Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

51
Heraklitus - Heraldik
Heraklttus, griech. Mythograph, s. Heraklides.
Heraklius, byzant. Kaiser (610-641), geb.
575 in Kappadocien (wohl in der Stadt Meli-
tene), war der ^ohn des afrik. Statthalters H., mit
dessen Truppen er in Konstantinopel landete und
den grausamen Kaiser Phokas stürzte. Gleich nach
dessen Enthauptung (6. Okt. 610) bestieg H. selbst
den Thron und gab dem Byzantinischen Reich durch
gute deformen in der Verwaltung und im Kriegs-
wesen neuen Halt. Seit 611 aufs schwerste durch die
Perser bedrängt, die Syrien und Ägypten eroberten
und seit 617 sogar zu Chalcedon (wo nickt Karthago)
ein festes Lager anlegten, sah er sich in derselben Zeit
in Europa durch die Aoaren bedroht, die 619 sogar
bis in die Nähe von Konstantinopel vordrangen und
70000 Gefangene machten. Daher gab H. den größten
Teil der span. Besitzungen (615-616) auf und er-
kaufte von den Avaren 620 für Geld einen momen-
tanen Frieden. Um sich ihrer dauernd zu erwehren,
trat er mit den damals zwischen Dnjestr und Donau
hausenden Bulgaren in Verbindung und ließ es still-
schweigend geschehen, daß sich seit 620 die Kroaten
und Serben zwischen der Küste von Dalmatien und
dem westl. Balkan festsetzten. Die Perser aber be-
kämpfte er seit 622 m einer Reihe glänzender Feld-
züge, sodah es ihm, obgleich die Avaren 626 sich
wieder auf Konstantinopel stürzten, wo sie nun aufs
Haupt geschlagen wurden, endlich möglich wurde,
im April 628 einen ruhmvollen Frieden zu schlie-
ßen, der die Grenzen der Perser wieder nach dem
mittlern Mesopotamien zurückschob. Weniger glück-
lich war er bei den Versuchen (seit 630), den alten
Gegensatz zwi.schen der orthodoxen Kirche und den
Monophysiten durch eine vermittelnde (die "mono-
theistische") Formel auszugleichen. Auch dem Fana-
tismus der Araber und des Islam vermochte er
nicht zu widerstehen. Die südöstl. Provinzen, Syrien,
MesopotamienundAgypten,gingen632-641ansie
verloren, h. starb 10. Febr. 641. Seine Thaten hat
der Byzantiner Georgius Pisides (s. d.) in iambi-
schen Versen verherrlicht. Märchen- und legenden-
haft erweitert wird feine Geschichte im 12. und
13. Jahrh, poetisch behandelt von dem Franzosen
Gautier von Arras und danach deutsch in Meister
Ottes "I^Hc1iu8" (beide Gedichte hg. von Mahmann
in der "Bibliothek der Deutschen Nationallitteratur",
Bd. 6, Quedlinb. 1842). H. ist auch der Held der
gleichnamigen Tragödie von Corneille, des Schau-
spiels von Calderon "Nu 68t". viäa toäo 68 vei-ä^ci
v toäo in6utirH", sowie eines Dramas von Klcon
Rangabe (Lpz. 1885). - Vgl. Drapeyron, I/em-
P6I-6UI- II. (Par. 1869); Kretschmann, Die Kämpfe
nvischen H. I. und Chosroes II. (2 Tle., Güstrow
'1875-76); Gelzer, Chalkedon oderKarchedon, Bei-
träge zur Geschichte des Kaisers H. (im "Rhein.
Museum für Philologie", Neue Folge, Bd. 48).
Herakly,StadtamSchwarzenMeere,s.Eregli2).
Heraldik, ursprünglich die Wissenschaft, die sich
mit dem Wappenwesen in seinem ganzen Umfange
beschäftigt, die sog. Heroldskunst. (S. Herold.)
Gegenwärtig gebraucht man das Wort in der be-
schränktern Bedeutung von Wappenkunde. Die
H. ist von ihrer praktischen Seite eine Hilfswissen-
schaft der Jurisprudenz, aber weit wichtiger für die
Geschichte. Sie steht mit der Genealogie (s. d.) und
mit der Siegelkunde (s. d.) in engster Verbindung.
Ihre Hauptquellen sind Wappen, Siegel und Mün-
zen; nächstdem Angaben in den Schriftstellern des
Mttelalters, Denkmäler, Grabsteine u. dgl., Lehns-
briefe, Turnierbefchreibungen, alte Familien- und
Stammbücher, Wappensammlungen u. f.w. (Hierzu
die Taseln: Heraldische Typen I und II.)
