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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Keller

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Keller (Ferd., Maler) – Keller (Gottfr.)

schweiz. Geschichte und Altertumskunde» (Zür. 1855–68) und im «Anzeiger für schweiz. Altertumskunde» (ebd. 1868 fg.) veröffentlichte er viele Abhandlungen über die helvet.-röm. und frühmittelalterliche Periode der Schweizergeschichte. Besonders zu nennen sind noch: «Bauriß des Klosters St. Gallen von 820» (Zür. 1844) und die «Archäol. Karte der Ostschweiz» (ebd. 1874).

Keller, Ferd., Historienmaler, geb. 5. Aug. 1842 zu Karlsruhe, lebte in der Jugend mehrere Jahre mit seinem Vater Joseph K. (geb. 1804, gest. 31. Aug. 1877) und seinem ältern Bruder Franz Keller-Leuzinger (geb. 1835, gest. 18. Juli 1890), die als Ingenieure zu Straßen- und Brückenbauten nach Rio berufen worden waren, in Brasilien, studierte 1862 an der Karlsruher Kunstschule zuerst unter Schirmer, in dessen Atelier er brasil. Landschaften malte, dann (seit 1863) unter dem Historienmaler Canon, dann vier Jahre in Rom und lieferte hierauf eine Reihe von größern Schöpfungen, in welchen er das blühende Kolorit Canons womöglich noch zu überbieten suchte. Auf der Pariser Weltausstellung erregte 1867 sein Tod Philipps II. Aufsehen, welches Bild in Rio de Janeiro den ersten Ausstellungspreis gewann. Hierauf folgten: Der Brand von Rom unter Nero (1873) und der Sieg des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden über die Türken bei Salankemen am 19. Aug. 1691 (1879; Kunsthalle zu Karlsruhe). In Dresden siegte K. bei der Konkurrenz für den neuen Vorhang des Theaters, den er 1876 auch ausführte, und malte dann (1880): Hero findet die Leiche des Leander (in der Galerie der Akademie zu Wien). Nachdem er sich in Karlsruhe und Heidelberg mit Erfolg auch als Freskomaler versucht hatte, feierte er 1886 mit einem großen allegorischen Gemälde für die Aula der Universität Heidelberg, die Gründung der Universität durch einen Triumphzug der Pallas Athene mit Studenten und Professoren vor dem von der Stadtgöttin gekrönten Kurfürsten Ruprecht darstellend, einen Triumph in dekorativer und koloristisch stimmungsvoller Haltung, den er mit der Apotheose: Kaiser Wilhelm der Siegreiche, Gründer des Deutschen Reichs (1888; Nationalgalerie zu Berlin), nicht ganz wieder erreichte. Auch als Porträtmaler ist K. gesucht. Der Künstler lebt in Karlsruhe.

Keller, Friedr. Ludw. von, Jurist und Staatsmann, geb. 17. Okt. 1799 zu Zürich, studierte zu Berlin und Göttingen, wurde 1825 Professor des Civilrechts in Zürich, 1826 zugleich Amtsrichter daselbst. K. wirkte beim Ausbruch der durch die franz. Julirevolution hervorgerufenen Bewegungen an der Spitze der liberal-radikalen Partei in Zürich, wurde 1830 in den Großen Rat gewählt und 1831 zum Präsidenten des Obergerichts ernannt. 1843 folgte er einem Rufe als Professor der Rechte nach Halle, und 1847 siedelte er als Nachfolger Puchtas nach Berlin über. Als Mitglied der preuß. Zweiten Kammer wie auch im Erfurter Parlament war er ein Hauptwortführer der konservativen Partei. Bald darauf erfolgte seine Erhebung in den Adelstand unter dem Namen K. vom Steinbock. K. starb 11. Sept. 1860 in Berlin. Seine Hauptwerke sind: «Über Litis-Kontestation und Urteil» (Zür. 1827) und «Der röm. Civilprozeß und die Aktionen» (Lpz. 1852; 6. Aufl., bearbeitet von A. Wach, 1883); wertvoll sind auch seine «Semestria ad M. Tullium Ciceronem» (Bd. 1, Buch 1–3, Zür. 1843–51). Außerdem veröffentlichte er «Monatschronik der Züricher Rechtspflege» (12 Bde., ebd. 1833–38), «Baseler Teilungssache» (anonym; 3 Abteil., Aarau 1834–35), «Grundriß zu Vorlesungen über Institutionen und Antiquitäten des röm. Rechts» (Berl. 1854–58) und «Institutionen» (Lpz. 1861). Friedberg gab K.s «Vorlesungen über die Pandekten» (Lpz. 1861; 2. Aufl. in 2 Bdn., besorgt von Lewis, 1866–67) heraus.

