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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Itzĭbu; Iulus; Iva; Iván-Bócza; Ivănić; Ivāra; Ivelchester; Ivernĭa; Ivĭza; Ivrēa; Ivry; Iwán

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Itzibu - Iwan

Er nahm indes 1848 seine Entlassung, um seine Güter in der Kurmark zu verwalten. I. saß in der Herrenkurie des ersten Allgemeinen Landtags als Vertreter des Fürsten Wittgenstein, dann in der Ersten Kammer, darauf im Herrenhause, in welches er 1854 auf Lebenszeit berufen wurde. Im März 1862 trat I. als Minister für Ackerbau wieder in den Staatsdienst, übernahm aber schon im Dezember das Handelsministerium. Infolge der heftigen Angriffe, die seitens Laskers gegen seine Eisenbahnpolitik erhoben wurden und ihm eine Begünstigung des Gründertums bei Eisenbahnunternehmungen schuld gaben, bat er um seine Entlassung, die dann 13. Mai 1873 erfolgte, und wirkte seitdem nur noch als Mitglied des Herrenhauses. I. gehörte 1867 - 70 als konservativer Abgeordneter dem Norddeutschen Reichstage an. Er starb 15. Febr. 1883 auf seinem Gute Kunersdorf bei Wrietzen.

Itzĭbu, Itsibu, d. h. ein Bu (Itsi = 1), japan. rechteckige Silbermünze, bis 1872 geltend, etwa = 1,40 M. Der Bu ist noch jetzt an einigen Plätzen als Rechnungsstufe üblich und wird daselbst = ¼ Yen gerechnet.

Iulus, Sohn des Ascanius, s. Iulier (röm. Geschlecht) und Äneas.

Iva, ein feiner Liqueur, der aus der I., wie im Oberengadin die Achillea moschata, (Moschusschafgarbe oder Wildfräuleinkraut) heißt, in Samaden und auch in Chur bereitet wird. Es sind drei Sorten im Handel: 1) Ivabitter, gelblich-grün; 2) Ivadoppelbitter, dunkelbraun, sehr stark und fein; 3) Fleur d' Iva oder süßer I., ein gewürzig süßer Tafelliqueur.

Iván-Bócza, Szent-, ungar. Klein-Gemeinde, s. Bócza.

Ivănić (spr. -nitsch), königl. Freistadt mit Municipium und Festung im ungar. Komitat Belovár-Kreutz in Kroatien-Slawonien, in der ehemaligen Varasdiner Militärgrenze, links an der Lonja, hat (1890) 848 serb. und kroat. E. und Handel mit Honig, Wachs und Weinstein. Die Festung hat strategische Wichtigkeit. Etwa 5 km nördlich das Kloster I. (Ivanič-Klastrom) mit 787 E.

Ivāra, Filippo, ital. Baumeister, s. Juvara.

Ivelchester, engl. Dorf, s. Ilchester.

Ivernĭa (Iverna), s. Hibernia.

Ivĭza, span. Insel, s. Ibiza.

Ivrēa, das alte Eporedia, Hauptort des Kreises I. (169363 E.) in der ital. Provinz Turin, links an der Dora Baltea, über welche eine röm. Brücke führt, an der Linie Chivasso-I.-Aosta des Mittelmeernetzes und der Trambahn nach Santhia, Sitz eines Bischofs und einer Militärdistriktsbehörde, hat (1881) 8711, als Gemeinde 10413 E., in Garnison das 74. Infanterieregiment und das 4. Regiment Alpentruppen, eine Kathedrale, ein Denkmal des Ministers Ettore Perrone, ein Priesterseminar, ein Lyceum und Gymnasium. I. ist unregelmäßig gebaut, von malerischem Aussehen. Die Stelle der alten Wälle nehmen Promenaden ein. - Ehemals war I. Hauptort der Markgrafschaft I., die Karl d. Gr. an Stelle des langobard. Herzogtums schuf. Nach der Absetzung Karls des Dicken 887 bewarben sich die Markgrafen von I. um die ital. Königskrone, welche auch der Markgraf Berengar II. und sein Sohn Adalbert II. um 950 auf kurze Zeit erlangten. Der nach Ottos III. Tode vom oberital. Adel zum Könige erhobene Arduin von I. mußte schließlich Heinrich II. weichen, der die Markgrafschaft 1018 dem Reich einverleibte. Bei diesem blieb sie, bis 1248 Kaiser Friedrich II. den Grafen Thomas von Savoyen mit ihr belehnte, dessen Nachkommen sie auch behielten. Die Franzosen nahmen I. 1554, 1641 und 1704; 1800 - 14 war es Hauptstadt des franz. Depart. Doire.

