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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hitzig (Friedrich) - Hitzschlag
1847), "Der Prophet Daniel" (Lpz. 1850), "Das
Hohe Lied" (ebd. 1855), "Die Sprüche Salomos"
Mr. 1858), "Das Buch Hiob" (Lpz. 1874); ferner:
"Über Johannes Markus und seine Schriften" (Zür.
184Z), "Urgeschichte und Mythologie der Philistäer"
(Lpz. 1845), "Geschichte des Volkes Israel" (2 Bde.,
ebd. 1869-70), "Sprache und Sprachen Assyriens"
(ebd. 1871), "Vorlesungen über biblische Theologie
und messianische Weissagungen des Alten Testa-
ments" (hg. von Kneucker, Karlsr. 1880). - Vgl.
Steiner, Ferdinand H. (Zür. 1882).
Hitzig, Friedrich, Architekt, Sohn des Krimi-
nalisten Iul. Eduard H., geb. 8. April 1811 zu
Berlin, erhielt seine künstlerische Ausbildung an
der Bauakademie zu Berlin, unternahm größere
Reisen durch Frankreich, Italien, Griechenland, die
Türkei und 'Ägypten und liest sich dann in Berlin
als Privatarchitekt nieder. Eine große Anzahl von
Schlössern, Landsitzen u. s. w. in ganz Deutschland
verdanken ihm ihre Entstehung, wie auch die land-
schaftliche Verbindung von Natur und Architektur,
die dem Villenviertel des Tiergartens von Berlin
früher das Gepräge gab, sein Werk und Verdienst
ist. Auch im städtischen Palastbau, wie Palast
Revoltella in Trieft, Palast Pourtales in Berlin,
Palast Kronenberg in Warschau u. a., zeigte er sein
Schaffensvermögen in einem auf Schinkel begrün-
deten, doch über ihn hinausgehenden Formenreich-
tum. 1859-64 baute er die Neue Börse in Berlin,
das erste Beispiel eines vollständigen Quaderbaues
in Berlin (s. Tafel: Börse ngebäude 11, Fig. 1
u. 2), 1869 - 77 die Reichsbank in Berlin (s.
Tafel: Vankgebäude I, Fig. 1). In den letzten
Jahren seines Lebens leitete er die Umwandlung
des Zeughauses zu Berlin in ein Waffenmuseum
und eine Ruhmeshalle und (seit 1877) den Neubau !
derTechnischen Hochschule in Charlottenburg. 1850
ward er in die königl. Baudeputation berufen,
erhielt einige Jahre später den Titel eines Geh.
Regierungsrates und wurde 1875 Präsident des
Senats und der königl. Akademie der Künste in
Berlin. H. war einer der letzten Vertreter des
Hellenismus in Berlin. Er starb daselbst 11. Okt.
1881. H. hat eine Sammlung seiner "Ausgeführ-
ten Bauwerke" (2 Bde., mit 68 Tafeln, Verl. 1850
-67) veröffentlicht.
Hitzig, Julius Eduard, Arzt und Kliniker, Sohn
des vorigen, geb. 6. Febr. 1838 zu Berlin, studierte
in Würzdurg und Berlin Medizin, habilitierte sich
1872 in Berlin als Privatdocent für innere Medi-
zin, wurde 1875 ord. Professor der Psychiatrie und
Direktor der Irrenanstalt in Zürich und 1879 Pro-
fessor in Halle. H. hat sich namentlich um die Physio-
logie und Pathologie des Gehirns verdient gemacht
und zuerst auf erperimentellem Wege die Lokalifation
der y^ychischen Funktionen im Großhirn bewiesen.
Ein Teil seiner hierher gehörigen Abhandlungen er-
schien gesammelt als "Untersuchungen über das Ge-
hirn" (Berl. 1874). Auch veranlaßte H. die Errich-
tung einer selbständigen Klinik für psychische und
Nervenkrankheiten in Halle, der ersten in Preußen.
Hitzig, Julius Eduard, Kriminalist und Publizist,
geb. 26. März 1780 zu Berlin, studierte in Halle
und Erlangen die Rechte und entwickelte im Um-
gänge mit Clemens Brentano, Ludw. Wieland u. a.
seine Neigung für Litteratur und Poesie. In War-
schau, wo er seit 1799 als Auskultator, später als
Assessor angestellt war, knüpfte sich zwischen ihm
und den Dichtern Mnioch und Zach. Werner ein
inniges Freundschaftsverhältnis. Nachdem er 1808
-14 in Berlin ein von ihm begründetes VerlaHs-
geschäft geleitet hatte, betrat er von neuem die jurist.
