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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Jordaens; Jordan

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Jordaens – Jordan (Fluß)

des Onar, eines sonst unbekannten Riesen. Aud, der Reichtum, und Dag, der Tag, sind ihre Brüder. Sie ist vermählt mit Odin, beider Sohn ist Thor (s. d.).

Jordaens (spr. -dahns), Jakob, vläm. Maler, geb. 19. Mai 1593 zu Antwerpen, gest. daselbst 15. Okt. 1678, war ein Schüler des Adam van Noort und wurde 1615 als Meister in die Lukasgilde aufgenommen. Er bildete sich einen selbständigen nationalen Stil aus und nimmt neben Rubens und van Dyck den bedeutendsten Rang unter den Antwerpener Historienmalern ein. Derber Humor, Kraft der Charakteristik und Meisterschaft in der technischen Behandlung zeichnen seine figurenreichen, bewegten, aber in grellem Kolorit gehaltenen Gemälde aus. Hervorzuheben sind: Kreuzigung Christi (Antwerpen, Kirche St. Paul), Abendmahl (Antwerpen, Museum), Dreikönigsfest, Christus treibt die Händler aus dem Tempel (im Louvre zu Paris), Urteil Salomos, Meleager und Atalante, Bad der Diana (im Pradomuseum zu Madrid), Satyr beim Landmann als Gast, Der zwölfjährige Jesus im Tempel (München, Alte Pinakothek), Ariadne im Gefolge des Bacchus, Der Verlorene Sohn Schweine hütend, Wie die Alten sungen, so pfeifen die Jungen (Dresdener Galerie), Erziehung des Bacchus (Cassel, Museum), Moses schlägt Wasser aus dem Felsen (Karlsruhe, Kunsthalle).

