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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kondratowicz - Konferenz
Ein Nest scheint der K. nicht zu bauen, sondern auf
Felsenvorsprüngen Zu brüten. Seine Eier sind
schmutzigweiß, ungefleckt und über 10 cm lang.
Vereinzelte Exemplare gelangen nach Europa und
pflegen sich in den Tiergärten Jahrzehnte lang im
Freien zu halten, schreiten bei geeigneter Pflege
auch zur Fortpflanzung. Das Stück wird mit etwa
500 M. bezahlt.
Mit dem K. ist zuweilen eine andere Art der Gat-
tung Kammgeier, der König sgeier (sai-coi-kam-
pdu8 papH i)^m.), verwechselt worden, welcher in
der Mythologie der Azteken eine Nolle spielt. Die-
ser ist aber bedeutend kleiner und durch seine bunte
Färbung leicht zu unterscheiden. Sein Gefieder ist
fahlgelb, ins Weihliche ziehend; nur die großen
Decksedern, die Schwung- und Steuerfedern sind
glänzend schwarz. Die nackte Haut des Kopfes
und Halses spielt in einer Mischung von Schar-
lach, Dunkelgelb und Violett, über die Wachs-
haut des Schnabels hängt ein orangeroter Kamm
herab. Dieser Vogel bewohnt nur die niedrigen,
mit Wald unterbrochenen Ebenen Südamerikas und
Mexikos. Er wird häufiger wie der K. nach Europa
gebracht, ist anspruchsvoller als dieser und verlangt
im Winter frostfreien Raum. Für den iungen
schwarzgrauen Vogel zahlt man etwa 300 M.
Kondratowicz (spr. -witsch), Wladystaw, poln.
Dichter, bekannt unter dem Pseudonym Syro-
komla, geb. 17. Sept. 1823 im Sluzkischen, lebte
als Pächter in Zalucze am Niemen (1844-53),
dann in Vorejkowszczyzna und Wilna und starb
15. Okt. 1802 in Wilna.^ Autodidakt, begann er, ab-
gesehen von kleinern epischen und lyrischen Gedichten,
mit trefflichen Übersetzungen ausgewählter neulat.
Dichter Polens sIanicius, Kochanowski, Sarbiewski
u. a., 6 Vdch., Wilna 1851-52). Später wandte er
sich größern epischen Erzählungen und dramat.
Versuchen zu, ohne jedoch im eigentlichen histor.
Genre etwas Bleibendes schaffen zu können; selbst
sein "Margier" (1855, Epos aus Litauens heidn.
Vergangenheit), den er als sein Hauptwerk betrach-
tete, ließ kalt. Dagegen ergriff und fesselte er, wo
er, in leidenfchaftlich hingebender Liebe zu seiner
Heimat, Freude und Leid des einfachen Bauern, des
DorfgeisÜichen, des kleinen Adligen schildert,
gleichviel ob ihm eigene Iugenderinnerungen, wie
im "^Hn Otzdoi-öF" (1854 u. 1859), Überlieferungen
von 1812, ältere Traditionen, Naturbilder, ja selbst
Sprichwörter den Stoff dazu boten ("IItN3", 1858,
"Herr Filip aus Konopie" u. a.). Seine gesam-
melten Poesien, in chronol. Ordnung, erfchienen in
10 Bänden (Warsch. 1872). - Vgl. Kraszewski,
Madystaw Syrokomla (Warsch. 1863).
Kondrau, Dorf im Bezirksamt Tirschenreuth
des bayr. Neg.-Vez. Oberpfalz, hat (1890) 649 meist
kath. E., drei alkalische kohlensäurehaltige Quellen
(9° 0.), deren Wasser zum Baden und Trinken ver-
wendet wird, sowie eine Badeanstalt für Moor-,
Fichtennadel- und Solbäder.
Kondlttte (frz.), Betragen, Aufführung. Kon-
duitenlisten oder Führungslisten hießen
früher in der preuß. Armee die von Zeit zu Zeit
von den Vorgesetzten über die Offiziere und höhern
Militärbeamten eingereichten Beurteilungen. Seit
1848 sind an ihre Stelle in Preußen und jetzt im
ganzen deutschen Heere Qualifikationsberichte (s. d.)
getreten, welche demselben Zwecke dienen.
