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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Grimaldi (Francesco Maria) - Grimm (Herman)

7. Juli 1892 unter Giolitti Minister des Schatzamtes und interimistischer Leiter der Finanzen; doch trat er das Portefeuille der Finanzen 24. Mai 1893 an Gagliardo ab.

Grimaldi, Francesco Maria, ital. Mathematiker und Physiker, geb. 2. April 1618 zu Bologna, war Jesuit und wurde Lehrer der Mathematik im Ordenskollegium zu Bologna. Er starb 28. Dez. 1663 zu Bologna. Sein Werk "Physico-mathesis de lumine, coloribus etc." (2 Bde., Bologna 1665) war die Grundlage von Newtons Lehre vom Licht.

Grimaldi, Giovanni Francesco, genannt il Bolognese, Landschaftsmaler, geb. 1606 zu Bologna, war ein Schüler der Nachfolger der Carracci. In Rom malte er landschaftliche Fresken für Papst Innocenz X. in den Palästen des Quirinals und des Vatikans, auch in der Kirche San Martino ai Monti, ferner in den Palästen Colonna und Borghese. 1648 begab er sich nach Paris und malte im königl. Palast sowie Landschaftsfresken in Kardinal Mazarins Palast. Nach Rom zurückgekehrt, setzte er die frühere Thätigkeit, besonders für die Päpste Alexander VII. und Clemens IX. fort. Er starb 1680. G. behandelte die große stilistische Landschaft im Geiste des Annibale Carracci, wenn auch nicht mit dessen großartiger Auffassung und Farbenfrische. Die Technik ist leicht, die Farbengebung energisch, zuweilen etwas dunkel. G. radierte auch in geistvoller Manier Blätter (57) sowohl nach eigenen Kompositionen als nach Tizian und den Carracci.

Grimāni, venet. Adelsgeschlecht, das der Republik drei Dogen gab: Antonio G., geb. 1436, Doge seit 1521, gest. 27. Aug. 1523. - Marino G., Doge seit 1595, gest. 26. Dez. 1605, ist bekannt durch seine Verteidigung der Rechte Venedigs gegen Papst Paul V. - Pietro G., Doge seit 1741, gest. März 1752. Sein Streit mit Maria Theresia und Benedikt XIV. wegen des Erzbistums Aquileja wurde erledigt durch dessen Teilung in das österr. Erzbistum Görz und das venet. Udine.

Grimasse (frz. grimace), Gesichtsverzerrung, Fratze; Grimassier (frz. grimacier, spr. -ßĭeh), Gesichterschneider.

Grimm, Friedr. Melchior, Baron von, franz. Schriftsteller, geb. 25. Sept. 1723 zu Regensburg, besuchte die Universität Leipzig, wo seine Neigung zur schönen Litteratur ihn mit Gottsched in Verbindung brachte. Ende 1748 ging er nach Paris, wo er Vorleser des Erbprinzen von Sachsen-Gotha und Sekretär des Grafen Friesen wurde. Durch Rousseau wurde er mit Diderot bekannt und bei der Frau von Epinay eingeführt. Mit diesen blieb er in engster Freundschaft verbunden. Einen Namen als Schriftsteller hatte G. sich zuerst durch die Broschüre "Le petit prophète de Boemischbroda" (Par. 1753; 2. Aufl. 1774) gemacht, in welcher er bei dem Auftreten der ital. Komischen Operngesellschaft in Paris die Partei der ital. Musik gegen die französische ergriff. 1755 wurde G. Sekretär des Herzogs von Orleéans. Seit 1753 übernahm er die Fortführung Raynals litterar. Korrespondenz und sandte alle vierzehn Tage an eine Anzahl deutscher und nordischer Höfe (Darmstadt, Gotha, Bayreuth, Stockholm, Petersburg u. s. w.) einen handschriftlichen Bericht, in dem er die neuesten Ereignisse der franz. Litteratur und Kunst besprach. Außerdem unterhielt G. noch einen persönlichen Briefverkehr mit der Herzogin Luise von Sachsen-Gotha, mit Karoline, Landgräfin von Hessen und zuletzt mit der Kaiserin Katharina II., die ihn zweimal (1773 und 1776) nach Petersburg kommen ließ, ihn reichlich mit Geldmitteln versah und ihm den Staatsratstitel und Oberstenrang verlieh. Seit 1776 war G. Baron und bevollmächtigter Minister zu Paris für Sachsen-Gotha. Die Revolution brachte ihn um sein Vermögen und zwang ihn zur Emigration nach Gotha. Kaiserin Katharina machte G. zu ihrem Minister in Hamburg (1795), aber Kränklichkeit und der Verlust eines Auges nötigten ihn, seine Entlassung zu nehmen. Doch behielt er seine russ. Pension; er brachte das letzte trübe Jahrzehnt seines Lebens in Gotha zu, wo er 19. Dez. 1807 starb. G.s litterar. Bedeutung beruht auf seiner "Correspondance littéraire, philosophique et critique", die zuerst mangelhaft 1812 und 1829 herausgegeben, gegenwärtig vollständig vorliegt in der Ausgabe von Tourneur (Par. 1878-82, 16 Bde.) und ein wichtiges Denkmal der franz. Litteratur- und Bühnengeschichte bildet. - Vgl. Ste. Beuve, Causeries du Lundi, VII.; ders., Études sur G. (Par. 1854); Edmond Schérer, M. G. (ebd. 1887); R. Mahrenholtz, F. M. G., der Vermittler deutschen Geistes in Frankreich (im "Archiv für das Studium der neuern Sprachen", hg. von Herrig, Bd. 82).

