Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Homestead - Homilie
31 blieben Parnell getreu. Bei den Neuwahlen
zum Parlament Aug. 1892 errangen die mit den
Gladstonianern verbündeten Antiparnelliten
einen großen Erfolg, indem sie 72 Mandate ge-
wannen, während die Parnelliten, deren Füh-
rung nach dem Tode Parnells (1891) Nedmond über-
nommen hatte, nur 9 Sitze davontrugen. Die 1893
von Gladstone eingebrachte Home-Rule-Bill unter-
stützten sowohl Parnelliten wie Antiparnelliten,
doch erklärten namentlich erstere ihre Ansprüche
noch durchaus nicht befriedigt. (S.Großbritannien
und Irland, Bd. 8, S. 451 fg.)
Homeftead (spr. hohmstedd), Stadt im County
Allegheny des nordamerik. Staates Pennsylvanicn,
am Monongahela, nahe bei Pittsburgh, hat (1890)
7911 (1880 erst 592) E. und Carnegie-Stahlwerke,
die seit 1891 auch Nickelstahlpanzer für die Marine
herstellen. Hier fand 1892 ein großer Streik statt.
Homeyer, Alexander von, Ornitholog und Ento-
molog, geb. 19. Jan. 1834 zu Vorland bei Grimmen
in Pommern, trat in den Militärdienst und wid-
mete sich daneben dem Studium der Ornithologie
und später der Schmetterlingskunde. Die erste
größere wissenschaftliche Reife machte H. 1861 nach
den Balearen. Durch zahlreiche ornithologische Ar-
beiten (im "Journal für Ornithologie" und an-
dern Fachzeitschriften) bekannt, wurde H. 1874 von
der Geographischen Gesellschaft in Berlin zum Chef
der zweiten Erpedition nach Centralafrika ernannt.
H. gelangte den Cuanzo aufwärts dis nach Pungo
Andongo (9" füdl. Br.), erkrankte aber hier und über-
gab das Kommando der Expedition an Pogge,
welcher im Dez. 1875 das Gebiet des Muatoiambo
erreichte. 1878 nahm H. als Major feinen Abschied
aus dem Militärdienst und ist mit der Bearbeitung
der von ihm gesammelten Schmetterlinge Angolas
(etwa 5000 Stück) beschäftigt. Von europ. Schmet-
terlingen besitzt er eine Sammlung von 30000 Stück;
auch hat H. eine Eiersammlung von 9000 Stück.
Homeyer, Eugen Ferd. von, Ornitholog, geb.
11. Nov. 1809 zu Nerdin im Kreise Anklam, würde
namentlich durch die Bekanntschaft mit Christian
Ludw. Brehm in die Ornithologie eingeführt und
veröffentlichte eine "Systematische Übersicht der
Vögel Pommerns" (Anklam 1837). H. war viele
Jahre Präsident der Gesellschaft für Ornithologie,
welchen Posten er 1883 niederlegte. Er starb 31. Mai
1889 in Stolp. Seine bedeutendste Schrift ist: "Die
Wanderungen der Vögel" (Lpz. 1881). Auch ver-
öffentlichte er: "Deutschlands Säugetiere und Vögel,
ihr Nutzen und Schaden" (Frankf. 1877) u. a. Sein
letztes Buch: "Die Vögel Norddeutschlands", wird
von W. und R. Vlasius zu Ende geführt.
Homeyer, Karl Gustav, Jurist, geb. 13. Aug.
1795 zu Wolgast in Neuvorpommern, studierte in
Berlin, Göttingen und Heidelberg die Rechte, habili-
tierte sich 1821 in Berlin für deutfches Recht und
wurde daselbst 1824 zum außerord., 1827 zum ord.
Professor ernannt. Außerdem wurde er 1845 außer-
ordentliches Mitglied des Obertribunals, 1850 trat
er in die Akademie der Wissenschaften, 1854 in das
Herrenhaus ein. In dem gleichen Jahre wurde er
Mitglied des Staatsrates und Kronsyndikus. Er
starb 20. Okt. 1874. H. veröffentlichte eine muster-
gültige Ausgabe von "Des Sachsenspiegels erster
Teil" (zuerst Verl. 1827; 3. Ausg., ebd. 18lN) und
"Des Sachsenspiegels zweiter Teil, nebst den ver-
wandten Rechtsbüchern" (ebd. 1842-44). Daran
schloß sich weiter: "Der Richtsteig Landrechts nebst
Cautele und Premis" (ebd. 1856). In zahlreichen
wertvollen Schriften, die in den Abhandlungen und
Monatsberichten der Akademie der Wisfenfchaften zu
Berlin erfchienen, hat H. über die Handschriften des
Sachsenspiegels, über dessen Verhältnis zum Schwa-
benfpiegel u. s. w. gehandelt. Auch fchrieb er "Die
Haus- und.hofmarken" (mit 44 Tafeln, Verl. 1870).
