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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kornealherpes - Körner
Kornealherpes, s. Kornhautentzündung.
Korneliuskirfchenbaum, s. ^omus.
Körnen, s. Granulieren.
Körner, Christian Gottfr., der Vater Karl Theo-
dor Körners, geb. 2. Juli 1756 zu Leipzig, studierte
in Leipzig und Göttingen die Rechte, habilitierte
sich 1779 an der Leipziger Universität. 1783 folgte
er dem Rufe nach Dresden als Oberkonsistorialrat,
wurde 1790 Oberappellationsgerichtsrat, 1798 Geh.
Referendar im Geheimen Konsilium, 1811 aber in
das Appellationsgericht zurückversetzt. Nnter dem
russ. Gouvernement wurde K. Gouvernementsrat.
Bei der Auflösung dieser Behörde folgte er einem
Rufe in preuß. Dienste nach Berlin, wo er als
Staatsrat, später als Geh. Oberregierungsrat im
Kultusministerium thätig war. Er starb daselbst
13. Mai 1831 und wurde bei Wöbbelin bestattet.
In K. vereinigte sich mit dem Eifer für die Wissen-
schaft feines Berufs ein reger Sinn für alle Wissen-
schaft und Kunst. Sein gastliches Haus bildete den
Vereinigungspunkt der ausgezeichnetsten Männer.
Cr war Schillers vertrauter Freund und stand mit
Goethe im Briefwechsel. Auf seinem in Loschwitz
bei Dresden gelegenen Weinberge schrieb Schiller
seinen "Don Carlos". K.s Gattin Marie (gewöhn-
lich Minna genannt), Tochter des Goethe befreun-
deten Leipziger Kupferstechers Stock, geb. 11. März
1762, seit 7. Aug. 1785 mit ihm vermählt, folgte
ihm 20. Aug. 1843 im Tode nach.
K.s Teilnahme an dem Entwicklungsgange der
deutschen Litteratur beweisen nicht bloß die veröffent-
lichten brieflichen Zeugnisse Goethes und Schillers,
sondern namentlich "Schillers Briefwechsel mit K."
(4 Bde., Verl. 1847; 2. vermehrte Aufl., hg. von K.
Goedeke, 2 Bde., Lpz. 1874). An Schillers Biogra-
phie von Frau von Wolzogen hat K. wesentlichen
Anteil; auch besorgte er 1812-15 die Herausgabe
von dessen Werken und gab den "Poet. Nachlaß"
Theodor K.s heraus (mit dessen Biographie, 2 Bde.,
Lpz. 1815 u. ö.). Seine ästhetischen Aufsätze ver-
öffentlichte er gesammelt, anonym, u. d. T. "Ästhe-
tische Ansichten" (Lpz. 1808). Eine Sammlung
seiner Schriften gab A. Stern heraus (Lpz. 1881).
K.s Briefwechsel mit dem Verleger und Schriftsteller
Göschen bewahrt die Dresdener Bibliothek. - Vgl.
Ionas, Körner. Biogr. Nachrichten über ihn und
sein Haus (Berl. 1882).
Körner, Karl Theodor (im elterlichen Hause
stets Karl gerufen und erst als Dichter Theodor
K. genannt), Dichter, geb. 23. Sept. 1791 zu Dres-
den, der Sohn des vorigen, erhielt eine sehr sorg-
fältige Erziehung, befuchte 1808 - 10 die Berg-
akademie zu Freiberg, um Mineralogie zu studieren,
bezog dann, als bereits die erste Sammlung seiner
Gedichte u. d. T. "Knospen" erschienen war, die
Universität zu Leipzig, die er aber wegen eines
Duells 1811 verlassen mußte. Nach einem kurzen
Aufenthalt in Berlin ging er nach Wien, wo er sich
mit der Schauspielerin Äntonie Adamberger (s. d.)
verlobte und durch mehrere dramat. Erzeugnisse (wie
"Der grüne Domino", "Die Braut" und der "Nacht-
wächter"), welche er schnell hintereinander auf die
Bühne brachte, die öffentliche Aufmerksamkeit auf
sich lenkte. Seine Dramen ernsten Charakters, wie
"Toni" (nach einer Kleistschen Novelle) und "Hed-
wig", bekunden zwar Bühnenpraxis und Form-
gewandtheit, aber auch den Mangel an Menschen-
kenntnis des jugendlichen, inzwischen zum Theater-
dichter ernannten Verfassers. Seine beiden größern
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter E aufzusuchen.
