Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

30
Hemiglobus - Hemlockrinde
die übrigbleibende Hälfte für sich eine geschlossene,
von untereinander gleichen Flächen begrenzte Gestalt
bildet. So liefert das Oktaeder bei der H. das Te-
traeder, das Tetrakishexaeder erzeugt das Penta-
gondodekaeder, die hexagonale Protopyramide das
Rhomboeder. Dabei kann es verschiedene Modali-
täten der H. geben, je nachdem auf diefe oder auf
eine andere Weise die Auswahl der zum Verschwin-
den bestimmten Hälfte der Flächen erfolgt ist. Im
regulären System z. V. entsteht aus dem Hexakis-
oktaeder einerseits das Hexakistetraeder, anderer-
seits das Dyakisdodekaeder. Die erstere Modalität
istdie geneigtflächige odertetraedrischeH.,die
letztere die parallelflächige oder dodekaedri-
sche H. Jedoch bloß bei einer Anzahl von Krystall-
formen hat die H. die thatsächliche Ausbildung von
nur der Hälfte der Flächen im Gefolge. Wenn an-
dere Formen, z. B. der Würfel, von der H. erfaßt
werden, so bleibt dessen von sechs gleichen Quadra-
ten umschlossene Gestalt als solche bestehen. Hier
äußert sich daher die H. nicht morphologisch, sondern
lediglich in der Weise^daß die Räume zwiscyen den
Hauptschnitten oder (^ymmetrieebenen, die äußer-
lich alle gleich erscheinen, doch physikalisch nur ab-
wechselnd gleich sind: die acht Ecken des hemiedrischen
Würsels stimmen in Physik. Hinsicht bloß abwechselnd
überein. Die H. an Krystallen ist demnach die Er-
scheinung, bei welcher die Näume (Krystallräume)
zwischen den Hauptschnitten entweder in morpholog.
oder in Physik. Hinsicht bloß abwechselnd gleich sind,
wobei die Verteilung der gleichen Räume ganz regel-
mäßig ist. Eine H^ ist nur möglich in denjenigen
Krystallsystemen, die mehrere Symmetrieebenen be-
sitzen; sie ist also ausgeschlossen in dem monoklinen
und triklincn. Die H. im regulären System wurde
oben erwähnt. Im tetragonalen System liefert die
H. die tetragonalen Sphenoide und Skalenoeder, im
beragonalen die Rhomboeder und hexagonalen Ska-
lcnoeder, im rhombischen dierhombifchenSphenoide.
Durch das Eintreten der H. wird die Zahl der Symme-
trieebenen der betreffenden holoedrischen Krystallge-
stalt vermindert, indem die hemie'drischeForm nicht
mehr nach denjenigen Ebenen symmetrisch sein kann,
nach denen die Zerlegung der holoedrischen in ver-
schiedene Krystallräume erfolgt ist. Es ist einleuch-
tend, daß bei jeder H. zwei hemie'drische Formen
entstehenmüssen,diesichgegenseitigzurholoedrischen
Stammform ergänzen, weshalb sie komplementäre
Formen, oder auch, weil sie bei völliger Ähnlichkeit
einen Gegensatz in der Stellung zeigen, Gegenkörper
genannt worden sind. Bringt man die H. allge-
mein dadurch Zum Ausdruck, daß man den Hä'lft-
flä'chner mit dem durch 2 geteilten Zeichen des be-
treffenden Ganzflächners, z. V. das Tetraeder als
Halbsiächner des Oktaeders (0) mit -^ (gesprochen
o halbe), bezeichnet, so können diese komplemen-
tären hemiedrischen Formen durch das vorgesetzte
Zeichen ^ und - unterschieden werden; doch läßt
man zweckmähigerweise das positive Vorzeichen ge-
wöhnlich weg. In der Natur findet eine strenge
Scheidung zwischen holoedrischen und hemiedrischen
Formen statt, indem eine und dieselbe als Mineral-
art auftretende chem. Substanz entweder nur ho-
loedrisch oder nur hemie'drisch, und im letztern Falle
auch nur in einer bestimmten Modalität der H.
krystallisiert. (S. auch Krystalle.)
