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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heringen - Hérisson
sen, studierte in Leipzig und Dresden Medizin, wurde
1826 in Würzburg promoviert und ließ sich 1834
als praktischer Arzt in Philadelphia nieder, wo er
23. Juli 1880 starb. Er gründete in Allontown bei
Philadelphia die erste homöopathische Akademie in
Amerika und schrieb "Amerik. Arzneiprüfungen"
(Lpz. 1857), "OoQä6n86ä Nat6ri3. msäica" (2. Aufl.,
Philad.1879; deutsch u.d.T.: "Kurzgefaßte Arznei-
mittellehre'), Bd. 1, Verl. 1890). Auch gab er heraus:
"H. Groß' "(^oniMi-ativE Natkria insäick", hg. von
C. Hering (Philad. 1867; deutsch von E. Faulwasfer,
Lpz.1892), "Homöopathischer Hausarzt" (l5.Aufl.,
Stuttg. 1889; engl., 6. Aufl., Philad. 1858).
Heringen, Stadt im Kreis Sangerhausen des
preuß. Reg.-Bez. Merseburg, in 167 m Höhe, an
der Helme, etwas oberhalb der Zorgemündung, und
an der Linie Halle-Nordhausen der Preuh. Staats-
bahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Nord-
hausen), hat (1890) 2278 meist evang. E., Post,
Telegraph, ein altes Schloß; Zuckerfabrik, Ziegelei,
Landwirtfchaft und Obstbau.
Heringsbauch, beim Pferde jene fehlerhafte
Form des Bauches, bei der derselbe eine zu geringe
Ausdehnung hat und bei eingefallenen Flanken
"aufgeschürzt" erscheint. Der H. ist meist Folge chro-
mscher oder schmerzhafter fieberhafter Krankheiten.
Heringsbüfe, s. Vüse.
Heringsdorf, Dorf und Seebad im Kreis Use-
dom-Wollin des preuß. Reg.-Bez. Stettin, an der
Ostsee, auf der zuPommern gehörigenInselUsedom,
8 kui im NW. von Swinemünde, in 35 m Höhe aus
einem mit Buchenwaldung bestandenen Gelände, hat
(1890) 800 E., Post, Telegraph, schöne Kirche, zahl-
reiche Villen, ausgedehnte, bis nach Ahlbeck (s. d.)
reichende Strandpromenade und einen 418 m weit
ins Meer reichenden Steg, den Kaiser-Wilhelms-
steg. Das in neuerer Zeit außerordentlich besuchte
Bad gehört seit 1872 einer Aktiengesellschaft (1892:
8700 Kurgäste). Bahnverbindung nach Swinemünde
ist im Bau. - Vgl. Leonhardt, Das Ostseebad H.
(Stett. 1887). Meinverband (s. d.).
Heringsgrätenverband, in der Baukunst ein
Heringsyai (LaninH eormidica. Ame^'n), ein
zuweilen bis 6 m lang werdender Hai aller gemäßig-
ten und kältern Meere der nördl. Erdhälfte, von
hellerer oder dunklerer blaugrauer Farbe der Rücken-
und weißgrauer der Bauchseite. Die Tiere machen
truppweise, bis zu 30 Stück, zusammen Jagd auf
Fische, aber nicht bloß auf Heringe, sondern selbst
auf Thunsische und Delphine, ja werden selbst dem
Menschen gefährlich.
HerittHskönige (R6Zal6ou8), ein fchönes und
seltenes Frschgeschlecht aus der Familie der Band-
sische (s. d.), seitlich stach zusammengedrückt, von
Silberglanz mit rosenroten Flossen; einzelne Indi-
viduen erreichen eine Länge von über 6 m. Solche
von 3 m wiegen bei ihrer Schlankheit höchstens
20 kF, einer von 6 in Länge war nur ungefähr
5 cm dick. Es giebt mehrere Arten von weiter Ver-
breitung, was zusammen mit ihrer Seltenheit (an
Englands Küste wurden von 1759 bis 1878 nur
16 Exemplare gefangen) dafür spricht, daß es Tief-
seesische sind. Der Name H. beruht auf der irrigen
Voraussetzung, daß sie die Heringszüge begleiten
oder anführen. - Heringskönig heißt auch ein an-
derer Stachelstoss er, 26U8 t'adEr ^. (s. Sonnenfisch).
Heringslugger, scharf gebaute Galeoten (s. d.)
mit großem Fischkasten im Innern.
