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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hoike - Holbeach
Hoike (Heuke), kurzer Mantel von weiter,
glockenförmiger Gestalt, der entweder geschlossen
war und dann über den Kopf geworfen werden
mußte, oder auf der rechten Schulter, oder wie in
England vorn mit vielen Knöpfen zu schließen war.
Dieses Kleidungsstück, das nnt Pelz, Seide oder
Wolle gefüttert war, wurde im 14. Jahrh, von
Mann und Frau getragen.
Hojeda (spr. oche-), Alonso de, jpan. Entdecker,
geb. um 1470 in Cuenca in Neucastilien, trat als
Page in den Dienst des Herzogs von Medina-Celi,
Don Luis de Cerda, eines der frühesten Gönner
des Columbus. Daher nahmH. schon an der zweiten
Fahrt des Genuesen nach Amerika teil und zeichnete
sich durch die Gefangennahme des Kaziken Kaonabo
aus. Nachdem Columbus auf seiner dritten Reise
die perlenreiche Küste von Venezuela entdeckt hatte,
unternahm H. mit dem baskischen Piloten Juan de
la Cosa, dem man die erste Karte der Neuen Welt
vom I. 1500 verdankt, und mit dem Florentiner
Amerigo Vespucci (s. d.) ebenfalls dahin 1499 einen
Beutezug, entdeckte den Golf von Maracaibo und
die Halbinsel Goajira und kehrte, nachdem man auf
den Vahama-Inseln 232 Indianer geraubt hatte,
nach Spanien zurück. Zwei Jahre später ließ sich H.
mit der Statthalterschaft des Landes am Golf von
Maracaibo belehnen und ging mit einem Geschwader
vonvierSchiffen hinüber,um dort eine Niederlassung
zu gründen. Aber der hartnäckige Widerstand der
Eingeborenen und Mangel an Lebensmitteln trieb
die Ansiedler zur Meuterei, sie warfen H. in Ketten
und gingen nach Haiti, um ihn dort dcm Gericht zu
übergeben. Nach Spanien gebracht, wurde H. 1503
freigesprochen. 1505 machte er einen erneuten
Kolonisationsversuch und ließ sich auch noch 1508
mit der ganzen Nordküste Südamerikas unter dem
Namen Neu-Andalusien belehnen. Trotzdem ein
großer Teil seiner Leute, darunter auch Juan de la
Cosa, den Giftpfeilen der Kariben erlegen waren,
versuchte er 1510 noch einmal am Golf von Uraba
sich festzusetzen; aber auch diese Gründung mißlang.
Von allen Freunden verlassen, starb H. in tiefster
Armut wahrscheinlich 1515 auf Haiti.
Hökerhandel, s. Handel Od. 8, S. 731a).
Hokkaido, japan. Insel, s. Iesso.
Hok-kien, chines. Provinz, s. Fu-kien.
Hokkovögel (Oaciäas), eine aus 12 Gattungen
und 53 Arten bestehende Familie der Hühnervögel,
die in den Waldungen Südamerikas einheimisch
ist und durch den spornlosen Lauf, die tief ein-
gelenkts Hinterzehe und die Einweibigkeit sich von
den Hühnern unterscheidet. Es sind große Vögel
mit derbem Gefieder, abgerundeten Flügeln, stark
gewölbtem Schnabel und hohen Beinen, die nur
in den Waldungen leben, sich von Früchten und
Sämereien nähren, ihre stachen Nester auf Bäumen
anlegen und zwei weiße rauhschalige Eier legen und
ein vortreffliches Fleisch besitzen, weshalb sie mit
Eifer gejagt werden. Man unterscheidet zwei Nnter-
familien, die eigentlichen Hokkos (Oacwach und
Mitus mit ziemlich kurzem hochgewölbtem Schna-
bel, der öfters eine verdickte Wachshaut hat, und mit
aufrichtbarer Federhaube (hierher gehört l^rax aise-
torl>.; s.Tafel: Hühnervögeln, Fig. 7), und die
Guan- oder Iakuhühner<?6Q6i0piiia6) mit län-
germ Schnabel und nicht aufrichtbarer Federhaube.
