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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hummelshain; Hummer; Hümmling; Humōr

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Hummelshain - Humor

schwärmer (Macroglossa fuciformis L., Raupe auf Skabiosen und Labkraut), die aber nur in wenigen Gegenden zusammen vorkommen, sich hingegen meist vertreten.

Hummelshain, Dorf im Westkreis des Herzogtums Sachsen-Altenburg, 10 km im NW. von Neustadt a. d. O., in waldreicher Gegend, hat (1890) 407 E., Post, Telegraph, ein neues prächtiges herzogl. Jagdschloß mit großem Wildpark und wird als Sommerfrische besucht.

Hummer (Homarus), eine dem Flußkrebse sehr nahestehende Gattung der langschwänzigen Kruster, Kopfbrust mit deutlicher Nackenrinne und scharf ausgeprägter Längsrinne in der Mitte, Stirnhorn schlank, jederseits mit drei bis vier Zähnen, Fühlerschuppe sehr klein, jederseits 20 Kiemen. Am bekanntesten ist der gemeine H. (Homarus vulgaris M. Edwards), welcher 30‒60 cm lang wird. Scheren sehr groß mit Zähnen und Höckern an den Rändern, meist ungleich, die eine dicker, die andere schlanker; die äußern Fühler länger als der Körper. Farben mit dem Untergrund, auf dem die Tiere leben (meist Felsen), wechselnd; Kopfbrust gelbbraun weiß (unten) und graublau marmoriert, Beine und Schwanzflosse bisweilen himmelblau, Fühler korallenrot, Augen schwarz glänzend. Heimat: Küsten von Europa vom Mittelmeer bis zum Polarkreise, besonders auf steinigen mit Pflanzen bewachsenen Gründen, in der Ostsee fehlend. Der an der Ostküste von Nordamerika lebende H. ist wohl nur eine Abart. Niemals verfolgt der H. offen und frei seine Beute, sondern aus dem Versteck im Pflanzengewirr und in Felshöhlen schleudert er die mächtigen Scheren mit überraschender Gewandtheit auf vorüberkommende Tiere aller Art. In der Gefangenschaft füttert man ihn mit toten Fischen und zerstampften Krabben verschiedener Art. Weibchen mit Eiern am Hinterleib findet man zu allen Jahreszeiten, da die Brutperiode anscheinend eine sehr lange ist (½ bis ¾ Jahr), die Zahl der Eier beträgt 12‒24000, in der Regel aber nur 15‒18000 Stück.

Das Ausschlüpfen der Larven aus den Eiern findet hauptsächlich in den Sommermonaten statt. Die Larven bewegen sich anfänglich nur schwimmend und nehmen das Leben am Grunde erst auf, nachdem sie sich innerhalb weniger Wochen mehrmals gehäutet und dabei schließlich die Gestalt des ausgebildeten Tieres angenommen haben. Die das Wachstum begleitenden Häutungen folgen sich anfänglich in kürzern Zwischenräumen, dann — beim Mittelhummer, wie er im Handel ist — etwa alle Jahre und bei ältern Tieren in noch längern Zeiträumen. Die Häutung, bei welcher, abweichend vom Verhalten des Flußkrebses, der Kopfbrustpanzer der Länge nach aufspaltet, erfolgt in der Regel im Laufe des Sommers und vollzieht sich im Versteck unter gewaltigen und erschöpfenden Anstrengungen seitens des Tieres. Nach etwa 14 Tagen ist der anfänglich weiche neue Panzer völlig erhartet.