Laufbahn beim Kammergericht und wurde 1815 Kri-
minalrat beim Kammergericht und 1827 Direktor
des Kammergerichts-Inquisitoriats. 1824 gründete
er die Mittwochsgesellschaft, eine gesellschaftliche
Vereinigung der Litteraturfreunds Berlins, der die
bedeutendsten Berliner Schriftsteller angehörten.
Infolge eines Augenübels mußte H. 1835 seine
Entlassung aus dem Staatsdienste nehmen. Erstarb
26. Nov. 1849. Den größten schriftstellerischen Erfolg
hatte H. durch die Lebensbeschreibungen Z. Werners
(Berl. 1823) und E. T. A. Hoffmanns (2 Bde.,
ebd. 1823; 3. Aufl., 3 Bde., Stuttg. 1839). 1825
gründete er die "Zeitschrift für die preuß. Kriminal-
rechtspflege" und 1828 die "Annalen für deutsche
und ausländische Kriminalrechtspflege", fortgesetzt
von Demme und Schletter. Litterar. Interessen
diente die Schrift "Gelehrtes Berlin im I. 1825"
(Berl. 1826; fortgesetzt von Büchner, ebd. 1834);
auch der von ihm mit Häring (s. d.) 1842 begonnene
"Neue Pitaval". Zufolge der Schrift "Das preuß.
Gesetz vom 11. Juni 1837 zum Schutze des Eigen-
tums an Werken der Wissenschaft und Kunst" (Berl.
1838) wurde er im Okt. 1838 an die Spitze des Litte-
rarischen Sachverständigenvereins berufen, führte
auch 1840-44 die Oberleitung der in Leipzig er-
scheinenden "Preßzeitung". Im Auftrage seines
Freundes Chamisso arbeitete er dessen Biographie
aus, die u. d. T. "Leben und Briefe von A. von
Chamisso" (2 Bde., Lpz. 1839-40) erschien.
Hitziger Wasserkopf, s. Gehirnhautentzün-
dung (Bd. 7, S. 684d).
Hitziges Gliederweh, s. Gelenkrheumatismus
(Vd. 7, S. 732k).
Hitzläufer, Vernsteinsammler bei Rom, Sylt,
Föhr und Amrum. Sie fahren bei Beginn der Ebbe
in das Meer, verankern ihr Boot und warten bis
es auf dem Trocknen liegt, dann sammeln sie auf
der Sandbank (Hitzbank) etwa zurückgebliebenen
Bernstein auf.
Hitzfchlag, eine plötzliche Erkrankung mit sehr
häufig tödlichem Aus gang, die teils durch zu inten-
sive Sonnenbestrahlung des Körpers oder auch nur
des Kopfes allein (Sonnenstich, Insolation),
teils durch Behinderung der Wärmeabgabe vom
Körper erzeugt wird. Erstere Form ist in den Tro-
pen häufig und kommt auch während sehr heißer
Sommer in gemäßigten Klimaten vor; die zweite
Form ist am häufigsten bei anstrengenden Truppen-
übungen und Märschen während der heißen Jahres-
zeit. Das Wesen der Krankheit besteht in einer über-
mäßigen Erhöhung der Körperwärme und dem schäd-
lichen Einfluß dieser erhöhten Eigenwärme des
Körpers auf die Funktionen der Organe, nament-
lich des Ccntralnervensystems. Die Erscheinungen,
welche der vom H. Betroffene bietet, sind je nach
Dauer und Grad der Wärmesteigerung verschieden.
Zuerst (bei einer Körpertemperatur bis 39" (^.) zeigt
der Kranke große Verstimmung, Wortkargheit, Ab-
geschlagenheit, bei weiterer Zunahme der Tempe-
ratur (39-40°) eine gewisse Benommenheit und
Teilnahmlosigkeit, schleppenden Gang und beschleu-
nigte Atmung. Dabei ist das Gesicht stark gerötet
und die Haut mit reichlichem Schweiß bedeut. Bei
einer Körpertemperatur von über 40 bis zu 42"
beginnt der Kranke schwindlig zu werden, schwankt
oder bricht plötzlich völlig bewußtlos und unempsind-