Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

696
Hamam - Hamar
straße zwischen Zaleb und Damaskus, an beiden
Ufern des Orontes, in einer wohlbewässerten und
obstreichen Gegend, am Westfnße des Dschebel Ala,
in 296 in Höhe, aber in engem Thalc gelegen, ist
ein ummauerter Ort mit engen Straßen, schlechten
Gebäuden, einem VaZar, öffentlichen Bädern, 13
Moscheen und zählt 43000 E., darunter 4000 meist
griech.-kath. Christen. Die Bevölkerung unterhält
Woll-, Baumwoll- und Seidenwebereien, treibt aber
als .Hauptgewerbe die Verfertigung arab. Mäntel
sowie einen bedeutenden Handel mit den Beduinen.
- H. ist das uralte Hamath (so in der Bibel ge-
uannt) oder Emath (Amatha), von den Phöni-
ziern gegründet, zeitweilig von David abhängig
und 854 v. Chr. durch Salmanasar II., König von
Assyrien, genommen. 743 v. Chr. machte Teglat-
phalasar III. die Stadt tributpflichtig. Seit der Se-
leucidenherrschaft nannten die Griechen die Stadt, zu
Ehren des Antiochus IV. Epiphanes,Epiph aneia.
639 n. Chr. ergab sich die Stadt an einen Feldherrn
Omars; 1108 eroberte Tancred die Stadt, aber
1115 wurde sie von den Moslem genommen und
1178 von Saladdin erobert.
Hamäm (arab., eigentlich Hammäm, "warmes
Bad"), in der Türkei Name der öffentlichen Bäder;
Hamamdsch - Vaschi, Vadeaufsehcr; H a -
mamdsch - Kad ü n, Vadeaufseherin.
Hamamelidaceen^ Pflanzenfamilie aus der
Ordnung der Sarifragmen (s. d.) mit etwa 30 Arten
in den wärmern Gegenden Asiens, Südafrikas und
Nordamerikas. Es sind Sträucher oder Bäume mit
einfachen oder handförmig gelappten Blättern und
kleinen, wenig auffallenden Blüten, die teils einge-
schlechtlich, teils zwittrig sind.
"Hinanieiis virßMioa ^., virgini scher
Zauberstrauch, ein in Nordamerika heimischer
Strauch aus der Familie der Hamamelidaceen (s. d.),
dessen an Bitterstoff und Gerbstoffen reiche Rinde als
Heilmittel gegen Blutungen und chronische Durch-
fälle dient. Neben einem Fluidertrakt kommt auch
ein aus der Rinde bereitetes Destillat unter dein
Namen Hazeline im Handel vor, welches, gleich-
falls innerlich wie äußerlich angewendet, als Blut-
stillungsmittel warm empfohlen wird. Die Zweige
dienen dem Aberglauben als Wünschelruten, um
verborgene Erzlager und Quellen zu entdecken.
Haman, im Buch Esther (s. d.) der erste Mini-
ster des Lerres, der aus persönlichem Haß gegen
den Juden Mardochai vom König den Befehl zur
Vernichtung aller Juden im Persischen Reiche er-
wirkt, aber schließlich selbst an den für Mardochai
bestimmten Galgen gehängt wird. (S. Purimfest.)