Ivry. 1) Ivry-sur-Seine, Stadt im Kanton Villejuif, Arrondissement Sceaux des franz. Depart. Seine, vor der südöstl. Umfassungsmauer von Paris und unweit der Seine gelegen, hat (1891) 19830, als Gemeinde 22357 E., eine berühmte Glas-, Porzellan- und Thonwarenfabrik sowie Fabrikation von Kautschuk, Seilerwaren und Stearinlichten. Fort d'Ivry, das südöstlichste der alten Verteidigungslinie von Paris, 1 km westlich der Seine, wurde 1870 nicht angegriffen und erst zufolge der Kapitulation von deutschen Truppen besetzt. Als Paris in die Gewalt der Commune gekommen war, wurde Fort I. von den Communards auf kurze Zeit in Besitz genommen. - 2) Ivry-la-Bataille, Ort im Arrondissement Evreux des franz. Depart. Eure, an der Linie Dreux-Elbeuf, mit (1891) 1105 E., ist bekannt durch den 14. März 1590 von Heinrich IV. über die Ligue erfochtenen Sieg.

Iwán oder Joann (d. i. Johann), der Name mehrerer Großfürsten und Zare:

I. I. Danilowitsch, genannt Kalita (der Geldbeutel) entweder seines Reichtums oder wahrscheinlicher seiner Freigebigkeit wegen, Großfürst von Moskau (1328 - 40), suchte, obgleich abhängig von den Tataren, sich über die andern russ. Fürsten zu erheben und Moskau zur Hauptstadt Rußlands zu machen, was ihm zum Teil schon dadurch gelang, daß es statt Wladimir der Sitz des Metropoliten wurde; außerdem bewirkte er, daß die von den Teilfürsten dem Chan zu entrichtende Steuer statt durch tatar. Baskaken durch moskauische Steuereinnehmer erhoben wurde, was zur Befestigung seiner Obergewalt beitrug. Er starb 31. März 1340.

I. II. Iwanowitsch (1353 - 59), Sohn I.s I., geb. 1326, folgte seinem ältern Bruder Simeon dem Stolzen in der Regierung. Er war weder den Streitigkeiten mit den andern russ. Fürsten noch dem Kampfe mit den Litauern gewachsen, die ihm große Länderstrecken am Dnjepr entrissen. Er starb 13. Nov. 1359.

I. III. Wassiljewitsch, Zar 1462 - 1505, Sohn Wassilijs des Blinden, Großfürsten von Moskau, geb. 22. Jan. 1440, bestieg 17. März 1462 den Thron. Es gelang ihm, fast alle andern russ. Fürstentümer, wie Twer, Moshaisk und Wologda, mit dem moskowitischen Großfürstentum zu vereinigen. 1471 unterwarf er das mächtige Nowgorod, dessen freie Verfassung 1478 vernichtet wurde, und 1480 befreite er sich gänzlich von der Oberhoheit der Tataren, indem er die durch Teilungen und Timurs Eroberungen herbeigeführte Schwäche des Chanats von Kiptschak sowie dessen Zerstörung durch den Chan der Krim klug benutzte. Im Nov. 1472 vermählte er sich mit Sophia, einer Tochter des Thomas Paläologos, Nichte des letzten byzant. Kaisers, durch welche der zweiköpfige byzant. Adler in das russ. Wappen kam. I. stellte zuerst Einheit und Unteilbarkeit des Reichs als Reichsgesetz auf und nannte sich Herr (Gossudar) von ganz Rußland. Er zuerst verfolgte das Ziel der Wiedererwerbung aller an Litauen verloren gegangenen russ. Landschaften. Auf Grundlage der "Russkaja Pravda" wurde unter I. der "Sudébnik" (Gesetzbuch) verfaßt. I. starb 27. Okt. 1505 zu Moskau, nachdem er seinen Sohn Wassilij zum Nachfolger ernannt hatte.