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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kadettenvoranstalten – Kadmiumjodid

Offiziersstellvertreter oder als Kadetten mit Unteroffiziersrang eintreten. Die Schulen haben vier Jahrgänge. Zur Aufnahme in den ersten, zweiten, dritten Jahrgang einer Infanterie- oder Kavalleriekadettenschule wird die Absolvierung der 4, 5, 6 untersten Klassen eines Gymnasiums oder einer Realschule, für die Aufnahme in den vierten Jahrgang die vollständige Absolvierung eines Obergymnasiums oder einer Oberrealschule verlangt. Für die Artillerie- und Pionierkadettenschulen sind die Aufnahmeanforderungen für die beiden untersten Jahrgänge etwas höher, in die beiden obersten Jahrgänge finden unmittelbare Neuaufnahmen überhaupt nicht statt. Der Lehrplan umfaßt deutsche und franz. Sprache, Geographie, Geschichte, Mathematik, Physik, Chemie, geometrisches und Freihandzeichnen, praktische Geometrie; von den militär. Fächern Dienstreglement, Heeresorganisation, Waffenlehre, Pionierdienst, Exerzierreglement, Taktik, Terrainlehre und ‑Darstellung. Schulgeld wird in verschiedenen Abstufungen gezahlt. Die Zahl der Zöglinge ist auf den einzelnen Schulen verschieden (120‒280 Köpfe). Es bestehen 12 Infanteriekadettenschulen in Wien, Budapest, Prag, Karlstadt, Karthaus (bei Brünn), Lobzow (bei Krakau), Hermannstadt, Triest, Liebenau (bei Graz), Preßburg, Innsbruck und Temesvar, die Kavalleriekadettenschule in Weißkirchen (Mähren), die Artilleriekadettenschule im Wiener Arsenal und die Pionierkadettenschule in Hainburg.

Kadettenvoranstalten, die Vorbereitungsanstalten für die Hauptkadettenanstalt (s. d.) in Lichterfelde. Es bestehen (1893) sieben und zwar in Köslin, Potsdam, Wahlstatt, Bensberg, Plön, Oranienstein und Karlsruhe. Die Stärke der einzelnen Anstalten beträgt 150‒240 Kadetten. Jede Anstalt steht unter einem Stabsoffizier als Commandeur und ist in zwei Compagnien geteilt, deren jede in 3‒6 sog. Brigaden (Erziehungsabteilungen) gegliedert ist, die je einem Offizier (Erzieher) zur besondern Überwachung unterstellt sind. Der wissenschaftliche Unterricht wird in jeder Anstalt durch zwei Militärlehrer (Hauptleute oder Lieutenants) und eine Anzahl Civillehrer erteilt. Der älteste Jahrgang jeder Voranstalt tritt planmäßig mit dem Beginn des neuen Schuljahres (1. April) zur Hauptkadettenanstalt über. Die Zöglinge der K. sind nicht bewaffnet, nur die Unteroffiziere tragen das Seitengewehr.

Kadettieren (frz.), mit Kadetten (Steinplatten) belegen.

Kadett zur See, s. Seekadett.

Kadi (arab. Kâdhi), in türk. Aussprache gewöhnlich Kâsi, bei den Völkern des mohammed. Glaubens der Titel des nach dem Religionsgesetz entscheidenden Richters, der vom Scheich ul-Islam, dem Obermufti (s. Mufti), ernannt wird und der Mehkemeh, d. h. dem Tribunal, präsidiert. Unter den Kadiämtern im türk. Reiche sind die höchsten die der beiden Kasiasker (s. d.).

Kadiakgruppe, Inseln an der Südküste Alaskas, von der sie durch die Schelechow- oder Alaskastraße getrennt sind. Die größte ist Kadiak (8975 qkm), buchtenreich, durchweg gebirgig und in ihrem nördl. Teile dicht bewaldet. Sie bildet den Mittelpunkt des Pelzhandels von Alaska. Die klimatischen Bedingungen gestatten den Anbau von Rüben und Kartoffeln und das Halten von Vieh. Neben dem Schiffbau beschäftigen sich die dort lebenden 1500 Eskimo mit Lachs- und Seeotterfang und Pelztierjagd.

