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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hildebrand (Ernst) - Hildebrandslied
Nationalversammlung gewählt, bethätigte er sich
als Mitglied des volkswirtschaftlichen Ausschusses.
Im Winter 1849-50 war er Mitglied des kurhess.
Landtags. 1850 ging er seiner Stellung an der
Marburger Universität verlustig, übernahm 1851
eine Professur an der Hochschule zu Zürich und
gehörte zu den Begründern der Schweizerischen
Nordostbahn. Ostern 1856 folgte er einem Rufe nach
Vern,woerdasersteStatistischeBureauderSchweiz
gründete. 1858 wurde er veranlaßt, auch ein Berner
Eisenbahnunternehmen ins Leben zu rufen, das ihm
jedoch eine heftige Polemik zuzog. Er nahm deshalb
1861 seinen Abschied und folgte einem Rufe nach
Jena, wo sich ihm als akademischem Lehrer, Begrün-
der und Direktor des Statistischen Bureaus vereinig-
ter thüring. Staaten eine ausgedehnte Wirksamkeit
eröffnete. Er starb dort 29. Jan. 1878. H. schrieb: "Na-
tionalökonomie der Gegenwart und Zukunft" (Bd 1,
Franks, a. M. 1848), "Die kurhess. Finanzverwal-
tung" (Cass. 1850), "Statist. Mitteilungen über die
volkswirtschaftlichen Zustände Kurhessens" (Berl.
1853), "Beiträge zur Statistik des Kantons Bern",
Bd. 1: "Die Bevölkerung" (Bern 1860) u. s. w. Seit
1863 gab H. allein und seit 1872 im Verein mit
Conrad die "Jahrbücher für Nationalökonomie und
Statistik" heraus. Als Direktor dos Statistischen
Bureaus veröffentlichte er u. d. T. "Statistik Thü-
ringens" (2 Bde., Jena 1866-78) ein amtliches
statist. Quellenwerk.
Hildebrand, Ernst, Maler, geb. 8. März 1833
in Falkenberg in der Niederlausitz, war Schüler
Kloebers und Steffecks. Aus diesem, durch ein-
jährige Studien in Paris unterbrochenen Zeitraum
stammt Gretchen im Kerker (1866). l875 als Pro-
fessor an die Kunstschule in Karlsruhe berufen, malte
er dort unter vielen andern Bildnissen das des Groh-
herzogs und der Großherzogin vonVaden und einige
Genrebilder, worunter die Bange Stunde und einige
Landsknechtsbilder hervorragen. 1880 als Leiter
einerMalklassenachBerlinübergesiedelt,malte erden
Deutschen Kronprinzen, nachmals Kaiser Friedrich,
im Kreise seiner Familie; ferner: Tullia über den
Leichnam ihres Vaters wegfahrend (1886), Königin
Luife auf der Flucht nach Viemel (Berliner National-
galerie). Neuestens sckuf er einen Luthercyklus für
das Gymnasium in Bielefeld. H., der 1886 fein
Lehramt niedergelegt hat, lebt als Mitglied der
Akademie in Berlin.
Hildebrand, Friedr. Hermann Gustav, Bota-
niker, geb. 6. April 1835 zu Köslin in Pommern,
studierte an den Universitäten Berlin und Bonn
und habilitierte sich in Bonn, von wo er 1869 als
ord. Professor der Botanik nach Freiburg i. Vr.
berusen wurde. Von seinen Schriften sind zu er-
wähnen: "Die Verbreitung der Koniferen in der
Jetztzeit und in den frühern Perioden der Erd-
bildung" (Bonn 1861), "Die Gefchlechterverteilung
bei den Pflanzen" (Lpz. 1867), "Die Verbreitungs-
mittel der Pflanzen" (ebd. 1873), "Die Lebensver-
hältnisse der Oxalisarten" (Jena 1884).
Hildebrand, Hans Olof, schwed. Archäolog
und Historiker, Sohn des Archäologen und Numis-
matikers Vror Emil H. (geb. 1806 auf dem
Eisenwerke Flerohopp im Kalmar-Län, gest. 1884
in Stockholm), geb. 5. April 1842 zu Stockholm,
studierte zu Upfala, erhielt 1865 eine Anstellung
als Amanuensis am Archäologischen Museum und
folgte 1879 seinem Vater im Amte als Reichs-
antiquar. Er hat sich verdient gemacht um die
nordische Archäologie und die verwandten Wissen-
schaften. Aus seiner reichen litterar. Thätigkeit ist
hervorzuheben: "8v6Qgka tollet uuäsr keäua-
tiäßü" (1866; neue Aufl. 1872; deutsch, Hamb.
