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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Heide; Heideck; Heidedrossel; Heideerde; Heidegger; Heideginster; Heidekorn; Heidekraut; Heidel

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Heide (Pflanzengattung) - Heidel

sandig, trocken und unfruchtbar, stellenweise wohl auch sumpfig oder moorig sind, nur an einzelnen begünstigten Orten einen spärlichen Anbau gestatten und in der Regel eine sehr gleichmäßige und einförmige Pflanzendecke tragen. Dieselbe besteht meist aus Gräsern und Heidekraut (Calluna vulgaris Salisb.), in einzelnen Strichen jedoch auch vorherrschend aus Nadelwald. Der Untergrund ist oft fruchtbar und läßt Kultivierung zu (Heidekultur). Ein nur wenig unterbrochener Zug von H. erfüllt in Form eines breiten Gürtels das Innere von Jütland (Ahlheide) und streicht dann durch Schleswig-Holstein der Elbe zu; aus dem linken Ufer der Elbe die Lüneburger H. Andere H. sind der Hümling, die waldreiche Dübener und Torgauer H. in der preuß. Provinz Sachsen, die Konitzer oder Tucheler H. im preuß. Reg.-Bez. Marienwerder.

Heide, Pflanzengattung, s. Calluna und Erica.

Heide, Gegensatz zu Christ und Jude, s. Heiden.

Heide, Kreisstadt im Kreis Norderdithmarschen des preuß. Reg.-Bez. Schleswig, auf einem zwischen der Marsch und der Moorniederung sich hinziehenden Heideplateau, an der Linie Elmshorn-H.-Widding und den Nebenlinien Neumünster-Tönning und H.-Büsum (23,9 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes des Kreises Norderdithmarschen, eines Amtsgerichts (Landgericht Kiel) und Steueramtes, hat (1890) 7444 (3717 männl., 3727 weibl.) E., darunter 116 Katholiken, Post erster Klasse, Telegraph, ein Denkmal des Märtyrers Heinrich von Zutphen, der hier 10. Dez. 1524 verbrannt wurde; Cigarren- und Tabakfabrikation, Mehl- und Ölmühlen, Gerbereien, Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen sowie bedeutende Pferde- und Viehmärkte, H. ist Geburtsort des plattdeutschen Dichters Klaus Groth. - H., noch um 1404 ein Dorf, war seit 1447 Hauptort der Bauernrepublik Dithmarschen, da seitdem hier die früher in Meldorf abgehaltenen Landesversammlungen stattfanden. In der "letzten Fehde" (13. Juni 1559) von den dän. und schleswig-holstein. Truppen verbrannt, wurde H. erst 1870 wieder zur Stadt erhoben.

Heideck, Stadt im Bezirksamt Hilpoltstein des bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, 12 km im NO. von Pleinfeld, an der obern Noth, in 408 m Höhe, am Nordfuße des Schloßbergs und an der Nebenlinie Roth-Greding der Bayr. Staatsbahnen, Sitz eines Forstamtes, hat (1890) 1029 meist kath. E. und bedeutenden Hopfenbau.

