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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kanevas - Kaninchen
bei Prozessionen Töchter der Schutzverwandten, die
Sonnenschirm und Sessel zmn Ausruhen nachtru-
gen. Berühmt waren bei den Alten die Kanephoren-
statuen des Polyklet in Erz und des Skopas in
Marmor. (^. Karyatiden.)
Kanevas (frz. Eaneva s, spr. kann'wä; vom. lat.
canulldig, Hanf), eigentlich ein hänfenes Zeug, eine
Art grober Leinwand mit erhabenen Streifen, Nippen
u. s. w., jetzt gewöhnlich ein leinenes, baumwollenes,
auch wollenes oder seidenes (oder auch gemifchtcs),
taffetartiges Gewebe, dessen stark gedrehte, entweder
einfache oder paarweise nebeneinander liegende Ket-
ten- und Einschlagfäden regelmäßige quadratifche
Zwischenräume bilden, meist zur Grundlage für
Wollstickereien bestimmt (Stramin). Der seidene
K. besteht meist aus zweifädigem Baumwollzwirn,dcr
mit einem einfachen, wenig gedrehten Seidenfadcn
mittels einer Maschine schraubenförmig umwundeil
(übersponnen) ist, wodurch er Glanz und Aussehen
der Seide erhält, der wollene aus gezwirntem Kamm-
garn und ist ähnlich dem Venteltuch gewebt.
Kanew (spr. -njöff). 1) Kreis im östl. Teil des
russ. Gouvernements Kiew, rechts am Dnjepr, hat
3259,7 gkm, 240926 E., 12 Zuckerfabriken, 7 Bren-
nereien, Tuch-, Maschinenfabriken, Getreide- und
Zuckerrübenbau. - 2)K., poln. Xanio^v, Kreisstadt
im Kreis K., rechts am Dnjepr, hat (1892) 9012 E.,
Post, Telegraph, 2 rufs. Kirchen, eine tath. Kapelle,
eine Synagoge, 2 israel. Vetfchulen, Bibliothek;
Flußhafen, Handel mit Getreide und Holz.
Kangan, Geldgröße auf Mindanao,s. Gantang.
Kangar, K a n g li, f. Petfchenegen.
Kangombe, Ort in Westafrika, s. Vihe.
Känguru (NaciopuZ), eine zu den pflanzen-
fressenden Beuteltieren gehörende Säugetierfamilie,
die in Gestalt am meisten den Springmäusen ähnelt
und sich durch einen langen, dicken Schwanz, sehr
lange, zum Springen eingerichtete Hinterbeine mit
verwachsenen Mittelzehen und knrzc, fünfzehige Vor-
derbeine auszeichnet. Sie zerfallen in 10 Gattun-
gen und einige 50 Arten, die alle die austral. Re-
gion bewohnen. Zu ihnen gehört das Riesen-
tänguru (Nnci'OMZ FiMntou8 H'/ian), das größte
Landsäugetier Australiens. Es mißt ohne den 70
-80 cm langen Schwanz etwa bis 1 in in der
Länge und wird zuweilen über 200 Pfd. schwer; die
Farbe ist bräunlichgrau, an den Seiten heller und
am Bauche weißlich. Seine Nahrung besteht in
Gras und Baumrinden. Es ist scheu und flüchtig,
kann 5 - 8m weite Sprünge inachen und mit den
Hinterfüßen sehr kräftige Schläge austeilen. Da
es das gewöhnlichste Wildbret der Australier ist,
das durch dressierte Hunde (engl. Fuchshunde) ge-
jagt wird, so hat es sich durch die Verfolgungen
1'ehr vermindert. Sein Fleisch gilt als sehr wohl-
schmeckend. Diefe Art sieht man vielfach in zoolog.