1873), "I.itv6t pH Island" (1867; neu bearbeitet
1883), "1)6 förlnßwriLka kolken i NuroM" (1873
-80), "^oiksns tro 0U1 81U6 ädäe" (1874), "D6U
k^rkliFg. Kolkten iinäer 3v6riZ68 NeäOltiä" (1875),
der 2. Band der illustrierten "8v6riF63 HiZtoria",
das spätere Mittelaltcr (1350-1521) behandelnd,
"^Mäei- i ii-oaL ocd Homerä I'ro.ja" (1878), ein
auf vier Bände berechnetes kulturhistor. Werk "3v6-
riZ68 Neäeltiä" (1879 fg.) und "i^i'An äiäi'6 tiäer"
(1882), ""l1i6 inäußtri^I art ot 8c9.näinavi3. in tlis
MA3.ii tiui6" (Lond. 1882), "^Vi8d^ oek ä688 minnes-
iMrksr" (1892, 1893), "1k6 Wäu8tli9i art ol Zcan-
(linavia in tk6 midäls HF6" (1893). In den "Verhand-
lungen der Berliner AnthropologifchenGefellschaft",
1886, fchrieb er "Zur Geschichte des Dreiperioden-
systems". 1872 begründete H. die Zeitschrift "kunFi.
Vitt6i-n6t8 Hiswi-is 00Q ^ntihuit6t8-a,kaä6ini6N8
m3.naä8dlaä", in die er viele numismat. und kunst-
geschichtliche Aufsätze schreibt. Ebenso ist er Re-
dacteur der "^utihvarisk liäßki'ikt lör 8v6lig6".
Hildebrand, Nud., Germanist, geb. 13. März
1824 zu Leipzig, studierte seit 1843 auf der Univer-
sität seiner Vaterstadt Theologie, Philosophie und
namentlich german. Philologie. 1848-68 war er
Lehrer an der Thomasschule. 1864 nach dem Tode
der Brüder Grimm trat H., der schon seit 1850 als
wissenschaftlicher Korrektor an dem Grimmschen
"Deutschen Wörterbuch" geholfen hatte, als Mit-
arbeiter ein; die Last seines Schulamtes wurde ihm
durch den Rat der Stadt Leipzig alsbald erleichtert;
1869 erhielt er eine aufterord., 1874 eine ord. Pro-
fessur der neuern deutschen Litteratur und Sprache
an der Universität Leipzig. Von Grimms "Deut-
schem Wörterbuch" hat H. den fünften Band (3)
1873 vollendet und arbeitet seitdem am 6 (9Hefte
bis 1893). Von seinen übrigen Arbeiten sind, zumal
in Lehrerkreisen, besonders gelesen seine vortreffliche
Schrift "Vom deutschen Sprachunterricht in der
Schule und von deutscher Erziehung und Bildung
überhaupt" (4. Aufl., Lpz. 1890) und seine "Ge-
sammelten Aussätze und Vorträge zur deutschen Phi-
lologie und zum deutschen Unterricht" (ebd. 1890).
Hildebrand, Pseudonym des Holland. Schrift-
stellers Nikol. Beets (s. d.).
Hildebrandslied, das älteste erhaltene Bruch-
stück aus der deutschen Heldensage (s. d.), wurde
wahrscheinlich zu Ende des 8. Jahrh, von zwei ful-
dischen Mönchen auf die äußern Umschlagseiten
einer lat., jetzt zu Cassel befindlichen Handschrift
gedankenlos von einer Vorlage,abgeschrieben, die
ihrerseits sehr ungenügend aus dem Gedächtnis
aufgezeichnet war. Die eigentümliche Mischung
von ober- und niederdeutschem Dialekt erklärt sich
so, daß der hochdeutsche Schreiber jener Vorlage das
niederdeutsche Lied nur ungeschickt wiederzugeben
wußte. Trotz seiner fragmentarischen Überlieferung,
der sogar der Schluß fehlt, ist das kurze Gedicht lit-
terarhistorisch von höchster Bedeutung als das ein-
zige epische Lied, das aus der Blüte des altdeutschen
Heldensanges auf uns gekommen ist. Nach der alten
epischen Weise, die in jedem Liede nur ein einzelnes
Moment der ganzen Sage behandelt und das übrige
voraussetzt, greift auch das H. aus dem Sagenkreise
Dietrichs (s.d.) von Bern nur eine Episode heraus,
den Kampf, welchen bei der Rückkehr des vertriebe-