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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Iamblichus - Iason
christl. Jahrhundert hatte. Es war anfänglich die
Poesie der im beißenden persönlichen Spott und in
der pessimistischen Reflexion sich äußernden Subjek-
tivität. Ihre Form wurde von der attischen Tragödie
und Komödie aufgenommen und weiter entwickelt.
Auch die Tierfabel bediente sich ihrer häusig.
Iamblichus, neuplatonischer Philosoph, aus
Chalcis in Cölesyrien, Schüler des Porphyrius,
starb um 330 n. Chr. Durch ihn artete die neu-
platonische Philosophie in wüsteste Dämonologie
und Theurgie aus, weshalb er auch bei seinen Schü-
lern den Ruf eines Geisterbeschwörers und Wunder-
thäters erbielt. An dem Kaiser Julian fand er, als
Verteidiger des alten Götterglaubens, einen be-
geisterten Verehrer. Von seinen vielen Schriften
sind einige erhalten (hg. von Kießling, Lpz. 1813-
15). Er suchte Plotin (s. d.) zu überbieten, indem
er über dessen "Eines" noch ein höheres, völlig
eigenschaftloses, auch über dem Guten stehendes
Unaussprechliches setzte.
Iambllchus, griech. Romanschriftsteller von
syr. Abkunft, schrieb unter Kaiser Lucius Verus
(gest. 169 n. Chr.) "Z^d^ioniaca" in 35 Büchern,
in denen die wunderbaren Abenteuer des Liebes-
paares Rhodanes und Sinonis geschildert waren.
Von den ersten 16 Büchern ist em kurzer Auszug
des Patriarchen Photius erhalten.
Iambus (grch.), ein aus einer kurzen und lan-
gen Silbe (^ -) bestehender Versfuß, als dessen
Erfinder der griech. Dichter Archilochus galt, der ihn
in seinen Echmähgedichten angewendet hat. Jam-
bische Verse werden nach Dipodien (s. d.) gemessen.
Der bekannteste iambische Vers ist derTrimeter (s. d.).
Ianthe, der 98. Planetoid.
Iapetos, ein Titane, der Sohn des Nranos
und der Gaia; ihm gebar die Tochter seines Bru-
ders Okeanos, Klymene (oder Asia), den Atlas,
Prometheus, Epimetheus und Menoitios (die
Iapetrden). Als Vater des Prometheus, des
Vaters von Deukalion, steht er an der Spitze der
hellenischen Stammtafel. Welcker u. a. halten ihn
für identifch mit dem biblischen Iaphet.
Iapetus, einer der Saturnmonde.
Iapnden (Iapuden, lapfäsL), im Altertum
ein durch Tapferkeit und Wildheit gekennzeich-
neter illyr. Stamm, im nördl. Dalmatien von der
See bis zum obern Gebiet des Flusses Colapis
(jetzt Kulpa) seßhaft. Die Küstengegenden wurden
schon 129 v. Cbr. von den Römern unterworfen, das
Innere ihres Landes erst 34 v. Chr. durch Octavian
nach Zerstörung threr Hauptstadt Metullum (jetzt
Metluta oder Möttling) der Provinz Dalmatien
einverleibt. Das ganze Land ward aber später an-
scheinend mischen dieser und Pannonien geteilt.
Iapygia, im Altertum die südöstl. Küstenebene
Italiens zwischen Barium und dem Bradanusfluß,
angeblich von einem Führer eingewanderter Kreter
benannt. Der Boden war für Wein- und Olbau
geergnet, Roß- und Schafzucht blühten; die Be-
wohner, die ?6ue6tii oder I>o6äieu1i hießen, gehör-
ten dem illyr. Volksstamme an, wurden indessen
früh hellenisiert, hauptsächlich durch den Einfluß
Tarents. Seit dem 4. Jahrh. v. Chr. wurde der
Name I. auf die ganze Halbinsel südlich des Ber-
ges Garganus ausgedehnt. Anfang des 3. Jahrh.
v< Chr. ergriffen die Römer von dem Lande Besitz,
das bei ihnen, wie noch jetzt, Apulia hieß.
