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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Interventionsprotest - Intra (Stadt)
in die endlosen Streitigkeiten aufgerufen, wclchc
über die Bestimmungen diefes Friedens entstan-
den, und Ruhland nahm nach dem Frieden von
Lune^ville (1801) das gleiche Recht als Garant des
Teschener Friedens (1779) in Anspruch, weil dieser
den Westfälischen bestätigt hatte, wie es aus den
Friedensschlüssen von Kutschuk-Kainardschi (1774)
und Belgrad (1812) das Recht ableitete, sich der
christl. Unterthanen der Pforte gegen diese anzu-
nehmen. Erst als das Europäische Konzert (s. d.)
zur Sicherung des Weltfriedens die Niederhaltung
aller revolutionären Bewegungen für notwendig er-
achtete, unter diese aber auch alle berechtigten Bestre-
bungen der Völker nach Unabhängigkeit, Einheit und
Freiheit begriff und diese sog. Politik der Heiligen
Allianz zuletzt unerträglich auf dem Weltteile lastete,
setzte die öffentliche Meinung dem "Princip der I."
das "Princip der Nichtintervention" entgegen, wel-
ches dann auch von einem Teile der Regierungen
bekannt und in Art. 7 des Pariser Vertrags vom
.W. März 1856 in einer ganz verschiedenen, ja ent-
gegengesetzten Anwendung als Verzicht der europ.
Mächte auf jedes Eingreifen in die innern Ange-
legenheiten des türk. Reichs niedergelegt wurde. Bei
diesen sog. Principien handelt es sich indes nicht um
einen richtigen oder unrichtigen Grundsatz des Völ-
kerrechts, sondern um verschiedene polit. Maximen,
von welchen jede den Umständen nach richtig sein,
deren Übertreibung aber auch gleich sehr unheilvoll
werden kann. So hat das Anklammern Englands
und Österreichs an den Art. 7 des Pariser Vertrags
die bulgar. Greuel des Sommers 1876 verschuldet.
Gegen die Zeiten der Heiligen Allianz hat sich denn
auch nur so viel geändert, daß die staatliche Eini-
gung Deutschlands und Italiens und die Einfüh-
rung parlamentarischer Verfassungen im ganzen
westlichen und mittlern Europa die frühern Anlässe
zur I. beseitigt haben. Gegenüber der türk. Miß-
wirtschaft und den Greueln des Sklavenhandels in
der mohammed. Welt ist vielmehr eine neue Begrün-
dung der I. auf die gemeinschaftliche sittliche An-
schauung der europ. Kulturvölker statt auf vereinzelte
polit. Interessen hervorgetreten. Es sollte daher auch
nicht mehr das Wort I. ohne weiteres mit "Ein-
mischung" übersetzt werden, was ohneUnterscheidung
den Sinn eines unbefugten Vorgehens enthält.
Im Prozeß versteht man unter I. die Teil-
nahme dritter (von den Prozeßparteien verschiede-
ner) Personen an einem bürgerlichen Rechtsstreit,
sei es, um einer Partei Beistand zu gewähren
(accessorische I.), sei es, um den Gegenstand für
sich in Anspruch zu nehmen, über welchen sich Par-
teien streiten (Hauptintervention).
über I. im Wechselrecht s. Ehrenannahme.
Interventionsprotest wird der Wechselprotest
genannt, durch den beurkundet wird, daß die An-
nahme eines Wechsels als Ehrenaccept oder die
Zahlung als Ehrenzahlung, von wem und für wen,
geleistet worden ist. (S. Wechselprotest und Ehren-
annahme.)
Intervertieren (lat.), unterschlagen; Inter-
version, Unterschlagung. "-
Interviewer (engl., spr. interwjuer, von inter-
vie^, Zusammenkunft, Unterredung), der Besucher,
besonders ein Journalist, der berühmte Persön-
lichkeiten besucht, um sie über ihre Ansichten und
Absichten auszufragen und dann darüber in Zei-
tungen Bericht zu erstatten.
