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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Infanterieausrüstung - Infanterieschule zu St. Maixent
Geschichte der I. (neue Ausg., 2 Bde., Lpz. 1884):
Meckel, Taktik. Allgemeine 2ehre von der Truppen-
führung im Kriege (3. Aufl., Verl. 1890).
InfanterieausrüstunH, die neben Bekleidung
und Bewaffnung erforderlichen Stücke der Aus-
rüstung (s. d.) des Infanteristen. Die I. muß den
Anforderungen entsprechen, die die heutige Krieg-
führung und Fechtweise an den Infanteristen stellen,
und dabei den Rücksichten auf Erkaltung der Ge-
sundheit, Schonung der Körperkräfte, sowie thun-
lichst auch der Bequemlichkeit des Mannes nach-
kommen. Die erhöhte Feuergeschwindigkeit der
neuen Handfeuerwaffen und der Nmstand, daß das
heutige Gefecht hauptsächlich durch Feuer entschieden
wird, verlangt, daß die Zahl der vom Mann selbst
mitgeführten Patronen (sog. Taschenmunition) mög-
lichst groß ist. Die damit verbundene Belastung ist
durch Erleichterung des Gepäcks auszugleichen. Die
Munition muß vom übrigen Gepäck getrennt und
dem Manne leicht zugänglich sein. Den notwen-
digen Rücksichten auf Deckung hat die I. thunlichst
Vorschub zu leisten: dem Manne muß das trag-
bare Schanzzeug zur Hand und er in der Lage
sein, mit demselben auch in außergewöhnlichen
Körperstellungen (Knien, Liegen) seine Deckung her-
zurichten. Der Infanterist darf durch seine Aus-
rüstung in keiner Weise am Gebrauch seiner Waffe
behindert werden, in welcher Körperlage er auch
sein Feuer abgebe. Ebensowenig soll ihm dieselbe
die raschen Bewegungen erschweren, die beim An-
griff notwendig werden. Wichtig ist ferner ein ge-
ringer Zeitbedarf zum Aulegen des Gepäcks, sowie
die Möglichkeit, unter Umständen die nicht unmittel-
bar im Gefecht nötigen Teile zurückzulassen, ohne
daß der Sitz der mitgeführten leidet. Endlich ist
auch auf Vermeidung weithin ins Auge fallender,
blinkender Teile Wert zu legen.
Im deutschen Heere wurde auf Grund einer
Preisbewerbung von 1884 und der angestellten Ver-
suche 1887 eine neue I. (N/87) eingeführt, deren
wesentlichste Verbesserungen folgende sind. Der
Helm wird erleichtert und der überflüssigen Be-
schläge entkleidet. Als zweite Fußbekleidung dienen
leichte lederne Schnürschuhe. Der Brotbeutel wird,
statt aus Leinen, aus wasserdichtem Stoff gefertigt.
Die Munition ist ganz vom Tornister getrennt und
in drei Patrontaschen, davon zwei vor dem Leib
und eine hinten auf dem Kreuz, untergebracht; die
Taschenmunition, seither 100 Patronen, beträgt seit
Annahme des kleinen Kalibers 150 Stück. Der
Tornister ist kleiner und leichter geworden und hat
eine zweckmäßigere Tragweise bekommen. Ein be-
sonderer wasserdichter Toruisterbeutel dient zur Auf-
nahme der dreitägigen Verpflegungsportion (drei
Fleischbüchsen, Gemüsekonserven, Zwieback, Salz,
Kaffee und Neis). Das Kochgeschirr ist verkleinert
und sitzt auf dem Tornister; um letztcrn herum, die
untere Seite freilassend, wird der Mantel gelegt.
Das gesamte Gepäck, einschließlich Patrontaschen,
steht mit dem Leibriemen in Verbindung, der selber
hinten auf den Taillenhaken des Waffenrocks lastet.
Die Brust des Mannes ist vom Druck frei, die
Schultern sind entlastet, die Armbewegung ist sreier
als bisher. Die Truppe kann, wie es z. B. im
Festungskriege häufig der Fall sein wird, unter
Iurücklassung des Tornisters mit voller Taschen-
Munition und Lebensmitteln für drei bis vier Tage
ausrücken. Da bei den Massenheeren in den Krie-
gen der Zukunft bäuftges Biwakieren nicht zu ver-
meiden sein wird, ist 1892 zur I. im deutschen
Heere (ebenso auch zur Ausrüstung des Feld- und
Fuhartilleristen) eine Zeltausrüstung hinzugetreten.
