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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Jägerrecht - Jagstbahn
sollten. Kaiser Rudolf II. erklärte sie jedoch als durch
den Tod Georg Friedrichs erledigte Lehen, die an
Böhmen zurückfallen müßten, versagte allen Ver-
trägen innerhalb des brandend. Hauses seine Ge-
nehmigung und verlangte die Räumung. Johann
Georg behauptete sich indes im Besitz, wurde aber
1621 wegen seiner Parteinahme sür den von den
Böhmen zum König erwählten Friedrich V. von der
Pfalz in die Neichsacht erklärt. I. ward nun durch
Lehnbrief vom 13. Mai 1623 dem Fürsten Karl von
Liechtenstein übertragen. Johann Georg kämpfte
bis zu seinem Tode (2. März 1624) im Verein mit
Bethlen Gabor von Siebenbürgen vergeblich sür
sein Necht. Mit dem kinderlosen Tode seines Soh-
nes, des Markgrafen Ernst (24. Sept. 1642), gingen
seine Ansprüche auf Brandenburg über. Der Große
Kurfürst erklärte die Einziehung des Fürstentums für
rechtswidrig und erlangte 1686 als Entschädigung
den Kreis Schwiebus. Allein da dieser, zufolge
eines geheimen Traktats mit dem damaligen Kur-
prinzen Friedrich, dem spätern Friedrich 1. von
Preußen, 1695 wieder an den Kaiser zurückzugeben
war, so machte König Friedrich II. 1740 die hier-
durch wieder begründeten Ansprüche Preußens auf
Schlesien geltend und erlangte durch den ersten
Schlesischen Krieg 1742 unter andcrm auch den dies-
seits der Oppa gelegenen Teil der Fürstentümer I.
und Troppau nebst dem vorher mährischen Distrikt
Katscher. Hauptort des preuß. Anteils ist Leobschütz
(s. d.). - Vgl. Biermann, Geschichte der Herzog-
tümer Troppau und I. (Teschen 1874).
Iägerrecht, in der Jägersprache die Teile des
Wildbrets, die dem Förster und Iagdbeamten zu-
gesprochen werden. Gewöhnlich gehört dazu der
Aufbruch (s. Aufbrechen), beim Hochwild auch noch
der Graser (die Zunge), die Lenden und der Talg,
der mit der Hand abzubringen ist. In manchen
Ländern rechnet man ferner dazu die Geweihe,
Decken und die Bälge des Raubzeuges.
Iägerschreie, alte kurze Reime, mit denen die
Teilnehmer einer Jagd zusammengerufen und die
Leithunde angefeuert wurden. Verwandt sind die
Waidsprüche, die, meist aus Frage und Antwort
bestehend, allerlei Details der Iagdwnst erörtern,
und deren Kenntnis unter den Jägern als Kenn-
zeichen eines gelernten Waidmanns galt; trat ein
Fremder in ihren Kreis, so legten sie ihm die Frage
vor, und er hatte die Antwort zu geben. Schon zu
Ende des 17. Jahrh, starben diese Reime aus oder
aalten doch nicht mehr als vornehm. - Vgl. Reinhold
Köhler im 3. Bande des "Weim.Jahrbuchs" (Hannov.
1855); I. M. Wagner im "Archiv für die Geschichte
deutscher Sprache und Dichtung" (Wien 1874).
Iägersdorf (Großjägersdorf), Dorf in
Ostpreußen, s. Großjägerndorf.
Jägersprache, Waidmannssprache, die
Gesamtheit der Ausdrücke, die bei der Beschreibung
der Iagdtiere und beim Iagdbetrieb vom Jäger
angewendet werden sollen. Sie sind zum großen
Teil von der alten Iägerzunft auf die Neuzeit ver-
erbt worden; es giebt aber auch jetzt manchen Iagd-
ausdruck, der erst neuerdings der Phantasie einzel-
ner entsprungen ist. Autoritäten in derI. sind Flem-
ming, Döbel, Winckell und G. L. Hartig.
Iaggernaut, verderbt aus Dschagannath (s.d.).
Iaggeryzucker (spr. dschägg"), s. Kokospalme.
Iaghistan, s. Dardistan.
Iagiö (spr. jagitsch, d. i. Ignatius), Vatroslav,
slaw. Philolog, geb. 6. Juli 1838 zu Varasdin,
studierte in Wien klassische Philologie und slaw.
