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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Höhnel - Hoi-Hau
Höhnet, Ludw., Ritter von, Forschungsreisen-
der, geb. 6. Aug. 1857 zu Preßburg, trat 1873 in
die Marine-Akademie von Fiurne, wurde 1879
Schiffsfähnrich und unternahm mit dem Grafen
Teleki eine der ergebnisreichsten Afrikareisen der
neuesten Zeit. Sie gingen Ende Jan. 1887 von
Sansibar aus, drangen über den Kilima-Ndfcharo
und Kenia bis zum 5.° nördl. Br. vor, entdeckten
den Rudolf- und den Stefanie-See, bisher als
Samburu-See nach den Berichten der Eingebo-
renen in den Karten angedeutet, und erschlossen
damit ein bisher unerforschtes Gebiet von etwa
230000 hkm, wodurch der Zusammenhang des
Abefsinifchen Hochlandes mit dem mächtigen Rand-
gebirge der ostafrik. Küste festgestellt wurde. Am
25. Okt. 1888 aus dem Innern nach Mombas zurück-
gekehrt, unternahmen sie auf der Heimreise noch von
Zeila aus einen Abstecher nach Harrar und trafen
Mai 1889 in der Heimat ein. H. war in den nächst-
folgenden Jahren mit der Ausarbeitung der Reife-
resultate befchäftigt und legte sie in dem bedeuten-
den geogr. Werke "Zum Rudolf-See und Stefanie-
See" (Wien 1892) nieder. Er erhielt von der Ber-
liner Gesellschaft für Erdkunde die Ritter-Medaille.
Im Sommer 1892 schloß er sich als wissenschaft-
licher Begleiter einer neuen Forschungsexpedition
des Amerikaners William Astor Chanler nach dem
Kenia und Rudolf-See an. Am 15. Sept. 1892
gingen sie von Lamu den Tana aufwärts und mach-
ten von Hameje (Borati) aus vom 5. Dez. 1892 bis
10. Febr. 1893 einen Abstecher in nördl. und östl.
Richtung, wobei sie die vulkanische Bergkette Dfcham-
beni und die Quellen des Mackenzie entdeckten und
den Lauf des Guasso Njiro bis zu seiner Mündung
in den Lorian-Sumpf verfolgten.
Hohniesen, f. Niesen (Berg).
Hohnstein, Grafschaft im nördl. Thüringen, im
N. durch den Harz, im O. durch die Helme und un-
tere Nnstrut, im S. durch die obere Unstrut und
obere Leine und im W. durch die untere Leine be-
grenzt, entstand aus dem Harz-, Zorge- und
Helmegau. 1130 lebte ein Graf Konrad, der sich
nach der Burg H. nannte, deren Ruine im han-
nov. Amte Neustadt liegt. Ihn beerbte ein Graf
von Bielstem, dessen Sohn Elger I. sich nun Graf
von H. nannte. Von feinen Nachkommen wurden
nach und nach die umliegenden dynastischen Herr-
schaften Lohra, Klettenberg, Heringen, Kelbra,
Scharzfeld, Lauterberg und endlich auch die Stifter
Ilefeld und Walkenried erworben. Heinrichs II.
ältester Sohn Heinrich III. (gest. 1306) stiftete die
Linie zu Sondershaufen, welche schon 1356 er-
losch, worauf Sondershausen an die Grafen von
Schwarzburg vererbt wurde, während der jüngere
Sohn Dietrich III. (gest. 1309) 1280 die Grafschaft
Klette nberg erwarb und den Stamm fortfetzte.
Der Hauptstamm Hohnstein-Klettenberg erlosch 1593
mit dem Grafen Ernst VII.; um feinen Nachlaß er-
hoben Herzog Julius von Braunschweig, der Bischof
von Halberstadt, als Lehnsherr und die Grafen
Christoph von Stolberg und Günther von Schwarz-
burg, welche beide sich auf ihre 1433 mit H. ab-
geschlossene Erbverbrüderung stützten, einen lang-
wierigen Streit, der noch fortdauerte, als der Drei-
ßigjährige Krieg ausbrach, in welchem die alte
Stammburg H. 1636 von dem fächf. Hauptmann
Vitzthum von Eckstädt zerstört wurde. Endlich kamen
durch den Westfälischen Frieden, zugleich mit dem
Bistum Halberstadt, die Herrschaften Lohra und
Klettenberg an Brandenburg, welches dieselben 1649.
