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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hildburghausen (Prinz von) - Hildebrand (Bruno)
stalt ist, eine Bürger- und höhere Mädchenschule,
landwirtschaftliche Schule (seit 1882), eine Gas-
anstalt, städtische und Kreissparkasse, Vereinsbank
und ein Kreiskrankenhaus. Bemerkenswerte Ge-
bäude sind: das Rathaus (14. Jahrh.) mit zwei
Türmen, das Regierungsgebäude (jetzt Sitz der Kreis-
behörden und des Amtsgerichts), die 1785 erbaute
Stadtkirche, die ehemalige reform., jetzt unierte Neu-
städter, die kath. Kirche, die Synagoge; das 1685-95
erbaute Residenzschloh, jetzt Kaserne, das neue Thea-
ter und das Schlachthaus. Die Landesirrenanstalt
am nordöstl. Ende der Stadt ist 1865 erbaut und
neuerdings erweitert worden. Die Industrie erstreckt
sich auf Wollspinnerei, Fabrikation von Spielwaren,
Bildhauerarbeiten aus Holz, Physik. Glasinstrumen-
ten, landwirtschaftlichen Maschinen, Feuerspritzen,
Brauerei-Einrichtungen, Suppentafeln u. s< w.;
ferner bestehen Bierbrauerei, Gerberei, Mahl- und
befinden sich Sand-und Kalksteinbrüche. - Die Stadt
gehörte im 13. Jahrh, den Grafen von Henneberg,
kam im 14. Jahrh, als Brautschatz an den Burg-
grafen Albrecht von Nürnberg und als Mitgift für
Albrechts Tochter an den Landgrafen Balthasar von
Thüringen. Bei der Teilung 1445 erhielt sie Herzog
Wilhelm; 1683 wurde sie Residenz der von Ernsts
des Frommen Sohne, Ernst, gestifteten Linie Sach-
sen-Hildburghaufen, 1826 kam sie an Sachsen-Mei-
ningen. - Vgl. Human, Chronik der Stadt H. (Hild-
burgh. 1886-88).
Hildburghausen,Prinz von, s.IosephFriedrich
Wilhelm, Prinz von Hildburghausen.
Hilde (nordisch Hildr), dse berühmteste Walküre
in der nordischen Heldensage und Mythologie. Der
Name bedeutet Kampfesjungfrau. Als Brynhild
spielt sie eine bedeutende Rolle. Vom Schlachtengotte
Odin erhält sie den Befehl, im Kampfe des alten
wackern Gotenfürsten Hjalmgunnar mit dem jungen
Aanar jenem beizustehen und den Sieg zu verleihen.
Allein sie verhilft letzterm zum Siege und wird zur
Strafe dafür von Odin mit dem Schlafdorn gestochen.
Auf Hindarfjall schlummert die Jungfrau in Panzer
und Helm, umgeben von Schilden und der Waber-
lohe, bis Sigurd die Flamme durchreitet und sie aus
ihrem Schlafe aufweckt. Mit diesem verlobt sie sich,
setzt aber seinen Tod durch, als er sie verlassen hat,
und stirbt schließlich mit ihrem Verlobten freiwillig
den Flammentod. Der alte Mythus ist später mit
der histor. Burgundenfage verknüpft worden und
als Mythus allmählich verblaßt. (S. Brunhilde.)
H. ist auch die Heldin eines andern Mythus,
der namentlich aus nordischen Überlieferungen
zu erschließen ist. Die Tochter des grimmen Högni
(deutsch Hagen), wird sie von dessen Blutsbruder
Hedin ldeutsch Hettel) entführt, während ihr Vater
abwesend ist. Auf einer Insel entbrennt zwischen
Vater und Entsührer ein Kampf, der sagen-
berühmte Hjadningavig, der nie endet, da die zauber-
kundige H. nachts die Gefallenen immer wieder er-
weckt. Aus diefem Sagen kern, der der Waltherfage
eng verwandt ist, erwuchsen durch Vermenschlichung
des Mythischen und durch den Einfluß anderer
Sagen- und Romanzüge auf norddeutschem Boden
zwe: Fassungen: die eine nennt H. als Heldin, die
andere Gudrun (s. d.), deren Name schon durch
das Fehlen der Allitteration beweist, daß sie nicht
Zur ursprünglichen Sage gehört. - Vgl. Klee, Zur
Hildesage (Lpz. 1873); Beer, in den "Beiträgen zur
beschichte der deutscben Sprache und Litteratur",
Bd. 14 (Halle 1888); namentlich Müllenhoff, in der
"Zeitschrift für deutfches Altertum", Bd. 30, S. 228.