Die H. sind beliebte Bewohner der zoolog. Gärten
und fallen durch ihre Größe und Lebhaftigkeit so-
^rt auf. Im Winter verlangen sie einen frostfreien
Raum, da ihnen die Zehen leicht erfrieren. Als Fut-
ter giebt man Weizen, Mais und Hirse, dazu Beeren
der verschiedensten Art. Der Preis für das Stück
schwankt zwischen 50-100 M.
Hokspiel, s. Hoc.
Hok-tschiu, chines. Stadt, s. Fu-tschou.
Hokuspokus, eine von Gauklern bei ihren
Kunststücken gebrauchte Formel, deren Etymologie
nicht sicher festgestellt ist. Vermutlich ist sie verderbt
aus den gemihbrauchten Worten "doc 63t coi-Mg"
(in6um, d. h. dies ist mein Leib), die in der kath.
Kirche bei Weihung der Hostie gesprochen werden.
Im allgemeinen bezeichnet der Ausdruck jetzt Gau-
kelei und Taschenspielerei.
Ilolaoantk^s, Fischgattung aus der Familie
der Schuppenflosser (s. d.), mit seitlich zusammenge-
drücktem Körper und ganz beschuppter 12-15strah-
liger Rückenstosse. Der hierher gehörige Kaiserfisch
<H. inipei-atoi- Zl.) ist sehr schön dunkelblau mit
etwa 30 schräg verlaufenden Seitenbinden, am Kopf
und in der Kehlgegend mit hellblauen Zeichnungen
und im Nacken mit einem schwarzen, gelb eingefaß-
ten Fleck jederseits. Der bis 40 cin lang werdende
Fisch bewohnt die ostind. Meere und wird seines
Fleisches halber geschätzt.
Holbach, Paul Heinr. Dietrich, Baron von,
franz. Philosoph, Sohn eines reichen Emporkömm-
lings, geb. um 1723 zu Heidesheim in der bayr.
Pfalz, kam in früher Jugend nach Paris, wo er bis
zu seinem Tode (21. Juni 1783) lebte. In seinem
gastlichen Hause versammelten sich die Denker und
Schriftsteller jener Epoche, wie Condorcet, Diderot,
Duclos, Helvetius, Raynal, eine Zeit lang auch
Rousseau, Vuffon u. a. Er selbst war einer der
geistvollsten und einflußreichsten Schriftsteller, ein
systematischer Kopf von umfassendem Wissen. Mit
Eifer arbeitete H. für die Ausbreitung des Natura-
lismus, während er zugleich das Christentum und
überhaupt jede positive Religion bekämpfte. Von
seinen vielen Schriften ist am berühmtesten gewor-
den das "3^8töm6 ä6 la. N3.tur6 ou ä68 I013 äu
inonä6 pkMhU6 6t du mondo morai" (Lond. ^that-
sächlich Amsterdam oder Leidens 1770), vorgeblich
von Mirabeau, Sekretär der Akademie, verfaßt.
An diesem Buche, das man die Bibel des Materia-
Iismus genannt hat, haben außer H. noch mehrere
Gelehrte aus dem Kreise der Encyklopädisten mit-
gearbeitet. Es betrachtet den Menschen als das Er-
zeugnis der Materie; ein Unterschied zwischen dem
moralischen und physischen Menschen besteht nicht.
Da überhaupt nichts vorhanden ist als die Körper-
welt und deren Bewegung, so ist auch das Denken
und Fühlen als eine Bewegungsforin kleinster stoff-
licher Teile aufzufassen. H. sucht nachzuweisen, daß
überall dieselben materiellen Kräfte mit unverrück-
barer Notwendigkeit walten und daß die Annahme
von Mächten und Existenzen jenseit der Natur die
Menschen nur zur Knechtschaft geführt habe. - Vgl.
Lange, Geschichte des Materialismus, Bd. 1 (3. Aufl.
Iserlohn 1877).
Holbaek, Amt auf der dän. Infel Seeland,
zwischen dem Isefjord und dem Großen Belt, hat
1624 ^m, (1890) 94226 E., 3 Städte und 7 Land-
distrikte. - Die Hauptstadt H. an dersüdl. Bucht
des Isefjords und an der Linie Roeskilde-Kallund-
borg hat (1890) 3915 E.
Holbeach (spr. -bihtsch), Stadt in der engl. Graf-
schaft Lincoln, in der Holbeach-Marsch, unweit des
Washbusens, hat (1891) 4771 E.