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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heraien - Herakles
Tonischer Schönheit den Heracleumarten gleich. Sie
bedürfen eines weichen, tieflockern Bodens und eines
warmen, sonnigen Standortes. Von der ausge-
zeichnetsten Wirkung sind sie an den Rändern der
Teiche und Bäche. Man pflanzt sie durch Aussaat
nach der Samenreife fort und vermehrt sie durch
Teilung der Stöcke im zeitigen Frühjahr.
Heraien (Heräen), ein von den Einwohnern
von Argos zu Ehren der Landesgöttin Hera (s. d.)
begangenes Fest (auch Hekatombaia genannt),
welches im Heraion, dem Nationalheiligtum von
Argolis, zwischen Argos und Mykenä, mit Fest-
zügen, Opfern und Wetttämpfen gefeiert wurde.
Die Sieger in den Wettkämpfen erhielten als Preis
einen Schild und Myrtenkranz. Nachdem ein Brand
423 v. Chr. das ältere Gebäude zerstört hatte,
wurde durch Eupolemos von Argos ein glänzender
Neubau errichtet, ein dor. Peripteros von sechs
Säulen in den Fronten, dessen Ausgrabung (1854
zum erstenmale begonnen, dann 1891 wieder auf-
genommen) außer Architekturresten einige Frag-
mente vom Bildschmuck des Tempels geliefert hat.
Im Innern des Tempels befand sich ein Holzbild
der Hera, das von den Argivern aus dem eroberten
Tiryns hierher gebracht worden war, sowie eine
goldelfenbeinerne Statue der Göttin von der Hand
des Polyklet. Auf diefen Tempel bezieht sich die
Sage von Kleobis (s. d.) und Biton.
Heraion, f. Heraien.
Heraklea (grch. Herakleia, d. i. Herakicsstadt)
ist der Name einer großen Anzahl von Städten des
Altertums. Politisch am wichtigsten war H. in Vi-
thynien am Schwarzen Meere, daher auch Ilsra-
clea lontioa genannt, dessen Trümmer sich bei der
heutigen Stadt Eregli finden. Es wurde um 560 von
Megarern (nach andern von Milesiern) gegründet,
unterwarf sich früh das bedeutende Küstengebiet der
Mariandyner, gründete selbst wieder mehrere Kolo-
nien und behauptete längere Zeit unter einer aristo-
tratischen Verfassung, seit 364 v. Ehr. unter der
Herrschaft einzelner Tyrannen, des Klearchus und
dessen Nachkommen, eine hervorragende Stellung,
bis es in die Gewalt der syr. Herrscher kam und zu-
letzt mit ganz Vithynien der Herrschaft Roms ein-
verleibt wurde. (Vgl. Kümmel, lleracleotica. Bei-
träge zur ältern Geschichte der griech. Kolonisation
in Kleinasien, Planen 1869; Schneiderwirth, Das
Pontische H. Programm, Heiligenstadt 1882-85.)
^ Außerdem sind zu nennen: H. am Flusse Aciris,
in Lucanien in Unteritalien, eine 432 v. Chr. ange-
legte Kolonie der Tarentiner, bekannt durch den
Sieg des Königs Pyrrhus über die Nomer (280
v. Chr.); ferner H. Minoa in Sicilien, zwischen Seli-
nus und Agrigent gelegen, ursprünglich von den
Phöniziern gegründet, denen sie 510 v. Chr. durch
den Spartaner Dorieus entrissen wurde (403 ward
sie von den Kathagern zerstört): H. bei Trachis
in der Landschaft Malis in der Nähe der Thermo-
pylen, eine Kolonie der Spartaner; endlich zwei
Städte in Macedonien: H. Lynkestis (oder Pelago-
nia), an der Via Egnatia, nicht weit vom rechten
(westlichen) Ufer des Flusses Erigon, und H. Sin-
tica nahe dem rechten (westlichen) Ufer des Stry-
mon (bei dem jetzigen Zervochori).
Herakleia, f. Heraklea.
Herakleides, s. Heraklides.