Hildebert von Tours, Scholastiker, geb. 1057
zu Lavardin(Vendöme), stand in nahen Beziehungen
zu Berengar (s. d.) von Tours, wurde W97 Bischof
von Le Mans, 1125 Bischof von Tours und starb
um 1133. Seine teils philos., teils theol. Wcrte
sind von Beaugendre (Par. 1708) herausgegeben
worden. Die dialettische Richtung der Scholastik
hielt er für gefährlich, und mit einer mystifchen Nei-
gung empfahl er, sich das Verdienst des reinen Glau-
bens zu erwerben. Seine "Nörglig pliilosopkia"
schließt sich an Cicero und Seneca an. Von seinen
theol. Aufftttzen ist die "Oosna äomini" wegen ihrer
Annäherung an die Transsubstantiationslehre be-
merkenswert. Der größere "ir^ctawL tlikoloFicus"
ist in der Form schon den spätern ^entenzenwerken
und "Summen" ähnlich.
Hildebrand, Heribrands Sohn, eine Lieblings-
gestalt der deutschen Heldensage, war der greise Er-
zieher und Waffenmeister Dietrichs von Bern (s.d.),
den er bei seinen Riesen-, Zwergen- und Helden-
kämpfen begleitet und wiederholt aus Lebensgefahr
und Gefangenschaft rettet. Der bärbeißige Alte ist
mit feinem Herrn am Hofe Etzels in der Verbannung
und wird nach dem Nibelungenliede bei dem Kampf
mit den Burgundern durch Hagen von Tronje ver-
wundet. Bei feiner Heimkehr muß er mit seinem
Sohne Hadubrand (oder Alebrand), der den Vater
nicht erkennt, den tragischen Kampf bestehen, den
das Hildebrandslied (s. d.) besingt. H. ist das Haupt
der Wülfinge oder Amelunge, der Mannen Diet-
richs, der Ohcim Wolfharts und nach manchen
Quellen der Bruder des Mönches Ilsan.
Hildebrand, Papst, s. Gregor VII.
Hildebrand, Adolf, Bildhauer, geb. 6. Okt. 1847
zu Marburg, Sohn von Bruno H., besuchte seit 1865
die Kunstschule zu Nürnberg, bildete sich seit 1866
unter Zumbusch in München zum Bildhauer aus
und machte 1867 - 68 in Rom weitere Studien.
Nachdem er dann bis 1872 in Berlin gelebt, wählte
er Florenz zu seinem Aufenthalt und siedelte 1892
nach München über. 1873 trat er auf der Wiener
Weltausstellung mit seinen ersten Arbeiten her-
vor: TrinkenderKnabe(Bvonze),SchlafenderHirten-
knabe (Marmor) und die Marmorbüste Theodor
Heyses. Seitdem schuf er zahlreicke vortreffliche
Werke, Statuen, Gruppen, Porträtbüsten. Das
Leipziger Museum besitzt von ihm die Marmor-
statue eines Adam (1878), die Berliner National-
galerie die Marmorstatue eines nackten jungen
Mannes (1884). Bei der Berliner Konkurrenz zum
Kaiser-Wilhelm-Denkmal erhielt H. den zweiten
Preis. Er fchrieb: "Das Problem der Form in der
bildenden Kunst" (Straßb. 1893).
Hildebrand, Bruno, Volkswirt und Statistiker,
geb. 6. März 1812 zu Naumburg a. S., studierte seit
1832 in Leipzig und Vreslau Philosophie und Ge-
schichte, habilitierte sich 1836 zu Breslau und wurde
daselbst 1839 außerord., 1841 in Marburg ord. Pro-
fessor der Staatswissenschaften, wo er sich durch die
Selbständigkeit, mit der er namentlich 1845 während
seines Prorektorats die Rechte der Universität ver-
trat, bei der Regierung mißliebig machte. Nach län-
germ Aufenthalt in London 1846 wurde er wegen
eines Artikels in der "Londoner Zeitung" der Ma-
jestätsbeleidigung angeklagt und von sämtlichen
akademischen Ämtern suspendiert. Seine Freispre-
chung erfolgte Anfang 1848. Von Marburg in die