Die Gesamtbelastung des deutschen Infanteristen
(Ausrüstung, Bekleidung und Bewaffnung) wiegt
29,668 kF. Hierzu tritt für die mit Schanzzeug ver-
sehenen Mannschaften noch das Gewicht dieses Ge-
räts (Spaten oder Beil oder Beilpicke). Bei andern
Armeen beträgt die Belastung des Insanteristen
zwischen 25 und 30 k^. Es ist indessen zu bemerken,
dah bierbei das Maß der Ausstattung mit Muni-
tion und Verpstegungsporüonen wesentlich ins Ge-
wicht fällt. - In Österreich-Ungarn ist 1888
ebenfalls eine neue, in ihren Hauptgrundsätzen mit
derdeutfchenübereinstimmendeI. eingeführt worden.
Infanteriedivision, im deutschen Heere die
Bezeichnung für die kleinste aus allen Waffen
zusammengesetzte Heeresabteilung im mobilen Zu-
stande (strategische Einheit, s. Einheit); sie besteht
aus 2 (zuweilen auch 3) Infanteriebrigaden zu je
2-3 Regimentern, ferner aus 1 Kavallerieregiment
(s. Divisionskavallerie) zu 4 Eskadrons und 1 Ar-
üllerieregiment sowie aus 1 oder 2 Pioniercom-
pagnien. In der Friedensformation des deutschen
Heers besteht eine Division aus 2 Infanterie- und
1 Kavalleriebrigade ohne Artillerie und Pioniere'
das Gardekorps hat zwar 2 I., diese sind aber keine
strategischen Einheiten wie die oben erwähnte I.
des Kriegszustandes, sondern bestehen nur aus In-
fanterie; bei eintretender Mobilmachung werden
ihnen aber ebenfalls die andern Waffen in ent-
sprechender Stärke zugeteilt. Die Armeekorps des
österr. - ungar. Heers bestehen im Frieden aus je 3
(auch 3) Infanterie- und 1 Kavallerietruppendivision
zu je 2 Brigaden. Den Infanterietruppendivisionen
sind Pioniere und Jäger zugeteilt.
Infanteriekanone, s. Kartätschgeschütze.
Infanteriefchießschule zu Spandau, militär".
Vildungsanstalt, die Offiziere und Unteroffiziere
der Infanterie, Kavallerie und Pioniere zu Schieß-
lehrern ausbildet. Sie ist der Inspektion der In-
fanterieschulen (s. d.) unterstellt.
Infanteriefchulen, Inspektion der, eine
unter dem Kriegsministerium stehende Behörde^
welcher unterstellt sind: Die Infanterieschieß-
schule, Militärturnanstalt, die Unter-
offiziers chulen und Nntero ff iziervorschulen
und das Militärknabenerziehungsinstitut
zu Annaburg. Der Inspecteur der I., mit dem
Sitz in Berlin, hat die Stellung eines Brigade-
commandeurs.
Infanteriefchule zu St. Maixent (Hcols
iniiitkii-6 ä'Infanterie äe 8t. Naixent), französische
militär. Vildungsanstalt, die die militär. Ausbildung
derjenigen Unteroffiziere vervollständigen soll, die
sich zur Beförderung zu Sous(Unter-)lieutenants
der Infanterie eignen. Die Eleven, welche vor
ihrer Aufnahme zwei Jahre als Unteroffiziere öitw
gedient haben müssen, erhalten eine allgemeine
wissenschaftliche und eine befondere militär. Aus-
bildung. Die praktische Ausbildung erstreckt sich auf
den Infanteriedienst, Geschützexerzieren, Reiten,
Turnen und Fechten. Am Schluß des elfmonatigen
Kursus findet eine Abgangsprüfung statt; die Be-
standenen werden als Souslieutenants zu Infan-
terie-Truppenteilen versetzt: die Nichtbestandenen
treten als Unteroffiziere zu ihrer Truppe zurück;
Teilnahme an einem zweiten Kursus ist nur aus-
nahmsweise gestattet. Die Zahl der Eleven yt aus