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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Harbije Mekteb - Harcourt
dcr Semitischen Sprachen (s. d.). Obwohl schon seit
Jahrhunderten ganz von yamitisch redenden Völ-
kern, namentlich von Galla eingeschlossen, haben die
Bewohner von Harrar (ungefähr 20-30000) noch
eine Sprache bewahrt, deren Grundstock ein femit.
Äthiopisch ist, wenngleich sie durch den Einstich des
Arabischen und Hamitischen große Verunstaltungen
erlitten hat. Am nächsten steht das H. dem Amhari-
schen (f. Amharifche Sprache). Der semit. Charakter
des H. ist zuerst von Friedrich Müller in Wien
richtig erkannt worden. - Vgl. Prätorius in der
"Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesell-
schaft", Bd. 23. Das ziemlich dürftige Material zur
Kenntnis des H. ist in letzter Zeit etwas vermehrt
worden durch Paulitschke, "Beiträge zur Ethno-
graphie und Anthropologie der Somal" u. s. w.
(Lpz. 1886); ders., Karrar. Forschungsreise nach
den Somal- und Gallaländern (ebd. 1888).
Harbije Mekteb, volkstümliche Bezeichnung
der türk. Militärschule Mektebi Harbije (s. d.).
Harbledown (fpr. harbldaun), Dorf in der engl.
Grafschaft Kent, unweit Canterbury, mit großem
vom Erzbischof Lanfranc gestifteten St. Nicholas-
hospital. Es ist das "Vod-up-imä-äo>vn" Chaucers.
Harborne (spr. -born), Stadt in der engl. Graf-
schaft Stafford, füdwestlich in geringer Entfernung
von Birmingham, an dessen Industrie es teilnimmt,
hat (1891) 7935 E.
Harbour-Grace (spr. harb'r grehß), Stadt
auf der brit. Insel Neufundland in Nordamerika,
43 km im WNW. von St. Johns, mit dem es durch
Eisenbahn verbunden ist, an der Westküste der Con-
ceptionbai, hat 7054 E., einen sichern, durch die vor-
gelagerte Grace-Insel (mit Leuchtturm) geschützten
Hafen und wird viel von Fifchern aufgefucht.
Harburg. 1) Landkreis, ohne die Stadt H., im
preuß. Reg.-Bez. Lüneburg, hat 791,n km, (1890)
30736 (19113 mannt., 17623 weibl.) E., 82 Land-
gemeinden und 4 Gutsbezirke. - 2) Stadtkreis
(10,9i km), 10 km südlich von
Hamburg, links der bis hier-
her für Seeschiffe fahrbaren
Süder-Elbe, dem füdl. Arm der
Elbe, über welche eine 625 m
lange Eisenbahnbrücke führt, an
den Linien Hamburg-Bremen,
H.-Lüneburg-ülzen (73,? km)
und H.-Cuxhaven (106,7 km)
der Preuß. Staatsbahnen, Sitz
des Landratsamtes des Landkreifes, eines Amts-
gerichts (Landgericht Stade), Hauptzollamtes, Eifen-
bahnbetriebsamtes(384,7?kmBahnlinien)derkönig-
lich preuß. Eisenbahndirektion in Hannover, einer
Generalsuperintendentur, Oberförsterei, Reichsbank-
nebenstelle und Handelskammer, hat (1890) 35081
(17 914 männl., 17167 weibl.) E., darunter 2602
Katholiken und 295 Israeliten, in Garnison (532
Mann) das 9. Pionierbataillon, Post erster Klasse,
Telegraph, ein früher befestigtes Schloß, 1524-
1642 Residenz der Harburger Linie des Hauses
Lüneburg, ein städtisches Realgymnasium (Direktor
Schwalbach, 15 Lehrer, 10 Klassen mit 263 Schülern,
3 Vorklassen mit 101 Schülern), höhere Mädchen-,
Handels- und Gewerbeschule. Die Industrie erstreckt
sich besonders auf Fabrikation von Jute, Pias-
save, Lein- und Kokosnußöl, Gummi- und Gutta-
perchawaren, Chemikalien, Leder, Palmkernöl,
Alaun, Soda, Cement, Glas, Maschinen, eisernen