Sprachen und ward 1861 Gymnasiallehrer in
Agram. Diese Stelle gab I. 1870 auf, war dann
neben Danicic' Sekretär der Südflawifchen Aka-
demie in Agram, folgte aber bald einem Rufe nach
Odessa und ward daselbst 1871 außerord., 1872
ord. Professor der vergleichenden Sprachwissenschaft.
1874 übernahm er an der Universität Berlin den
neuerrichtcten Lehrstuhl der slaw. Sprachen. Hier
gründete er 1875 das "Archiv für slaw. Philologie".
1880 ging er nach Petersburg als Nachfolger Sres-
newskijs an der Universität und an der kaiserl. Aka-
demie der Wissenschaften, 1886 als Professor der
slaw. Philologie an die Wiener Universität.
Außer einer großen Zahl wertvoller größerer
Abhandlungen in der von ihm und Racki gegrün-
deten Zeitschrift <d5uM6vuik>, in dem "Raä"
der Südslawischen Akademie, in deren "starins",
ferner in den "Sitzungsberichten" und "Denk-
schriften" der Wiener Akademie, und Ausgaben
alter kroat. Dichter in den "stari pi8ei", sind die
Hauptwerke von I.: "krim^eri LtHrolii'VHtZkoAa
^62ikH" ("Proben der altkroat. Sprache", 2 Tle.,
Agram 1864-66), "Historik 1inM6vn08ti na-
roäa in-vatZkoAk i 8ld8koFH" ("Geschichte der Lit-
teratur des kroat. und serb. Volks", Tl. 1, ebd.
1867), die Einleitung zu Rackis Ausgabe des Asse-
manischen Evangeliums (ebd. 1865), "Huawyr
kviMF^Iioruin coäex Fig.F0iit.icu8)> (Berl. 1879),
"Zkkon Vin0(1oi8ki" ("Das Gesetzbuch von Vino-
dol", Petersb. 1880), "8p6ciinina linFuas paiaso"
8iov6ni(H0" (ebd. 1882), "Huatuor kvkMFkliornin
coättx NHi-ia.11113 FiNFo1iticu8" (Berl. und Petersb.
1883), "Xlitillo-^HikoFrati068^3. 8t^i" ("Kri-
tische Abhandlungen über Paläographie", Petersb.
1884); die Ausgabe des Briefwechsels zwischen
Dobrowskh und Kopitar (Petersb. und Verl. 1885),
"(^rminuin ckri8tiüN0i'uiii verkio Ml3.608iov6>
nica" (ebd. 1886), "Xi-itiö^ki^a ^inötki Ic i8t0rii
ru88kHF0 M2)'k9." ("Kritische Beiträae zur Ge-
schichte der russ. Sprache", Petersb. 1888), "Gla-
golitica. Würdigung neu entdeckter glagolitischer
Fragmente" (Wien 1890; in den "Denkschriften" der
Akademie, Bd. 38), "3v6t03t6kan8ki diri30vuh"
(ebd. 1890), "^oiMki 8wwt" ("Statut von Pol-
jica", Agram 1891), "Ni88ai6 ßia^oliticum Ü6I--
V0^3.6 äuci8 8i)g.iHt6Q8i8" (Wien 1891), "li^um
i üi08on^" (eine serb.-slowen. Übersetzung der
"Monostichen" Menanders und mehrerer Gnomo-
logien, Belgrad 1891).
'lagiölnica(spr.-nitza),MarktbeiCzortküw(s.d.).
lagjello, s. Iagello.
ago (span., spr. cha-), Jakob.
^agodina, Stadt im serb. Kreis Morava, an
der Belitza, 6 km links von der Morava, an der
Linie Velgrad-Nisch, hat (1890) 4619 E., eine Glas-
fabrik und bedeutenden Schweinehandel.
Iagrezucker, Iaggeryzucker, s. Kokospalme.
Jagst oder Iaxt, reißender Nebenfluß des
Neckar, entspringt oberhalb Lauchheim im württemb. -
Oberamte Ellwangen, in 519 m Höhe, fließt anfangs
in südl., dann in nördl., zuletzt in südwestl. Rich-
tung an Ellwangen, Crailsheim, Kirchberg und
Langenburg vorüber, bildet eine Strecke weit die
Grenze zwischen Württemberg und Baden und mün-
det, 196 km lany, bei Iagstfeld, Wimpfen gegen-
über. Nach ihm ist der Iagstkreis (s. d.) benannt.
Iagftbahn, württemb. Staatseisenbahn. Es
giebt eine Untere, von Iagstfeld nach Osterburken