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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hohenzollern (Bergschloß)
unter dem Oberpräsidium der Rheinprovinz, in
kath. Kirchensachen unter dem Erzbistum Frei-
burg i. Br. steht. (S. Karte: Vaden, Hohen-
zollern und Württemberg, Bd. 2, S. 258.)
Seit 1873 ist H. zu einem Kommunalverbande mit
provinzialständischer Vertretung vereinigt, welche
in Sigmaringen tagt. Die zur Selbstverwaltung
weiter erforderlichen Einrichtungen befinden sich
noch im Stadium der Entwicklung. Von Württem-
berg und Baden umgrenzt, bat der Regierungsbezirk
mit Einschluß von neun tleinen Parzellen, die als
Exklaven in Nachbarqebieten liegen, und mit Aus-
schluß von einer bad. und drei württemb. En-
klaven, eine Fläche von 1142,24 hkin und (1890)
66 085 E. Eingeteilt wird er in die Oberamtsbezirke
Sigmarmgen, Gammertingen, Haigerloch und
Hechingen, und die fünf Amtsgerichte haben ihren
Sitz in ebendiesen vier Orten und in Wald, das Land-
gericht befindet sich in Hechingen, das Oberlandes-
gericht hat seinen Sitz in Frankfurt a. M. H. bil-
det emen Reichstagswahlkreis (Abgeordneter Bu-
miller, Centrum).
Das Land zieht sich als ein langer, schmaler
Streifen vom Neckar über die Donau bis in die
Nähe des Bodensees und wird, durch die Rauhe
Alb, die sich in einzelnen Punkten bis gegen 1000 m
erhebt, in das Oberland an der Südseite und das
Unterland an der Nordseite geteilt. Im Süden
sammeln sich die Gebirgswasser in dem hochgelege-
nen Bett der Donau, welche hier auf ihrem 22 km
langen Laufe weder schiffbar noch stößbar ist, links
die Schmiecha und die Lauchert, rechts die Ablach
aufnimmt. Im Norden scheidet das tief eingesenkte
Neckarthal die Alb vom Schwarzwald und nimmt
von jener die Eyach und Starzel, von diesem her
die Glatt auf. Die Glatt und der Neckar sind die
einzigen Gewässer, die zum Verstößen der Holzmassen
der Umgegend benutzt werden. Die Alb liefert an
verschiedenen Stellen des Unterlandes wertvolles
Eisen. Im Eyachthal hat man bei Stetten ein mäch-
tiges Steinsalzlager erbohrt und eine Saline ange-
legt. Auch ist das Land reich an Mineralquellen
und Bädern. Die fruchtbarsten und zugleich indu-
striellsten Gegenden finden sich im Unterlande, wo
der ergiebige Boden und em mildes Klima außer
Ackerbau und Viehzucht auch Obst-, Hopfen- und
selbst einigen Weinbau zulassen. Am 1. Dez. 1892
wurden ermittelt: 5195 Pferde, 47118 Stück Rind-
vieh, 10521 Schafe, 22896 Schweine, 2957 Ziegen
und 7169 Bienenstöcke. Vorzügliches Eisen liefern
seit alter Zeit die
Hüttenwerke zu
Lauchertthal und
Thiergarten, und
seit Eintritt des
Landes (1834) in
den Deutschen
Zollverein hat sich
auch eine bedeu-
tende ^abrikthä-
tigkeit(Baumwoll-
spinnereien zu
Lauchertthal und
Karlsthal) ent-
wickelt. Das Wappen ist von Silber und schwarz
geviertet. Die Provinzialfarben des Landes
sind Weiß-Schwarz.
Das ehemalige Fürstentum Hohenzollern-
Hechingen, aus der eigentlichen alten Grafschaft
Vrockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. IX.
