Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Griechenland (Geschichte)'
G.s durch die Osmanen, nach der Mitte des 15. Jahrh. Unmittelbar nach der Zerstörung von Korinth wurde G. von Mummius und der in
solchen Fällen üblichen Senatskommission von zehn Mitgliedern für Rom in Besitz genommen und der Aufsicht des röm. Statthalters von
Macedonien unterstellt (eine eigene Provinz Achaia mit besonderm Statthalter wurde erst 27 v. Chr. durch Augustus konstituiert), eine
Tributzahlung an Rom eingeführt und die Bundesverfassungen von Achaia, Phokis und Böotien aufgehoben. Die Demokratie wurde überall
abgeschafft und aristokratische Verfassungen auf Roms Befehl eingeführt. Wenige Jahre nachher (nach dem J. 140) ließ sich der röm.
Senat vorzüglich durch Vermittelung des mit dem mächtigen Scipio Africanus dem Jüngern befreundeten Geschichtschreiber Polybius
bestimmen, seine strengen Beschlüsse in betreff G.s zu mildern. Gewisse, einzelnen Staaten auferlegte, zum Theil sehr bedeutende
Strafzahlungen wurden erlassen und die Bundesversammlungen (als wesentlich zu festlichen, religiösen und lokalen Zwecken bestimmte
Zusammenkünfte) formell wieder gestattet. Von den Römern und durch besondere Verhältnisse begünstigt, hoben damals wenigstens
einige Orte sich wieder zu höherer Blüte. Delos, schon an sich für den Handel glücklich gelegen, gewann jetzt vorzüglich dadurch, daß sich
ein erheblicher Teil des Handels des zerstörten Korinth ihm zuwendete. Athen behielt staatsrechtlich seine alte Verfassung, jedoch mit
mehrern Einschränkungen in aristokratischer Richtung. Aber nach und nach geriet es, zuerst infolge der Sklavenaufstände in Attika um 133,
besonders aber seit seiner Teilnahme an dem Kriege des Mithridates (s. d.) gegen Rom (seit 88 v. Chr.) in Verfall.
Nächst Athen hatten sich damals auch die Achäer, Lacedämonier und Böotier, des röm. Druckes müde, für Mithridates erklärt und ihn durch
Hilfsvölker gegen die Römer unterstützt; doch waren sie bei Sullas Erscheinen (zu Anfang des Frühlings 87 v. Chr.) rasch wieder zur
Unterwürfigkeit zurückgekehrt. Athen dagegen, welches durch die Tollkühnheit des als Gewaltherrscher schaltenden Philosophen Aristion
(Athenion) zum verzweifeltsten Widerstande getrieben wurde, mußte seinen Abfall schwer büßen. Von Sulla mit Sturm genommen, wurde
es 1. März 86 der Schauplatz eines furchtbaren Blutbades, erhielt jedoch nachher nicht nur seine Freiheit und seine frühern Besitzungen,
sondern auch die in diesem Kriege schrecklich verwüstete Insel Delos zurück. Der Hafen Peiraieus, in welchem sich des Mithridates
Feldherr Archelaus noch einige Zeit gegen Sulla hielt, wurde nach dessen Abzug gänzlich verwüstet, kurz vor dem Siege über die
pontischen Truppen bei Chäronea, im März 86. Eine zweite Schlacht 85, bei Orchomenos in Böotien, fiel ebenfalls zu Sullas Gunsten aus.
