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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hopfen (Pflanze)
feiten- oder endständige, einzeln oder traubenförmig
stehende zapfenartige Kätzchen (Trolle oder Dolde
genannt) bilden. Ein bedeutender Handelsartikel
sind die Fruchtzapfen,
deren Blättchen (s. bei-
stehende Fig. 1) mit
zahlreichen goldgelben
Drüsen (Fig. 2, stark
vergrößert) besetzt sind,
die das sür Brauzwecke
^. , ^. ^ so wertvolle Lupulin
^- ^ 6:g. 2. enthalten. Die Frucht-
stände von kultivierten Pflanzen sind viel gehalt-
reicher als die des wilden H., weshalb erstere allein
in den Handel kommen. Trotzdem wird der wilde
H. häusig zur Fälschung des guten mitbenutzt. Da
die einsamigen, rundlichen Früchte dem Bier einen
unangenehmen Geschmack verleihen, so werden in
der Kultur nur weibliche Hopfenpflanzen angebaut,
deren Samen sich nicht ausbilden, wogegen die Vlätt-
chen über und über mit den Drüsen besetzt sind. Je
weniger Früchte er enthält, desto feiner ist der H.
Der H. liebt einen humusreichen, frischen Boden,
kommt jedoch auch noch auf jedem andern Boden
fort, wenn derselbe tiefgründig und nahrhaft ist und
nicht am Grundwasser leidet. Die beste Lage ist eine
länge mit 4-5 Augen. Bei der bisher gebräuch-
lichen Kulturmethode werden die Fechser im Qua-
drat gepflanzt, dessen Seiten eine Entfernung von
1,30 bis 1,80 in haben. Auf 1 na. kommen sonach
zwischen 3200 - 5000 Pflanzen. Zum Anheften
der hochgehenden Stengel des H. werden Stangen
(von Fichten oder Lärchen) benutzt, die eine Länge
von 6 - 7 m haben, ganz gerade gewachsen und
glatt geschält sein müssen. Dadurch stellen sich
die Kosten der Pflanzung ziemlich hoch.
Um dies zu vermeiden, hat man in neuerer Zeit
eine weniger kostspielige Kulturmetbode, den sog.
Drahtbau, eingeführt, der sich in Süddeutschland
bereits sehr verbreitet hat. Den Pflanzungen wird
hierbei mehr Licht und Luft zugeführt, das Ernten
der Dolden ist wesentlich leichter, auch kann das
Umwerfen durch Wind nicht so leicht geschehen.
Auch hierbei giebt es verschiedene Systeme, unter
denen das Perinsche (s. nachstehende Fig. 3-5, die
Zahlen bedeuten die Entfernungen in Metern) die
gröhern Vorzüge hat. In Entfernungen von 8 in
werden zwischen je zwei Hopfenreihen starke Gerüst'
stangen von etwa 11 in Länge in den Boden ge-
bracht, sodaß sie 9,80 in hoch über denselben heraus-
ragen, und mit starken Drahtzügen (D) verbunden,
die 6,80 m über den Boden hinlausen. Von diesen



















Fig. 3.
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Fig. 4.
gegen Süden, Südosten oder Südwesten geneigte,
vor Nord- und Ostwinden geschützte.
In Böhmen unterscheidet man Not- und Grün-
Hopfen. Ersterer, die gangbarste und edelste Sorte,
wird Vorzugsweiseinder Saazer Gegend gebaut,seine
Ranken nehmen kurz vor der Fruchtreife eine rötliche
Farbe an. In Bayern baut man wieder Frü h - und
Späthopfen, letzterer ist zwar reichtragend er, aber
weniger gehaltreich und aromatisch. Berühmt sind
ferner die Hopfenkulturen in Neutomischl in der
Provinz Posen und Vuckow in Brandenburg, beide
begründet durch den verdienten Ökonomierat Joh.
Iac. Flatau, der schon von 1838 an unermüdlich
thätig war, den Hopfenbau zu einem Zweige des
preuß. Nationalreichtums zu erheben.
Trotz der bedeutenden Kosten der Anlage und
Unterhaltung einer Hopfenpftanzung sowie der
Ernte, der Troäengerüste u.s.w. ist der Ertrag doch
lohnend. Man kann von 1 na. 2-10 Ctr. Dolde
ernten. Auf 10 Jahre rechnet man 2 gute, 3 min-
lere und 5 geringe Ernten. Der Durchschnittspreis
pro Centner beträgt 120 M. Als höchster Preis
pro Centner Saazer H. wurden 1860: 800 M. er-
zielt, als niedrigster 1847: 56-80 M.
Zur Anlage einer Pflanzung ist die Be-
nutzung von sog. Fechsern die vorteilhafteste.
Man versteht darunter letztjährige Stammstücke
(Setzlinge) von Fingerstärke und etwas über Hand-
gehen schwächere Drähte (^ und v) bis zu den
Standorten der Pflanzen herab und bilden ein sich
kreuzendes Gitterwerk. Fig. 3 zeigt einen Teil der
Grundfläche einer Pflanzung und die Stangen ^,
die mit Drahtzügen verbunden sind. Fig. 4 zeigt
den Querschnitt einer solchen Drahtanlage, Fig. 5
die Seitenansicht der sich kreuzenden Drahtzüge,
an welchen die Hopfenranken emporwachsen. Die
Pflanzreihen des H. sind 2 in voneinander entfernt,
in den Reihen stehen die Pflanzen 1 in weit, sodaß
auf 1 na etwa 5000 Pflanzen stehen. Die Kosten
einer Drahtanlage für H. stellen sich vier- bis fünf-
mal billiger als bei der Kultur an Stangen. Die
Behandlung ist beim Drahtsystem nicht anders als
beim Stangensystem, überdies hat man das häufige
Anbinden nicht nötig, da die Ranken sich von selbst
um den Draht schlingen.
Der H. wird fast ausschließlich zur Merberei-
tung verwendet (in geringer Menge zu arzneilichen
Zwecken, zur Liqueur- und Metfabrikation). Die
dabei hervorragend in Betracht kommenden Be-
standteile sind das Hopfenmehl (Lupulin, s. d.)
als Träger der würzenden Stoffe wie des ätheri-
schen ^)ls (Hopfenöl, s. d.), eines eigentümlichen
Bitterstoffs (f. Hopfenbitter), Harzes und Gummi
und die gerbstoffhaltigen Doldenblätter. Die Spin-
deln, an denen die Blätter sitzen, sind sür die Brauerei
wertlos, und daher derjenige H., der schwache Frucht-