Keller, Gottfr., Dichter, geb. 19. Juli 1819 zu Zürich, bildete sich 1840–42 in München in der Malerei aus, kehrte dann nach Zürich zurück und wandte sich nun litterar. Studien und poet. Versuchen zu. Nach 1848 lebte K. längere Zeit in Heidelberg und Berlin und erhielt 1861 das Amt des ersten Staatsschreibers des Kantons Zürich, das er 1876 niederlegte. Er starb 16. Juli 1890 in Zürich. Ein Band «Gedichte» (Heidelb. 1846), die «Neuern Gedichte» (Braunschw. 1851), endlich die «Gesammelten Gedichte» (Berl. 1883; 3. Aufl. 1888) bekunden ihn als einen eindringenden Beobachter der Natur und des Menschenherzens, der die verschiedensten Seiten des Lebens in kräftiger, origineller, zuweilen selbst bizarrer Auffassung und doch in künstlerischer Verklärung wiederzugeben vermag. K.s Bedeutung liegt jedoch auf epischem Gebiet. Sein erster Roman: «Der grüne Heinrich», zunächst 1854 (4 Bde., Braunschw.) erschienen, in der neuen Ausgabe (Stuttg. 1879–80) wesentlich umgestaltet, verarbeitet eine Masse von Gehörtem und Geschautem in einer oft losen Form, die noch nicht dem Inhalt ebenbürtig ist, aber überreich an wunderbar wiedergegebenen Lebensbildern und prächtigen Episoden. In der jüngern Fassung ist die Technik vollendeter, die Einkleidung glatter und durchsichtiger. Künstlerisch noch bedeutender sind K.s Erzählungen «Die Leute von Seldwyla» (Braunschw. 1856), deren hervorragendste Stücke «Romeo und Julie auf dem Dorfe» und «Die drei gerechten Kammmacher» vielleicht den Höhepunkt K.scher Dichterkraft bezeichnen, sowohl nach der edel poetischen, wie nach der grotesk humoristischen Seite hin; die Neubearbeitung in vier Teilen (Stuttg. 1873–74; 9. Aufl., 2 Bde., Berl. 1891) fügte mehrere meist launige Genrebilder hinzu, die sich würdig den schalkhaft graziösen «Sieben Legenden» (Stuttg. 1872; 4. Aufl., Berl. 1887) anreihen. Die beiden nächsten Werke wählten die Rahmenerzählung zur Einkleidung und boten gleichfalls Musterstücke moderner Novellistik: «Züricher Novellen» (2 Bde., Stuttg. 1878; 5. Aufl., Berl. 1889) und «Das Sinngedicht» (Berl. 1883; 10. Aufl. 1891). Ihnen folgte noch der Roman «Martin Salander» (ebd. 1886; 9. Aufl. 1891), der schon durch sein enges lokales Gepräge und durch die Schwäche der Erfindung und Komposition hinter jenen frühern Schöpfungen zurücktritt; doch enthält auch er prachtvolle Charaktere und glänzende Details. Durch sinnliche Energie, durch unerschöpfliche naturwüchsige Gestaltungskraft, durch seinen bald übermütigen, bald behaglichen Humor ist K. einer der größten deutschen Novellisten geworden, zumal eine männlich feste, auch im Spott nie auflösende und im Schmerz nie verzagende Weltanschauung ihn trägt. K.s «Gesammelte Werke» erschienen in 10 Bdn. (Berl. 1889–90), dazu Bd. 11: «Nachgelassene Schriften und Dichtungen», darunter ein prachtvolles Trauerspielfragment (1. bis 5. Aufl., ebd. 1893), hg. von Bächtold. Im Englischen erschien eine Auswahl u. d. T. «G. Keller. A selection of his tales. Translated with a memoir by Kate Freilig-^[folgende Seite]

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