Auch Theben mußte jetzt den Zorn des Siegers schwer empfinden, indem es die Hälfte seines Gebietes verlor, um Sulla die Mittel zu
gewähren, die Zwangsanleihen der Römer bei den Tempeln von Olympia und Delphi zu ersetzen. Dagegen bekamen andere Städte, wie
Elatea in Phokis, für die Standhaftigkeit, womit sie sich geweigert, zu Mithridates überzutreten, Steuerfreiheit. Kaum war der erste
Mithridatische Krieg vorüber, so wurde G. von den auf Sicilien und Kreta sich stützenden Seeräubern heimgesucht, welche nach der
Auflösung der Flotte des Mithridates das Mittelländische Meer beunruhigten. Sie setzten ↔ sich nicht allein auf einigen
Inseln, wie Samos, Samothrake u. s. w., fest, sondern drangen selbst ins Festland ein und plünderten vorzugsweise die an wertvollen
Weihgeschenken noch reichen Tempel. Pompejus überwältigte sie endlich (67 v. Chr.) und gab ihnen an verschiedenen Orten des bereits
verödeten Festlandes, z. B. in Dyme in Achaia, feste Wohnsitze. Athen, welches sich durch die Freigebigkeit des röm. Bankiers Titus
Pomponius Atticus und durch den zahlreichen Besuch seiner philos. Schulen einigermaßen wieder zu erholen begann, wurde von
Pompejus sehr begünstigt, aber später, gleich dem übrigen G., mit in den Bürgerkrieg zwischen Cäsar und Pompejus verwickelt. Obgleich
durch hartnäckigen Widerstand gereizt, verzieh Cäsar als Sieger bei Pharsalos (48 v. Chr.) dennoch den Athenern und gewährte ihnen
selbst beträchtliche Summen zur Verschönerung ihrer Stadt. Megara mußte seinen fanatischen Widerstand gegen die Cäsarianer mit der
beinahe gänzlichen Vernichtung der Bewohner büßen; dagegen erhielten die Thessaler, in deren Lande die Schlacht bei Pharsalos
geschlagen wurde, zum Lohn treuer Hilfe die Freiheit. Korinth wurde, nachdem es mehr als 100 Jahre in Trümmern gelegen, 44 neu
gegründet und gelangte später als Colonia Laus Julia Corinthus zu hoher Blüte.
Die Bewegungen, welche Cäsars Ermordung veranlaßte, zogen auch G. in starke Mitleidenschaft. Brutus wurde zu Athen als Befreier
aufgenommen und gefeiert, und als er und Cassius bei Philippi 42 v. Chr. gegen Antonius und Octavian kämpften, befanden sich, wie
früher bei Pharsalos, in beiden Heeren viele Griechen. Antonius übte als Sieger namentlich gegen Athen, dem er Eretria sowie die Inseln
Ägina, Keos, Ikos, Peparethos und Skiathos überließ, Großmut; desgleichen später Octavian nach der Schlacht bei Actium (31); doch
verlor Athen (21 v. Chr.) den Besitz von Eretria, Ägina und Paros. Dagegen hatte sich Sparta für die bei Actium geleistete Hilfe der
besondern Gunst des neuen röm. Kaisers zu erfreuen. Sparta erhielt den Vorsitz bei den fünfjährigen Festspielen auf dem Vorgebirge
Actium, welche zum Andenken des Siegs dem actischen Apollon geweiht wurden. Paträ, wegen seiner Lage für den Verkehr mit dem
Westen von Wichtigkeit, wurde ansehnlich erweitert und mit einer röm. Kolonie besetzt. Das auf der Südspitze von Epirus, an der Stelle,
wo Augustus bei der Schlacht bei Actium sein Lager hatte, gegründete Nikopolis erhielt röm. und griech. Bevölkerung und wurde als freie
Stadt in den reorganisierten Amphiktyonenbund aufgenommen, in dessen Versammlungen es gleich den Thessalern und Macedoniern
sechs Stimmen führte. Die röm. Bürgerkriege hatten G. tief heruntergebracht. Ganze Landschaften, wie Epirus, Akarnanien, Ätolien, Lokris,
Arkadien, waren fast entvölkert; einst mächtige Städte, wie Theben, Larissa, Megalopolis u. s. w., boten in den ersten Zeiten der
Kaiserherrschaft kaum noch den Schatten ihrer ehemaligen Größe dar. Indessen hat sich G. bis zum Ausgang des 2. Jahrh. n. Chr. unter
der ausgezeichneten Gunst der Kaiser noch einmal zu neuer schöner Blüte emporgearbeitet. Eine bloße Form war es freilich, daß 67 n.
Chr. Nero noch einmal den Griechen die «Freiheit» bei der Feier der Isthmischen Spiele zurückgab; hielt er sich doch zugleich berechtigt,
die an Kunstwerken reichsten Orte G.s, besonders Delphi, Olympia und
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 329.