Trauerspiele "Zriny" und "Rosamunde" wurzeln
ganz in dem Iambenpathos Schillers, fesseln aber
durch den sich darin kundgebenden Enthusiasmus.
Namentlich war in jener' Zeit des Drucks und der
geheim gärenden Volkskraft das Trauerspiel "Zriny"
mit seiner Darstellung echten Heldenmuts von mäch-
tiger Wirkung, so wenig es auf Selbständigkeit An-
spruch machen darf. Als sich die deutsche Nation
gegen die Napoleonische Fremdherrschaft erhob, zog
auch K., der schon früher in Liedern die Schmach und
Unterdrückung des Vaterlandes beklagt hatte, im
Lützowfchen Korps mit in den Krieg. Seine u. d. T.
"Leier und Schwert" und durch die Weberfchen Me-
lodien populär gewordenen patriotischen Lieder sind
nicht nur das beste unter K.s sämtlichen Dichtun-
gen, sondern gehören überhaupt zu den begeistertsten
Kriegs- und Vaterlandsgesängen, welche die deutsche
Litteratur aufzuweisen hat (vgl. Welsmann, K.s
Leier und Schwert vom biogr., ästhe^chen und
kulturgeschichtlichen Standpunkt aus betracktet, Lpz.
1891). Als Lützows Adjutant nahm K. an dem
kühnen Streifzuge in dem Rücken des Feindes teil.
Fast wäre es den Franzosen gelungen, ihn im Ge-
fecht bei Kitzen (17. Juni), wo er verwundet wurde,
gefangen zu nehmen. Von Freunden zunächst in
Leipzig, dann in Karlsbad gepflegt, ging er, sobald
es seine Verwundung erlaubte, wicder zu seinem
Korps. Nach beendigtem Waffenstillstände kämpfte
er in mehrern Gefechten gegen die Franzosen mit
kühnem Mute. Er fiel 26. Äug. 1813 bei dem Dorfe
Lützow unweit Gadebusch, 2 km westlich von Rosen-
berg. Seine Leiche wurde unter einer alten Eiche bei
Wöbbelin, 8 km nördlich von Ludwigslust, begraben.
Neben K. wurde 1815 seine Schwester Emma (geb.
19. April 1788), 1831 sein Vater, 1832 seine Tante
Dora Stock und 1843 seine Mutter begraben.
Auf dem Georgsplatz zu Dresden vor der Kreuz-
schule, deren Zögling K. gewesen ist, steht sein 18. Okt.
1871 enthülltes, von Hähnel modelliertes Stand-
bild aus Erz. Emil Peschel in Dresden eröffnete in
Neustadt-Dresden in dem Geburtshause K.s und dem
zweijährigen Aufenthaltsorte Schillers 1875 ein
Körner-Museum, das 1885 in den Besitz der
Stadt Dresden überging (Direktor Dr. Peschel). Es
enthält eine wertvolle Sammluug^von historisch-
litterarisch und künstlerisch intereH anten Gegen-
ständen aus den Befreiungskriegen und der Litte-
raturepoche jener Zeit, Zeichnungen, Gemälde,
Büsten, Medaillen, Drucksachen, Manuskripte, die
seltensten Autographen u. dgl. Ebenso ist im Körner-
Museum der geistig und künstlerisch ausgezeichnete
Familienkreis Christian Gottsried K.s zugleich mit
seinem Freundschaftsverhältnis zu Schiller ganz be-
sonders hervorgehoben.
Ausgaben der "Sämtlichen Werke" K.s besorgten
Streckfuß (in einem Bande, Verl. 1834 u. ö.; in
4 Bon., ebd. 1838 u. ö.), Wolff (nebst Briefen u. s. w.,
4 Bde., ebd. 1858), Ad. Stern (in Kürschners "Deut-
scher Nationallitteratur"); eine Prachtausgabe H.
Laube (Wien 1882; neue Ausg. 1891); eine Aus"
wähl H. Zimmer (Lpz. 1893). Briefe K.s enthält
das Werk von R. Brockhaus, Th. K. Zum 23. Sept.
1891 (Lpz. 1891). K.s "Tagebuch und Kriegslieder
aus dem 1.1813" gab Peschel (Freib. i. Vr. 1893),
"Sieben Burschenlieder aus Leipzig, Freiberg und
Wien" Latendorf (Münch. 1886) heraus.
Vgl. L. Bauer, K.s Leben (Stuttg. 1883); Breyen-
berg, Theodor K. (Dresd. 1891); B. Nogge, Theodor
ein Sänger und ein Held (Wittenb. 1891);