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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gries; Griesbach; Griesfuchs; Griesheim

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Gries - Griesheim

Vater, Friedrich Konrad G. (gest. 6. April 1849 als Professor am Carolinum zu Braunschweig), bekannt durch ein «Lehrbuch der Ästhetik» (2 Bde., Braunschw. 1827) und ein «Lehrbuch der Logik» (2. Aufl., Helmst. 1831), damals Lehrer war. Nach Beendigung seiner Studien in Berlin lebte G. mit litterar. Arbeiten beschäftigt zu Braunschweig, wo er 1839 Lehrer der Litteratur und Ästhetik am Carolinum, später Professor der deutschen Sprache und Litteratur an der Kadettenanstalt wurde. G. legte 1847 seine Ämter nieder und war fortan nur noch litterarisch und künstlerisch, d. h. als Vorleser seiner Dramen, thätig. Er starb in ärmlichen Verhältnissen 16. Okt. 1868 in Braunschweig. G. war zugleich Dichter und Theoretiker, und diese beiden Seiten beeinflußten sich. Mit den Abhandlungen «Ritter Berlioz in Braunschweig» (1843) und «Die Oper der Gegenwart» (1847) strebte er eine Umgestaltung der Tonkunst an. Sein litterarhistor.-kritisches Werk «Der Kunstgenius der deutschen Litteratur des letzten Jahrhunderts», Bd. 1 (Lpz. 1846) zeichnet sich durch Ideenreichtum aus. Bedeutender aber sind seine beiden Revolutionstragödien, der kraftvoll stürmende «Maximilian Robespierre» (1. u. 2. Aufl., Brem. 1851) und «Die Girondisten» (ebd. 1852), die beide große Auffassung des Stoffs, Formsicherheit und hinreißende Sprache bekunden. Von seinen spätern dramat. Arbeiten sind noch die Schauspiele «Ideal und Welt» (Weim. 1855) und «Auf der hohen Rast» (Freiberg 1860), endlich das histor. Drama «Auf St. Helena» (Hamb. 1862) hervorzuheben. – Vgl. Sievers, Robert G., der Dichter des «Robespierre» (Wolfenb. 1879).

Gries heißt das zu kleinen Körnern zermahlene, durch Beuteln von der Kleie sowie von den staubförmigen Teilen (Mehl) gereinigte Getreide, welches entweder direkt zu Speisen verwendet, oder (bei dem als Hochmüllerei oder Griesmüllerei bezeichneten Mahlverfahren, s. Mehlfabrikation) durch weiteres Vermahlen in feines Mehl umgewandelt wird. Man bereitet G. hauptsächlich aus Weizen und Gerste, aber auch aus Hafer, wie in Schottland, sowie aus Buchweizen, Mais und Reis.

Gries, Paß, s. Griespaß.

Gries, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Bozen in Tirol, westlich bei Bozen, von dem es durch die Talfer getrennt wird, in 275 m Höhe, hat (1890) 3213 E., Post, Telegraph, zwei Kirchen, die got. Pfarrkirche und die Stiftskirche, und ein Benediktinerkloster, zahlreiche Hotels und Pensionen und ist in neuerer Zeit infolge seiner geschützten Lage am Fuße des Guntschnabergs, der milden Luft und Klarheit des Himmels als Kurort sehr besucht (1889: 1573 Kurgäste). G. ist nach dem System des Professor Oertel in München auch als «Terrain-Kurort» eingerichtet. – Vgl. Folwarczny, Der klimatische Kurort G. bei Bozen (in der «Vierteljahrsschrift für Klimatologie», 1876, Ⅰ, S. 292); Amthor, Bozen-Gries und Umgebung (3. Aufl., Gera 1884); Navrátil, G. als klimatischer Kurort (2. Aufl., Wien.1887); Höffinger, G. bei Bozen als klimatischer Kurort (2. Aufl., Innsbr. 1887); ders., Gries-Bozen als klimatischer Terrainkurort und Touristenstation (ebd. 1887).