Kadi-Asker, türk. Beamtentitel, s. Kasiasker.

Kadiköi, Dorf am Ausfluß des Bosporus in das Marmarameer, im S. von Skutari, hat mit den Nebenorten Moda und Kalamisch 35000 E. und ist wegen seiner bequemen Dampferverbindung mit Konstantinopel beliebter Sommeraufenthalt. Zwischen K. und Skutari liegt Haidar-Pascha mit großer Kaserne und Moschee (Selimieh), der Ausgangspunkt der asiat. Bahn nach Angora.

Kadīnen (Kadynen, d. h. Damen), die nach dem freien Willen des Sultans aus den Sklavinnen des Harems ausgewählten Frauen desselben. Sie führen streng abgeschlossen im Serail ihren eigenen Hofstaat mit Agas, Eunuchen und Odalisken (s. Favoritsultanin).

Kadisi, s. Istambol Efendisi.

Kadjaren, s. Kadscharen.

Kadmeia (lat. Cadmēa), die uralte, der Sage nach von Kadmos (s. d.), vielleicht von Phöniziern gegründete Akropolis der böot. Stadt Theben (s. d.).

Kadmĭum, chem. Zeichen Cd (Cadmium), Atomgewicht 112, ein ziemlich selten vorkommendes Metall, das sich häufig neben Zink in der Zinkblende und dem Galmei findet. Es wurde 1817 von Stromeyer in Hannover und 1818 von Hermann in Schönebeck, dem Stromeyers Arbeiten unbekannt geblieben waren, entdeckt. In zinkischen Erzen erkennt man die Gegenwart des K. daran, daß dieselben, mit Soda gemischt, auf Kohle beim Anblasen mit reduzierender Lötrohrflamme einen braunen Anflug geben. Das K. ist weißer als Zink (fast ebenso weiß als Zinn), stark glänzend, krystallinisch im Bruche und von 8,6 spec. Gewicht. Beim Biegen knirscht es wie Zinn, ist härter als dieses, läßt sich aber mit dem Messer schneiden und zu Draht ausziehen; zinkhaltiges K. ist spröde und brüchig; es schmilzt bei 320° und kann bei 770°, wo es zu sieden beginnt, überdestilliert werden. An der Luft bleibt es unverändert, beim Erhitzen aber entzündet es sich und verbrennt zu braungelbem Oxyd. In Salpetersäure ist es leicht löslich, in Schwefelsäure, Salzsäure und Essigsäure löst es sich unter Entwicklung von Wasserstoffgas langsam; Erwärmen beschleunigt die Lösung. Man gewinnt es in Oberschlesien und in Belgien als Nebenprodukt bei der Reduktion des Zinks. Da es flüchtiger ist als Zink, so geht es bei der Destillation zuerst über. Die Gesamtproduktion an K. beträgt in Belgien gegen 300 kg, in Schlesien etwa 3200 kg. Das Kilogramm wird mit 4,5 bis 5 M. bezahlt. Mit andern Metallen bildet es leicht schmelzbare Legierungen (s. Kadmiumlegierungen).

Die Kadmiumverbindungen sind in vieler Hinsicht denen des Zinks ähnlich. (S. Kadmiumbromid, Kadmiumchlorid, Kadmiumjodid, Kadmiumoxyd, Kadmiumsulfat, Kadmiumsulfid.)

Kadmĭumbromīd, Bromkadmium, CdBr₂, entsteht durch direkte Vereinigung von Brom mit Kadmium und krystallisiert aus Wasser mit 4 Molekülen Krystallwasser. Man braucht es in der Photographie. Im Großhandel kostet das Kilogramm 8,5 M.

Kadmĭumchlorīd, Chlorkadmium, CdCl₂ +H₂O, entsteht beim Lösen von Kadmiumoxyd in Salzsäure und wird beim Verdampfen der Lösung in farblosen Prismen erhalten. Die durch Erwärmen von Krystallwasser befreite Verbindung schmilzt in Rotglut und sublimiert in glimmerartigen Blättchen.

Kadmĭumgelb, s. Kadmiumsulfid.

Kadmĭumjodīd, Jodkadmium, CdJ₂ erhält man direkt aus Kadmium und Jod, oder durch Ein- ^[folgende Seite]

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