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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kaffernbüffel; Kaffernkorn; Kaffernschwanzwitwe; Kaffier; Kaffrarĭa; Kaffsims; Kaffziegel; Käfig; Kafiller

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Kaffernbüffel – Kafiller

sind dies die Kafir (s. d.) in Innerasien und die K. in Südafrika. Die letztern bewohnen das Land von den östl. Grenzen des Kaplandes bis an die Delagoabai. Sie bilden einen eigenen Typus unter den afrik. Völkern. Die Hautfarbe ist bei den südlichsten Völkerschaften, den Makosa, licht und rein braun; nordwärts wird sie allmählich dunkler und an der Delagoabai dunkelschwarz. Die K. haben schwarzes, wolliges Haar; ihre Gesichtszüge ähneln der der kaukas. Rasse, die Schädel sind dolichocephal. Mit den Europäern haben sie die hohe Stirn und den erhabenen Nasenrücken, mit den Hottentotten die hervorragenden Backenknochen, mit den Negern die aufgeworfenen Lippen gemein; ihr Bart ist schwach. Ihre Sprache gehört zu den Bantusprachen (s. Bantuvölker). Sie glauben an ein höchstes böses Wesen, halten aber viel von Zauberbeschwörern und Regenmachern, deren Gunst sie sich durch gute Bezahlung zu erhalten suchen. Die Bestrebungen evang. Missionare haben im allgemeinen wenig Erfolg gehabt, weil das Christentum die Polygamie verbietet, und gerade die Zahl seiner Frauen, als Arbeiter, den Wohlstand des K. bedingt.

Die K. leben hauptsächlich von Milch und Maisbrei; nur die Krieger haben das Vorrecht, Fleisch zu genießen. Bei den meisten K. ruht die Last des Garten- und Feldbaues auf den Weibern, während sich der Mann mit ausgezeichnetem Verständnis um die Herden bekümmert und der Jagd und dem Kriegshandwerk sich hingiebt. Die technische Geschicklichkeit steht auf niedriger Stufe; ihre Wohnungen ähneln denen der Hottentotten.

Die K. zerfallen in drei Völkerschaften: 1) Die Südostkaffern wohnen am Küstenstrich zwischen dem großen Kei- und dem Umtamvunaflusse. Ihre Zahl wird auf 500000 geschätzt. Hierzu gehören die Fingo (s. d.) am Keiflusse; die Amakosa oder Kosa (bestehend aus den über die Kapkolonien zerstreuten Gaika und den am Basheefluß ansässigen Galeka); die Amatembu oder Tambuki zwischen dem Baschee und Umtata, von der Küste bis in das Hochland der Kathlambaberge; die Amapondo im Pondoland (s. d.) und die Pondomisi in Ostgriqualand (s. Griqua). 2) Die Zulu (s. d.) oder Amazulu (ungefähr 500000), ursprünglich ein kleiner Stamm, zwischen dem Pongola und dem Tugelaflusse ansässig, gewannen erst im Laufe des 19. Jahrh. polit. Bedeutung und bewohnten Natal und die nördlich anstoßenden Länder zwischen Transvaal und dem Meer bis zur Delagoabai, als Zulu, Tonga und Swasi. (S. Tafel: Afrikanische Völkertypen, Fig. 11.) Ihr Mut, ihre Ausdauer, Schlauheit, Gewandtheit und herkulische Stärke hatte sie, verbunden mit ihrer militär. Disciplin, zu dem gefürchtetsten Volke im südl. Afrika gemacht. 3) Die Betschuanen (s. d.). Über die Matabele s. Matabeleland. – Jedes dieser Kaffernvölker zerfällt in kleine Stämme, die von besondern Häuptlingen geleitet werden. Jeder Häuptling regiert über seinen Stamm oder Clan unumschränkt, giebt Gesetze, spricht Recht und entscheidet über Leben und Tod.

Die ehemalige brit. Kolonie Britisch-Kaffraria umfaßte das Land zwischen den Flüssen Keiskama und Großer Kei, wurde aber 1866 der Kapkolonie einverleibt und bildet die Divisionen King-Williams-Town und East-London (s. diese Artikel).