Jordan (hebr. ha-Jardēn), der Hauptstrom Palästinas, der seine Wasser durch die tiefe Erdspalte vom Hermon bis zum Toten Meer hinabführt. Als Hauptquellen sind drei zu nennen: 1) die Quelle des Nahr el-Hasbani, am westl. Abhang des Hermon, 520 m hoch; 2) die Quelle des Nahr el-Leddan am Tell el-Kadi (d. i. Dan), am Südfuße des Hermon, 154 m hoch; 3) die Quellen des Nahr Banijas, 329 m hoch, ¾ Stunden östlich von 2 entfernt, bei der ehemals berühmten und von Herodes durch einen Tempel gezierten Grotte des Pan (Paneion, s. Cäsarea Philippi). Diese beiden letztern Quellflüsse des J. kennt Josephus als den Kleinen und den Großen J. Sie vereinigen sich mit dem zuerst genannten 8 km südlich von Tell el-Kadi in einer Höhe von nur noch 45 m ü. d. M. Der Fluß durcheilt nun das Sumpfland Ard el-Hule und füllt daraus ein kleines Becken an, die Bahrat el-Hule, das von Josephus Semachonitis genannt und gewöhnlich, doch nicht mit Recht, für den Meromsee (s. d.) des Alten Testaments gehalten wird. Sein Spiegel liegt wahrscheinlich noch 2 m über dem Mittelmeer. In einer großen, 16 km langen, von Basaltwänden eingeschlossenen Stromschnelle eilt das trübe Wasser des J. zwischen Rohr und Gesträuch (Oleander) zu dem zweiten, größern Becken hinab, dem See Genezareth (s. d.) oder See von Tiberias, dessen Spiegel bereits 208 m unter dem Mittelmeer liegt. Der J. ist bei seinem Einfluß etwa 45 m breit, doch nur 1 m tief und fließt ziemlich langsam, da der Mündung eine Sandbarre vorgelagert ist. Der Ausfluß des J. befindet sich an der Südwestecke und ist anfangs gegen W. gerichtet, wendet sich jedoch bald wieder nach S. In zahllosen Windungen eilt der reißende, nicht sehr breite Fluß dem dritten Becken dieser Erdspalte, dem Toten Meer zu, das der Bewegung und dem Leben seiner Wasser ein Ende macht. Auf der letztern Strecke seines Laufs vom Tiberiassee bis zum Toten Meer, die in der Luftlinie gemessen etwa 110 km beträgt, fällt der J. von 208 m bis zu 394 m unter dem Mittelmeer. Hier tritt die Beschaffenheit der großen Erdspalte, arab. el-Ghôr, d. i. Senkung, genannt, recht deutlich zu Tage. Sie ist dadurch entstanden, daß in dem syr.-palästinensischen Tafellande ein gewaltiger Längsbruch eintrat, der vom südl. Libanon bis zum Roten Meer, dem Meerbusen von Akabah führte, und zwar in derselben Zeit, als die Bildung der Oberfläche des Landes überhaupt stattgefunden hat. Die hinabgesunkenen Kreideschichten sind durch die allmählich angehäuften Ablagerungen des ehemaligen Jordansees überdeckt worden. Diese bestehen ans hellgrauen Kreidemergeln, aus Gips und salzhaltigen Thonen; sie dehnen sich nach N. bis zum See von Tiberias, nach S. bis über 60 km in das Wadi el-Arabah (s. Arabah) hinein aus und werden nach der Halbinsel el-Lisan im Toten Meer von den Geologen Lisanschichten genannt. Mindestens bis zu einer Höhe von 120 m über dem jetzigen Spiegel des Toten Meers war einst alles weit und breit eine Wasserfläche. Die Geschichte des allmählichen Sinkens dieser Wasser steht auf den westl. Abhängen der gewaltigen Erdspalte deutlich verzeichnet, insofern Mergellager auf verschiedenen Stufen, 120, 60 und 30 m über dem Spiegel des Toten Meers die Uferlinien des alten Sees erkennen lassen. In die Sohle des Ghôr hat nun der J. sein Bett eingegraben, arab. ez-Zōr (Einschnitt, Rinne) genannt. Die meist steilen Wände desselben bestehen aus gelben Lehmmassen und sind von einem üppigen Baum- und Schilfwuchs bedeckt, der zahlreichen Tieren, wie Wildschweinen und Vögeln (zur Zeit Israels auch Löwen, Jerem. 49, 19), Unterkunft gewährt. Den untern Lauf des J. begleitet nicht selten noch eine höher liegende Terrasse, die erst zu der eigentlichen Ebene des Ghôr hinaufführt. Der Wasserstand des J. ist sehr wechselnd: nach der Regenzeit werden die steilen Ufer mit ihrem Pflanzenwuchs vom Wasser bedeckt, die höhere Terrasse wird jedoch nur selten von den Fluten erreicht; im Sommer dagegen wird der leuchtende Wasserstreifen durch die grüne Umgebung ganz verdeckt. Da der J. ein sehr reißender Strom ist, so ist sein Wasser stets trübe; seine Farbe ist gelbbraun. Die Umgebung des J., das Ghôr, ist infolge ihrer Bodenbeschaffenheit unfruchtbar; der untere, an das Tote Meer angrenzende Teil ist besonders stark durchlaugt und daher tot. Ja selbst das Bett des J. hat in den letzten 4 km vor der Mündung alles Leben verloren. Das Wasser des J. selbst kann zur Bewässerung der Ebene nicht dienen, da es tiefer liegt als diese und alle künstlichen Bewässerungsmittel gegenwärtig fehlen. Nur höhere und vom Süßwasser befruchtete Stufen des Ghôr sind ertragsfähig und zeitweilig bebaut gewesen; so im W. die Ebene von Jericho, von Phasaelis (Fasa’il) und Archelais (Buselije) und von Beth Sean (Besan), im O. namentlich die Ebene von Tell er-Rame, Tell el-Kefren und Tell Nimrin. Die Breite des Ghôr, in der Bibel «Umkreis des J.» (Jordansau), von Griechen und Römern der «Aulon» genannt, wechselt zwischen 10 und 25 km. Der J. erhält seine bedeutendsten Zuflüsse von O., nämlich den Scheriat el-Menadire oder Jarmuk, dessen Gebiet sich vom Hermon bis zum Hauran (s. d.) ausdehnt, und den Nahr ez-Zerka, den alten Jabbok, dessen Gebiet von Dscherasch und Suf im N. bis nach Amman im S. reicht. Von den fünf alten Brücken über den J. (eine nördlich, vier südlich vom See Genezareth) ist jetzt nur noch eine, Dschisr Benat Jakub («Brücke der Töchter Jakobs»), die nördlichste, passierbar. Seit 1885 ist aber eine neue Brücke nörd- ^[folgende Seite]