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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gumpeltzhaimer - Gümüsch-Chana
fläcke treten und hier zu einer meist braunen, durch-
scheinenden oder auch durchsichtigen Masse erhärten,
oft auch als eine zähflüssige Masse sich ansammeln.
Dabei tritt als Begleiterscheinung ein kränkliches
Aussehen der von G. befallenen Aste auf, welches
darauf hindeutet, daß durch die abnorme Bildung
des Gummi dem betreffenden Teile notwendige Nähr-
stoffe entzogen worden. Es entsteht nämlich das aus-
fliesende Gummi nicht etwa in Gummigängcn (s. d.),
sondern wird durch Desorganisation der Zellwände
gebildet. Während bei denjenigen Pflanzen, die
Gummigänge besitzen, das in denselben enthaltene
Gummi als normales Produkt entweder als Nährstoff
oder als ein bei dem Ernährungsprozeß gebildetes
normales Sekret anzusehen ist, hat man es bei der
G. mit einer krankhaften Umbildung der Cellulose zu
thun, die zurZerstörungder vonihr ergriffenen Zellen
führt. Da nun diese Umbildung sich nicht auf einzelne
Zellen beschränkt, sondern größere Zellgruppen er-
greift, fo werden oft ziemlich umfangreiche Höhlun-
gen im Innern des Baums mit Gummi erfüllt;
das Gummi dringt dabei in die benachbarten Zellen
ein und erfüllt dieselben vollständig, fodaß auch
dicse in ihren Funktionen gestört werden. Am häu-
figsten und reichlichsten findet die Gummibildung
bei den genannten Steinobstarten in der Rinde
statt', es werden dabei nicht nur die dünnwandigen
parenchymatischen Zellen, sondern auch die stark
verdickten Bastzellen in Gummi verwandelt; dieselbe
Umbildung erfahren auch die Stärkekörner, die im
Inbalt der Zellen vorbanden waren. Wird zugleich
aucd die Cambiumschicht, in welcher das Dicken-
wachstum stattfindet, zerstört, was bei weiterm Um-
sichgreifen der G. in der Regel eintritt, fo kann
natürlich an der betreffenden stelle kein jährlicher
Zuwachs mehr gebildet werden, und die Rinde stirbt
infolgedessen ab. Im Holz findet ebenfalls bäufig
Gnmmidildung statt; doch ist dieselbe in der Regel
nicht so reichlich wie in der Rinde. Der Holzkörper
nimmt dabei eine braune Färbung an, während er
im gesunden Zustand weiß oder gelb erscheint.
Die Ursache der G. ist nicht mit Sicherheit an-
zugeben, jedenfalls wirken mehrere Faktoren mit;
äußere Verwnndnngen, die zugleich eine Schwäche
der Vegetation zur Folge haben, sowie mangelhafte
Ernährung geben häufig die Veranlassung zur G.
Im allgemeinen scheint die G. am leichtesten dort ein-
zutreten, wo ein allmähliches Erlöschen derLebens-
thätigkeit,mag dieses nun dllrch hohesAlteroder dnrch
andere Ursachen herbeigeführt fein, bemerkbar wird.
Als Gegenmahregeln werden gewöhnlich ange-
geben: das Zurückfchneidcn der kranken Aste bis zu
den gesnnden Partien; das Versetzen der Bäume
in andern, ihnen mehr zuträglichen Boden, wenn
die Krankheit durch mangelhafte Ernährung her-
vorgerufen wurde; auch das sog. Schröpfen, das
darin besteht, daß man Längseinschnitte in die
Rindc macht, wird als Mittel empfohlen, um den
Baum wieder zu neuer Lebensthätigkeit und zur
Bildung kräftiger Triebe anzuregen. Bei stark an
G. leidenden Kirsch-, Pflaumen- und Apritosen-
bäumen sind diese Mittel jedoch meist erfolglos.
Außer an den genannten Obstbäumen kommt die
G. hauptsächlich noch an mehrern Akazien- und
Astragalusarten vor. Im wesentlichen sind die
Krankheitserscheinungen hier dieselben wie bei den
Obstbäumen. Es ist ebenfalls ein Produkt der Des-
organisation der Zellwände und jedenfalls eine
pathol. Erscheinung, denn die Akazienarten, von
denen z. N. das Arabische Gummi und das Sene-
galgummi stammt, liefern in normalem Zustande
gar kein Gummi; bei den Astragalusarten, von
denen das Tragantgummi stammt, scheinen künstliche
Verwundungen die Veranlassung zur G. zu geben.
