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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Halbertsma - Halbig
ein Schauspielhaus und nächst dem Gleimschen
Freundschaftstempel, welcher 120 in Öl gemalte
Porträte von Gelehrten, Dichtern und Staats-
männern des 18. Jahrh, enthält, sehr beachtens-
werte Privatsammlungen von Gemälden, Münzen
und Altertümern, ferner die ornitholog. Samm-
lung des Oberamtmanns Heine. Überhaupt hat sich
in dem Orte aus der Zeit, wo Gleim daselbst einen
allserwählten Kreis (die sog. Ha lberstädtische
Dichterschule) um sich versammelte, einreger
Sinn für Kunst und Wissenschaft erhalten. Die
Fabriken liefern Zucker, Spiritus, Leder, Seife,
Handschuhe und besonders auch Cigarren. Wichtig
sind außerdem die Brauereien sowie der Handel mit
Produkten der Kupferhütten und Bergwerke. Die
2 km südlich gelegen eil (^piegelsberge (5M> m) ge-
währen eine schöne Aussicht.
Ihren Aufschwung verdankt die Stadt den Bi-
schöfen, welche seit 804 daselbst ihren Sitz hatten,
uud deren Sprengel sich anfangs über Nordthürin-
gau, Hartiuggau, Darlingau, Hassigau und ^chwa-
bengau erstreckte, bald aber zu Gunsten des ueu-
errichteten Erzbistums Magdeburg beschränktwurde.
Doch wußten iu der Folge die Bischöfe ihre Stifts-
güter ansehnlich zu vermehren und die Landes-
boheit zu erringen, Unter anderm brachten sie noch
kurz vor der Säkularisation des Stifts (1s>43) die
Grafschaft Regenstein an sich. Die Reformation
hatte schon seit 1542 im Bistum Eingang gefun-
den; doch wurde dasselbe erst 1<>48 durch den west-
fäl. Friedensschluß aufgehoben und als Fürsten-
tum H. (1l)80 hkin), mit Sitz und Stimme auf dem
Reichstage, an Brandenburg gegebeu. Durch den
Tilsiter Frieden wurde es 1807 an das Königreich
Westfalen abgetreten. )8l3 nahm es Preußen
wieder in Besitz und schlug es größtenteils zum Re-
gierungsbezirk Magdeburg: das übrige kam zu
Merseburg.
Vgl. Lucanus, Der Dom zuH. (Halberst. 1837);
ders.^ Wegweiser durch H. (2. Aufl., ebd. 18l;<;); ders.,
Die Liebfrauentirche zu H. (2. Aufl., ebd. 1872);
Scheffer, Inschriften und Legenden halberstädtischer
Bauten (ebd. 1864); Zschiesche, H. sonst und jetzt
(ebd. 1882); Schmidt, Urkundenbuch der Stadt H.
(2 Bde., Halle 1878-79); ders., Urkundenbuch des
Hochstifts H. (Bd. 1-3, Lpz. 1883-87).
Halbertsma, IoostHiddes, niederländ. Schrift-
steller und Philolog, geb. 23. Okt. !78l) zu Grouw
(Friesland), studierte am Mennonitenseminarium
zu Amsterdam, wnrde 1813 Prediger zu Bolsward
und 1822 zu Deveuter, wo er 27. Febr. 1869 starb.
Er schrieb viele Werke mit seinem Bruder Eeltje
(s. unten); allein veröffentlichte er eingehende Mono-
graphien über niederländ. Litteratur; befonders
geschätzt sind "Iluläü aan (^'8^m-t, .la^ilcg" (2 Bde.,
1827), "116t F68iac1it der Van 11",i'6N8" (Deventer
1829) und "^HUt66k6nil1F6N 0P ä6N 8p16F^(;1
Iliktoriaki VNQ ^acod V3.n N^erlant" (ebd. 1851;
2. Bd., .Haag 1854). Seine letzte Arbeit war ein
unvollendetes Wörterbuch der fries. Volkssprache,
das 1874 erfchien und von der Provinzialregierung
Frieslands fortgesetzt wurde.
