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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kafiote – Kagul

Kafiote oder Bafiote, Negerstamm, s. Kabinda.

Kāfir, d. h. Ungläubige, arab. Name des Kafiristan (s. d.) bewohnenden arischen Volksstammes. Die K. zerfallen in drei Hauptstämme, die Ramgal, Vaigal und Bashgal, die sich wieder in eine große Zahl kleiner Stämme gliedern. Als der mächtigste gilt der der Vaigals, der das größte Thal bewohnt. Der Name Sijāhposch, den man oft den K. giebt, ist kein einheimischer. Er ist persisch, bedeutet «schwarzgekleidet» und ist den K. beigelegt worden, weil einige ein schwarzes, aus Ziegenfellen gefertigtes Obergewand zu tragen pflegen. Ihre Sprache gehört den neuindischen, arischen Sprachen an und steht der der Darden und Zigeuner am nächsten. Die Gesamtzahl der Bevölkerung wird auf über 200000 geschätzt. Ihre Religion ist ein Geisterdienst. An der Spitze der Geister, die sie als schadenbringend fürchten, steht Imbra. Ihre Tempel sind viereckige Räume aus Bauholz, mit eingeschnittenen und bemalten Thüren. Ein eigener Priesterstand ist vorhanden, aber ohne besonderes Ansehen. In beständigem Kampfe leben sie mit den Mohammedanern, die sie als ihre Todfeinde betrachten. – Vgl. Trumpp (in der «Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft»); Biddulph, Tribes of the Hindoo Koosh (Kalkutta 1880), und besonders McNair in den «Proceedings of the Royal Geographical Society», Vol. VI (1884).

Kafiristan, Alpenland im westl. Innerasien, umfaßt einen großen Teil des südl. Abfalls der Gebirgskette des Hindukusch und der von dieser sich südwärts bis an den Fluß Kabul steil erstreckenden Nebenketten. K. grenzt nördlich an Kundus und Badachschan, östlich an Tschitral, Swat und das zu Afghanistan gehörende Pandschkora, südlich und westlich an Kabulistan und besteht aus breitern oder schmälern Thälern, die von hohen, meist mit Schnee bedeckten Gebirgsrücken eingefaßt sind, und ist voller Schluchten, Abgründe und Bergströme, die großartige Wasserfälle bilden, zum Teil Goldsand führen und in den Kabul einmünden. In den niedrigern Thälern gedeihen Trauben, Obst und Weizen in Fülle. Doch ist der Ackerbau aus Mangel an Kulturboden nur unbedeutend und die Bevölkerung (s. Kafir) hauptsächlich auf Gerstenbau, Viehzucht und besonders Weinbau angewiesen. Die Gebirge sind mit schönen Urwäldern, hauptsächlich von Nadelhölzern, bedeckt. K. ist noch wenig erforscht. 1877 drang ein ind. Mulla durch das Thal des Gilghit bis Mastudsch vor und kehrte durch das Pandschkorathal nach Pischawar zurück; 1878 nahm derselbe Kohistan auf; 1882 machte Sajjad Schah ethnogr. Studien; McNair, unter der Maske eines ind. Arztes der erste europ. Reisende in K., bewerkstelligte 1883 Aufnahmen und Höhenbestimmungen.

Kafis, tunesisches Hohlmaß, s. Cafiso.

Kafr, Kefr (arab.), soviel wie Dorf.

Kaftan (türk.), das einem Schlafrock ähnliche Kleidungsstück der orient. Völker, von baumwollenem oder seidenem Zeuge verfertigt und häufig mit kostbarem Rauchwerk gefüttert.