Kesseln, Gußeisenwaren und auf Schiffbau (kleinere
Dampfer). Der Handel ist namentlich mit Kolonial-
waren, Heringen, Wein, Ol, Thran, Bauholz, Stein-
kohlen, Thonerde, Lumpen, künstlichem Dünger und
Petroleum bedeutend. Zur See liefen (1892) 720
Schiffe mit 111901 Registertons ein und 716 Schiffe
mit 114020 Negistertons aus. Auf demKussekamen
11671 Fahrzeuge mit 756978 Registertons an und
11642 mit 692883 Negistertons gingen ab. Der
Personenverkehr mit Hamburg und Altona wird
außer der Eisenbahn durch Dampfer und durch
Dampffähren über Wilhelmsburg vermittelt. Den
Handel unterstützen eine Handelskammer, Reichs-
banknebenstelle, Filiale der Hannoverschen Bank
und ein Vorschuhverein. H. gehörte früher zum
Erzstift Bremen, erhielt 1297 Stadtrechte, wurde
1376 mit dem Fürstentum Lüneburg vereinigt, mit
dem es 1705 an Hannover und 1866 an Preußen
kam. - 3) Stadt im Bezirksamt Donauwörth des
bayr. Reg.-Bez. Schwaben, in 413 m Höhe, an der
Wörnitz und der Linie Pleinfeld-Augsburg-Buchloe
der Bayr. Staatsbahnen, hat (1890) 1226 E., dar-
unter 137 Katholiken und 62 Israeliten, Posterpedi-
tion, Telegraph, restaurierte Stadtkirche; Kalkstein-
brüche, Kalkbrennereien und Ziegeleien. Dabei auf
einem Hügel ein großes Schloß der Fürsten von
Ottingen-Wallerste'in (9. bis 10. Jahrh.) mit Kirche
und Gruft.
Harburger, Edmund, Zeichnerund Genremaler,
geb. 4. April 1846 zu Eichstätt, ging vom Studium
der Baukunst als Schüler Lindenschmits an der
Münchener Akademie zur Malerei über. Die Mün-
chener "fliegenden Blätter" enthalten viele seiner
humoristischen Zeichnungen. Auch als Maler be-
wegt er sich meist im Gebiete des Brouwerschen
Genres, dessen Stoffe er vorwiegend dem ober- und
niederbayr. Wirtshausleben entnimmt. Der Künst-
ler lebt in München.
Harcelieren (frz., spr. arß'l-), necken, (den Feind)
beunruhigen, durch stete Angriffe nicht zur Ruhe
kommen lassen; Harceleur (spr. arß'löhr), Necker,
Plagegeist.
Harcourt (spr. arkuhr), Dorf im franz. Depart.
Eure, Arrondissement Bernay, 6 km südöstlich von
Brionne, an der Linie Evreux-Le Neubourg-Glos
Montfort der Franz. Westbahn, mit 834 E. Die
Herren von H. waren eine der ältesten Familien der
Normandie. Das Lehen wurde 1338 zur Grafschaft
und 1700 zum Herzogtum erhoben. Vom alten
Schlosse sind noch Ruinen vorhanden; nahe dabei
ein schönes modernes Schloß.
Harcourt (spr. hährlohrt), Sir William Vernon,
liberaler engl. Staatsmann, geb. 14. Okt. 1827,
studierte in Cambridge, wurde em gesuchter Anwalt,
1866 Yii66n'8 OouQ86i und trat 1868 für Oxford
ins Unterhaus, wo er durch seine jurist. und polit.
Kenntnisse, wie durch seine Schlagfertigkeit als
Redner rasch zu bedeutendem Ansehen emporstieg,
1869 wählte die Universität Cambridge ihn zum
Professor des Völkerrechts, welche Stelle er bis 1887
bekleidete. Im Nov. 1873 erlangte H. in dem Mi-
nisterium Gladstone (bis Febr. 1874) das Amt des
Generalstaatsanwalts (äolicitoi- (-snerai) und mit
diesem die Nitterwürde. In dem neuen Ministerium
Gladstone war er 1880-85 Minister des Innern
und bei der Rückkehr der Liberalen zur Regierung
Jan. bis Juli 1886 Schatzkanzler. Dasselbe Amt
übernahmerauch in Gladstones viertem Ministerium
Aug. 1892. Publizistisch war er thätig als Verfasser
mehrerer poltt. und völkerrechtlicher Abhandlungen