Herakleifche Tafel, eine aus zwei Fragmen-
ten bestehende große Erztafel, welche 1732 und 1735
unweit Heraklea am Aciris gefunden wurde und sich
gegenwärtig im Nationalmuseum zu Neapel besin-
det. Auf der einen Seite enthält die Tafel eine
griech. Infchrift, die Rückseite dagegen einen Teil
einer lat. I^sx, in welcher Savigny einen Nest der
I^6x ^ulia mnnicipaiiL (d. h. der von Cäsar ent-
worfenen Städteordnung) erkannte. Herausgegeben
ist die Tafel zuletzt im "(^orpus ii^criptionuin lati-
nalum", Bd. 1 (Berl. 1863); Abbildung in Nitschls
"I>i'i8ca61iitinitHti8M0iinN6nta6piZr3^Qica" (Berl.
1862), Taf. 33 u. 34, und bei Bruns, "5ont68
Mliä romkni" (5. Aufl., hg. von Th. Mommsen,
2 Bde., Freiburg 1886-87).
Herakleitos, s. Heraklit.
Herakleonas, byzant. Kaiser (Juni bis Sept.
641), geb. um 614 als Sohn des Kaisers Heraklius
aus dessen zweiter Ehe mit seiner Nichte Martina,
kämpfte mit seinem Vater in Syrien und wurde
638 oder 639 zum Cäsar ernannt. Nach seines
Vaters Tode (10. Febr. 641) wurde er auf Wunsch
seiner Mutter Mitregent seines kränklichen Stief-
bruders Konstantin 111. Als dieser gegen Ende
Juni 641 starb, verbreiteten die Gegner der herrsch-
süchtigen Kaiserin-Witwe Martina das Gerücht
von einer stattgehabten Vergiftung. Es kam zu
einer Revolution, und der Senat setzte H. ab, ließ
ihm die Nase, seiner Mutter die Junge abschneiden,
verbannte beide aus Konstantinopel und lieh Sept.
641 des verstorbenen Konstantin III. Sohn Kon-
stans II. zum Kaiser krönen.
Herakleötifche Chersonefus, s. Chersonesus.
Herakles (lat. Hercules), der Sohn des Zeus
und der Alkmene (s. d.), ist der berühmteste Heros
der griech. Sagenwelt, in welchem die Poesie das
Ideal eines Helden, der unter fortwährenden Mühen
und Kämpfen das Höchste erreicht, dargestellt, und
den dann die Philosophie vollends zu dem Ideal
männlicher Tugend ausgebildet hat.
I. Der thebanischeH. Eifersüchtig auf ihres
Gemahls neue Geliebte, Alkmene, war Hera schon
des H. erbitterte Feindin, bevor er noch geboren
war. Zeus hatte an dem Tage, an welchem die Ge-
burt des H. bevorstand, einen Eid geschworen, daß
der an diesem Tage Geborene alle Angehörigen
des Geschlechts der Perse'iden (zu dem H. von feiten
seiner Mutter wie seines Stiefvaters Amphitryon
gehörte) beherrschen solle. Hera wußte nun als
Geburtsgöttin zu bewirken, daß die Niederkunft der
Alkmene verzögert und dagegen die der Gemahlin
des Perse'iden Ethenelos, die ihr Kind erst im sieben-
! ten Monate trug, beschleunigt wurde. Dieses vor
> H. geborene Kind war Eurystheus. Alkmene kam
^ hierauf mit Zwillingen nieder, von denen H. der
Sohn des Zeus, Iphikles aber der Sohn des Amphi-
tryon, des Gemahls der Alkmene, war. H. erwies
sich schon in der Wiege als der Sohn eines Gottes,
! indem er zwei von Hera geschickte Schlangen er-
^ würgte. Durch Amphitryons Sorge wurde er in allen
! Künsten von den besten Lehrern unterwiesen. In
! allem machte er ungememe Fortschritte, nur für die
! Lyra schien seine Hand nicht gebildet; ein Schlag,
den ihm Linos, sein Lehrer im Saitenspiel, einst
gab, kostete diesem das Leben. Amphitryon sandte
H. deshalb auf das Land zu den Rinderherden.
In diese Lebenszeit fällt die von dem Sophisten
Prodikos in moralisierendem Sinne erfundene Er-
zählung, daß H., am Scheidewege den Göttinnen
der Wollust und der Tugend begegnend, die letztere
zur Gefährtin feines Lebens erwählt habe. Die zum
Teil ganz verschiedenen Gegenden Griechenlands an-