Das früher Kaffraria, jetzt Transkeiterritorium (nicht zu verwechseln mit einem Teil desselben, dem Transkeidistrikt, s. d.) genannte Land begreift in sich die Küstenstrecke vom Kei bis zum Umtamvuna (Grenze von Natal) und landeinwärts bis zu den Drakenbergen (Basuto). Es bedeutet also ethnographisch, nicht politisch, das eigentliche Kaffernland.

Geschichte. Die K. lebten stets mit der Kapkolonie in Feindschaft, und noch jetzt wird der Besitz des brit. Kaffernlandes, südlich vom Keiflusse bis zum Keiskama, nur durch die am Buffaloflusse gelegene Militärstation Williamstown und acht Forts aufrecht erhalten. Lord Macartney hatte 1798 den Fischfluß als Grenze gegen das Kaffernland bestimmt, doch gelang es erst 1812, diese Grenze zu behaupten. 1817 brach ein allgemeiner Aufstand aus, welcher erst 1830 durch Friedensschluß, worin der Keiskama als Grenze des Kaplandes anerkannt wurde, sein Ende fand. Wegen angeblich von den Hottentotten, am Katfluß angesiedelten Kolonisten, begangener Grenzverletzungen kam es im Dez. 1834 abermals zum Kriege, in welchem die K. Bathurst zerstörten und bis über den Buschmannfluß vordrangen, dann aber geschlagen wurden; im Friedensschluß (17. Sept. 1835) wurde der Keifluß als Südgrenze des Kaffernlandes bestimmt. Doch brach im März 1846 aufs neue ein blutiger Krieg aus, welcher erst 23. Dez. 1847 siegreich für die Engländer endigte. In einem 1850 abermals ausgebrochenen Aufstand der K. wurden die engl. Kolonisten wiederholt überfallen, die brit. Truppen zum Rückzug gezwungen. Die am Katfluß ansässigen Hottentotten gingen aus Furcht zu den K. über. Ein ganzes Jahr blieb die Kapregierung in der Defensive. Als General Cathcart mit einem namhaften Truppenkorps, darunter die engl.-deutsche Legion, Ende März 1852 im Kapland eingetroffen war, brachte er durch energische Kriegführung 9. März 1853 einen Friedensschluß zu stande, in welchem alles südlich vom Kei belegene Gebiet als Besitz Großbritanniens anerkannt und «Britisch-Kaffraria» für Kronkolonie erklärt wurde. Letztere wurde 1865 als Provinz der Kapkolonie einverleibt. 1875 nahm die brit. Regierung Fingoland (d. i. den Transkeidistrikt) und 1876 Ostgriqualand (d. i. Nomansland) in Besitz. 1877 brach ein neuer Kaffernkrieg aus. Die Galeka am Basheefluß hatten die benachbarten Fingo räuberisch überfallen; die Kapkolonie kam ihnen zu Hilfe. Doch erst das Eingreifen königlich engl. Truppen vermochte die Galeka und die mit ihnen verbundenen Gaika und Tambuki gänzlich zu besiegen. (S. Zululand.)

Vgl. J. E. Alexander, Excursions in Western Africa (2 Bde., 2. Aufl., Lond. 1840); A. W. Cole, Cape and the Kaftirs (ebd. 1852); Bowler, The Kaffir wars (ebd. 1865); Fritsch, Die Eingeborenen Südafrikas (Bresl. 1873); Revoil, Les Zoulous et les Cafres (Lille 1880); Ludlow, Zululand (Lond. 1882); Mitford, Through the Zulu-Country (ebd. 1883); Ratzel, Völkerkunde, Bd. 1 (Lpz. 1885).

Kaffernbüffel oder kapischer Büffel (Bubalus Caffer L.), s. Büffel und die Abbildung auf der Tafel: Rinder Ⅰ, Fig. 2.

Kaffernkorn, s. Sorghum.

Kaffernschwanzwitwe, s. Witwenvögel.

Kaffier (Otocyon megalotis Illiger), s. Ohrhund.

Kaffrarĭa, s. Kaffern.

Kaffsims, s. Sims.

Kaffziegel, s. Kappziegel.

Käfig, s. Vogelbauer.

Kafiller, s. Abdecker.

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]