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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hispaniola - Hispid
Valencia) auf der Ostküste für neutral erklärt wurde.
Der Bruch dieses Vertrags durch Hannibal (218)
gab den letzten Anstoß zum Ausbruch des zweiten
Punischen Krieges. Mit dem I. 206 war H. für die
Karthager gänzlich verloren und nunmehr hier die
Römer die Herren. Die röm. Besitzungen auf der
Ostküste und im südlichen II. wurden 19? v. Chr.
als die zwei Provinzen H. ciwrior und II. u1t6-
i-ior organisiert; Neukarthago war die Hauptstadt
der "diesseitigen", Corduba die der "jenseitigen"
Provinz. Die Regierung wurde in jeder Provinz
von je einem röm. Prätor geführt, gewöhnlich mit
prokonsularischer Gewalt.
Diese Festsetzung der Römer in II. verursachte
aber einen allgemeinen Aufstand der span. Völker,
und dieser leitete einen langjährigen Kampf ein,
der erst unter dem Kaiser Augustus gänzlich zu
Ende gegangen ist. Die ersten großen Erfolge der
Römer im Kampfe mit den Lusttaniern fallen in
die Zeit 191-185 v. Chr., und Tiberius Sempro-
nius Gracchus (179 und 178 v. Chr.) dehnte die
röm. Oberhoheit über einen bedeutenden Teil der
keltiber. Völker aus. Nach langen Kämpfen, nament-
lich gegen Viriathus, wurden die Lusitanier endlich
138 v. Chr. vollständig unterworfen. Der etwa
seit derselben Zeit diesen Kämpfen zur Seite gehende
langwierige Krieg mit keltiber. Völkern fand erst
133 v. Chr. mit dem Fall der Festung Numantia
sein Ende. Nachmals war das römische II. wieder-
holt ein Schauplatz der Episoden der großen röm.
Bürgerkriege. Hier hielt Sertorius 80-72 v. Chr.
Stand gegenüber den senatorischen Heeren; hier
focht Julius Cäsar 49 v. Chr. bei Ilerda zwischen
Ebro und Pyrenäen den ersten großen Kampf gegen
die Pompejaner und lieferte 45 v. Chr. diesen bei
Munda in I^stica die letzte Schlacht. Die Unter-
werfung endlich der kriegerischen Cantabrer, Astu-
rer und Vaccäer (unter Augustus) 26 und 25 v. Chr.,
und die Vesiegung ihrer letzten Erhebung 19 v. Chr.
durch Agrippa gab die gesamte Halbinsel der Pyre-
näen in die Gewalt der Römer. Seit der Neu-
gestaltung des Römischen Reichs durch Augustus
zerfiel das nunmehr römische H. in drei große
Provinzen. Zuerst II. citsrior oder larracoiwn^,
gegen die andern durch den Duero und die Sierra
Morena abgegrenzt, kaiserl. Provinz unter einem
konsularischen Legatus Augustus pro pi^toi^ mit
der Hauptstadt Tarraco. Ferner das südl. Spanien,
II. ultLrioi- oder LaeticN, das sich zwischen dem
Meere und dem Anas (Guadiana) ausdehnte;
senatorische Provinz, von Corduba aus durch einen
Proprätor mit dem Titel Prokonsul verwaltet. End-
lich die zwischen Guadiana und Duero sich aus-
breitende kaiserl. Provinz I^u8itHui9., die ein prä-
torischer Legatus Augustus von der neu angelegten
röm. Militärtolonie ^u^u8t9. Ninei it^ (jetzt Merida)
aus regierte. Von der Provinz H. ciwrioi- trennte
Caracalla die Landschaften Galläcien und Asturien
ab und bildete aus ihnen eine eigene Provinz unter
dem Namen II. nova ciwrioi-.
Seit dieser Zeit machte die Romanisierung Hispa-
niens schnelle Fortschritte. Der Bau trefflicher Heer-
straßen, die Durchsetzung des ganzen Landes mit
zahlreichen röm. Militärkolonien, der Dienst im röm.
Heere und der Kultus der vsa Koma und des kaiserl.
Hauses wirkten Bedeutendes in dieser Richtung;
75 n. Chr. konnte Kaiser Vespasian bereits der
ganzen Halbinsel die "Latinität" (das sog. ^113
I.Htii) verleihen. Zu Tarraco, Emerita und Cor-
duba sammelten sich alljährlich die Abgesandten
aller selbständigen Städte zu den Provinzialland-
tagen (eoi^ilium). So entwickelte sich H. während
der beiden ersten Jahrhunderte der Kaiserzeit zu
einem der blühendsten Länder des Römischen Reichs.