Hemiglobus (grch.-lat.), Halbkugel.
Hemikranie (grch.), die Migräne (s. d.).
Fig. 2,
Henzi1eia.va.8ta.trix, der dieKafteelaubkrank-
heit verursachende Pilz (s. Kaffee).
Hemimörphie, s. Hemimorphismus.
Hemimorphismus oder Hemimörphie
(grch.), nach dem Vorgange von Vreithaupt Bezeich-
nung fürdie (nicht mitderHemie'driezuverwechselnde)
Erscheinung, daß Krystalle, die nicht dem regulären
System angehören, an den entgegengesetzten Enden
einer Symmetrieachse, gewöhnlich der Hauptachse
oder Vertikalachse, gesetzmäßig durch die Flächen
ganz verschiedener Formen begrenzt werden. Diese
Formen sind daher entweder nur mit ihrer obern
oder mit ihrer untern Hälfte ausgebildet. Ein Bei-
spiel liefert das hier abgebildete Kieselzinkerz;
Fig. 1 zeigt oben Basis und Makrodoma, unten
eine Pyramide; in Fig. 2 erscheinen oben zwei Ma-
krodomen, zwei Bra-
chydomen und die Ba-
sis, unten ebenfalls
nur eine Pyramide.
Auch die Krystalle des
Turmalins sind aus-
gezeichnet hemimorph,
indem sie an den bei-
den Enden der Verti-
kalachse ganz abwei-
chende Rhomboeder, oder an dem einen (odcrn)
Ende Rhomboeder, an dem andern (untern) die
Geradendfläche aufweisen. Der H. findet sich auck
bisweilen an den Krystallen des Struvits und Wul-
fenits, unter den künstlich dargestellten Substanzen
an denen des Iodsuccinimids, Tolylphenylketons,
Resorcins und ^luercits. Die Erscheinung gewinnt
deshalb ein doppeltes Interesse, weil die meisten
hemimorphen Krystalle zugleich die Eigenschaft be-
sitzen, durch Erwärmung polarelektrisch zu werden,
d. h. an den entgegengesetzten, formell verschieden
ausgebildeten Enden gleichzeitig die entgegenge-
setzten Elektricitäten zu entwickeln.
Hemimorphit, Mineral, s. Galmei.
Hemma, Maß ^ "/^ Modius (s. d.).
Hömine (spr. emihn), Getreidemaß, s. Emine.
Hoin!nsnra.stIiVliia., halbseitige Nerven-
schwäche, s. Nervenschwäche.
Hemiöpie (grch.), s. Hemianopie.
Hemiparese (grch.), halbseitige Lähmung.
Üsinipka.1a.oro3j8 (grch.), s. Haarschwund.
Hemiplegie (grch.), halbseitige Lähmung.
Hennprismen, die beiden ungleichwertigen
Flächenpaare, die bei triklinen Krystallen zu einem
vierseitigen vertikalen Prisma verbunden sind.
Hemipteren, s. Schnabelkerfe.
Hemipyramiden, die beiden ungleichwertigen
vierzähligen Flächenkomplexe, die sich zur Pyramide
dcs monoklinen Krystallsystems vereinigen.
Hemisphäre (grch.) oder Halbkugel, s. Plani-
globen; in derAnatomie,s. Gehirn (Bd. 7, S.675d).
Hemiftichion (grch.), Halbvers.
Hemitröpie (grch.), s. Krystalle.
Hemling wurde früher fälschlich der Maler Hans
Memling (s. d.) genannt.
Hemlockrinde, die in der Lederfabrikation (s. d.)
verwendete Rinde der Schierlingstanne. (S. Hem-
lockstannen.) Das Hauptgebiet der Produktion die-
ser Rinde sind die Staaten Wisconsin und Michi-
gan und die canad. Provinzen Ontario und Oue-
beck. Der aus der H. gewonnene Extrakt, Hem-
lockextrakt, ist eine braune, sirupartige Flüssig-
keit, die nach Nehlcr 14,3 Proz. Gerbstoff, im übrigen