(S. auch ^ti'ÄFiM" und Gummi, arabisches.)
Gumpeltzhaimer, Adam, Komponist und Theo-
retiker, geb. 1559 zu Troßberg in Bayern, war seit
1578 Kantor in Augsburg, wo er um 1625 starb.
G. machte sich durch ein kleines Lehrbuch ("(^om-
penäinin inn8ica6", Augsb. 1591) und durch geist-
liche und weltliche Chorlieder und Motetten allge-
mein bekannt und verdient den besten damaligen
Komponisten in Deutschland beigezählt zu werden.
Gumpert, Thetla von, s. Schober, Thetla von.
Gumplöwicz (spr. -witsch), Ludwig, Jurist und
Nationalötonom, geb. 8. März 1838 in Krakau,
studierte dort und in Wien 1858-61, war neben der
jurist. Praxis journalistisch thätig, namentlich als Re-
dacteur des "Xrajv von 1871 bis l874. Im I. 1875
habilitierte er sich in Graz für Staatsrecht, wurde
1882 außerord., 1893 ord. Professor. Außer ver-
schiedenen Schriften in poln. Sprache schrieb er na-
mentlich: "Rasse und ^taat" (Wien 1875), "Philos.
^taatsrecht" lebd. 1877), "Rechtsstaat und Socia-
lismus" (Innsbr. 1881), "Der Rassenkampf" lebd.
1883, sein bekanntestes Werk; auch ins Französische
übertragen von Cbarles Boye, 1893), "Grundriß
der Sociologie" (Wien 1885), "Österr. Staatsrecht"
(ebd. 1891)', "Sociologie und Politik" (Lpz. 1892),
"Die sociologische ^>taatsidee" (Graz 1892) u. a.
Gumpoldskirchen, Markt in: Gerichtsbezirk
Mödling der österr. Bezirkshauptmannschaft Baden
in Niedcrösterreich, 23 km südlich von Wien, am
Fuße des Anninger (672 m) und an der Linie Wien-
Triest der Österr. Südbahn, hat (1890) 2105 E.,
Post, Telegraph, und ist berühmt durch den treff-
lichen Weißwein, der zu den besten Sorten der
österr. Weine zählt, dessen Ausbeute aber durch die
Reblaus jetzt sehr beeinträchtigt ist. G. ist ein sehr
alter Ort, der schon im II.Hahrh. urkundlich er-
wähnt wird und 1442 znm Markt erhoben wurde.
Gumprecht, Otto, Musikkritiker, geb. 4. April
1823 in Erfurt, studierte anfangs Jura und wurde
1849 der Musikreferent sür die damals neugegründete
Berliner "National-Zeitung". Von seinen Kritiken
und Aufsätzen, die mit Gewandtheit geschrieben sind,
veröffentlichte er gefammelt: "Musikalische Charakter-
bilder" (Lpz. 1869) und "Neue musikalische Charakter-
bilder" (ebd. 1876). G. ist seit längerer Zeit fast blind.
Gumrij, Gumri, früher Name der rusf. Festung
Alerandropol (s. d.) in Transkaukasien.
GümN (Gomati), zwei Flüsse in Britisch-Ost-
indicn. Der einc entspringt unter 23° 43^ nördl. Br.
und 92° 24' östl. L. in der Landschaft Tripura in
Bengalen, durchfließt dieselbe in westl. Richtung in
der Länge von 110 kni, und alsdann den Distrikt
Tripura (engl. ^ippoiaii) der Division Tschatgaon
(Tschittagong) in Vengalen in der Länge von 90 km
und ergießt sich links in den Brahmaputra. - Der
andere Fluß entspringt unter 28" 35^ nördl. Br. und
80° 10' östl. L. in dem Distrikt Schahdschahanpur der
Nordwestprovinzen, fließt zuerst in südsüdöstl., dar-
auf in südöstl. Richtung durch Oudh und einen Teil
der Nordwestprovinzen, um sich nach einem Laufe
von 770 km unterhalb Venares, nachdem er den
Sai aufgenommen, in dcn Ganges zu ergießen.
Gümüsch-Ehana, d. h. Silberhaus, Stadt im
asiat.-türk. Wilajet Trapezunt in Kleinasien, 75 km