II. ist bis auf das Zeitalter Konstantins d. Gr.
von größern polit. Heimsuchungen unmittelbar ver-
schont geblieben. Die Christen unterlagen auch in
II. vorübergehend der durch Diocletian veranlaßten
Verfolgung; nachher wurde das Land fchnell mit
bifchöst. Sitzen bedeckt und ein wesentlich "homou-
sianisches" (orthodox katholisches) Gebiet. Seit der
neuen Gliederung des Römischen Reichs in der
Diocletianisch-Konstantinischen Epoche gehörte N.
als "1)10606818 IIi8MQiai-!iin" zu der gallischen Prä-
fektur, stand unter einem Vikar und zerfiel in sechs,
statt der bisherigen vier Provinzen. Zu Ende des
3. Jahrh, war das diesseitige Spanien in die Pro-
vinzen <^rt1iaAiiii6ii3i8 und lali-Hcoi^n^ zerlegt
und außerdem Naul^Hnia ^inFitana-mit Spanien
vereinigt worden. Zwischen 369 und 386 n. Chr. kam
noch eine 7. Provinz hinzu, die der Balearen, welche
von ^3>i'i'ac0ii6N3i8 abgetrennt wurde. 409 über-
schritten von Gallien aus Alanen, Sueven und Van-
dalen die Grenzen Hispaniens, welches Land nun-
mehr 70 Jahre lang schwer heimgesucht wurde. Als
411 der erste Sturm ausgetobt hatte, siedelten sich die
Sueven und die asdingischen Vandalen in Galläcien,
die Alanen in Lusitanien und (ÜNlt1iaZiiii6N8i3, die
silingischen Vandalen in ZH6ticH an. Nun begannen
die Versuche der Römer, die wichtige Halbinsel zu-
rückzugewinnen. Der westgot. König Wallia führte
4l6-418 für die Römer den Krieg gegen die andern
Germanen, überwältigte die Silinger in L^tica,
die Alanen im Südosten, trieb die Masse der Van-
dalen, Alanen und Sueven auf die nordwestl. Ecke
von II. zurück und erhielt 419 für sein Volk als
Lohn für diese Dienste Sitze in Aquitanien. Nach
dem Abzug der Goten aus H. gewannen aber die
asdingischen Vandalen wieder das Übergewicht, bis
sie dann 429 das Land verließen, um Afrika zu er-
obern. Nach dem Abzug der Vandalen aus H. wur-
den in dieser Halbinsel die Sueven das herrschende
Volk; sie breiteten sich 441 siegreich bis nach Merida
und Hispalis aus, eroberten ganz L^tica und Oar-
tIi3.Fiiii6ll8i8. Endlich trugen es die Westgoten, die
noch einmal 456 im röm. Interesse die Sueven sieg-
reich bekämpft hatten, für sich davon. Ihr König
Eurich eroberte 475-478 mit Ausnahme weniger
Seestädte und der fuevischen Bezirke des Nord-
wcstens die Halbinsel der Pyrenäen, und eröffnete
damit für dieses Land die Gefchichte des Mittel-
alters. (S. Spanien, Geschichte.)
Litteratur. W.von Humboldt, Prüfung der Un-
tersuchungen über dieUrbewohner Hispaniens (Berl.
1821); Kiepert, Beitrag zur alten Ethnographie der
Iberischen Halbinsel (in den "Monatsberichten" der
Berliner Akademie, 1864); Phillips, Die Ein-
wanderung der Iberer in die Pyrenäische Halbinsel
(Wien 1872); ders.. Die Wohnsitze der Kelten auf der
Pyrenäischen Halbinsel (ebd. 1872); Nrsin, v6 I^u8i-
tania proviuciH i-omana. (Helsingfors 1884); Ver-
langa, Hi8Muia6 aut6i-0inaiia6 8)'ntHAinH (Malaga
1884); Jung, Die roman. Landfchaften des Römi-
schen Reichs (2. Aufl., Innsbr. 1887); Hübner, Röm.
Herrschaft in Westeuropa (Berl. 1890)
Hispaniola (Espanola, "Kleinspanien"),
der ursprüngliche Name der Insel Santo Domingo,
Hifprd (lat.), rauh, borstig. ^s. Haiti.