-1702 an die Grafen von Wittgenstein verlieh.
Das eigentliche H. blieb bei dem Hause Vraun-
schweig. Vom Klettenberger Stamm hatten sich be-
reits um 1330 die Zweige Heringen (1417 er-
loschen, Besitz an Stolberg und Schwarzburg) und
Kelbra abgetrennt. Dieser Zweig vertauschte Kel-
bra gegen Heldrungen und überlieh dieses 1484
an Mansfeld, nachdem er sich in der Mark Bran-
denburg 1480 die Herrschaft Schwedt und Vierraden
erworben hatte. Der letzte diefes Zweiges und seines
ganzen Geschlechts war der Johanniterordens-
meister Graf Martin von H. (gest. 1609). Gegen-
wärtig steht die ganze Grafschaft H. unter preuß.
Hoheit, mit Ausnahme des ehemaligen Stifts Wal-
kenried, das zu Braunfchweig gehört. Zur Erinne-
rung an diefe Grafschaft führt der ihr Gebiet um-
fassende preuß. Landkreis Nordhausen seit 1888 den
Namen Grafschaft Hohenstein (s. Hohenstein).
- Vgl. K. Meyer, Chronik der Grafschaft Hohnstein-
Klettenberg-Lohra (Nordh. 1875).
Hohnstein. 1) Stadt in der Amts Hauptmann-
schaft Pirna der fächs. Kreishauptmannschaft Dres-
den, 12 km nordöstlich von Pirna, in 306 m Höhe,
malerisch in der Sächsischen Schweiz an der Polenz
gelegen und von einem Bergschloh überragt, Sitz
einer Oberförsterei, hat (1890) 1260 E., darunter
52 Katholiken; Post, Telegraph, städtische Sparkasse,
ein Schloß, jetzt Korrektionsanstalt (265 Gefangene);
Kork-, Zahnstocher-, Knopffabriken, Appreturanstalt
und wird als Sommerfrische befucht. Gegenüber
der Ho ckstein, 110 m über der Polenz. - 2) Burg"
ruine bei Ilfeld (s. d.) :m Harz.
Hohofen (Hochofen), ein zur Gewinnung von
Eifen aus den Erzen dienender Schachtofen, f. Eisen-
erzeugung (Bd. 5, S. 924a).
Höhr, Flecken im Unterwesterwaldkreis des
preuh. Reg.-Bez. Wiesbaden, 8 km im NO. von
Koblenz, an der Nebenlinie Grenzau-H.-Grenzhausen
(2,4 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amts-
gerichts (Landgericht Neuwied), hat (1890) 2697
meist kath. E., Post, Telegraph, eine keramische, eine
Realschule; Fabrikation von Thon- und Thonluxus-
waren, Thonröhren, Thonpfeifen, altdeutschen
Steinkrügen, Holzpfeifen, Cigarren, Vauornamen-
ten, ferner Korkschneiderei, Glas- und Porzellan-
malerei,Hopfenbau, Handel mitApothekerutensilien.
Höhscheid, Stadtgemeinde im Kreis Solingen
des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, 4 lim im SW.
von Solingen, an der Wupper, besteht aus 112
kleinen Orten (H., Auf der Höhe, Widdert u. s. w.)
und hat 12593 (6522 männl., 6071 weibl.) E., dar-
unter 2297 Katholiken und 139 Dissidenten; 3 Post-
ämter mit Telegraphenbetrieb, 2 evang. und 1 kath.
Kirche, Kaiser-Wilhelm-Denkmal (1890), Rathaus;
bedeutende Stahlwarenindustrie, 31 Schleifereien,
1 Hammerwerk, 4 Messerschlägereien, 1 Kaffee-
brennerei, Federmesser-, Maillon-, Korsettstangen-,
Taschenbügel- und Maschinenfabriken. Die Stadt-
gemeinde wurde 1809 unter der grohherzogl. ber-
gischen Regierung gegründet.
Hohwald, Dorf im Kanton Barr, Kreis Schlett-
stadt des Bezirks Unterelsah, 15 km westlich von
Varr, an der Andlau, in den Vogefen, in 600 m
Höhe, hat (1890) 629 E., darunter 230 Katholiken;
Postagentur, Telegraph und ist ein beliebter Som-
meraufenthaltsort mit Badeanstalt und prächtigen
Waldungen.
Hoi-Hau, Hafenstadt auf Hai-nan (s. d.).