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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Guanare - Guano
schätzte man die Jahresproduktion zu 1619500 Frs.
in Gold und 21509880 Frs. in Silber. Außerdem
finden sich Eisen, Kupfer und Blei, im Norden auch
Salpeter, im Süden Soda, warme und Schwefel-
quellen. Für Seleuwismutglanz ist hier der einzige
bekannte Fundort. Hauptsitze der Gewerbthätigkeit
sind Salamanca, Salvatierra (für Baumwolle) und
Celaya (sür Kasimire, Tuche und Decken). Auch die
Fabrikation von Leder, Fayence- und Topfwaren
ist ansehnlich. - 2) Hauptstadt G. oder SantaF?
de G., 260 km im NW. von Mexiko, in 2045 m
Höhe, zu beiden Seiten der tiefen, von einem Berg'
ftrom durchflossenen Schlucht Canada de Marfil und
von 3360 ni hohen steilen Bergen umgeben, hat
(1892) 52112 E. G. zeigt noch völlig den Charakter
einer Vergstadt. Hervorragende Bauten sind die
Kathedrale, die Iesuitenkirche, das 1812 errichtete
Münzgebäude, der Regierungspalast und das Thea-
ter. Die Stadt besitzt eine Universität, ein Gymna-
sium, mehrere Mittelschulen, acht Klöster und eine
Kaserne. Im W. liegen mehr als 100 Grubengebäude.
G. ist Sitz eines deutschen Vicekonsuls. - G. wurde
1554 gegründet; vor der Revolution, welche 1810
in dem Dorfe Dolores Hidalgo bei G. ausbrach
und in ihrer ersten Zeit vorzugsweise im Staate G.
wütete, zählte die Stadt nebst den Vorstädten und
den Minen gegen 100000 E.
Guanare, Hauptstadt des Vundesstaates Za-
mora in Venezuela, in schöner Ebene, am Fuße der
Anden, hat (1888) angeblich 10880 E., Viehzucht,
Anbau von Kaffee, Kakao und Zuckerrohr. G. ist
infolge der Bürgerkriege sehr verfallen.
Guanaxuato, f. Guanajuato.
Guanchen (spr. -autsch-) hießen die Urbewohner
der Canarischen Inseln (s. d.), die bei deren Be-
sitznahme durch die Spanier im 15. Jahrh, vorge-
funden wurden und von diesen als ein friedliches,
aber tapferes Hirtenvolk von großer Milde der Sit-
ten, einsichtsvoll und gastfrei geschildert werden.
Die G. waren von hohem, wohlproportioniertem
Körperbau und olivenfarbiger Haut, hatten lebhafte
Augen und glattes, langes Seidenhaar. Ihre Kul-
turzustände zeigten sich auf den verfchiedenen In-
seln sehr verschieden. Am niedrigsten standen die
Bewohner von Gomera und Palma, die ganz nackt
gingen, in Höhlen wohnten und sich nur von Wur-
zeln und Ziegenmilch nährten. Die höchste gesellige
Entwicklung fanden die Spanier auf Gran Canaria
vor, wo es 2 Hauptstädte und 33 Ortschaften gab
und zwei Staaten bestanden, die sich gegenseitig be-
fehdeten. Die Totenbestattung der G. war jener der
alten Ägypter ähnlich, die Mumien der Vornehmen
wurden aufrecht sitzend in gemauerten Gräbern oder
Höhlen beigesetzt. Die Sprache war, wie die er-
haltenen Reste bekuuden, ein Dialekt des Verbe-
rischen, daher die G. vom linguistisch-ethnogr. Stand-
punkte dem Stamme der Hamiten beizuzählen sind.
F. von Löher sucht in den G., gestützt auf eine Reihe
von Eigennamen und socialen Einrichtungen, ein
aus dem einheimischen Verberstamme und vom Fest-
lande nach den Inseln geflüchteten Vandalen ent-
standenes Mischvolk. Obgleich die G. nur mit Hilfe
von Fahrzeugen vom Festlande auf die Inseln ge-
langt sein konnten, besaßen sie doch bei Ankunft der
Spanier weder Kähne, noch kannten sie das Eisen.