Grimm, Heinr. Gottfr., Mediziner, geb. 21. Juni 1804 zu Sargstedt bei Halberstadt, erhielt seine mediz. Ausbildung 1821-25 im Friedrich-Wilhelms-Institut zu Berlin, wurde 1831 Stabsarzt, 1838 Oberstabsarzt und gleichzeitig als Subdirektor mit der Leitung der militärärztlichen Bildungsanstalten betraut. 1840 wurde G. Leibarzt Friedrich Wilhelms IV., 1844 Generalarzt, 1847 zweiter, 1851 erster Generalstabsarzt und Chef des Militärmedizinalwesens, in welcher Stellung er sich um das gesamte Heeressanitätswesen die größten Verdienste erwarb und dem letztern durch eine Reihe umfassender Reformen seine heutige vollkommene Ausbildung und Organisation verschaffte. Am 2. Febr. 1861 wurde er zum ersten Leibarzt des Königs Wilhelm ernannt. Er wurde 1879 wegen eines schweren Augenleidens in den Ruhestand versetzt und starb 24. Dez. 1884 in Berlin.

Grimm, Herman, Sohn von Wilh. G., Schriftsteller, geb. 6. Jan. 1828 zu Cassel, studierte 1846-49 zu Berlin und Bonn die Rechte, wandte sich aber in der Folge mehr philol. und histor. Studien zu. Er wurde 1873 zum ord. Professor der Kunstgeschichte an der Universität zu Berlin ernannt. Als Schriftsteller trat er zuerst mit dem Drama "Armin" (Lpz. 1851) hervor, dem die Dichtung "Traum und Erwachen" (Berl. 1854), das Trauerspiel "Demetrius" (Lpz. 1854) und "Novellen" (Berl. 1856; 2. Aufl. 1862) folgten. In den "Essays" (Hannov. 1859) und den "Neuen Essays" (Berl. 1865) veröffentlichte er Studien über Litteratur und Kunst. G.s Hauptwerk bildet das "Leben Michelangelos" (2 Bde., Hannov. 1860-63; 6. Aufl., 2 Bde., Berl. 1890). In den J. 1865 und 1866 gab er die Zeitschrift "Über Künstler und Kunstwerke" zu Berlin heraus. Von seinen Arbeiten sind ferner zu nennen: die Monographie "Das Reiterstandbild des Theodorich zu Aachen" (Berl. 1869), "Zehn ausgewählte Essays zur Einführung in das Studium der modernen Kunst" (ebd. 1871; 2. Aufl., ebd. 1883), "Das Leben Raphaels von Vasari, Übersetzung und Kommentar", Bd. 1 (ebd. 1872; 2. Aufl. 1886), "Fünfzehn Essays" (3. Aufl., ebd. 1884; Neue Folge, ebd. 1875; Dritte Folge, ebd. 1882; Vierte Folge, Gütersloh 1889), "Goethe, Vorlesungen" (2 Bde.,