Heideck, Karl Wilh., Freiherr von, genannt Heidegger, bayr. Staatsmann und Maler, geb. 6. Dez. 1788 zu Saaralben in Lothringen, besuchte seit 1801 die Militärakademie zu München. Er wurde 1805 bayr. Artillerielieutenant, nahm teil an den Feldzügen von 1805, 1808 und 1809 gegen Österreich, Preußen, Tirol, ging 1810 als Freiwilliger zum franz. Heere nach Spanien, kehrte 1813 zurück und machte als bayr. Hauptmann den Befreiungskrieg mit. 1826 begab er sich nach Griechenland, nahm Febr. 1827 an der Expedition zum Entsatz der Akropolis in Athen teil und zerstörte als Oberbefehlshaber mit seinem Geschwader die Magazine der Türken in dem Kanal von Negroponte. 1828 wurde er Commandeur von Napoli di Romania (Nauplia) und bald darauf Militärgouverneur von Argos. Doch in demselben Jahre verließ er seiner Gesundheit wegen Griechenland und wurde 1829 Oberst im Generalquartiermeisterstabe der bayr. Armee. Die Erhebung des Prinzen Otto von Bayern auf den griech. Königsthron brachte ihn abermals nach Griechenland, wo er als Generalmajor und Mitglied der Regentschaft bis 1835 verweilte. Nach München zurückgekehrt, wurde er 1844 zum Freiherrn erhoben, zum Generallieutenant befördert, 1850 als Referent im Kriegsministerium angestellt. Er starb 21. Febr. 1861 zu München. H. hat sich auch als Maler einen Namen gemacht; seit 1816 sich dem Studium der Ölmalerei widmend, schuf er besonders kulturhistor. Kriegsbilder, Genre- und Landschaftsbilder, u. a.: Bayrische Holzfäller (1823; Berliner Nationalgalerie), Scene aus dem span. Kriege von 1809 (1824; Museum in Leipzig), Palikaren bei der Tempelruine von Korinth (1829; Berliner Nationalgalerie), Lager der Philhellenen vor Athen zur Zeit des griech. Befreiungskampfes (Kunsthalle in Karlsruhe), Angriff eines franz. Kürassierregiments (Galerie Leuchtenberg in Petersburg). - Vgl. über ihn: Heigel, Ludwig I., König von Bayern (2. Aufl., Lpz. 1888), und Sepp, Ludwig Augustus (Schaffh. 1869).

Heidedrossel, s. Drossel.

Heideerde, s. Erden (Bd. 6, S. 253 b).

Heidegger, Johann Heinrich, reform. Theolog, geb. 1. Juli 1633 zu Bärentschweil im Kanton Zürich, studierte in Zürich, Marburg und Heidelberg, wurde hier Professor der hebr. Sprache, 1659 Professor der Theologie an der Akademie zu Steinfurt. 1665 kehrte H. nach Zürich zurück, wo er Professor der Moral, 1667 Professor der Theologie wurde und 18. Jan. 1698 starb. Während H. gegen den Katholicismus eifrig polemisierte, suchte er zwischen Reformierten und Lutheranern zu vermitteln. Zum Schutze des Calvinismus entwarfen H. und Professor Turretin in Genf 1675 die Formula Consensus Helvetica (s. Consensus), die in fast allen Kantonen anerkannt wurde. H. schrieb u. a. "Anatome concilii Tridentini" (2 Bde., Zür. 1672), "Historia patriarcharum" (Tl. 1, Amsterd. 1667; Tl. 2, 1671; gegen Baronius gerichtet), "Historia papatus" (ebd. 1684, unter dem Namen Nicander von Hohenegg); ferner "Demonstratio de Augustanae Confessionis cum fide Reformatorum consensu" (1664 u. ö.), "Manuductio in viam concordiae Protestantium ecclesiasticae" (1686). Großen Einfluß gewann H. durch seine Lehrschriften, besonders durch das "Corpus theologiae christianae" (2 Bde., hg. von J. H.^[Johann Heinrich] Schweizer, Zür. 1700) und "Ethicae christianae elementa" (Frankf. 1711). - Vgl. Historia vitae J. H. Heideggeri (Zür. 1698; Selbstbiographie).

Heidegger, Karl Wilh., s. Heideck.

Heideginster, s. Ulex

Heidekorn, Pflanze, s. Buchweizen.

Heidekraut, s. Calluna.

Heidel, Hermann, Bildhauer, geb. 20. Febr. 1810 zu Bonn, ging vom Studium der Medizin zur Bildhauerkunst über und trat 1835 zu München in die Werkstatt Schwanthalers. 1838 ging H. sodann nach Rom, wo er statt der Romantik der Münchener Schule die Antike mit Hingebung aufnahm. H. kehrte 1842 nach Köln zurück, siedelte aber 1843 nach Berlin über, wo er Modelle zu Geschirren, Humpen, Bechern u. s. w. schuf. Die Berliner Nationalgalerie besitzt von ihm: Orestes von Iphigenie erkannt (Hochrelief; 1884 angekauft), ferner Ödipus von Antigone geleitet (1854). Seine wichtigsten Rundskulpturen sind: eine Marmorstatue der Iphigenie (1852; Orangerie bei Potsdam) und die Statue