Auch die verschiedenen Inseln hatten die Verbin-
dung miteinander verloren. Von den Spaniern
wurden die G. nur nach harten Kämpfen unter-
worfen, ccker keineswegs ausgerottet. Sie ver-
mifchten sich mit den einwandernden Spaniern und
gaben ihre Sprache auf, sodaß im 17. Jahrh, nur
noch in einzelnen abgelegenen Thälern unvermischte
Neste dieses Volks vorhanden waren, wie z. V. bei
Guimar auf Teneriffa. Mit Anfang des 18. Jahrh,
verschwand die Sprache vollständig; doch hat sich der
Typus der G. in Gomera und an der Südküfte oott
Teneriffa noch ziemlich rein erhalten. - Vgl. Löher,
Nach den glücklichen Infeln (Bielefeld 1876).
Guanhühner, s. Hockos.
Guanidm, Imid ocarbamid, eine organische
Vase von der Zusammensetzung O^^g. G. wurde
zuerst durch Oxydation von Guanin (s. d.), dann
mehrfach auf fynthetischem Wege erhalten. Es läßt
sich seiner chem. Konstitution nach als ein Imido-
Harnstoff 0^NH (s. Harnstoff) auffassen. Das
G. ist eine starke, in Wasser und Alkohol leicht lös-
liche krystallisierende Vase, die an der Luft zerfließt
und Kohlensäure absorbiert. Es verbindet sich mit
nur einem äquivalent Säure; die ^alze, besonders
das Carbonat, ((Ngl^-II^Ox, krystallisieren
sehr gut. Durch Behandeln mit Säuren oder Alka-
lien läßt sich G. zunächst in Harnstoff und Ammo-
niak, dann in Kohlensäure und Ammoniak spalten.
Durch Einwirkung von Salpetersäure auf G. ent-
steht Nitroguanidin.
Guanm, ^II^^O, eine der Verbindungen,
die beim Stoffwechsel im Tierkörper gebildet wer-
den und zwischen Eiweiß und dessen letztem Zer-
fallprodukt, Harnstoff, stehen. Es bildet mit dem
Hanthin und dem Sarkin eine Gruppe von nahe
verwandten Körpern. Zuerst im Guano entdeckt
und nach diefem benannt, wurde es fpäter auch in
verschiedenen Organen des Tierkörpers, in der
Bauchspeicheldrüse, in der Fleischflüssigkeit u. s. w.
nachgewiesen. In einer besondern Krankheitsform
der Schweine, der Guaningicht, sammelt es sich
in größeren Konkretionen im Fleifch derfelben an. G.
verbindet sich fowohl mit Säuren wie mit Basen,
wie auch mit Salzen zu krystallisiereuden Salzen.
Man kocht zur Herstellung von G. Guano mit Kalk-
milch, bis die durchgeseihte Flüssigkeit nicht mehr
gefärbt ist. Den Nückstand, der Harnsäure und G.
enthält, kocht man mit Sodalösung aus, solange
die erhaltenen Lösungen noch durch Salzsäure ge-
fällt werden. Diefe verfetzt man mit essigsaurem
Natron und Salzsäure im Überschuh. Den Nieder-
schlag behandelt man mit heißer Salzsäure, in der
sich das G. löst, während Harnsäure ungelöst bleibt.
Aus der Lösung krystallisiert beim Erkalten salz-
saures G. aus, das man mit Ammoniak zerlegt.
Es ist ein in Wasser, Alkohol und Äther unlösliches
amorphes Pulver. Durch salpetrige Säure wird
es in ^'anthin (s. d.) übergeführt, das ein Imidoderi-
vat des G. ist. Durch Kaliumchlorat und Salz-
säure wird es in Parabansäure, Guanidin und
Kohlensäure zerlegt.
Guano oder huano (span.), wertvolles Düng-
mittel, das wesentlich aus den mehr oder weniger zer-
setzten Exkrementen von Seevögeln besteht und sich
teils auf Infeln, teils an den Ufern des Festlandes
der regenlosen Zone in Südamerika, Peru, in
Schichten bis zu 25 em Mächtigkeit zu bergförmigen
Massen bis zu (i0 m Höhe gelagert findet. Sein
Vorkommen und seine in dortigen Gegenden seit
alters übliche Verwendung ist bereits in dem 1604
erschienenen Wert "Oomentai-wL reales" von Gar-