H. bestehend, bildete den nördl. Teil des 'Gesamt-
gebietes, das Unterland am westl. Abhang der Alb,
und umfaßte 372,i ^Kin. Infolge des Friedens zu
Lunöville (1801) verlor es die lehnsherrlichen Rechte
in den lüttichschen Herrschaften und wurde dafür im
Reichsdeputationshauptschlusse von 1803 durch die
Herrschaft Hirschlatt und das Nonnenkloster Maria-
Gnadenthal im Dorfe Stetten entschädigt. Durch
den Veitritt des Fürsten Hermann Friedrich Otto
zum Rheinbund wurde es 1806 souverän. Residenz-
stadt war Hechingen. 1796 wurde die landständische
Verfassung des Fürstentums durch einen Land-
vergleich geändert und dieser 1835 revidiert; 1848
erhielt das Land eine neue Verfassung. (S. Hohen-
zollern, Fürstenhaus.)
Das ehemalige Fürstentum Hohenzollern-
Sigmaringen war aus dem sigmaring. Ober-
lande im Gebiet der Donau und dem sigmaring.
Unterlande im Neckargebiet gebildet und umfaßte
770,7 Hkin. Das Fürstentum bestand aus dem un-
mittelbaren Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen,
aus den unmittelbaren sürstl. Obervogteiämtern
Achbergund Beuern, aus den standesherrlichen fürstl.
Thurn und Taxisschen Oberämtern Ostrach und
Strasberg und den fürstl. Fürstenbergschen Patri-
monial-Obervogteiämtern Iungnau und Trochtel-
fingen. Durch den Lune'viller Frieden verlor es die
Feudalrechte in den niederländ. Herrschaften und
die Domänen in Belgien, wofür ihm die Herrschaft
Glatt und die Klöster Inzighofen, Kloster Beurou
und Holefchein zu teil wurden. Infolge der Auf'
nähme des Fürsten Anton Aloys Mainrad in den
Rheinbund wurde es 1806 souverän und erhielt die
Herrschasten Achberg und Hohenfels, die Klöster
Klosterwald und Habsthal, ferner die Souveränität
über alle ritterschaftlichen Besitzungen innerhalb
seines Gebietes und der Territorien im Norden der
Donau, sowie die Oberhoheit über die Thurn und
Taxisschen Herrfchaften Ostrach und Strasberg.
Haupt- und Residenzstadt war Sigmaringen. (S.
Hohenzollern, Fürstenhaus.)
Vgl. Barth, Hohenzoll. Chronik (Sigmar. 1860);
Cramer, Die Graffchaft H. (Stuttg. 1873).
Hohenzollern oder Zollern, in alten Zeiten
Zolre, Zolra, Zolro, Zolrin genannt, Berg'
schloß im Oberamt Hechinyen des preuß. Reg.-Bez.
sigmarmgen, 2 km südllch von Hechingen (s. d.j
auf dem 866 m hohen Zollerberge, einem steilen
Bergtegel der Alb gelegen, ist die Stammburg des
fürstl. Hauses H. T>ie erste Erbauung fällt in das
11. Jahrh., aus welchem nur noch der Grund der
Kapelle St. Michael vorhanden ist. Die Burg wurde
15. Mai 1423 von der Gräfin Henriette von Würt-
temberg und den schwäb. Reichsstädten erobert und
zerstört, seit 21. Mai 1454 aber von Ios. Nicolaus
unter Beihilfe des Markgrafen Albrecht von Bran-
denburg, des Herzogs Philipp von Burgund, Mark-
grafen Karl von Vaden und Kaifer Friedrichs III.
wieder aufgebaut. Im Dreißigjährigen Kriege er-
oberten und verwüsteten sie die Schweden und Würt-
temberger, sodaß sie allmählich bis auf die Kapelle
in Verfall geriet. Friedrich Wilhelm IV. von Preu-
ßen ließ die Stammburg seines Hauses 1850-67
nach dem alten Grundriß und im Stil des 14. Jahrh,
nach den Plänen Stülers in ein stattliches Schloß
mit sechs Türmen verwandeln und zugleich nach den
Angaben des Generals von Prittwitz befestigen und
1856 armieren. Neuern Anordnungen zufolge ist
jedoch die Feste nicht weiter als militär. Position
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