Iasion oder Iasios heißt in der griech. Sage
ein Kreter, den Demeter liebte; die Frucht ihrer Liebe
Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. UM. IX.
war Plutos (d. i. der Erntesegcn). In der spätern
Überlieferung wurde er nach Samothrake versetzt
und die Sage von ihm mit dem dortigen Kabiren-
dienst verknüpft; er wird dann ein Sohn des Zeus
und der Elektra, der Bruder des Dardanos genannt.
Iasios, f. Iasion. - I. heißt auch der Vater
der Atalante (s. d.).
Iason, in der griech. Sage der Führer der
Argonanten (s. d.), war der Sohn des Aison und
der Polymede. Sein Vater war rechtmäßiger Herr-
scher von Iolkos in Thessalien, aber von seinem Halb-
bruder Pelias (s. d.) verdrängt worden (nach andern
hatte er ihm die Herrschaft freiwillig übergeben).
I. wurde auf dem Pelion von dem Kentauren
Cheiron erzogen. Einst veranstaltete Pelias dem
Poseidon ein feierliches Opfer, zu dem auch I. ge-
laden war. Als diefer auf feinem Wege nach Iolkos
an den Fluh Anauros kam, fand er Hera in Ge-
stalt einer alten Frau, die ihn bat, sie über den Fluß
zu tragen. I. that dies, ließ aber den einen seiner
Schuhe im Schlamme zurück. So kam er zu Pelias,
der über seinen Anblick in Schrecken geriet, weil ein
Orakelspruch ihn vor dem Einschuhigen gewarnt
hatte. Pelias fragte den I., was er wohl mit dem-
jenigen machen würde, der ihm von dem Orakel als
lein Mörder verkündigt worden wäre? Auf Ein-
gcbung der Hera antwortete I., er würde ihn nach
Kolchis schicken, um das Goldene Vließ zu holen.
Diesen Austrag erhielt I. nun selbst vom Pelias.
Die Scene ist auf einem schönen pompejanischen
Wandgemälde dargestellt. Nach Pindar (un 4. py-
thischen Gesang) kam I., als er volljährig ge-
worden war, in der Kleidung eines Magnesiers,
mit einer Leopardenhaut um die Schultern und
mit zwei Lanzen bewaffnet nach Iolkos an den
Hof des Pelias. Als Pelias, der ihn nicht kannte,
aber sah, daß er nur am rechten Fuße beschuht
war, sich nach seiner Herkunft erkundigte, ant-
wortete er freimütig, er sei Aisons Sohn, ließ
sich dann die Wohnung seines Vaters zeigen und
feierte daselbst mit seinen Eltern und seinen Ver-
wandten fünf Tage lang das Fest des Wieder-
fehens. Hierauf gingen sie zu Pelias und ver-
langten die Abtretung des Reichs. Pelias ant-
wortete, daß er bereit sei, es I. zu überlassen, wenn
dieser zuvor das Goldene Vließ wieder nach Thessa-
lien zurückgebracht haben würde. So lud denn I.
die berühmtesten Helden Griechenlands zur Fahrt
auf der Argo ein (s. Argonauten). Unterwegs
zeugte I. mit Hypsipyle (s. d.) auf Lemnos zwei
Söhne. Von Medeia (s. d.) unterstützt, vollführte
er dann seine Aufgabe und kehrte mit ihr, als seiner
Gemahlin, nach langem Umherirren in die väter-
liche Heimat zurück. Hier rächte er nach der spätern
Sage die Ermordung seiner Eltern durch den von
Medeia bewirkten Tod des Pelias. Nach Hesiod
herrschten I. und Medeia in Iolkos; ihr Sohn
Medeios wurde von Cheiron erzogen; nach der ge-
wöhnlichen Überlieferung überlieh I. freiwillig oder
gezwungen die Herrschaft dem Akastos, dem Sohne
des Pelias, und zog mit seiner Gemahlin nach
Korinth. Hier lebten beide zehn Jahre in glücklicher
Ehe, bis I., der Medeia überdrüssig, sich entschloß,
Glauke, nach andern Kre'usa, die Tochter des korinth.
Köniqs Kreon, zu heiraten und seine Gemahlin
und linder zu verstoßen. Nachdem sich Medeia in
schrecklicher Weise gerächt hatte, soll sich I. nach
einigen aus Verzweiflung getötet haben; nach an-
dern wurde er am Meeresufer von einem auf ihn
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