Die Geschichte der H. läßt sich in drei Perioden
einteilen: 1) in die Zeit vom 11. bis 13. Jahrh., in
der allein der Schild mit seinem Bilde das Wappen
darstellte (s. Taf. II, Fig. 17); 2) in die Blütezeit
der H., vom 13. bis Ende des 15. Jahrh., wo der
Helm mit feinem Schmuck (Flügel, Federn, Hörner,
Hüte, Rümpfe) dazukam <s. Taf. II, Fig. 18 u. 19);
3) in die Zeit vom 16. Jahrh, an, wo der heraldische
Schild nicht zugleich mehr als wirklicher Schild ge-
tragen wurde und unwesentliche Zuthaten hin-
zukamen (s. Taf. H,Iig. 20-22).
Die wesentlichen Stücke eines vollständigen Wap-
pens, für dessen Beschreibung die Bezeichnung
rechts und links für den Träger des Schildes gilt,
sind der heraldische Schild mit seiner Wappenfigur
und der heraldische Helm. Der heraldische Schild
wurde im 12. und in der ersten Hälfte des 13. Jahrh,
länglich, unten zugespitzt, oben etwas abgerundet
wiedergegeben (s. Taf. II, Fig. 17), in der zweiten
Hälfte des 13. und im 14. Jahrh, kleiner, in der
Form eines fast gleichseitigen Dreiecks (s. Taf. II,
Fig. 18), im 15. Jahrh, an den Seiten gerade, unten
abgerundet (s. Taf. II, Fig. 19), im 16. Jahrh, als
fog. Stechschild, an der rechten Seite mit einem Ein-
schnitt versehen (s. Taf. II, Fig. 20); in der Folge-
zeit gab man dem Wappenschild willkürliche For-
men, oval, rund, verschiedenartig ausgeschweift
mit allerlei Verschnörkelungen, die im 17. Jahrh,
(s. Taf. II, Fig. 21) und 18. Jahrh. (f. Taf. II,
Fig. 22) immer mehr ungehörige Zuthaten erhiel-
ten, wodurch er sich von der Form eines wirklich zu
gebrauchenden Schildes entfernte. Die Bemalung
geschah in der alten H. nur mit den sieben heral-
dischen Farben (s. d.), sog. Tinkturen, nämlich Gold
(Gelb), Silber (Weiß), Not, Blau, Schwarz, Grün,
Purpur, die bei nicht farbiger Darstellung feit An-
fang des 17. Jahrh, durch Schraffierung wieder-
gegeben werden (f. Taf. I, Fig. 1-7); zu den heral-
dischen Farben rechnet man auch das Pelzwerk:
Hermelin (s. Taf. I, Fig. 8), Kürfch (f. Taf. I, Fig. 9),
Wolkenfeh (f. Taf. I, Fig. 10) und Eifenhütlein
<s. Taf. I, Fig. 11).
Bei den Wappenbildern unterscheidet man
drei Arten: 1) Heroldsstücke oder Eyrenstücke,
bei denen der Schild in verschiedenen Tinkturen
durch Abgrenzung letzterer vermittelst gerader oder
krummer Linien zerlegt wird (f. Taf. I, Fig. 12-33,
sowie Taf. II, Fig. 3, 13, 14); 2) Wappenbilder,
die gemeine Figuren zeigen, d. h. entweder
natürliche (Tiere, Pflanzen) oder künstliche (Gegen-
stände der Kunst, des Handwerks) oder erdichtete
(Phantasiegestalten, wie Greif, Drache, Einhorn,
Iungfrauenadler); 3) Wappenbilder, die gemeine
Figuren in Verbindung mit Herolds-
stücken zeigen. Hauptregel ist bei den gemeinen
Figuren, daß jede Figur das Feld, in dem sie steht,
möglichst ausfüllt. Natürliche Figuren sind bei-
spielsweise: die rote Nose in Silber (Lippe, s. Taf.II,
Fig. 1); der schwarze Stern in Gold (Waldeck, Fig. 9);
der halbe rote Adler am Spalt (Anhalt, Fig. 2);
die zwei goldenen Leoparden in Rot (Braun-
schweig, Fig. 4); der rotbewehrte schwarze Adler
rm goldenen Felde, belegt mit einem silbernen
Brustschild, worin der königlich preuh. Adler mit
allen Insignien, dessen Brust mit von Silber und
Schwarz geviertem Schildchen (HMnzollern) belegt