Sein Bruder^Eeltje H., geb. 8. Okt. 1797 zu
Grouw, studierte zu Leiden und Heidelberg Medizin,
war Arzt inPurmerend und Grouw, wo er 22. März
1858 starb. Großen Ruhm erwarb er sich mit seinen
zahlreichen Schriften in sries. Mundart, die sich
durch naturgetreue Schilderungen des fries. Volks-
lebens auszeichnen. Zu den besten gehören: "O"
1^.Hp6 Icoer lsn (^",1)6 3^i'0oi'" (Deventer 1822;
3. Aufl. 1834), "I>viA6ii u^v i6n a1ä6 stamme"
(ebd. 1849), "Ninn6 .lorritZ 1^618" (1851), "Ns
(^uii(I)<)l n. 1^l9.t.d6Nt8^6 Il,^inll68 )^n it I^i'ißZ^ V61'"
dro^tv (^eeuwarden 1857) und "1)6 .louksrdoOr ol
XriMi.iä M Hiä ^i-i68i3.n" (ebd. 1858; 2. Aufl.
1859). Von den Gedichten und Erzählungen der
beiden Brüder erschien 1871 zu Deventer eine Gc-
Halbesel, s. Dschiggetai. ^samtausgabe.
Halbfabrikate, Erzeugnisse der industriellen
Thätigkeit, welche eine Zwischenstufe der Umgestal-
tung zwischen Rohmaterial und dem fertigen Ge-
brauchsgegenstand darstellen; fo ist z. B. das Ge-
fpinst das Halbfabrikat für das Gewebe, das Roh-
eisen das .Halbfabrikat für die Eisenbahnschienen.
Halbflügler, s. Schnabelkerfe. ft51 d).
Halbfranzband, s. Buchbinderei (Bd. 3, S.
Halbfreie, s. Freie. ^S. 571 d).
Halbgasfeuerungen, s. Gasfeuerungen (Bd. 7,
Halbgatter, s. Sägemaschinen.
Halbgeschoß, Zwischengeschoß, frz. Entre-
sol; ital. Mezzanin, ein Gefchoß (s. d.) von
geringer Höhe zwischen zwei Stockwerken. Im
^Äußern sind die D. gekennzeichnet durch niedrige,
quadratische, runde oder ovale Fenster (Mezzamn-
Fenster), welche namentlich in der ital. Renaissance
an Palästen wirkungsvoll verwendet wurden. Auch
heute sind .h- besonders in großen Städten beliebt
zur Aufnahme von Geschäftsräumen zwischen dem
zu Läden verwendeten Erdgeschoß und dem ersten
Obergeschoß bei Wohnhäusern.
Halbgeschwister, s. Halbbürtige Geschwister.
Halbgestiefelt, s. Abzeichen der Haustiere.
Halbgeviert, im Buchdruck, s. Ausschließung.
Halbgötter, s. Heros.
Halbgouache, s. Gouachemalerei.
Halbyaken, s. Handfeuerwaffen (S. 760I>).
Halbharze, soviel wie Gummiharze (s. d.).
Halbhufer ((^vül^ch, s. Nagetiere. Mnd.
Halbhufner, s. Bauer, Bauerngut, Bauern-
Halbieren, eine Größe in zwei gleiche Teile
teilen. Eine arithmet. Größe wird halbiert, indem
man sie durch 2 dividiert. Um eine gerade Linie
oder einen Kreisbogen zu halbieren, beschreibt man
um die beiden Endpunkte Kreise mit der gleichen
Zirkelöffnung und verbindet die Schnittpunkte die-
ser Kreise durch eine gerade Linie, die nun die
andere Linie oder den Kreisbogen halbiert. Um
einen Winkel zu halbieren, schlägt man um deu
Scheitel eiuen Kreis; um die Schnittpunkte dieses
Kreises mit den Schenkeln des Winkels schlägt man
mit gleicher Zirtelöffnung je einen Kreis; dann
halbiert die Verbindungslinie des Scheitels mit
dem Schnittpunkt der beiden zuletzt gefchlagenen
Kreise den Winkel.
Halbiertes Eisen, f. Eisen (Bd. 5, S. 82l;i>).
Halbierzirkel, s Zirkel.
Halbig, Joh., Bildhauer, geb. 13. Juli 1814 zu
Donnersdorf in Bayern, bildete sich zu München
an der Polytechnischen Schule und an der Akademie
zum Bildhauer aus und wurde 1845 Professor an
der dortigen Polytechnischen Schule. Für Monu-
mentalbauten modellierte er seit 1835 eine Reihe
dekorativer Bildwerke (Viergespann mit den kolos-
salen Löwen für das Münchener Siegestbor, 1847;
18 Figuren für die Befreiungshalle in Kelbeim). An
selbständigen Werken gehören ihm zu: die Statue
des Königs Maximilian II. (1854) sowie der
kolossale Löwe, beide am Hafen in Lindau, das