Intvr vivos (lat.), unterLebenden, bei Lebzeiten.
Intestabel (lat.), unfähig, als Zeuge auszutre-
ten oder ein Testament zu machen.
Fntestaterbe, Intestaterbfolge, s. Gesetzliche
Erbfolge.
Intestinäl, s. Int68tinuiu.
Inteftinalmyköfe (lat.-grch., d. h. Pilzerkran-
kung des Darms), ältere Bezeichnung für den vom
Darm als primärem Infektionsherd ausgehenden
Milzbrand.
Intsstinnin (lat.), Darm; Mehrzahl Iut63tina,
Därme, Eingeweide; intestinäl, auf die Ein-
geweide bezüglich.
In tnvst (lat.), im Hauptsatze; in der Behaup-
tung; ferner: in der Regel, im allgemeinen (der
Gegensatz ist: in K^potQ68i, in Anwendung auf den
vorliegenden Fall).
Inthronisieren (neulat.), auf den Thron oder
einen hohen geistlichen Würdensitz (beim Papste die
cattieäi-u. ?6tri) feierlich einsetzen; die Inthro-
nisation ist der Schlußakt bei der Besetzung der
hohen geistlichen Würden. Inthronisation
des Tisches bedeutet Wiedereinweihung eines
profanierten Altars.
Intibüca, Departamento der centralamerik.
Republik Honduras, hatte (1887) 17 942 E. Es ist
eine der höchsten Landschaften der Republik und
daher mit frifchem, kühlem Klima gesegnet. Die
Hauptstadt I. odec La Esperanza liegt auf einer
1600 m hohen Hochfläche. Angebaut werden Mais,
Weizen und Früchte der Bergregion.
Intim (lat.), innig, vertraut; Intimus, ver-
trauter Freund; Intimität, Vertraulichkeit.
Intimieren (lat.), amtlich zufertigen, kund-
thun ^ davon das Substantiv Intimation; In^
timat, hohe Verordnung.
Intitulation (neulat.), Betitelung, Setzung
eines (VuchMtels.
Intolerabel (lat.), unerträglich, unleidlich;
intolerant, unduldsam gegen Andersgläubige
oder Andersdenkende: Intoleranz, Unduldsam-
keit gegen Andersgläubige.
Intonation (neulat.), in der Musik die Art und
Weise, wie der Ton zur Ansprache gebracht wird.
Ferner gebraucht man es auch in der Bedeutung
von Stimmung; ein Instrument ist auf diesen
oder jenen Ton intoniert, heißt: es ist in diesen
oder zenen Ton gestimmt. Die beiden Hauptbedin-
gungen einer guten I. sind vollkommene Reinheit
in Bezug auf Tonhohe und Klangschönheit. Eine
kunstgerechte und aller Abstufungen fähige I. ge-
hört zu den wichtigsten Teilen der Schulung in
Gesang und Instrumentspiel. Im Instrumentbau
ist die I. namentlich bei den Klavierinstrumenten
und der Orgel von großer Bedeutung. Bei den
erstcrn wird sie hauptsächlich durch die Beledcrung,
d. h. den Überzug der Hammerköpfe mit Wildleder,
und durch den Fallwinkel der Hämmer, bei der letz-
tern durch die Beschaffenheit des Labiums der Pfei-
fen und durch die Stärke und Masse des Wind-
zuflusses bedingt. Bei den Blas- und Streichinstru-
menten sowie im Gesang ist die I. (der "Ansatz")
weit mehr von der Geschicklichkeit des Vortragenden
abhängig. Endlich versteht man unter I. auch noch
im Gregorianischen Gesang die vom Liturgen allein
vorgetragenen kurzen Einleitungen der Chorsätze.
Intoxikation (lat.-grch.), Vergiftung (s. d. und
Gift, Bd. 7, S. 1020 a).
Intra (d. h. zwischen, nämlich zwischen den Flüß-
chen San Giovanni und San Vernardino gelegen),