Homeyer, Paul Gustav Alerius, Unterstaats"
fekretär im preuß. Staatsministerium, Sohn des
vorigen, geb. 17. Juli 1824 zu Berlin, studierte
seit 1841 in Berlin und Heidelberg die Rechte, trat
dienst, wurde 1850 Gerichtsassessor, 1853 Staats-
anwalt in Greifswald und 1863 zum Regierungs-
rat beim Polizeipräsidium in Berlin ernannt. 1867
wurde er als vortragender Rat in das Handels-
ministerium berufen, 1877 Ministerialdirektor der
Bauabteilung des Ministeriums und in demselben
JahreNnterstaatssekretär im Staatsministerium. Er
ist seit 1879 Mitglied des Staatsrates und des Ge-
richtshofs zur Entfcheidung der Kompetenzkonftikte
und seit 1878 Vorsitzender des letztern. 1880-88
war er Präsident des Disciplinarhofs für nicht-
richterliche Beamte.
Homiletik(grch.),vonHomilie(f.d.),auchKeryk-
tik (grch., von k6i-^8k^in, verkündigen), ein Teil
der praktischen Theologie (s. d.), ist die Wissen-
schaft von der geistlichen Beredsamkeit und erteilt
als solche die Kunstregeln für Abfassung und Halten
von Predigten (s. d.) und sonstigen kirchlichen Reden
(s. Kasualreden). Die H. ist also eigentlich nur die
auf Inhalt und Zweck der kirchlichen Rede ange-
wandte Rhetorik (s. d.) und behandelt demgemäß wie
diese die Lehre von der Auffindung des Redestoffs
(invßntio), von dessen Anordnung und Gliederung
(liiZpositio), von seiner rednerischen Ausführung
(elocutio) und von dem mündlichen Vortrage (äs-
oikmatio ot actio). Das Studium der H. und die
Übung in der Anwendung ihrer Regeln zu fördern
ist an den Universitäten die Aufgabe der homile-
tischen Seminare. - Vgl. Krauß, Lehrbuch der
H. (Gotha 1883); Wassermann, Handbuch der geist-
lichen Beredsamkeit (Stuttg. 1885); Palmer, Evan-
gelische H. (6. Aufl., ebd. 1887); Krauß, Lehrbuch der
praktischenTheologie,Bd.1(Freib.i.Br.1890);Ache-
lis, Praktische Theologie, Bd. 1 (ebd. 1890); Christ-
lieb, Homiletik (hg. von Th. Haarbeck, Bas. 1893).
Auf kath. Seite: Jungmann, Theorie der geistlichen
Beredsamkeit (2 Bde., 2. Aufl., Freib. i. Br. 1883).
No!ni1i2.riuln oder Homilwi-wL lider (lat.),
"Predigtbuch", Name der im Mittelalter für das
Kirchenjahr aus den Schriften der Kirchenväter zu-
sammengestellten Sammlungen von Auslegungen
der Perikopen (s. d.), die dazu bestimmt waren, beim
Gottesdienst vorgelesen oder von den Predigern als
Muster und zur Vorbereitung auf ihre Predigten
benutzt zu werden. Zwar nicht das älteste, aber das
bekannteste und verbreitetste II. ist das auf Befehl
Karls d. Gr. von Paulus Diakonus in lat. Sprache
zusammengestellte.
Homilie (grch.),foviel wieRede,seitdem 4.Jahrh,
stehende Bezeichnung für die Predigt. Gegenwärtig
bezeichnet man damit nur eine Predigtgattung, die,
ohne sich an eine schulgerechte Zerlegung des The-
mas in bestimmte scharf gefonderte Teile (wie dis
synthetische Predigt, s. d.) zu binden, die einzelnen
Gedanken, wie sie sich nacheinander aus dem Text
ergeben, zur religiösen Belehrung und Erbauung
der Zuhörer anwendet.