Gärten, noch häufiger aber das rote Riefen-
känguru <Maci'0i)U3 i-ut'ug Il^aieiVi.), das wie
ersteres Sommer und Winter im Freien bleiben
kann, wenn es nur einen trocknen Stall und Aus-
lauf hat, und das bei Hafer, Brot, Mohren und
Heu jahrelang ausdauert. Der Preis beträgt etwa
400-600 M. Die mittelgroßen K. bilden das Ge-
schlecht Iialiniitui'UZ, und als Vergkängurus
^6ti'0^lli6) bezeichnet man Arten mit an der Spitze
buschigem Schwanz, die nächtliche Tiere sind und
klettern können. Die in den Tiergärten häufigste
Art war früher das Felfenkänguru (I^trogale
xantboML <?oli?t?, s. Tafel: Beuteltiere I, Fig. 1),
Artikel, die man unter K verm
an dessen Stelle in den letzten Jahren das nahe ver-
wandte Pinselschwanzkänguru (?6ti-o^i6 pe-
nicillHta <??tt?/) getreten ist. Dasselbe wird nach
Art der Riesenkängurus gehalten und kostet etwa
125 M. In Europa pflanzen sich die K. in Tier-
gärten fort. Das neugeborene, sehr unvollkommene,
kauin 3 cm lange Junge saugt sich an einer Zitze im
Beutel der Mutter fest und wird fast acht Monate
lang bloß durch die Muttermilch ernährt. Unter den
Gattungen, welche den eigentlichen K. sich anreihen,
sind besonders die kleinen Kängururatten (s. d.) und
die kletternden Vaumkängurns (s. d.) interessant.
Käuguru-Insel (Kan garoo-Island), In-
sel vor der Südküste Australiens, südlich vom St.
Vinccntgolf, 155 kin lang und 37 km breit, bildet
ein mit Bufch bedecktes Hochland mit einigen Seen.
Flinders entdeckte die Infcl 1802 und benannte sie
nach den jetzt hier ausgerotteten Kä'ngurus.
Kängururatten (Ii^pzi^rviunuZ), Gattung der
Beuteltiere (s. d.), und zwar "aus der Gruppe der
Grasfresser, vom Habitus der echten Kängurus,
aber kleiner, bis zur Hascngröhe, die obern vordern
Schncidezähne sind länger als die andern und der
erste Backzahn ist viel größer als die folgenden.
Man kennt etwa 12 Arten, die Australien und
Tasmanien bewohnen.
Känguruwein, s. (^33113.
Kanyapur, s. Kanpur.
Kanin, Halbinsel im W. von dem Weißen Meer,
im O. von dem Eismeer und speciell der Tschesskaja
Guba (s. d.) begrenzt. Läuft im NO. im Kap Kanin -
noß aus. Der Halbinsel entlang treten Ausläufer
der Timanfchen Berge (s. d.) auf, in einer Höhe von
120 m. Das Innere ist Tundra. Die beständige Be-
völkerung bilden Samojeden. Die K. gehört zum
Kreis Mescn des russ. Gouvernements Archangelsk.
Kaninchen (I^M3 cuniculu3 ^.), ein zur Gat-
tung der Hasen (s. Hase) gehöriges Nagetier, das
sich vom Hasen, dem es im wilden Zustande in der
Färbung sehr ähnlich ist, dadurch unterscheidet,
daß die Hinterbeine weniger lang und die Ohren
kürzer als der Kopf und ohne fchwarze Spitze sind.
Das K. lebt sehr gesellig in zahlreichen Kolonien
und gräbt in sandigen oder lehmigen Abhängen
Höhlen oder Baue mit mehrern langen Zugängen.
Es findet sich in Süd- und Westeuropa und ver-
wildert in sehr vielen Gegenden Süd- und Mittel-
europas, auch auf Madeira, Jamaika und auf
den Falklandinseln; in den drei letzten Gegenden
hat es neue beständige, von der (^tammart sehr
abweichende Nassen gebildet. Häusig wird es ge-
zähmt gehalten, und dann ist seine Fruchtbarkeit
außerordentlich groß. (S. Kaninchenzucht.) Als
Wildbret und seines Pelzes wegen sowie wegen
des Schadens, den es durch Graben und Benagen
wirtschaftlicher Pflanzungen anrichtet, wird es ge-
jagt. Man hat es auch in Australien eingeführt und
es verwildern lassen, dadurch aber einen nicht zu
bewältigenden Notstand hervorgerufen, für dessen
dauernde Befeitigung von der Landesregierung, bis
jetzt noch vergeblich, bedeutende Preife ausgefetzt
worden sind. Eine besondere Art der Kaninchenjagd
ist die mit dem Frett (s. d.).
Das K. ist Haustier geworden. Wahrscheinlich
ist Spanien das Vaterland der domestizierten
Form, des gemeinen Hauskaninck ens
(s. Tafel: Kaninchenrassen, Fig. 1). Diese
unterscheidet sich von der wilden durch größern Kör-
per und veränderte Färbung (grau, hasenfarbig,
ißt, sind unter C aufzusuchen.