Kondukt (lat.), Geleite, namentlich bei Leichen-
begängnissen. Bei Orgeln heißen K. die Wind-
führungen von der Windlade zu den auf besondere
Pfeifenbänke gestellten größten Pfeifen, die auf der
Lade nicht Platz haben. Die K. sind gewöhnlich
zinnerne Röhren von geringem Durchmesser.
Kondukteur (frz., fpr. -töhr), Führer, Aufseher,
besonders der Schaffner bei Eisenbahnzügen, Omni-
buswagen u. s. w.; auch Auffeher bei Bauten u. s. w.
Konduktor (lat.), Leiter der Elektricität, bei der
Elektrisiermaschine (s. d.) der isolierte Metallkörper,
auf dem sich die Elektricität ansammelt; in der Chirur-
gie ein Instrument (z. B. die Hohlsonde), das bei
einer chirurg. Operation andere Werkzeuge leitet.
Konduriotis, s. Kunduriotis.
Kondylöme (grch.), Feigwarzen (s. d.).
Konewka, Paul, Ausschneidekünstler, geb.
5. April 1840 zu Greifswald, wurde 1857 Schüler
des Bildhauers Drake, später des Malers Steffeck,
begann feit 1862 ausgeschnittene Bilder durch den
Druck zu veröffentlichen, die ihm schnell einen Na-
men machten. Er starb 10. Mai 1871 zu Berlin.
Seine Hauptwerke sind: "Blätter zu Goethes Faust"
(Berl. 1866), "Sommernachtstraum" (Heidelb. 1868),
"Der Schwarze Peter" (Stuttg. 1869), "Schatten-
bilder" (ebd. 1871), "Falstaff und seine Gesellen"
(Strahb. 1872), "Lose Blätter" (2. Aufl., Verl. 1875),
"Album. Sechs Silhouetten" (4.-8. Aufl., ebd.
1872-77).
Konfederatka, poln. pelzverbrämte Mütze, meist
mit Quaste und hoch, im Gegensatz zur niedrigern
Krakuska.
Konfekt (lat.; ital. eonlstto), Zuckerwerk, allerlei
süßes, vom Konditor bereitetes Vactwerk. (S. auch
Confetti und Kanditen.)
Konfektion (lat.), eigentlich Verfertigung, auch
Vollendung oder Vervollständigung, daher die voll-
ständige Ausstattung mit fertigen Kleidungsstücken,
besonders sür Damen. Solange Paris in der Mode
namentlich für Damenkleider tonangebend ist, wird
die dortige K. in den besten und teuersten Artikeln
den Markt beherrschen. In den billigern Massen-
artikeln , neuerdings auch in feinerer Ausstattung,
hat Berlin der Pariser K. erfolgreiche Konkurrenz
gemacht, dieselbe in der Höhe der Ausfuhr nach allen
Ländern der Erde vielleicht schon überholt.
Konfektionsfachschulen, Anstalten, die er-
wachsenen jungen Mädchen Gelegenheit zur Er-
lernung der Konfektion (s. d.) gewähren. Die Schulen
sind als Abteilungen an Frauen-, Arbeits-, Ge-
werbe- und Industrieschulen angeschlossen, so z. B.
in Berlin an die Gewerbeschule und Kunstarbeits-
schule des Lette-Vereins, in Dresden an die Fach'
schule des Frauenerwerbsvereins, in Leipzig an die
Höhere Fach- und weibliche Gewerbeschule, verbun-
den mit Handarbeitslehrerinnenseminar, in Zürich
an die schweiz. Fachschule für Damenschneiders: und
Lingerie u. s. w.
Konferönz (lat.), die gemeinschaftliche Beratung
einer Angelegenheit sowohl im Staatsrecht, wenn
die Spitzen oder Vertreter verschiedener Behörden zu
diesem Zwecke zusammentreten, als auch besonders
im Völkerrecht. Hier ist K. die regelmäßige Bezeich-
nung für die Versammlungen von Ministern, Ge-
fandten oder andern Delegierten verschiedener Staa-
ten zur Beratung und Beschlußfassung über polit.
Fragen oder über internationale Verwaltungsfragen,
z. V. Friedens-, Post-, Telegraphen-, Eisenbahn-,
Sanitäts-, Münzkonferenzen. Ohne fcharfe Schei-
dung und sachliche Bedeutung werden wichtigere
Versammlungen Kongresse (s. d.) genannt. Wesent-
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.