenland wieder abgetrennt
worden.
Ethnographisch teilen sich die Griechen, sobald sie greifbarer in die Erscheinung treten, in die vier großen Stammesgruppen
der Äolier, Ionier, Dorier und Arkadier, von denen man letztere früher fälschlich dem äol. Stamme zurechnete. (Vgl. die
Karte: Das Alte Griechenland.) Sie
sind ↔ nach und nach von Norden her in die griech. Halbinsel eingewandert, doch bleiben ihre Wanderwege und
ältesten Sitze dunkel; nur das Vordringen der Dorier am Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. von Mittelgriechenland zum
Peloponnes, ihrer spätern Hochburg, läßt sich deutlicher verfolgen. (Vgl. unten Geschichte, S. 320.) Aus den Stämmen lösen
sich nach und nach die verschiedenen Völkerschaften los, die in histor. Zeit meist schon eine weitere Teilung zu
Stadtstaaten vollzogen haben; andere Völkerschaften sind durch ihre abgeschlossenen Sitze auf der frühern Entwicklungsstufe
mit Geschlechts- und Gaudörfern länger stehen geblieben, u. a. die Akarnanen, Ätoler, Arkadier, in gewisser Hinsicht auch
die Lacedämonier. Immerhin bildet das von einer Völkerschaft besetzte Land auch nach weiterer Teilung eine geographische und
gewöhnlich auch eine polit. Einheit, sei es, daß einer der Stadtstaaten die Oberherrschaft über die andern erringt, oder
eine Nebenordnung der verschiedenen Stadtstaaten stattfindet. Die ältere griech. oder nichtgriech. Bevölkerung ist meist in
ein Abhängigkeitsverhältnis zu den Eroberern getreten. Danach hat man sich schon im Altertum gewöhnt, verschiedene
Landschaften innerhalb G.s zu scheiden; ihre Grenzen stehen bereits im 5. Jahrh. v. Chr. in der Hauptsache fest. Über die
Völkerschaft und sogar über den Stamm hinaus greift nur das im alten G. stark entwickelte Bündnissystem, in ältester Zeit
auf religiöser Grundlage ruhend, die Amphiktyonie (s. d.), die Verbindung der «Umwohnerschaft» eines
Heiligtums zur gemeinsamen Pflege und Feier des Gottesdienstes, später die Symmachie, von rein polit. Charakter, die durch
bestimmte Verträge geregelte «Bundesgenossenschaft».
Nordgriechenland zerfiel im Altertum in zwei große Hälften;
Epirus im Osten und Thessalien im Westen. Epirus
besaß überwiegend ungriech. Bevölkerung, nur im Süden um Ambrakia und im Westen auf der Insel Kerkyra und an der Küste von
Apollonia nordwärts hatten sich korinth. Kolonisten festgesetzt. Die thessalische Landschaft fällt ebenfalls aus dem Rahmen
G.s etwas heraus, sie ist aus einer Menge verschiedener Volkselemente zusammengewachsen. Man unterschied hier eine Reihe von
Unterlandschaften: Pelasgiotis, Histiäotis, Thessaliotis und Phthiotis (auch das phthiotische Achaia genannt), an die sich
die Reste älterer Bewohner: Perrhäber (im Norden), Magneten (im Osten), Doloper (im Westen) anschlossen. Die ebenfalls einst
von Dolopern bewohnten Inseln östlich von Thessalien (Skiathos, Peparethos, Skyros u. s. w.) sind seit dem 5. Jahrh. bis in
die Römerzeit meist in athen. Besitz gewesen, zu Thessalien sind sie unmittelbar nie gerechnet worden.
Mittelgriechenland zeigt noch ausgeprägter als der Norden die Zerrissenheit des alten G.
Von Westen her folgen sich die Landschaften Akarnanien,
Ätolien (mit starken ungriech. Volkselementen), die beiden
Lokris, das westliche oder ozolische («stinkende») und das östliche, das sich wieder in
das um Opus liegende (opuntische) und in das unter dem Knemisgebirge gelegene (hypoknemidische) schied. Die beiden Lokris
werden durch eine Kette kleinerer, bergiger Binnenlandschaften getrennt: das Land der
Änianen (an der thessalischen Grenze), der Malier, der
am Ötagebirge angesessenen Ötäer, ferner das dor. Stammland die Doris,
Phokis mit dem delphischen Heiligtum. Dann schlossen
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 315.