Gries, Joh. Diederich, Übersetzer, geb. 7. Febr. 1775 in Hamburg, studierte seit 1795 in Jena die Rechte. Der Beifall, den einige seiner Lieder bei A. W. von Schlegel fanden, ermunterte ihn zu größern Versuchen. Seinen «Phaëton» nahm Schiller in den «Musenalmanach» von 1798 auf. Nachdem G. den Sommer 1798 in Dresden verlebt, kehrte er in Begleitung Schellings nach Jena zurück und setzte dann ein Jahr lang in Göttingen seine Rechtsstudien fort. Nach kurzem Aufenthalt in Wetzlar kehrte er nach Jena zurück, ging 1806 nach Heidelberg, im Herbst 1808 wieder nach Jena, lebte 1824‒27 in Stuttgart, dann wieder in Jena, bis er im Herbst 1837 in seine Vaterstadt übersiedelte, wo er 9. Febr. 1842 starb. G. gehört zu unsern bedeutendsten Übersetzern. Er übertrug Tassos «Befreites Jerusalem» (4 Bde., Jena 1800‒3; 14. Aufl., 2 Bde., Berl. 1880), Ariostos «Rasender Roland» (4 Bde., Jena 1804‒8; 4. Aufl., 5 Bde., Lpz. 1851), Calderons Schauspiele (7 Bde., Berl. 1815‒29; 3. Aufl., 9 Bde., 1865), Forteguerras «Richardett» (3 Bde., Stuttg. 1831‒33), Bojardos «Verliebter Roland» (4 Bde., ebd. 1835‒39). Daneben erschienen eigene «Gedichte und poet. Übersetzungen» (2 Bde., ebd. 1829). – Vgl. Aus dem Leben von Joh. Dietr. G. Nebst seinen eigenen und den Briefen seiner Zeitgenossen (als Handschrift gedruckt, Lpz. 1855).

Griesbach. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Niederbayern, hat (1890) 33513 (16364 männl., 17149 weibl.) E., 38 Gemeinden mit 697 Ortschaften. – 2) G. in Bayern, Flecken und Hauptort des Bezirksamtes G., an der Linie Landau-Neumarkt der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Passau) und Rentamtes, hat (1890) 1199 kath. E., Postexpedition, Telegraph. Nahebei der Wallfahrtsort Kronberg. – 3) G. in Baden, Dorf im Amtsbezirk Oberkirch des bad. Kreises Offenburg, 12 km im SO. von Oppenau, im Schwarzwalde, an der obern Rench, am Fuße des Kniebis, in 508 m Höhe, hat (1890) 843 meist kath. E., Post, Telegraph, zwei meist von Frauen besuchte Bäder (Bad G. mit 8 Stahlquellen und Adlerbad mit 2 Stahlquellen), die höchstgelegenen des Kniebis, mit (1892) 1800 Kurgästen; ferner eine großartige Harz- und Kienrußfabrik sowie Handel mit Holz und Kirschwasser.

Griesbach, Joh. Jak., prot. Theolog, geb. 4. Jan. 1745 zu Butzbach (Großherzogtum Hessen), studierte in Tübingen, Halle und Leipzig, habilitierte sich nach einer wissenschaftlichen Reise durch Holland, England und Frankreich 1771 in Halle, wurde daselbst 1773 außerord. Professor und 1775 ord. Professor in Jena, wo er 24. März 1812 starb. G. hat durch seine neutestamentlichen Textuntersuchungen Hervorragendes geleistet. Er veröffentlichte eine revidierte Ausgabe der Evangelien: «Synopsis evangeliorum» (2 Bde., 4. Aufl., Halle 1822), dann des ganzen Neuen Testaments (2 Bde., ebd. 1775 u. ö.; Handausgabe, ebd. 1805; 2. Aufl. 1825); ferner: «Symbolae criticae ad supplendas et corrigendas varias lectiones N. T.» (2 Bde., ebd. 1785‒93), «Commentarius criticus in textum graecum N. T.»(2 Bde., Jena 1798‒1811), «Anleitung zum Studieren der populären Dogmatik für Religionslehrer» (4. Aufl., ebd. 1812), «Opuscula academica» (hg. von Gabler, 2 Bde., ebd. 1824). – Vgl. Augusti, Über G.s Verdienste (Bresl. 1813).

Griesfuchs oder Graufuchs, s. Fuchsfelle.

Griesheim. 1) G. in Hessen, Marktflecken im Kreis Darmstadt der hess. Provinz Starkenburg, 7 km im W. von Darmstadt, mit dem es durch Straßenbahn verbunden ist, an der Linie Darmstadt-Goddelau-Erfelden der Hess. Ludwigsbahn, hat (1890) 4127 E., Post, Telegraph; Cigar- ^[folgende Seite]