Der Hummerfang geschieht meist mittels eiserner oder hölzerner Hummerfallen oder -Körbe, welche an einem mit Flotten versehenen Tau versenkt werden, nachdem sie vorher mit Fischen oder zerstampften Krabben beködert worden sind. Nach einigen Stunden werden die Körbe wieder aufgenommen, da der H. sonst wieder herausgeht. An der franz. Küste und auch in Amerika existieren große Hummerparks, in denen die H. zu Tausenden gehalten und gefüttert werden, um je nach Bedarf in besonders dazu eingerichteten Fahrzeugen verschifft zu werden. Auf den deutschen Märkten finden sich vorwiegend nur H. von Helgoland und vom südl. Norwegen. In Helgoland werden jährlich durchschnittlich etwa 30000 Stück H. gefangen. Dieselben werden bis zum Versand in großen Fischkästen, welche in großer Zahl auf der Reede von Helgoland verankert liegen, aufgehoben und gefüttert. Auf diese Weise ist es möglich, zu allen Jahreszeiten H. zu bekommen, auch im strengen Winter, wenn die Kälte das Fischen hindert, und während der Sommerschonzeit (Mitte Juli bis Mitte September), welche die Helgoländer Fischer nach freiwilliger Übereinkunft mit besonderer Berücksichtigung der Hauptbadezeit, die ihnen anderweitige Beschäftigung bringt, eingeführt haben. Die H. werden in der Regel lebend zwischen frischem Tang verpackt versandt, können aber Frost nicht vertragen. Am wohlschmeckendsten sind die H. im Sommer, wenn sie sich in gutem Ernährungszustand befinden; in der kalten Jahreszeit scheinen sie nur wenig Nahrung aufzunehmen und sich meist zu verkriechen, um eine Art Winterschlaf zu halten. Die weiße, butterartige Masse, welche man beim gekochten H. unter der Schale antrifft, ist nicht Fett, wie gewöhnlich behauptet wird, sondern das in den Lakunen des Körpers beim Kochen geronnene Blut. Man hat berechnet, daß in Nordeuropa allein jährlich an 5 Mill. H. verzehrt werden.

Hümmling oder Huimling, sandiger Höhenzug in Hannover, bildet die Wasserscheide zwischen Haase und Leda und erreicht im Windberg bei Börger 94 m Höhe.

Hümmling, Kreis (Landratsamt in Sögel) im preuß. Reg.-Bez. Osnabrück, hat 808,38 qkm, (1890) 15452 (7748 männl., 7704 weibl.) E. in 35 Landgemeinden.

Humōr (lat. hūmor), ursprünglich die Feuchtigkeit, durch deren richtiges Verhältnis im menschlichen Körper die alten Ärzte das geistige und körperliche Wohlsein wesentlich bedingt hielten. So bekam das Wort die Bedeutung von guter Stimmung, heiterer Laune und wurde endlich am Ende des 18. Jahrh. der allgemein übliche Ausdruck für die höchste Form des Komischen. Das klassische Altertum kannte den H. als abgesonderte Kunstart wenig oder gar nicht. Das Mittelalter, obgleich voll des lustigsten Schwanks, erhebt sich zum reinen H. nicht, weil ihm das subjektive, selbständige Gemütsleben abgeht, das zum H. notwendig gehört. Das 18. Jahrh. brachte in England den humoristischen Roman hervor, und diese Form ist, wie namentlich Dickens beweist, von den Engländern bis in die neueste Zeit mit großer Vorliebe gepflegt worden; der bedeutendste Vertreter des englischen H. war Sterne. Aus der Anregung der engl. Humoristen sind auch die deutschen humoristischen Romane hervorgegangen, die am Ende des 18. Jahrh. massenhaft auftauchten und von denen die Werke Thümmels, Hippels und Jean Pauls bleibenden Wert haben; der H. der Romantiker, namentlich Tiecks, Clemens Brentanos und Kerners, ist nicht selten gesucht; in unserm Jahrhundert haben sich Fritz Reuter und Gottfried Keller als Humoristen ersten Ranges bewährt, neben denen etwa noch Wilh. Raabe zu nennen ist. Den Litteraturen der roman. Völker fehlt der H., der der begleitenden Sentimentalität nicht ganz entraten kann, fast vollständig. Eine vortreffliche psychol. Analyse des H. findet sich bei Lazarus, Das Leben der Seele, Bd. 1 (3. Aufl., Berl. 1883).