Hamann,Joh. Georg,philos. Schriftsteller, zuerst
von F. K. von Moser "der Magus im Norden"
genannt, geb. 27. Aug. 1730 zu Königsberg i. Pr.,
studierte daselbst seit 1746 nach seines Vaters
Wunsche Theologie, beschäftigte sich aber bald vor-
zugsweise mit Kritik, Poesie und Philologie. 1752
kam er nach Livland als Hauslehrer einer Baronin
von Budberg, nahm 1753 eine Hofmeisterstelle bei
dem General von Witten in Kurland an, fand
1755 in Riga in der Verensschen Kaufmanns-
samilie Aufnahme und studierte nun die Theorie
der polit. und Handelswissenschaften. In An-
gelegenheiten des erwähnten Handelshauses be-
suchte er 1756 Berlin, Lübeck, Holland und Eng-
land und blieb über ein Jahr in London. Nach der
Rückkehr lebte er bis 1759 wieder in Riga, dann
zu Königsberg im väterlichen Hause in einer glück-
lichen Muße, die er der Theologie und Philosophie,
der alten Litteratur und den orient. Sprachen wid-
mete. 1763 trat er als Kanzlist bei der Kriegs- und
Domänenkammer in Dienste, entsagte denselben
aber schon 1764 und machte eine Reise nach Deutsch-
land, dem Elsaß und der Schweiz. Hierauf ging er
1765 als Reisegefährte eines Hofrats Tottien in
Mitau nach Warschau, lebte seit 1766 in dessen
Hause in Mitau und kehrte dann nach Königsberg
zurück, wo er 1767 bei der Provinzialaccise- und
Zolldirektion und 1777 als Packhofverwalter an-
gestellt wurde. Das Wohlwollen eines ihm bis dahin
Unbekannten (Franz Buchholtz auf Welbergen bei
Münster) setzte ihn 1784 in eine sorgenfreie Lage;
aber sein Körper war durch Anstrengungen bereits
so geschwächt, daß er, um sich durch eine Reise zu
erholen, 1787 Urlaub forderte, dafür aber seinen
Abschied erhielt. Von da an lebte er abwechselnd
in Düsseldorf und Münster im vertrauten Umgänge
mit Iacobi und der ihm geistesverwandten Fürstm
Galizyn, die ihn auch zu Münster, wo er 21. Juni
1788 starb, in ihrem Garten begraben und ihm ein
Denkmal errichten ließ. Als Schriftsteller wurde H.,
da er der Philosophie der Aufklärung entgegentrat,
von seinen Zeltgenossen wenig beachtet. Seine
zahlreichen kleinen Schriften, unter denen die "So-
kratischen Denkwürdigkeiten" (Amsterd. 1759) und
die "Krcuzzüge des Philologen" (1762) heute noch
am ehesten genießbar sind, blieben ihres orakelhaften
Stils und ihrer vielen Anspielungen wegen den mei-
sten geradezu unverständlich, fanden aber um so mehr
die Anerkennung eines Herder, Goethe, Iacobi, Jean
Paul und anderer bedeutender Männer. Nament-
lich hatte er auf die Anfchauungs- und Darstellungs-
weise Herders großen Einfluß. In allen seinen
Schriften ist ein tiefer religiöser Sinn zu erkennen,
der, auf das Unnennbare im Heiligtum des mensch-
lichen Gemüts hinweisend, sich kräftig, freilich mehr
in begeisterten Blicken und in ungeordneten An-
regungen als in zusammenhängender Betrachtung,
über alle wesentlichen Gegenstände des Lebens aus-
breitet. Die geniale Anschauung und Eingebung
steht seinem gärenden Geiste himmelhoch über der
Reflexion; er findet jene besonders in den Kindheits-
epochcn der Menschheit und im Leben der Volks-
seele. Die Poesie ist ihm die Muttersprache des
Menschengeschlechts. Der Geniekult der Stürmer und
Dränger ist recht eigentlich von H. angeregt. Seine
"Sämtlichen Schriften" wurden von Roth (8 Bde.,
Verl. 182l.-43), seine "Schriften und Briefe" von
Petri (4 Bde., Hannov. 1872-74) herausgegeben.
- Vgl. Gildemeister, Johann Georg H.s Leben
und Schriften (6 Bde., Gotha 1857-74); Poel,
Johann Georg H. (2 Bde., Hamb. 1874-76);
I. Minor, Johann Georg H. in seiner Bedeutung
für die Sturm- und Drangperiode (Franks, a. M.
1881); Herders Briefe an H., hg. von O. Hoffmann
Hamansfest, s. Purimfest. Werl. 1889).
Hämapophyfe, s. Apophyse.
Hamar, zuweilen Storehammcr genannt,
Stadt im norweg. Stift Hedemarten, in schöner
Umgegend, am östl. Ufer des Mjösensees, zwischen
zwei Buchten gelegen, ist durch Eisenbahn mit
Kristiania und Tro'ndhjem verbunden, hat (1891)
4013 E. Unweit der Stadt im W. liegen schöne
Ruinen des 1567 mit der alten Stadt von den
Schweden zerstörten Domes. Das neue H., 1848
angelegt, ist seit 1864 wieder Bischofssitz und Resi-
denz des Stiftamtmanns.