Kaftan, Julius, prot. Theolog, geb. 30. Sept. 1848 zu Loit bei Apenrade in Nordschleswig, studierte in Erlangen, Berlin und Kiel, habilitierte sich 1873 in Leipzig, wurde aber noch vor Beginn seiner Vorlesungen als außerord. Professor nach Basel berufen, hier 1881 ord. Professor und 1883 Professor der systematischen Theologie in Berlin. Ursprünglich von der konfessionell-luth. Richtung ↔ ausgegangen, hat K. unter dem Einfluß Ritschls seinen theol. Standpunkt weiter entwickelt. Er schrieb: «Die Predigt des Evangeliums im modernen Geistesleben» (Bas. 1879), «Das Evangelium des Apostels Paulus, in Predigten der Gemeinde dargelegt» (ebd. 1879), «Das Wesen der christl. Religion» (ebd. 1881; 2. Aufl. 1888), «Die Wahrheit der christl. Religion» (ebd. 1889), «Glaube und Dogma, Betrachtungen über Dreyers undogmatisches Christentum» (3. Aufl., Lpz. 1889), «Brauchen wir ein neues Dogma?» (Bielef. 1890). – Sein Bruder, Theodor K., geb. 18. März 1847, ist seit 1886 Generalsuperintendent von Schleswig; er schrieb u. a.: «Auslegung des luth. Katechismus» (Schleswig 1892).

Kaftanhonig, s. Johannisbrot.

Kagāl (Kahal, hebr., d. h. Versammlung, Gemeinde), jüd. Konsistorium, ursprünglich bei den Juden in Rußland eine Gemeindebehörde, welche die Höhe der Staatssteuern und Beiträge für Armen- und Krankenpflege für die einzelnen Gemeindemitglieder bestimmte. Solche K. bestanden insbesondere in Odessa, Schklow und Berditschew.

Kagera, Fluß in Afrika, s. Alexandra-Nil.

Kaegi, Adolf, Philolog, geb. 30. Sept. 1849 zu Bauma (Schweiz), studierte klassische und orient. Philologie in Zürich, Leipzig und Tübingen, wurde 1877 Professor am Gymnasium, 1883 auch an der Universität Zürich. Er schrieb u.a.: «Kritische Geschichte des Spartanischen Staates von 500 bis 431 v.Chr.» (Lpz. 1873), «Siebenzig Lieder des Rigveda übersetzt» (mit K. Geldner und R. Roth, Tüb. 1875), «Der Rigveda, die älteste Litteratur der Inder» (2. Aufl., Lpz. 1881), «Alter und Herkunft des german. Gottesurteils» (Zür. 1887), «Die Neunzahl bei den Ostariern» (ebd. 1891). In seiner «Griech. Schulgrammatik» (3. Aufl., Berl. 1892) und einer Reihe von Artikeln bahnte er zuerst auf Grund sorgfältiger Statistik die Vereinfachung des Lernstoffs für den Unterricht an; demselben Zweck dient sein «Griech. Übungsbuch in zwei Teilen» (2. Aufl., Teil 1, Berl. 1893), und seine den neuen Lehrplänen von 1892 angepaßte «Kurzgefaßte griech. Schulgrammatik» (ebd. 1893).

Kagisman, s. Kagysman.

Kagoshima, Hauptstadt der Provinz Satsuma und des Kagoshima-ken auf der japan. Insel Kiushiu, an der tiefen Einbuchtung der Südküste, der Insel Sakura gegenüber, hat (4891) 56643 E. In der ostwärts an der Bucht gelegenen Vorstadt Tanura wird die altberühmte Steingutware (Satsuma-Favence) dargestellt.

Kagu (Rhinochetus jubatus Verreaux), Rallenkranich, ein merkwürdiger Vogel aus Neucaledonien, der der einzige Vertreter einer Familie (Rhinochetidae) der Stelzvögel (s. d.) ist. Der Schnabel ist von der Länge des Kopfes, leicht gekrümmt, Schwanz kurz, abgerundet, Lauf länger als die Mittelzehe, Federn am Hinterkopf zu einem Schopf verlängert, Färbung oben bläulichgrau, Unterleib hell rostbraun, Schwingen schwarz mit weißer, schwärzlich marmorierter Binde, Schwanzfedern grau mit rotbraunen Spitzen. Länge etwa 65 cm. Der K. frißt Schnecken und Insekten.

Kagul. 1) K. oder Kahul, auch Formosa, Stadt im Kreis Ismail des russ. Gouvernements Bessarabien, links an einem Arm des Pruth, hat (1885) 5980 E., Post, Telegraph und gehörte 1856–78 zu Rumänien. –

2) K.. linker Nebenfluß der

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 21.

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