Heringsmöve, s. Möven.
Heringswal, s. Finnwal.
Heringswerk, eine Bauart, s. Fischgrätenbau;
auch eine Art der Steinverbände (s. d.).
Herirud oder Herat-rüd, d. h. der Fluh von
Herat, der Ariusder Alten, entspringt im N. Afgha-
nistans, am Westende des Koh-i-Vaba oder wesÜ.
Hindukusch, flieht nach W. längs des Fußes des
Sesid-Koh, nahe bei Herat vorbei, bildet dann,
nach N. umbiegend, die Grenze gegen die pers. Pro-
vinz Chorassan und verläuft sich als Tedschen unter
37° 30 in dem Sande der Turkmenensteppe. Viel-
leicht floß er, wie der östlich parallel strömende
Murghab, ehemals links zum Amu-darja (Orus).
Seine Länge ist ungefähr 800 km.
Herisau, Marktflecken und Hauptort des Bezirks
Hinterland im schweiz. Kanton Appenzell-Außer-
rhoden, 9 Km südwestlich von St. Gallen, rechts von
der Glatt, in 777m Höhe, an der Bahnlinie Winkeln-
Appenzell (Appenzeller Bahn), nördlich und west-
lich von den ruinengekrönten Hügeln Rofenberg
(874 m) und Rofenburg (920 m), südlich vom Wald-
stätterberg (892 m) und östlich von dem aussichts-
reichen Lutzenland (918 m) umschlossen, Sitz des
Kantonsrates und der Kantonstanzlei, ist teilweise
stadtartig angelegt und hat (1888) 12972 E., dar-
unter 1555 Katholiken und 21 Israeliten, evang.
und kath. Kirche, alten Glockenturm (7. Jahrh.),
Realschule, ein stattliches Nathaus, Bezirksspital,
zwei Banken, eine große eidgenössische Kaserne;
mehrere Fabriken und Baumwollindustrie (Musselin-
weberei, Stickerei, Bleicherei und Färberei). H. ist
der Mittelpunkt des Handels und der Industrie des
Kantons. - Urkundlich zuerst 837 erwähnt, stand
H. während des Mittelalters unter der Herrschaft
der Abtei St. Gallen, von der sich das Appenzeller-
ländchen 1401-29 im sog. Appenzeller Kriege be-
freite, wobei H. 1403 von den äbtifchen Truppen
eingeäschert wurde.
Hörifson (spr. erissöng), Anne Charles, franz.
Politiker, geb. 12. Okt. 1831 zu Surgy (Depart.
Nievre), ließ sich nach Beendigung seiner Nechts-
studien in Paris als Advokat nieder und wurde
1853Rechtsanwalt beim Kassationshof. 1864 wurde
er in den Prozeß der Dreizehn verwickelt und ver-
urteilt. Nach dem 4. Sept. 1870 wurde er Maire
des 6. Arrondissements der Hauptstadt, von welcher
Stelle ihn 1871 die Commune vertrieb. Im Munici-
palrat, in den er Nov. 1871 gewählt wurde, ergriff
er die Partei der Radikalen. In der Nationalver-
sammlung wurde er unbedingter Anhänger Gam-
bettas, was ihm, nachdem er 1878 in die Deputier-
tenkammer gewählt worden war, 7. Aug. 1882 als
Minister der öffentlichen Arbeiten Aufnahme in das
Ministerium Duclerc verschaffte. Unter Ferry ver-
tauschte er sein Portefeuille 21. Febr. 1883 mit dem
des Handelsministers, das er bis 14. Okt. 1884 be-
hielt. 1885 wurde er Mitglied des Kassationshoses.
Herisson (spr. erissöng), Maurice, Graf von Iri-
son, franz. Offizier und Publizist, geb. 1840 zu
Paris, diente zunächst im Heere, machte den ital.
Feldzug mit und nahm als Ordonnanzoffizier des
Generals Cousin-Montauban an den Kämpfen in
China (1860) teil. Im Anfang des Krieges von 1870
-71 wurde er dem Stäbe des Generals Schmitz zu-
geteilt, wurde fpäter Ordonnanzoffizier des Generals
Trochu und nahm an der Zusammenkunft Jules
Favres mit dem Fürsten Bismarck in Ferneres
(19. Sept. 1870) teil. 1875 trat er als Hauptmann
in die Territorialarmee ein und wurde 1891 Be-